Published: 13.01.2017
Label: Young Turks Recordings
Genre: Indie RNB, IndieTronic, Dark Indie Pop, Electro Indie
Country: London / Großbritannien
Romy Madley Croft (Gesang, Gitarre), Oliver Sim (Gesang, Bass), Jamie Smith (Drum Machine)
Eine blecherne Fanfare, dann ein rumpelnder und scheppernder fetter Beat. Die tiefe Stimme von Oliver Sim setzt ein und wenig später gesellt sich der Gesang von Romey Madley Croft dazu. Unverkennbar der ganz spezielle The XX-Sound zwischen RNB und DarkIndie. Die Bläser kehren wieder, klingen aber nur wie aus der Ferne. Dann übernimmt Romey die Strophe, ehe wieder Harmoniegesang einsetzt und die Beats sich zurücknehmen. Eine Sirene erklingt. Die Beats nehmen wieder Fahrt auf. Die Stimmen versiegen kurzfristig und lassen Beats und Trompete vordergründig werkeln. Fetter Opener dieses "Dangerous".
Hohe Gesangsstimme, Klavierklänge und schwebende Keys eröffnen "Say Something Loving". Weniger düster als der vorherige Song, aber durch den Stakkatoanschlag ziemlich dramatisch. Dann der tiefe Herzschlag-Beat und Oliver und Romey singen mal abwechselnd und mal im Chorus. Hat einige Momente, die an das Dub-Genre erinnern, aber die poppige Melodie steht fest im Zentrum, auch wenn Jamie Smith es rundum wieder ordentlich klackern und klickern lässt.
"Lips": Ähnlicher Beginn wie beim zweiten Song. Der Beat klingt, als wäre er mit hohen Klanghölzern geschlagen. Die Leadstimme gehört nun eindeutig Romey. Ist das eine elektronisch verfremdete Geige, die Klangmaler Smith da im Song integriert hat?
Es plätschern die Keys. Klingt wie die Beschallung bei einer esoterischen Sitzung, bis die Stimme von Oliver einsetzt. Der Sound bei "A Violent Noise" türmt sich immer wieder auf und zerfällt. Die zweite Strophe übernimmt Romey. In den Passagen, wo die Musik anschwillt, muss ich an alte Techno-Trax denken und zuckende Körper im Strobolicht.
Es wird minimalistischer und noch atmosphärischer. Der Gesang bei "Performance" erinnert an Feist. Melancholische Nummer über ein gebrochenes Herz. Die Töne dürfen laaaange klingen. Ein Ton schneidet sich ins Trommelfell und erlischt. Streicher streicheln die wunde Seele.
"Replica": The Rhythm is it. Eigentlich sind es ja immer dieselben Zutaten. Wechselnde männliche und weibliche Gesangsparts, minimalistische Beats und kleine aber feine elektronische Gimmicks. Müsste doch auf dem dritten Album eigentlich mal langweilig werden? Tut es aber nicht, vielleicht, weil die Band sich immer sehr viel Zeit zwischen ihren Alben nimmt und es wirklich keine Band gibt, die eine ähnlichen Sound hinbekommt.
Zerbrechlich und wie hingehaucht klingt die Stimme von Romey bei "Brave for You". Können Stadionhymnen minimalistisch sein? Können elektronische Beats wie ein Trommelwirbel klingen? Und warum muss ich bei dem Song an eine große gotische Kathedrale denken, die in den Himmel zu wachsen scheint?
"On Hold": Der poppigste Song, den die Band bisher aufgenommen hat. Der Maschinenraum blubbert und Vocals dienen als Soundvehikel. Finde Oliver legt etwas zu viel Schmalz in seine Gesangsparts, aber der Refrain ist schon very fein, wie man hier zu sagen pflegt. Gott sei dank höre ich so gut wie nie Radio, denn ich bin mir sicher, die Nummer wird dort doch rauf und runter gespielt, oder?
Und damit ist "On Hold" schon nicht mehr die poppigste Nummer, denn trotz des einfachen und recht zackigen Beats taugen die Lyrics und der Refrain von "I Dare You" dazu, Teenagerherzen zu erweichen. Nicht falsch verstehen, das ist schon gut, aber von Joy Divison und selbst New Order schon ziemlich weit entfernt.
"Test Me": Klavierklänge und die Vokalisten mit erster und zweiter Stimme. Kammermusik. Langsam schält sich ein tropfender Beat aus den spooky Klängen. Der Sound schwillt an, das inszenierte Orchester bläst zur Attacke, trifft auf den Maschineraum und erlischt. Gleich noch mal auflegen.
Tracklist:
01 Dangerous
02 Say Something Loving
03 Lips
04 A Violent Noise
05 Performance
06 Replica
07 Brave for You
08 On Hold
09 I Dare You
10 Test Me
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen