Der böse Junge ist vielleicht tatsächlich geheimnisvoll, aber ein Unbekannter ist er mit Sicherheit nicht, denn Ben Joseph, der Kopf von SECRET BAD BOY, war lange Jahre Gitarrist und Keyboarder beiEzra Furman und auch die restliche Band speist sich aus Mitgliedern von Vulfpeck, dem Mild High Club und I Fight Dragons.
Bisher gibt es nur zwei Veröffentlichungen der neuen Band. Die eine ist "Double Platinum", eine Nummer die an Ezra erinnert und von Josephs Stimme profitiert, die Croonern der alten Schule in nichts nachsteht und sehr sehr smooth groovt. Die andere ist "Chicken" und dieser Song klingt ganz anders, nämlich eher nach dem schmutzigen GarageBluesRock von Ty Segall. Beide Stücke klingen so vielversprechend, dass man auf das Debütalbum der frisch geschlüpften Band aus Chicago ziemlich gespannt sein darf.
JOHN ELDERKIN and ¡MOONBEAMS NO MAS! / We Waited Five Years
Das Kickstarter-Projekt zu dieser Platte läuft seit 2015, also noch, bevor David Bowie sich nach oben verabschiedete, hat mich aber erst vor Kurzem über eine Mail erreicht und der Eingangssatz "Like Ziggy Stardust and the Spiders from Mars ... " sofort mein Interesse geweckt.
Das Projekt "The Fall and Rise of J. E. and ¡Moonbeams No Mas!"handelt konzeptionell von zwei Jugendlichen (John und Danielle), die sich in einen Secondhand-Schallplattenladen verlieben und nach Wirren und Schicksalsschlägen sich verzweifelt in einer selbst gebastelten Rakete auf den Weg zum Mond machen. Das nenn ich mal eine Geschichte! Das Album soll am 8ten August erscheinen.
Eigentlich liebe ich die abgedrehte Musik des bekloppten Typen aus Los Angeles. Aber schon ARIEL PINKS 2014er Werk "Pom Pom" war in der Nachbetrachtung mit einigen Stücken gesegnet, die man schnell vergisst, oder sogar vergessen sollte.
Drei Jahre später steht nun "Dedicated to Bobby Jamesson" in den Regalen und es will sich nur ein einziger Song des Albums in meinen Gehirnwindungen festsetzen: "Another Weekend".
Na gut, der dem Album den Titel gebende Song ist auch ganz okay und "Bubblegum Dreams" und "Acting". 4 aus 13 nicht gerade eine Topquote :-(.
Neulich habe ich irgendwo gelesen, dass man seine Lebenszeit um zwei Jahre verlängern kann, wenn man täglich 30 Minuten joggt. Wenn ich also mal angenommen 78 Jahre werde, hätte ich in einem Jahr 182,5h (0,5h x 365 Tage) in Laufen investiert, in 78 Jahren wären dies unfassbare 14 235 Stunden! Das bedeutet, ich gehe 1,625 Jahre Joggen um 2 Jahre älter zu werden????
Ich habe beschlossen, nur 76 Jahre alt zu werden und die ausgesparten 1,625 Jahre in Musikhören zu investieren, wie zum Beispiel in zeitlose Musik wie "Runner" von JOY AND ROY aus Kanada. Falls ich deutlich älter als 78 werde, gebe ich Euch rechtzeitig Bescheid, damit Ihr Euer Leben umstellen könnt ;-).
Schon 2015 (NewSongs Vol. 107) haben mir die beiden Franzosen, Remi Lucas (Guitar + Vocals) und Charly Cailleaud (Drums), mit ihrer rohen GarageBlues und PunkRock-Mixtur so viel Spaß bereitet, dass ich mir das Debütalbum auf Vinyl besorgen musste. "Before You Die" die erste Singleauskopplung und das großartige Cover des zweiten Streichs lassen befürchten, dass sich meine Plattensammlung um eine weitere Scheibe der Franzosen erweitern wird. MADE MY DAY!
Schlafende Hunde soll man bekanntlich nicht wecken. Als Katzenbesitzer weiß ich, dass man auch Katzen lieber nicht wecken sollte, da man sonst die Krallen des domestizierten Raubtieres spüren könnte.
Der Name, SLEEPY KITTY, des Duos aus St. Louis ist deswegen ziemlich gut gewählt, denn einerseits ist die Musik von Paige Brubeck und Evan Sult (früher als Schlagzeuger beiHarvey Danger) sanft und anschmiegsam und verspielt, andererseits zeigen die beiden aber gerne auch mal ihre Krallen. Kuscheltiger versus Raubkatze!
Eigentlich wird alles in den Mixer gerührt, was die Genreschublade hergibt: IndiePop, ArtRock, PostRock, PostGrunge, GarageRock, TwangPop, JanglePop, Surf ein Spur Punk und was weiß der Herrgott noch. Dazu kommen Harmoniegesänge, Vocal-Loops, Field Recordings und damit es nicht langweilig wird, gibt es auch noch einen Song in französischer Sprache. Für Abwechslung ist auf "Clean Hustle", was sinnigerweise so viel wie "Saubere Hektik" bedeutet, also 100%ig gesorgt.
Das Album beginnt rockig mit "Don't You Start", der Nummer mit dem größten Hitpotenzial und natürlich beweisen die beiden mit der Albumposition für diesen Titel, dass sie, neben überbrodelten Kreativität, auch über Humor verfügen.
Das Tempo bleibt flott bei "Nothing = You", es wird aber etwas melodiöser und Paige singt etwas höher und weniger schmutzig. Kleine Flamenco-Hand-Clap-Sequenzen und ein stampfender Beat sorgen dafür, dass man unwillkürlich mit den Füßchen mitwippt.
Das Intro zu "Speaking Politely" klingt nach Jack White und somit ist sofort klar, dass die schlafenden Miezekatzen ihre Krallen nun richtig ausfahren. Ein schweres Riff wütet und Paige mutiert wieder zur schmutzigen Straßenkatze, die in Garagen übernachtet und es hasst angefasst zu werden. Wäre die Welt gut und gerecht würde dieses Stück ein Hit werden!
Das mit mehr als 6 Minuten längste Stück "Seventeen" ist ein Schunkler im Polka-Rythmus mit viel Noise, einer kreischenden Katze und kreischenden Gitarren, der alles zu überrollen scheint und die musikalische Schnittstelle zwischen The Specials und Sonic Youth herstellt. Schon irre, was zwei Menschen für ein Spektakel veranstalten können!
In der Albummitte kommt das auf französisch vorgetragene Stück "Tu Veux Ou Tu Veux Pas". Paige wäre sicherlich auch eine gute Kandidatin gewesen, um mit dem Enfant Terrible Serge Gainsbourg ein Liedchen zu trällern.
"The Hoax" ist femmale IndiePop mit einer sehr relaxten Grundstimmung und einem kleinen Gitarrenausritt und etwas viel "Huhuhu". Der nächste Song "Doin' It All For My Baby" zeigt wieder deutlich mehr Kontur, nicht nur weil die Vocals (Evan darf auch) nun mehr im Fokus stehen, sondern auch weil die Nummer mit sehr viel Gefühl und feinen Tempowechseln vorgetragen wird.
Wie eine Cabaretnummer mit Pianobekleidung klingt "What Are You Gonna Do When You Find Bigfoot". Erinnert mich ziemlich an die frühen The DØ! Überhaupt klingt Paige an einigen Stellen wie Olivia und auch die musikalische Vielseitigkeit teilen Sleepy Kitty mit den Franzosen.
Wieder mehr Richtung Garage geht es bei "Hold Yr Ground", sehr schön, wenn die Gitarre sich ab Mitte des Stückes auch in psychedelische Gefilde wagt. Mir persönlich gefallen die Stücke, wo die Band die Krallen ausfährt insgesamt eine Spur besser als die ruhigeren Nummern, ist aber sicher Geschmackssache wie so Vieles im Leben ;-)
Das letzte Stück des Albums, "Gimme A Chantz!", geht wieder in Richtung "What Are You Gonna Do When You Find Bigfoot", hat aber deutlich mehr Drive und quietscht schöner.
Nach der Debüt-LP "Infinty City" im Jahr 2012 und der EP "Flux" im Jahr 2016, haben Sleepy Kitty mit "The Clean Hustle" einen großen Schritt nach vorne gemacht.
Bleibt nur eine Frage offen:
WARUM ZUR HÖLLE GIBT ES DIESES ALBUM NOCH NICHT AUF VINYL????? Im Pressetext lese ich zur Nervenberuhigung: "The Clean Hustle, an exclusive release for the Nordic territories which warms up the band for their upcoming album and tour in 2018. " :-)
Tracklist:
01 Don't You Start
02 Nothing = You
03 Speaking Politely
04 Seventeen
05 Tu Veux Ou Tu Veux Pas
06 The Hoax
07 Doin' It All For My Baby
08 What Are You Gonna Do When You Find Bigfoot
09 Hold Yr Ground
10 Gimme A Chantz!
Als LoFi-Folk mit leicht psychedelischen Tendenzen könnte man die Musik von JACKSON BOONE umschreiben - meinetwegen auch als SpaceArtFolk. Im Song "Don't", aus Boone's drittem und wirklich empfehlenswertem Longplayer "Organic Light Factory", gibt es ein sehr schönes Break und danach einen kleinen Ritt in spacige Gefilde: Ein Bisschen so als würdeRobert Zimmermann in den Pink Floyd-Kosmos entführt. Wer jetzt noch einen Grund braucht, um mehr über Jackson Boone zu erfahren, dem sei gesagt, dass Riley Geare vom Unknown Mortal Orchestra für das Album als Produzent parat stand. MADE MY DAY!
Das etablierte Bands EPs veröffentlichen ist ja eher selten, aber anscheinend war mit dem 2015 erschienen Album "A Full Head Of Dreams" das Kapitel noch nicht abgeschlossen, denn die fünf Songs enthaltende EP "Kaleidoscope" die Anfang August erscheint, knüpft nicht nur durch ihren Namen am letzten Longplayer von COLDPLAY an, sondern auch an dessen Durchschnittlichkeit.
Trotzdem gibt es mit "All I Can Think About Is You" einen, ziemlich grellen, Lichtblick auf der EP, der mir den Tag versüßt. Vielleicht sind Coldplay doch noch nicht verloren? MADE MY DAY!
Tracklist: 1. All I Can Think About Is You 2. Miracles (Someone Special) - with Big Sean 3. A L I E N S 4. Something Just Like This (Tokyo Remix) - with The Chainsmokers 5. Hypnotised
HERZPLATTEN - REMEBER THAT OLD SHIT Kategorie: Folk, Singer/Songwriter Veröffentlichung: 1970
Am 10. Juli 1942 wird,als Sohn mexikanischer Einwanderer in Detroit ein Junge namens Sixto Diaz Rodriguez geboren.
Er wächst in den sozialen Brennpunkten seiner
Heimatstadt auf, absolviert trotzdem die High School und beginnt
anschließend in Kneipen und Clubs aufzutreten, um als Singer/Songwriter
mit selbstkomponierten Songs und sozialkritischen Texten Geld zu
verdienen.
RODRIGUEZ singt über Drogenhändler, Prostituierte und über das ärmliche Leben in den Straßen Detroits.
Seine Vorbilder sind die Rolling Stones und Leonard Cohen, musikalisch bewegt er sich aber eher in Richtung Dylanund vor allem Nick Drake, mit dem er den Hang zur melancholischen Tiefe teilt.
1967 nimmt er seine erste Single "I’ll Slip Away" auf. Die Studiomusiker Dennis Coffey, seinerzeit Studiomusiker für die Funk Brothers, eines der Zugpferde auf dem trendigen Motown-Label und Mike Theodore vermitteln ihn an das neu gegründete Label Sussex Records, wo er mit den beiden Studiomusikern als Produzenten 1970 sein Debüt-Album "Cold Fact" herausbringt.
Das Folk-Album enthält 12 Songs, von denen bis auf "Hate Street Dialogue" und "Gomorrah (A Nursery Rhyme)" alle aus der Feder von Rodriguez stammen. "Cold Fact"
erhält von den Kritikern gute Rezensionen, bleibt aber, aus welchen
Gründen auch immer, wie Blei in den Regalen liegen. Nachdem auch sein
1971 veröffentlichtes zweites Album "Coming from Reality" in den
USA floppt und ihm die Plattenfirma kurz vor Weihnachten kündigt,
beendet er seine eigentlich nie gestartete Musikkarriere und verdient
seine Brötchen als Sozialarbeiter, ungelernte Kraft an einer Tankstelle
und Bauarbeiter.
Mehr als 13.000 km entfernt verfasst 1996 ein gewisser Stephen Segerman aus Südafrika für den Begleittext der neuaufgelegten CD "Coming from Reality" einen Begleittext, in dem er dazu aufruft, das Mysterium um den in Südafrika höchstpopulären Künstler Rodriguez
zu lüften. Ende der 70er Jahre hatten dessen Lieder in dem von
Apartheit geprägten Land die Herzen der unzufriedenen Bevölkerung
erobert und ihm eine Popularität verschafft, die keinen Deut hinter der
der Beatles oder von Simon & Garfunkel
zurückstand. Es hieß, er habe sich nach einem Konzert erschossen oder
sei ein Drogenopfer geworden, aber Genaues über den Künstler wusste
niemand.
1997 publiziert Segermann eine Internetseite, auf der er die noch recht kleine Netzgemeinschaft bittet, ihm bei der Suche nach Rodriguez zu helfen und falls vorhanden, Hinweise in einem Kommentra zu hinterlassen.
Der südafrikanische Journalist Craig Bartholomew
liest zufälligerweise den Aufruf in der CD und beginnt mit Recherchen,
indem er dem Finanzstrom aus Südafrika folgt - der allerdings trotz
millionenfach verkaufter Platten, davon nämlich größtenteils Bootlegs
und Raubkopien, nicht sehr groß ausfiel - und hofft so auf den Künstler
zu stoßen. Aber die Plattenlabel können oder wollen nicht weiterhelfen
und so ist es schließlich ein Kommentar auf besagter Internetseite, der
dazu führt, das Mysterium um den südafrikanischen Superstar zu lüften.
Der Eintrag lautet sinngemäß in etwa: "R. ist mein Vater und er lebt. Wenn Sie weitere Informationen wünschen kontaktieren sie mich."
Die Tochter, eine von dreien, denn Rodriguez ist mittlerweile verheiratet und hat drei Töchter, stellt den Kontakt zwischen Segermann und Rodriguez her.
Es fiel dem Amerikaner sicher schwer zu glauben, was der Südafrikaner
ihm erzählte. Er, der zwar nie große Erfolge feierte, aber immerhin in
Australien, wo er auch einen gewissen Bekanntheitsgrad entwickelte hatte,
in den frühen 80ern ein paar Konzerte spielte, der 1981 sein
Bachelor-Studium in Philospohie erfolgreich abgeschlossen hatte und sich
mehrfach als Bürgermeisterkandidat für Detroit versucht hatte, ER war
in Südafrika ein Superstar.
Es kam, wie es kommen musste. Rodriguez packte seine Gitarre und seine Familie flog nach Südafrika und spielte 1998 sechs ausverkaufte Konzerte in Südafrika.
2001 wird im südafrikanischen TV der Dokumentarfilm "Dead Men Don't Tour: Rodriguez in South Africa 1998" ausgestrahlt. 2006 beginnt der schwedische Dokumetarfilmer Malik Bendjelloul mit den Arbeiten an seinem unbedingt sehenswerten Film über die Wiederauferstehung des Musikers Rodriguez. "Searching for Sugar Man"
wird 2013, einem Jahr nach seiner Veröffentlichung, als bester
Dokumetarfilm mit dem Oscar ausgezeichnet. Seitdem steht das Album zum
Film und auch "Cold Fact", das Debütalbum des einfachen Mannes aus Detroit, in immer mehr Musiksammlungen auf der ganzen Welt.
Die Songs des erst vergessenen und mittlerweile legendären Albums:
"Sugar Man":
Mit Drogen der tristen Realität entfliehen. Mit psychedelischen
schrillen Untertönen und unerwarteten Eskapaden, aber einer Melodie, die
man niemals mehr vergisst.
"Only Good for Conversation": Warum bei Rodriguez immer wieder Vergleiche mit Jimi Hendrix auftauchen? Dieser Song ist die Antwort.
"Crucify Your Mind": Scott Walker trifft den Geschichtenerzähler Bob Dylan. Von den Träumen, die wir alle haben und die wir nur selten erreichen, weil wir über das Träumen die Realität vergessen.
"This Is Not a Song, It’s an Outburst: Or, the Establishment Blues": Rebellion in Noten und einer der Songs, weswegen Rodriguez in Ländern mit Unterdrückung und Freiheitsdrang zur Ikone wurde.
"Hate Street Dialogue": Einer von zwei Songs auf "Cold Fact", der nicht von Rodriguez geschrieben wurde. Es geht in dem Song nich um "Hate", sondern um eine legendäre Hippie-Gegend (Haight / Ashbury) in San Francisco.
"Forget It": Die etwas andere Art Tschüss zu sagen.
"Inner City Blues": Blues über die harten Fakten in der Working Class in Detroit zu leben. Da Rodriguez den Stadtteil Dearborn im Songtext erwähnt, vermutet Craig Bartholomew richtig, dass Rodriguez aus dem Großraum Detroit stammt.
"I Wonder":
Der Kultsong in Südafrika, der auf den Schallplatten dort verkratzt
wurde, um die Bevölkerung vor diesen aufrührerischen freigeistigen Texten
zu schützen.
"Like Janis": Rodriguez selbst behauptet, die Personen in seinen Songs seien immer fiktiv, aber selbstverständlich bezieht sich dieses Lied auf Janis Joplin, die sieben Monate nach dem Erscheinen von "Cold Fact" verstarb.
"Gommorah (A Nursery Rhyme)": Der zweite Song, der nicht aus der Feder von Rodriguez stammt. Bluessong, dem der ganz spezielle Rodriguez-Spirit im Gegensatz zu "Hate Street Dialogue" allerdings etwas fehlt.
"Rich Folks Hoax": "The
sun is shining, as it's always done. Coffin dust is the fate of
everyone. Talking 'bout the rich folks. The poor create the rich hoax.
And only late breast-fed fools believe it."
"Jane S. Piddy": Wahrscheinlich auch eine Art der Verneigung, aber nicht kritiklos vor Janis Joplin und ihrem außergewöhnlichen lebenshungrigen Lebensstil.
Tracklist:
01Sugar Man
02 Only Good for Conversation
03 Crucify Your Mind
04 This Is Not a Song, It’s an Outburst: Or, the Establishment Blues
Auch Romantik hat seine Berechtigung ;-). LOR ist ein Quartett aus dem schönen Krakau in Polen, das seit 2015 verträumte Musik macht, die irgendwo zwischen Birdy und Agnes Obel einzusortieren ist. Im Zentrum der Stücke steht die feinfühlige und gläserne Stimme von Berry Kudlińska, eingerahmt vorzugsweise von Klavier- oder Geigenklängen. Weiter Bandmitglieder sind Julię Skibę, Pauline Sumer und Julia Błachut. Im Song "Keaton" geht es um Einsamkeit und die verschwommene Grenze zwischen Erinnerung und Realität. Seufz - Taschentücher raus! MADE MY DAY!
Nun ist es also passiert! Seit 2004 machen PORTUGAL . THE MAN wunderbaren IndieRock und im verflixten 13ten Bandjahr ist er da, der Hit. Über "Feel It Still" habe ich in den New Songs Vol. 151 im März alles gesagt, nun mal reinhören, ob wir die Indielieblinge mit "Woodstock" an den Mainstream verlieren.
Schon bei "Evil Friends" unter den Produzentenfittichen von Danger Mouse wurde der Sound sehr poppig und fett, aber "Woodstock" ist fetter und wenn "Evil Friends" modern war, dann ist "Woodstock" hypermodern.
Das Album beginnt mit "Number One" und einem Sample von Woodstock-Veteran Richie Havens. Aber auch wenn der Einstiegssong mit dem Sample suggeriert, dass Portugal. The Man ein politisches Signal in unruhigen Zeiten setzen wollen, ist "Woodstock" in Wahrheit eher eine Partyplatte modernster Ausprägung geworden, die zwar einen gewissen Freiheitsdrang transportiert, aber in den Texten keinesfalls den Finger in die offenen Wunden unserer Gesellschaft legt oder gar aufrührerisch tätig werden könnte.
"Easy Tiger" hat ähnliches Hitpotential wie "Feel It Still". Die früher immer leicht versteckten Melodien liegen völlig offen, man erkennt die Band schon noch, aber dieser hypermoderne ElectroIndieRock, in dem bisher MGMT tonangebend waren, nimmt der Band aus Alaska ein stückweit ihre bisherige Unverwechselbarkeit.
Im Mainstream-Radio wird man die Band deswegen sicher öfter hören, Mitsingnummern wie "Live In The Moment" oder "Tidal Wave" können problemlos zwischen Coldplay und Britney Spears platziert werden. Das klingt jetzt nicht gerade positiv, ist aber gar nicht so gemeint, denn diese beiden Songs sind exzellente Popnummern, haben aber nur noch wenig mit den alten Portugal. The Man zu tun.
Nach diesem achten Album wird man das Quintett wohl kaum noch in kleineren Hallen live erleben können. So gut wie jeder Song eignet sich perfekt dafür, als Hymne aus tausenden von Kehlen zu erklingen. Ich sehe schon 1000 Teenies Handys in die Höhe halten, statt den Moment zu leben :-(. Der Weg der Bandgründer John Gourley und Zach Carothers, die einst mit der Hardcore-Punk-Band Anatomy of a Ghost ins Musikbusiness starteten, führt ganz klar in die Stadien dieser Welt.
Für das Erste sind Portugal. The Man für den Musikliebhaber mit dem etwas anderen Musikgeschmack verloren, aber wer weiß, ob die Band nicht irgendwann den Weg zurück bestreitet, vielleicht mit der Veröffentlichung des auf Eis gelegten Albums "Gloomin & Doomin"?
Ich kann "Woodstock" durchaus etwas abgewinnen, aber im Moment überwiegt der Verlust der alten, unvergleichlichen Portugal. The Man. Es ist so, als ob ein guter alter Freund, mit dem man früher jeden Unsinn verzapfen konnte, plötzlich nur noch Anzug trägt, der CDU beigetreten ist, einen Mittelscheitel trägt und den größten Kick bekommt, wenn sein Aktienportfolio Gewinnwarnungen ausspuckt.
Tracklist:
01 Number One feat. Richie Havens and Son Little
02 Easy Tiger
03 Live In The Moment
04 Feel It Still
05 Rich Friends
06 Keep On
07 So Young
08 Mr Lonely feat. Fat Lip
09 Tidal Wave
10 Noise Pollution feat. Mary Elizabeth Winstead & Zoe Manville
Ich glaube über eine Band aus Ungarn wurde auf diesem Blog noch nie berichtet, also Täta Premierevorhang auf für BANKRUPT. Die vier nicht mehr ganz taufrischen Herren machen seit nicht ganz 20 Jahren Mucke zwischen Punk und Rock, verehren The Ramones, haben schon rund 400 Gigs gespielt, vier Longplayer und vier EPs veröffentlicht und nun einen Song, "Creepy Stalker", mit einem sehr amüsanten Clip fabriziert. MADE MY DAY!
Die singende Säge ist beiseitegelegt, KEVIN MORBY, der Mann aus Kansas, verlässt das Land und macht sich für sein viertes Album auf den Weg in die große Stadt um deren Aura in Musik zu verwandeln.
Morby ist tatsächlich kurzfristig nach Los Angeles umgezogen um sich inspirieren zu lassen. Das Ergebnis ist, dass seine Stimme deutlich weniger zum Einsatz kommt wie auf seinen vorhergehenden Alben und dass er mit unzähligen Referenzen die sich dem Leben in der Stadt gewidmet haben kreativ spielt. Einer der stärksten Stücke des Albums und ein Paradebeispiel für die gesamte Platte ist der Song "City Music. Da muss ich doch nicht mehr explizit erwähnen, wie exzellent das Album ist, oder?
Lässt sich schwer fassen der Track "Together" von GIRLHOOD aus London. Ist das noch IndiePop? DancePop? Tanzbar ist es auf jeden Fall, was Christian Pinchbeck (Beats + Samples) und Tessa Cavanna (Vocals) mit wechselnden Musikern mit ihren ersten Songveröffentlichungen präsentieren.
Bei "Together" erinnert mich das Saxofon an Roxy Music, der rumpelnde Beat an A. R. Kaneund der Groove an die Fugees. 90's Feeling und ItaloHouse gibt es sowieso noch gratis dazu.
Die erste Single von QOTSA nach dem schrecklichen Ereignis in Paris heißt "The Way You Used To Do" und ist aus dem am 25. August erscheinendem Album "Villains".
Nachdem die Band politisch nicht immer einen korrekten Eindruck hinterlassen hat, sieht sich die Band genötigt im Pressetext darauf hinzuweisen, dass der Albumtitel "Schurken" kein politisches Statement ist und nichts mit Trumpoder irgendwelchem Scheiß zu tun hat.
Produziert wurde das neue Album vom SoftPop-Produzenten Mark Ronson, weil Josh einen neuen Sound wollte und sich Ronson als Fan der Band outete. Der Sound des Vorabsongs "The Way You Used To Do" klingt tatsächlich etwas frischer, aber es ist und bleibt trotzdem einfach eine schmutzige Rock 'n' Roll-Nummer - wie man es von QOTSA gewohnt ist.
RUDY STONE aus New Orleans, der ein wenig wie eine Mischung aus Bonnie 'Prince' Billy und Taylor Kirk (Timber Timbre) aussieht, macht Musik, die wie eine psychedelische DreamPop-Variante, im 50:50-Mischungsverhältnis von Foxygen und Mac DeMarco, klingt.
In seiner EP "The Blinking Light" wirft Stone einen sechs Songs starken Blick auf sein, wie er selbst sagt, absurdes Leben. Da gibt es viel Freude wie ich finde, man muss nur genau hinschauen, oder besser hinhören. Mir macht "Rudy's Dream" am meisten Freude.
Meistens verliebe ich mich in Melodien, manchmal in wahnwitzige Klänge und manchmal einfach in den Sound.
Letzteres ist das Prägnante an den LEATHER GIRLSaus Austin in Texas, denn es scheppert so schön aus der Garage, dass man sämtlichen Wohnkomfort sofort aufgeben und in den Raum zur Aufbewahrung von Fahrzeugen ziehen möchte.
Sehr viel Informationen lassen sich über das Quartett im Netz noch nicht finden. Und selbst wenn, wie ich hoffe, der Bekanntheitsgrad der Band nach diesem Debüt wachsen wird, ist der gewählte Bandname prädestiniert dafür auf Seiten zu gelangen, die man eigentlich gar nicht besuchen wollte.
Was ich über die Band erfahren konnte, ist, dass alle vier Bandmitglieder auch in anderen Bands spielen und dass Bassistin Deborah White in der Highschool rockende Ladies wie Kim Deal und Kim Gordon faszinierten. Kein Wunder also, dass Frau White den Bass als ihr Instrument auserkoren hat.
Lead-Sänger und Gitarrist bei den Leather Girls ist Erik Camacho, der in anderen Bands (Low Times, Erekeecludi y Los Dinos und P.A.T.S.Y. ) u. a. auch als Schlagzeuger spielt und aus einer kreativen Familie stammt. Sein Großvater war Musiker, sein Vater Künstler und seine Mutter singt und tanzt wohl sowieso den ganzen Tag. An der Gitarre verdingt sich Mike Garrido, der über eine ähnlich große Vinylsammlung wie ich verfügt :-), aber wohl auch einige echte Schätze darunter hat und der MC5 als seine absolute Lieblingsband nennt. Sehr sympathisch der Herr Garrido. Schlagzeuger ist Dillon Fernandez, der auch bei der psychedelic Rockband Dream Machine die Felle bearbeitet und kein großer Freund von Social Media zu sein scheint. Die musikalische Mischung, welche dieses Quartett auf ihrem bei Yippee Ki Yay Recordserschienenem Debütalbum "Leather Girls" präsentiert, lässt sich am besten wohl als SixtiesPsychGaragePunkRock bezeichnen und huldigt Vorbildern wie den Stooges, MC5, The Coachwhips, aber auch Ur-Vätern des GarageRock aus den frühen wilden 60er Jahren wieThe Monks und The Starfires .
Vom rotzigen Opener "Drawing Lines" angefangen, über das groovige "Arabian Daze" mit seiner smashigen Melodie und dem treibenden "She" hinweg, zeigt sich bereits nach den ersten drei Stücken, dass diese Band nichts anderes will als das kleine schmutzige und wilde Rock'n'Roll-Tierchen am Leben zu erhalten.
Der vierte Song des Albums "Jeff" beginnt sehr düster und baut sich gefährlich dramaturgisch auf. Deborah White, die den Song auch geschrieben hat, übernimmt den Gesang. Bei "Jeff" handelt es sich um den Serienmörder Jeffrey Dahmer, der zwischen 1978 und 1991 siebzehn junge Menschen tötete, was die klaustrophobische Stimmung des Stückes erklären dürfte. Dass das nächste Lied "Dear Deborah" der Bassistin gewidmet wurde, ist ziemlich offensichtlich. Die Gitarren dürfen twangen und der Bass brummen und Miss White dürfte die versteckte Liebeserklärung wohl etwas peinlich sein - muss sie aber nicht! Nach dem relaxten "Call Tomorrow", bei dem Schlagzeuger Dillon für kleine abrupte Tempoforcierungen sorgen darf, folgt mit "Foolish Lover" eine kurze knackige Schrammelnummer. "LRS" ist eine ziemlich schräge PsychGarage-Nummer mit einer gehörigen Portion Drive und "Poor Charlie" schlägt auf etwas andere Art, aber in die selbe Kerbe. Beim Starfires-Cover "I Never Loved Her" darf wieder die Dame ans Mikro. Interessante Version, aber das Original finde ich in diesem Falle doch besser.
Von den letzten drei Songs des Albums "Sweet Lenore", "When We Fight" und "Card Catalog" fallen die letzten beiden Songs, das sehr melodiöse und verträumte "When We Fight" und auch das schwelgerische "Card Catalog" etwas aus dem normalen Rahmen, weil der Garagensound etwas in den Hintergrund und sechziger Jahre Psychedelic deutlich in den Vordergrund tritt. Fazit: Tolles Debüt, das die Band sicher damit konfrontieren wird, ob die einzelnen Bandmitglieder nicht lieber ihre anderen Bandprojekte zu den Akten legen und sich ganz auf die Leather Girls konzentrieren sollten.
Tracklist:
01 Drawing Lines
02 Arabian Daze
03 She
04 Jeff
05 Dear Deborah
06 Call Tomorrow
07 Foolish Lover
08 LRS
09 Poor Charlie
10 I Never Loved Her (The Starfires Cover)
11 Sweet Lenore
12 When We Fight
13 Card Catalog
Im August 2016 (NewSongs Vol. 130) hatte ich die australische Mädchenband RACKETT ja schon vorgestellt und jetzt gibt es bald die erste EP der Damen und die zweite Single "Ready Or Not" ist soeben erschienen. Wieder ein smashiger Rock 'n' Roll-Song, dieses Mal mit einen herzlichen "Fuck You" an den ehemaligen Schulleiter der Ladies, die mittlerweile zusammen in einem abgewrackten Herrenhaus mit Blick auf Sydneys Hafen residieren und sich die Nächte mit Musik machen in fensterlosen Räumen um die Ohren schlagen. MADE MY DAY!