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Sonntag, 26. Februar 2017

QUICK & DIRTY: SUN KIL MOON / Common As Light And Love Are Red Valleys Of Blood

Published: 17.02.2017
Label: Rough Trade
Genre: Singer/Songwriter, FolkRock, SpokenWord
Country: San Francisco, USA

 


Members: Mark Kozelek (+ Steve Shelley am Schlagzeug)


Nach dem letztjährigen Ausflug mit Jesu (Review) fügt Endlosplauderer Mark Kozelek seiner umfangreichen Diskografie als SUN KIL MOON einen weiteren Baustein hinzu. Waren bisher nur die Titel der Stücke und die Songs gerne von ausschweifender Länge ist es nun erstmals auch der Albumtitel: "Common As Light And Love Are Red Valleys Of Blood".

16 Stücke, mit insgesamt über zwei Stunden Spielzeit, hat der Grantler und Weltbeobachter für sein neues Album aufgenommen. 16 Stücke als eine Art Protokoll des, gesellschaftspolitisch und popkulturell beschissenen, Jahres 2016. Terror, Rechtsruck allerorten, Brexit, Trump und schwere Verluste unter Helden des Rockbusiness, um nur einige der verheerenden Ereignisse ins Gedächtnis zurückzurufen.

Wenn man nicht genau hinhört, könnte man schnell zum Schluss kommen es wäre ein typisches Sun Kil Moon-Album. Aber der erste Höreindruck trügt, denn nicht nur dass Kozelek aktuelles Zeitgeschehen in seinen poetischen Geschichten einbaut, sondern auch, dass er diese Eindrücke versucht hat, ganz spontan in Songform zu bringen, merkt man den Stücken irgendwie schon an. Den Klängen nicht unbedingt, auch wenn durchaus feine neue Nuancen - exemplarisch seien "Stranger Than Paradise " und "Philadelphia Cop" erwähnt - in seiner Soundmalerei zu erkennen sind, aber vor allem in seinen Texten die durch die direkte Aufarbeitung, nicht wie gewohnt wütend, sauer und anklagend, sondern auch nachdenklich und stellenweise sogar fassunglos und geschockt wirken.

Fazit: Gnadenloser Spoken-Word-Trip durch die gerade erst abgeschlossene Vergangenheit, die uns auch in nächster Zukunft noch schwer zu schaffen machen wird. Und was können wir tun? Kozelek hat zumindest in "Lone Star" ein paar ganz explizite Tipps für uns:

When Donald Trump becomes president
Blame it on Facebook, Yelp and reality TV
And Twitter and Uber and Google and video games 

and every other thing that has turned this country
Into a bunch of dumbed-down slaves of technology
We wanted dumb headlines, well baby, we got it
We wanted instant gratification, right well baby, we got it
We wanted stupid entertainment, baby, we asked for it


This dumb motherfucker will be on the news every fucking day
And we willed it
He is a hundred percent full-on our creation
He is proof that we choose apps over education
He is proof of our mind-numbing Internet obsession
He's the result of our dumb-fuck-starin'-at-our-phones attention span limitations

People sittin' around hatin' on Donald Trump
We can't face it, but we asked for this junk
Not directly, but we fail to see
How our stupidity willed him into candidacy

Go ahead and take your smartphone out
Send a tweet to the world and pout pout pout
We planted the seed, and it's come to its fruition
Make no mistake, Donald Trump is our creation
Go ahead and have your 'Oh my fucking God' reaction
When he's elected, threaten to move to Vancouver, Canada, or Athens, Greece
As George Carlin said one night, "I believe you have to be asleep
To believe in the American Dream"
So all of us zone the fuck out a minute, get some popcorn, watch some Trump
Check your Facebook and keep up with the Kardashians


Das komplette Album kann man über den Flash-Player unter folgendem Hyperlink anhören: http://www.sunkilmoon.com/commonaslight/

Interview:  Conor Oberst interviewt Mark Kozelek zum neuen Album

Tracklist:
01 God Bless Ohio
02 Chili Lemon Peanuts
03 Philadelphia Cop
04 The Highway Song
05 Lone Star
06 Window Sash Weights
07 Sarah Lawrence College Song
08 Butch Lullaby
09 Stranger Than Paradise
10 Early June Blues
11 Bergen To Trondheim
12 I Love Portugal
13 Bastille Day
14 Vague Rock Song
15 Seventies TV Show Theme Song
16 I Love You Forever And Beyond Eternity

Donnerstag, 23. Februar 2017

HANNI EL KHATIB / Savage Times Vol. 1-5

Im April des letzten Jahres veröffentlichte Alternative-Rocker HANNI EL KHATIB über Bandcamp den ersten Teil seiner, wie wir nun wissen, fünfteiligen EP-Serie, namens "Savage Times" die im Dezember 2016 mit Part V. endete


Wer diese Serie verpasst hat, der kann nun jubeln und die Lücke schließen, denn am 24. Februar erscheint als limitiertes Hardcover-Boxset auf drei 10-Inches-Scheiben "Savage Times - The Complete Collection Vol. 1-5".

Insgesamt 19, Genre übergreifende Songs befinden sich auf der Collection in wilden Zeiten, auf denen Hanni El Kathib zeigt, wie einerseits sein Verständnis vom GarageRock zu bewerten ist, nämlich alles andere als engstirnig und andererseits in seinen Texten, was er von kleingeistigen Denkweisen und vorgefertigten Strukturen hält.

Auf "Savage Times Vol. 1-5" experimentiert Hanni El Khatib mit großer Freude mit neuen Instrumenten, er experimentiert mit Sounds und wagt sich mehr als nur einen Schritt in bisher unbeachtete Gefilde. Ganz bewusst lies er sich, Song für Song, von seinem jeweils aktuellen Gefühlszustand beeinflussen, ohne wegen der Geschlossenheit eines Albums irgendwelche Kompromisse einzugehen. Um sich selbst auch keine Chance zu geben im Laufe der Zeit einen Song zu verändern veröffentlichte er die Stücke schnellstmöglich auf Bandcamp und garantierte damit, dass der impulsive Moment als eben solcher erhalten blieb und nicht durch zwanghafte Strukturen verwässert wurde.

Okay, let's face the music:

Es startet mit einem klar strukturierten knackigen PunkRock-Song namens "Baby’s OK



 ... dann eine exquisiter schunkeliger, mit Noise-Sounds aufgehübschter, BluesRock ("Gonna Die Alone") der über eine First-Class-Hookline verfügt.



Das höchst aggressive und elektronische "Born Brown" klingt wie ein Bastard aus The Prodigy, den Sleaford Mods und Henry Rollins.

Die Lead-Melodie von "Paralyzed" ist schon ziemlich beim Engländer Just Jack und dessen 2007er Hit "Starz in Their Eyes" abgekupfert, aber Hanni packt noch einige Disco-Elemente drauf und legt so eine seiner vermutlich tanzbarsten Nummern vor.



Einen minimalistischen Bluessong namens "Miracle" gibt es als anschließendes Kontrastprogramm,

... ehe die Gitarren beim nach The Stooges riechenden "Mangos & Rice" wieder ordentlich unter Strom gesetzt werden.



Spooky Klänge aus dem Synthi eröffnen "Come Down", das sich aber letztendlich doch zu einem gebremsten BluesRocker mausert.



Großes Lager - und kleine Störfeuer treffen sich beim melodiösen "No Way".

Einen wilden staubtrockenen Ritt mit Wüstenflair und einem fulminanten psychedelischen Orgel-Solo erhält man bei "Mondo And His Makeup" verpasst.

"Gun Clap Hero" schwelgt in Streichern und klingt wie eine köstliche Melange aus einem Robbie Williams- und The Black Keys-Song-

Klavier im Salon. Alle betrunken. Es ist spät - sehr spät. Es wird geklimpert. Blueser hält dagegen. Fertig ist die großartige Bluesrock-Ballade "Black Constellation"

Getränke bereithalten bei der staubtrockenen BluesRock-Nummer "So Dusty"!



Noch einen Song mit Orgel gefällig? Und vielleicht etwas NoiseRock und Feedbackgeräusche à la The Jesus and Mary Chain? Voila here is "Till Your Rose Come Home"

Riffs gab es bisher schon genügend, aber etwas wenig Groove, das ändert sich bei "Hold me Back", das außerdem einen sehr schönen Break und feine Gitarren-Solis enthält.

Im Stampf-Modus und ähnlich aggressiv wie "Born Brown", aber mit einer scharf schneidenden Gitarre präsentiert sich der Titelsong "Savage Times"



"1 Am" ist eine schön schmutzige und schön schief gesungene Country-Campfire-Ballade made by Dirty Cowboy Hanni.

Relaxte funky Disco geht aber auch, oder wie soll man "Peep Show" sonst beschreiben?

Ein fetter Schlagzeugbeat gibt den Rhythmus für die seltsame swingende Nummer "This I Know". Ist Hanni etwa im tiefsten Herzen ein Crooner im Geiste Frank Sinatras?

Mit der letzten Nummer "Freak Freely" gibt es noch was für das Tanzbein. Wieder sehr funky, sehr cool, aber so düster wie Grace Jones, oder später das LCD Soundsystem, Disco verstanden haben.

Der Mann, der in San Francisco aufwuchs, aber seit Längerem in Los Angeles lebt, begeistert Skatebord fährt und Kreativdirektor bei einem Skater-Mode-Label ist, etabliert sich nun also auch als musikalischer Tausendsassa! Heidewitzka, wie man in Germany vor hundert Jahren zu sagen pflegte!

Tracklist:
01 Baby’s OK
02 Gonna Die Alone
03 Born Brown
04 Paralyzed
05 Miracle
06 Mangos and Rice
07 Come Down
08 No Way
09 Mondo and His Makeup
10 Gun Clap Hero
11 Black Constellation
12 So Dusty
13 Till Your Rose Comes Home
14 Hold Me Back
15 Savage Times
16 1AM
17 Peep Show
18 This I Know
19 Freak Freely


Montag, 20. Februar 2017

NIKKI LANE / Highway Queen [LP]

Tätä, da ist es endlich das dritte Studioalbum der einzig wahren Outlaw-Country-Queen. Das Cover des Albums, auf dem es sich NIKKI LANE auf einem gigantischen Texas Longhorn bequem macht, wird in diesem Jahr wohl niemand mehr toppen können. Das Vieh mit den ausladenden Hörnern hat Mrs. Lane - oder doch noch Ms., dazu später mehr - fest im Griff, aber wie schaut es mit der Musik aus? Zeigt sich Nikki genauso dominant und zupackend wie auf der Cover-Fotografie?


"Oh Yippie-Ki-Yeah!", der erste Song, "700.000 Rednecks", ist packend! Stimmlich packt Nikki im ordentlich groovenden desert-geschwängerten Countrysong alles aus, was sie zu bieten hat und selbstverständlich können die 700 000 Rednecks die taffe Lady nicht aufhalten!

Die Nummer "Highway Queen" war ja schon vorab veröffentlicht worden und hat sich deswegen sowieso schon in meinem Ohr festgesetzt. Wer in Zukunft die Vereinigten Staaten bereist und mit dem Auto Meilen frisst, wird um diesen Song als Wegbegeleiter, wenn er nicht gerade ein Redneck ist, nicht herumkommen.



Als Nikki in Europa 2016 auf Tour ist, erhält sie die Nachricht, dass ihr langjähriger Gitarrist an Krebs erkankt sei. Die auf Facebook sehr umtriebige Country-Queen erinnerte sich an einen Post auf  Facebook, den Levon Helms Frau postete, als dieser gegen den Krebs kämpfte und wie viel Unterstützung und Liebe dem Gründungsmitglied von The Band und seiner Frau aus dem scheinbar so anonymen Internet entgegenschlug.  

Nikki startet daraufhin für Alex ein Fundraiser-Projekt (https://www.gofundme.com/2erk5bqt), um diesen finanziell zu unterstützen und warb mit einem Facebook-Post dafür. Wie es derzeit um Alex steht, ist mir nicht bekannt, aber in den Liner Notes des Covers wird Alex Munzo nicht nur beim Song "Lay You Down", den Nikki inspiriert durch die Geschehnisse schrieb und in dem es um Abschiednehmen, Trauer und Tod geht, als Gitarrist aufgeführt. Hoffen wir das Beste.

Die nächste Nummer bläst sämtliche Gefühlsduselei des vorhergehenden Songs rasant vom Tisch, denn in "Jackpot" bekämpft Nikki den Blues mit einer Überdosis Liebe, einem Wink in Richtung Elvis und einem Trip nach Las Vegas. Der Mann, dem Nikki mutmaßlich diesen Song widmet, ist Jonathan Tyler, eben jener Herr, der auf dem Hochzeitsfoto in Las Vegas zu sehen ist, welches Nikki einen Tag vor Heilig Abend postete und meinen treuen Konzertbegleiter C. zutiefst erschütterte und der auf "Highway Queen" auch an vielen Stellen (Backing Vocals, Gitarre und Produzent) mitgewirkt hat. Nun, da aber das Video zu "Jackpot" veröffentlicht wurde, stellt sich die Frage, ob die Countrylady nur im Clip geheiratet oder tatsächlich "Ja" gesagt und dabei das Ereignis für das Video genutzt? Es besteht also noch Hoffung, dass die 33-Jährige noch nicht im Hafen der Ehe gelandet ist ;-).



Miss Lane muss wirklich ziemlich verliebt sein, denn auch das hübsch rumpelnde "Companion" klingt verdammt nach einer Liebeserklärung, obwohl man Zeilen wie "Cause I'm run when you call. And I won't rest 'til I fall from the top of the hill to the bottom of a canyon. I wanna be your companion" auch schön von Liebe auf Freundschaft übertragen kann.



Bevor ich die Platte umdrehe, muss ich nochmal das Augenmerk auf das exzellente Artwork von Designer Ricardo Alessio und Fotograf Eden Tyler lenken. Dreht man das Cover um, sieht man auf der Rückseite Nikki breitbeinig auf zwei Longhorns stehen. Sie wirft uns ihren Cowboy-Hut entgegen und trägt ein schwarzes transparentes Etwas, dass man sich gut als Outfit für eine Hochzeitsnacht in Las Vegas vorstellen kann. Ihr Blick ist streng, vielleicht ein bisschen trotzig und die beiden Rinder scheinen demütig vor ihr das Haupt zu senken.

Im Gegensatz zum Frontcover ist das Bild auf der Rückseite nicht in schwarz-weiß gehalten, dafür aber das aufklappbare Textblatt im Inneren der Platte mit dem selben Motiv, bei dem sogar die Falzkante so gut liegt, dass ich wahrlich über einen Rahmensonderanfertigung und ein Plätzchen an einer Wand nachdenke. Mehr von dieser großartigen Foto-Session gibt es übrigens auf der oben verlinkten Homepage des Fotografen - es lohnt sich.

Mmmmh. Back to the music - the B-Side: Als Outlaw muss man ja ab und an mal ein bisschen böse sein, deswegen weißt Nikki großmäulig auf "Big Mouth" ein Großmaul  in seine Schranken. Gutes böses Mädchen! Scheint übrigens nicht nur eine aufgesetzte Attitüde zu sein, denn wie man an Kommentaren unter einem Post von einem Konzert am 18.02. in einer Bowling Bahn entnehmen kann, hat sich Nikki dort nicht wie eine feine Dame benommen, deswegen noch mal: Gutes böses Mädchen und ein bisschen Diva ist besser als stromlinienförmig!



Der Liebesreigen geht weiter mit "Foolish Heart", einer sanften Coutryballade, die sich gleichsdam für gebrochene und in Flammen stehende Herzen eignet und dem flotteren gutgelaunten "Send The Sun". Die Pedal Steel-Gitarre, gespielt von Ricky Ray Jackson, drückt besonders beim erstgenannten Song wirklich ordentlich auf die Tränendrüse. Seufz. Snief. Wer so verliebt ist, könnte tatsächlich wirklich geheiratet haben, oder? Vielleicht erfahren wir es beim Konzert am 25. Mai in Köln im Blue Shell? Ticket ist natürlich schon gebucht ;-)

"Muddy Waters" ist einer meiner Favoriten auf "Highway Queen". Ein Song, der zwischen Blues & Country Roots hin und her pendelt und der sicher auch als Hommage an den im Titel angeführten amerikanischen Bluesmusiker zu verstehen ist. Der Abschlusssong "Forever Last Forever" ist wieder ein traditionelle Country-Ballade mit wunderbaren Gitarrenakkorden und einer sehr gefühlvoll singenden Highway-Queen.



Es lässt sich feststellen, die Zusammenarbeit der Outlaw-Lady mit Jonathan Tyler scheint in jeglicher Hinsicht zu funktionieren und in Sachen Songwriting darf man Miss Lane auch einen Sprung nach vorne attestieren. Also dann werdet hat glücklich miteinander, verdammte Scheiße!

Zu guter letzt muss ich noch ein Versprechen aus den New Vol. 142 einlösen: Beine von Nikki auf dem Cover 15,6 cm. Horn des Longhorns 19,7 cm. Aber Nikkis Beine sind glatter und schöner!

Tracklist:
01 700.000 Rednecks
02 Highway Queen
03 Lay You Down
04 Jackpot
05 Companion
06 Big Mouth
07 Foolish Heart
08 Send The Sun
09 Muddy Waters
10 Forever Lasts Forever

Freitag, 17. Februar 2017

QUICK & DIRTY: BILDERBUCH / Magic Life

Published: 17.02.2017
Label: Topshelf Records
Genre: German HipHop, ArtPop, CrossoverPop
Country: Wien, Österreich


Members:
Maurice Ernst (Gesang, Gitarre), Michael Krammer (Gitarre), Peter Horazdovsky (Bass), Philipp Scheibl (Schlagzeug)


Das dritte Album der Österreicher "Schick Schock" (2015) war verdammt gut, aber meines Erachtens noch nicht durchgängig auf allerhöchstem Niveau. "Magic Life" gefällt mir besser! Sänger Maurice Ernst klingt noch nuscheliger, sodass man stellenweise schon genau hinhören muss, um seine wieder ziemlich exzellenten Texte verstehen zu können und selbst die kurzen gimmickartigen Songs sind keine Pausenfüller.

Es scheint also so, als hätten Maurice, Michael, Peter und Philipp den magischen Trank für intelligente und irgendwie auch neuartige Popmusik gefunden. In die HipHop-Schublade passen die vier mit ihrer Musik schon lange nicht mehr, mit dem neuen Album erreichen sie nun den Status, dass für die Österreicher eine neue Schublade gezimmert werden muss.

Schon der erste vorab veröffentlichte Song des Albums brach mit allem, was die Fans von BILDERBUCH eigentlich hören wollen, nämlich Musik zum hemmungslosen Abfeiern. Ganz im Gegenteil dazu war und ist "Sweetlove" eine Ballade, bei der die Gitarrenparts sicher nicht unabsichtlich an den verstorbenen Prince erinnern - zum Beweis versucht sich Maurice auch noch an der hohen Kopfstimme, die der Verstorbene so unnachahmlich einsetzen konnte.

Entwickeln sich die beiden Ösis etwa zu einem Traumpaar, wie es Morrissey und Johnny Marr waren? Ja wirklich, es wimmelt auf "Magic Life" geradezu von Gitarrenparts!



Aber Menschen, die durch Gitarren verschreckt werden, müssen sich keine allzu große Sorgen machen, denn die Party-Boys aus Wien bieten so viele Facetten, dass eigentlich ALLE mit dem Album glücklich werden müssten! Was irgendwie negativ klingt, aber überhaupt nicht so gemeint ist.



Beispiele gefällig? ALLE, die auf verschleppte Dope-Beats und elektronische Sounds stehen und auch dem Funk, wie in Funkadelic einst zelebrierten, nicht abgeneigt sind, müssen "I <3 Stress" lieben. Für Musikfreunde mit jüngerem Baujahr darf man Kendrick Lamar natürlich auch als Referenz anführen. ALLE, die den Partymonster-Song vermissen, sind mit "Bungalow" wieder versöhnt. ALLE, die es gerne klackern und klicken hören und bei denen fette Beats aus den Lausprechern kriechen müssen, dürften mit "Sprit n' Soda" sich und ihre Bassmembran glücklich machen. Die Gitarrenwixerei passt auch sehr gut dazu.



Der Titel mit dem längsten Namen "Erzähl Deinen Mädels Ich Bin Wieder In Der Stadt" wird alte Männer und nicht mehr ganz junge Frauen an die NDW , Falco und Spliff  denken und in Nostalgie versinken lassen - auch wenn die Sounds zeitgemäß sind. Wer die plumperen Sachen von Deichkind mag und den Sexzwerg aus Minneapolis vermisst, ist mit "SUPERFUNKYPARTYTIME" volltotalhappy.



Dann wäre da noch der Song "Investment 7", die Fortsetzung von "Gigolo", der die melancholische Seite des "Magic Life" beleuchtet - also was für Trauerklößchen, aber auch für ALLE, die kleine Raffinessen in einer Komposition zu schätzen wissen. Der dem Album den Namen gebende Song erfreut ALLE, die James Blake und das letzte Bon Iver-Album im Regal stehen haben und "Baba" ist der Konsensknaller, der wohl ALLEN gefällt. Zu guter Letzt werden noch die Freunde der Rhythmik mit "sneakers4free" bedient, bei dem Maurice das Nuscheln wirklich fast bleiben lässt. The "Magic Life" glitters and sparkles brightly - for everyone!

Tracklist:
01 Carpe/Diem
02  I <3 Stress
03 Sweetlove
04 Baba 2
05 Bungalow
06 Sprit n' Soda
07 Erzähl Deinen Mädels Ich Bin Wieder In Der Stadt
08 SUPERFUNKYPARTYTIME
09 Investment 7
10 Magic Life
11 Baba
12 sneakers4free
13 Babylon

Mittwoch, 15. Februar 2017

NEW SONGS Vol. 147: HARLEA / You Don't Get It ... THE ROUTES / Perfect Hell + No Permanence ... LOVE A / Nichts ist leicht ... NIKOLAUS WOLF / Snow Covered Fields


HARLEA / You Don't Get It

Ich verliebe mich ja gerne kurzfristig in Frauen im Rockbusiness - meine treuen Konzertbegleiter können davon ein Liedchen singen. Das ist natürlich nicht die einzige wahre Liebe, die habe ich schon seit Langem gefunden, aber schon so etwas wie Schmetterlinge im Bauch. Wahrscheinlich liegt es an der Kombination Gitarre + Frau +Stimme, die mich immer wieder derart fasziniert.

Die 24-jährige Britin HARLEA hat mein Herzlein auf jeden Fall sofort in Flammen gesetzt. Was für eine große Soulstimme! Sie klingt wie eine gefährliche Mischung aus Joyce „Baby Jean“ Kennedy, Joss Stone und Alison Mosshart! Was für wunderbar schmutzige und pulsierende Blues-Grooves! Ja, das visuelle Erscheinungsbild der in Birmigham geborenen und in Nordlondon aufgewachsenen Rockmaid ist auch nicht von schlechten Eltern. Will mehr!




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THE ROUTES / Perfect Hell + No Permanence

THE ROUTES klingen, laut Pressetext, auf jedem Album irgendwie anders: Das Debütalbum "Left My Mind" war stark von R&B beeinflusst, "Alligator" setzte auf verspielten US-Garage und 2016 setzten sie bei "Skeletons" auf eine Prise Punk.

Soweit der Pressetext. Tatsache ist, dass die Jungs immer einen Sound generieren, der nach den UK-Sixties klingt und mit Stomp'n'Grind, GarageRock, GaragePunk, Surf und Rhythm & Blues spielt.

Die ersten beiden Vorboten, aus dem am 17. März erscheinenden Album "In This Perfect Hell", sprechen dafür, dass sich das Trio aus Hita (Japan) dieses Mal auch psychedelische Ausflüge erlaubt. Es lebe das Fuzz-Pedal!




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LOVE A / Nichts ist leicht

Man muss sich noch bis zum 12. Mai gedulden, bis das neue Album "Nichts ist neu" von LOVE A erscheint.

Das ist nicht leicht, aber was ist das heutzutage schon noch leicht? Die Vorabveröffentlichung des German PostPunk-Quartetts geht sogar so weit zu behaupten "Nichts ist leicht"!

Es ist auch nichts Neues, was uns Herr Merchenbier, Herr Weyer, Herr Mercier und Herr Brausch servieren. Es ist, was es ist, ideale Musik um Ballast abzuwerfen und die blank liegenden Nerven zu beruhigen.

Und ich hoffe - ich hoffe auch im Sinne der Band - dass in Amerika sich auch nicht so viel ändert. Es können sich nämlich auch Dinge in die falsche Richtung ändern ;-(. F*** TRUMP!




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NIKOLAUS WOLF / Snow Covered Fields

NIKOLAUS WOLF heißt eigentlich Michi Rieder. Der aus Inzell in Bayern stammende Singer & Songwriter findet aber dass es sich unter dem Namen seines Uropas besser Musik machen lässt. Googlekompatibel ist der Name wahrlich nicht, aber vielleicht trägt deswegen seine vier Songs enthaltente Debüt-EP den seltsamen Namen "Roekki Zimt".

Der sich selbst als etwas verrückt bezeichnete Bayer macht Folkmusik die Schnittstellen zu BritPop aufweist und klingt als wäre sie im Amerika der glorreichen Sechziger entstanden - klanglich merkt man allerdings schon, dass Herr Wolf auf der Höhe der Zeit ist!




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Montag, 13. Februar 2017

NEW SONGS Vol. 146: DIE LIEFERANTEN / Alleine von Alleine ... SARAH BEATTY / Bandit Queen ... BEATY HEART / Glazed ... DOPE LEMON / Honey Bones



DIE LIEFERANTEN / Alleine von Alleine

Die Sterne feiern dieses Jahr großes fünfundzwanigjähriges Jubiläum mit einem Sampler, über den es hier schon mehr zu lesen gab und der mein Herz für die Hanseaten wieder erwärmt hat. Ganz in der Tradition der Jubilare kling eine neue blutjunge vierköpfige Band (Moritz Gesang und Gitarre, Jonas am Piano, Aaron am Bass und Lukas am Schlagzeug) aus Münster, die sich DIE LIEFERANTEN nennt.

Besonders der Song "Alleine von Alleine" hat durch seine funky Guitar ordnetlich Schmackes und gefällt mir auf der am 25. Januar erschienenen EP "Eine Frage der Begeisterung" am besten. Die Band hat den Funk! Was die ebenso auf der EP befindlichen Songs "Optikknick" und "Eine Frage der Zeit" noch unterstreichen.

Die Balladen ("Verschwommen", "Das was keinen Namen braucht -Teil 2") sind nicht so mein Fall, aber wer auf AnnenMayKantereit steht, was ja nicht wenige sind, wird damit gut klar kommen, denn die Stimme von Sänger Moritz bewegt sich in einer ähnlichen Stimme wie bei den Kölnern. Der cleverste Song ist auf jeden Fall "Pauken & Trompeten", bei dem sich die Münsteraner austoben und im Jam über einige Hürden springen und zeigen, dass da schon noch mehr zu erwarten ist von der Band, die im Durchschnittsalter gerade mal bei 23 liegt.




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SARAH BEATTY / Bandit Queen

"Bandit Queen" ist der Titeltracks des in Kürze erscheinenden dritten Albums der Kanadierin SARAH BEATTY.

Beatty macht Folk in klassischer Singer/Songwriter-Manier und widmet sich auf ihrem neuen Album konzeptionell verschiedenen mystischen Erzählungen.

So handelt der Titelsong "Bandit Queen", der ganz reduziert mit einer akustischen Gitarre und Sarahs rauchiger Stimme vorgetragen wird von einer Räuberbraut, namens Belle Star, die in den Zeiten des Wilden Westens zur Banditenkönigin aufstieg. Zuhören lohnt sich also auf jeden Fall - nicht nur wegen der außergewöhnlichen Stimme;-).





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BEATY HEART / Glazed

Glaube nicht, dass ich bei "Glazed" irgendwann erkannt hätte, dass da eine Band musiziert, die ich bereits live erleben durfte und die mir damals ausgesprochen gut gefiel, denn der Sound von BEATY HEART aus London hat sich seit 2014 deutlich in eine andere Richtung entwickelt.

War damals noch die Rhythmik das alles bestimmende Element der Band, ist nun zumindest bei dieser Singleauskopplung aus dem 2016er Album "Till The Tomb" eindeutig die Melodie und die Stimme  in den Vordergrund gerückt. Klingt ein bisschen wie ein vom Wild Beasts-Sänger Hayden Thorpe vorgetragene Nummer von Moderat - mir gefällts ;-)




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DOPE LEMON / Honey Bones

Im Dezember 2016, kurz vor Weihnachten, veröffentlicht und mir völlig durch die Lappen gegangen, ist ein feines Projekt vom australischen Singer/Songwriter Angus Stone in Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Rohin Brown.

Die beiden nennen sich DOPE LEMON und machen genau die Art von Musik, die man bei dem Bandnamen erwartet: Orientalisch angehauchter, mantraartiger, bekiffter psychedelischer Rock zum Abhängen. Maria Juana lass uns nach Indien reisen!





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Freitag, 10. Februar 2017

QUICK & DIRTY: VARIOUS ARTISTS / MACH'S BESSER: 25 Jahre Die Sterne

Published: 10.02.2017
Label: Materie Records
Genre: DiskursPop, GermanPop, IndiePop, IndieFunk
Country: Hamburg, Deutschland



Die Sterne sind:
Frank Spilker (Gesang, Gitarre), Thomas Wenzel (Bass), Christoph Leich (Schlagzeug)


Herzlichen Glückwunsch! DIE STERNE feiern dieses Jahr großes Jubiläum! Zum Fest gibt es den wirklich ausgesprochen guten Sampler "Mach's Besser: 25 Jahre Die Sterne", bei dem sich bekannte deutsche Künstler wie Peter Licht, Nicolas Sturm, Stereo Total, Egotronic, Der Mann, Isolation Berlin, Locas in Love die legendären Fehlfarben sowie weniger bekannte Acts wie Björn Beton (Fettes Brot), Mint Mind oder Boy Division an Sterne-Songs wagen und versuchen, es besser zu machen als die Hamburger Kultband es getan hat.

Die illustre Künstlerschar hatte die Wahl aus einer umfangreichen Diskographie, die in 25 Jahren u. a. zehn Langspielplatten, ein Mini-Album und vier EPs hervorgebracht hat. Die Gratulanten haben sich nicht nur für Klassiker, sondern erfreulicherweise auch für einige bis dato völlig unterschätzte Nummern entschieden, so dass die 24 Songs starke Collection (wieso eigentlich 24 und nicht 25???) sehr abwechslungreich und interessant ist.



Sicher wird es bei dieser Vielfalt an Songs verschiedene Meinungen geben, welche es von den Nachmachern am besten gemacht haben. Meine individuelle Top 5 sind:

Platz 1: "Depressionen aus der Hölle" von Björn Brent, der aus der Nummer vom 2010 erschienenen Album "24/7" eine mitreißende Disco-Funk-Nummer schmiedet. Wer sich im letzten Jahr auf Babyman eingelassen hat, wird hingerissen sein!



Platz 2: "Klebrig Vermutlich" von der Mann. Die Herren aus dem Hause Staatsakt schmeißen den Jazz raus und packen einen fetten Psychedelic-Handclap-Dope-Groove unter das Stück vom 1997 erschienenen Album "Von allen Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten". Klebriger Ohrwurm!

Platz 3: "Anfang verpasst" von Locas in Love. Was die Kölner mit dem Song vom Sterne-Debütalbum "Wichtig" (1993) anstellen, ist schier genial. Da rollt doch tatsächlich mein Lieblingsbasslauf von den Breeders durch den Sterne-Song!

Platz 4: "Deine Pläne" in der Interpretation von Nicolas Sturm ist so gut wie nicht mehr zu erkennen, denn Sturm macht aus der einst eher fröhlichen Nummer (ebenfalls vom Album "24/7") eine schwermütige 80er-Jahre-Synthi-Wave-Nummer mit Blue Monday-Beat.

Platz 5: "Wenn dir St. Pauli auf den Geist fällt" Die Pop-Anachristen von Stereo Total werfen die Gitarren und Geigen des Originals vom 2002er Album "Irres Licht" über Bord, legen einen rumpelnden Beat darunter, drosseln das Tempo und entschmalzen die Nummer auf unnachahmliche Weise.



Außer Konkurrenz, weil nur im limitierten Box-Set enthalten, aber natürlich großartig ist die neue Maxi-Remix-Version von "Wichtig" in einer Cooperation der Sterne mit Erobique Babyman Carsten Meyer!

Tracklist:
01 Deine Pläne von Nicolas Sturm
02 Depressionen aus der Hölle von Björn Beton
03 Aber andererseits: von Kreisky
04 In diesem Sinn von Family 5
05 Wenn dir St.Pauli auf den Geist fällt von Stereo Total
06 Universal Tellerwäscher von Peter Licht
07 Ich will nichts mehr von dir hören von Max Müller
08 Scheiss auf deutsche Texte von Egotronic
09 Passwort von Die Zimmermänner
10 Irrlicht von Isolation Berlin
11 Stell die Verbindung her von Mint Mind
12 Risikobiographie von Die Aeronauten
13 Klebrig Vermutlich von Der Mann
14 Anfang verpasst von Locas In Love
15 Ihr wollt mich töten von The Blood Arm
16 Bis neun bist Du O.K. von Naked Lunch
17 Widerschein von Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen
18 Am Pol der Macht von Der Bürgermeister der Nacht
19 Ganz normaler Tag von Lambert
20 Abstrakt von Kiesgroup
21 Die Interessanten von Boy Division
22 Wahr ist was wahr ist von Lafote
23 Nach Fest kommt lose von Fehlfarben
24 Nüchtern von Die Zimmermänner

Und weil es mal wieder gesagt werden muss:

Mittwoch, 8. Februar 2017

DANGER MOUSE & SPARKLEHORSE / Dark Night of the Soul

HERZPLATTENREMEBER THAT OLD SHIT
Kategorie: IndieRock, AlternativeRock, IndiePop, ArtRock
Veröffentlichung: 2010

 

Wie sagte es Jim Morrison so treffend "We can only open the doors, but we can't drag people through". Danger Mouse, Musikproduzent, Musiker und DJ aus New York tat sich 2008 mit der Alternative-Folk-Band Sparklehorse zusammen und öffnet ganz ganz weit die Türen. Alle Menschen, die Musik lieben, die Musik fühlen können, und eben jene, die gewillt sind durch die offene Tür zu treten, werden eingeladen in den hochemotionalen Musikkosmos von Mark Linkous und Danger Mouse (Gnarls Barkley).

Fertiggestellt wurde dieses Über-Album bereits im Frühjahr 2009, aber wegen unzähliger Urheberrechtsverstrickungen und vielleicht auch in mangelnder Erkenntnis der Plattenfirma, was für ein großartiges Kunstwerk ihnen da ins Haus schneite, dauerte es über ein Jahr, bis "Dark Night of the Soul" am 12. Juli 2010 veröffentlicht wurde. Tragischerweise war Sparklehorse Singer- u. Songwriter Mark Linkous da bereits der dunklen Seite erlegen. Er erschoss sich am 6. März 2010 im Alter von 47 Jahren.

"The Dark Night of the Soul" bezieht sich auf ein Gedicht aus dem 17. Jahrhundert. Der spanische Mystiker Juan de la Cruz bezeichnet als "Dark Night of the Soul" den Punkt in einem frommen Leben, in dem der Gläubige nicht in der Lage ist, sich mit der Beziehung zu Gott zu versöhnen, er muss schmerzhafte Schritte ergreifen, um sich zu läutern.



Der Titel könnte nicht passender gewählt sein, denn das Album, an dem eine wahrlich exquisite Gästeschar [Julian Casablancas (The Strokes), The Flaming Lips, James Mercer (The Shins), Jason Lytle (Grandaddy), Gruff Rhys (Super Fury Animals), Vic Chesnutt*, Black Francis (Pixies), Iggy Pop, Suzanne Vega und Nina Persson (Cardigans)] mithalf, offenbart Leiden und Leidenschaft, Sehnsucht und Melancholie, kunstvolle Klanggebilde, ummantelte Melodien und Arrangements von ergreifender Intensität. Musik, die unter die Haut geht.

*Nahm sich nach schwerer Krankheit im Dezember 2009 im Alter von 45 Jahren das Leben.

Tracklist:

01 Revenge featuring The Flaming Lips
Der zentrale Song des Albums. Dunkel. Voller Schmerz, voller Verzweiflung, aber auch Wut. Wayne Coyne singt eindringlich wie nie zuvor und auch später nie mehr.

02 Just War featuring Gruff Rhys
Ein holpriger Beat mit Sixties- und Beatles-Flair, dezente Keys und ein großer Refrain. "You said it wouldn't hurt".



03 Jaykub featuring Jason Lytle:
Folk-Pop mit flirrenden eingebetteten Nebengeräuschen über "wahrer" Helden.

04 Little Girl featuring Julian Casablancas
Klingt wie ein "Strokes-Song" mit etwas anderen Mitteln. Sehnsuchtsvoll und mit herrlich schrägen Instrumentalpassagen. Armes gefoltertes, verdrehtes kleines Mädchen.



05 Angel's Harp featuring Black Francis
Rockiger Bluessong, der mit Disonanzen spielt und diesem ansonsten tieftraurigen Album eine bedrohliche Seite verleiht.

06 Pain featuring Iggy Pop
Zusammen mit dem vorherigen Song die einzigen echten Rocknummern des Albums. Alle Stooges-Fans werden den Song lieben und alle Iggy Fans natürlich auch. Das besondere sind die im programmierten Chaos durchklingenden Harfenklänge aus einem Mellotron. Schmerz lass nach!

07 Star Eyes (I Can't Catch It) featuring David Lynch
Atmosphärischer Klang- und Knisterkosmos für sternenreiche Nächte. Und die Glöckchen klingeln ...

08 Everytime I'm with You featuring Jason Lytle
Im langsamen Walzertakt schlurfen die Synthesizer, der Alkohol fließt, die Nacht wird zum Tag und es ist gut so.



09 Insane Lullaby featuring James Mercer
Noisiger Gitarrenpop, mit Geigen und jeder Menge elektronischem Gefrickel.

10 Daddy's Gone featuring Nina Persson
Eine akustische Gitarre führt die elektrische durch einen Traum voller Geigen, elektronischem Pfeifen und der sanften Stimme der aparten Schwedin.



11 The Man Who Played God featuring Suzanne Vega
Altmeisterin Suzanne Vega macht es noch gefühlvoller als Nina Persson - sie haucht die Lyrics die Hoffnung und Trost spenden.

12 Grim Augury featuring Vic Chesnutt
Intensiv, berührend, wunderschön. Ein trauriges grimmiges Lied.



13 Dark Night of the Soul featuring David Lynch
Filmmusik für Werke von Tarantino, Altman oder eben David Lynch.


Sonntag, 5. Februar 2017

QUICK & DIRTY: Cate Le Bon / Rock Pool [EP]

Published: 27.01.2017
Label: Drag City
Genre: Singer-Songwriter, Psychedelic Pop, Folk, Art Pop
Country: Los Angeles / USA (geboren in Wales)



Members:
Cate Le Bon


Ende 2016 erschien das vierte Album "Crab Day" der in Wales geborenen und in Los Angeles lebenden Songwriterin CATE LE BON. Ich konnte mich nicht wirklich mit dem Album anfreunden und würde es als Cates bis dato schwächstes Werk bezeichnen.

Umso erstaunlicher, dass mir alle vier Songs auf der soeben veröffentlichten EP "Rock Pool" sofort gefielen und ich dann im Pressetext der Plattenfirma erfahren musste, dass diese vier Stücke nichts anderes als Ausschussware vom letztjährigen Album sind. What the f***? Auf "Crab Day" plätschern mir zu viele Stücke einfach so dahin, aber das schräg beschwingte "Aside From Growing Old" ist sooo wundervoll, die Gitarre bei "Rock Pool" soo lässig, "Perfume Days" klingt wie ein Klassiker des IndiePops und die Ballade "I Just Wanna Be Good" ist schlicht bezaubernd und atemberaubend!



Sehr geehrte Frau Le Bon, sollten Sie noch weitere derartige Perlen in Ihrer Schatztruhe verborgen haben: "Bitte, bitte auf Vinyl pressen und raus damit!"



Tracklist:
01 Aside From Growing Old
02 Rock Pool
03 Perfume Days
04 I Just Wanna Be Good

Freitag, 3. Februar 2017

NEW SONGS Vol. 145: MAGANA / Pages ... FATHER JOHN MISTY / Pure Comedy ... HIGHEST SEA / Wait For The Night ... TIM DARCY / Still Waking Up


MAGANA / Pages

Schon im letzten Jahr, mit der überzeugenden EP "Golden Tongue", machte Jeni MAGANA, aus New York City, die vorher mit der Band Oh Odessa musizierte, auf sich aufmerksam.

Nun veröffentlicht sie erstmals ein Stück, welches sie schon seit langem live im Repertoire hat, welches aber bisher nicht auf Tonträger oder in digitaler Form erhältlich war. "Pages" ist deutlich rockiger als die Songs auf ihrer Debüt-EP, aber auch dieser Sound steht der Songwriterin und Multi-Instrumentalistin (Gitarre, Bass, Klarinette) mit der warmen Alt-Stimme sehr gut. Ich würde sogar sagen ihre bisher beste Nummer! Get it here for your self-chosen price!




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FATHER JOHN MISTY / Pure Comedy

Der weltbeste Entertainer FATHER JOHN MISTY macht sich so seine Gedanken - welcher einigermaßen normale Mensch würde dies nach den ersten Tagen Trumps als Präsident auch nicht tun. Folter ist okay, Mauern bauen auch und wir wissen jetzt endlich, wie Trump seine Lügen nennt: Alternative Wahrheiten.

Father John Misty widmet sich in seinem neuen Song "Pure Comedy" nicht nur dem "Komiker" Trump, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt, sondern er wirft einen düsteren Blick in die Zukunft der Menschheit. Bevor im April das gleichnamige Album erscheint, gibt es vorab den Clip "Pure Comedy", den 25-minütigen Film und ein ausführliches Essay zu Lage des Planeten mit dem schrecklich komischen Fazit: "The joke is that the best we can do is keep on keeping on, which we’ve proven ourselves pathologically adept at."

Dass die Nummer eine traurige Ballade geworden ist, muss man wohl nicht noch explizit erwähnen :-(.





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HIGHEST SEA / Wait For The Night

Warum lebt eine Südfranzösin in Belin? Kann eigentlich nur berufliche Gründe haben oder aber die Liebe hat Leila Zanizibar in die deutsche Hauptstadt getrieben? Keine Ahnung, warum, auf jeden Fall ist, Berlin eine gute Stadt um Musik zu machen und genau dies tut Leila unter dem Namen HIGHEST SEA.

Vor 4 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Song "Hello Darkness" auf Soundcloud, dann folgte im Juni 2015 ein Demo-Trio auf Bandcamp uns jetzt gibt es am 24. Februar die erste EP "Haunted Hearts" mit vier Songs, darunter zwei Stücke, die bereits als Demos veröffentlicht wurde.

Die vier Stücke, einzuordnen zwischen The Cure und Echo & the Bunnymen, sind alle melancholisch durchdrungen und voller Poesie, dabei aber sehr kraftvoll, an den richtigen Stellen schrammelig und Leila ist die erste Französin die englisch singt der man aber nicht ihre Herkunft anhört - zumindest fast nicht ;-).




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TIM DARCY / Still Waking Up

Hey, der Typ klingt ja wie Morrissey in seinen besten Zeiten und die Gitarre als wäre Johnny Marr an den Saiten!

TIM DARCY ist Kanadier aus Montreal und neben seinen Solopfaden wohl hauptberuflich als Sänger bei der Band Ought unterwegs von der man sich unbedingt mal den Song "Beautiful Blue Sky" vom 2015 erschienen Album "Sun Coming Down" anhören sollte - da klingt er nämlich wie Mark E. Smith! Am 17. Februar erscheint sein erstes Soloalbum "Saturday Night" aus dem er bereits im letzten Jahr den ersten Song "Tall Glass Of Water" vorgestellt hat. Dieser klingt ganz anders als "Still Waking Up" - aber auch gut. Wer jetzt also gespannt ist, was dieses Stimmen-Chamäleon noch alles auf Lager hat, der wird die Tage bis zum Stichtag runterzählen.








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Mittwoch, 1. Februar 2017

LANDLADY / The World Is A Loud Place

Der im Englischen nicht ganz so beflissene Leser dieses Blogs könnte denken, dass "Landlady" im Deutschen ein Frau umschreibt, die ihr Dasein in ländlichen Regionen fristet und daraus assoziieren, dass eine Band, die sich diesen Namen gibt, Musik macht, die folkloristische Wurzeln trägt. Aber "Landlady" steht im englischsprachigen Raum in Wirklichkeit für "Vermieterin" oder "Wirtin" und andererseits für die "Dame des Hauses". 

 

Warum sich nun fünf Herren aus dem nicht gerade ländlichen New York LANDLADY nennen, bleibt eine hier unbeantwortete Frage.

 

Vielleicht wegen der irgendwie weiblich klingenden Stimme des Frontmanns? Adams Schatzs Stimme klingt so, als hätte Antony Hegarty sich wieder mit den Johnsons vereint, sein Alter-Ego Anohni wieder zu den Akten gelegt und der Sound  von "The World Is A Loud Place" erinnert mich an die ersten beiden Alben der englischen Band Wild Beasts, ist also eine Mischung aus DreamPop, IndiePop und ArtPop.

Auf "The World Is A Loud Place" finden sich wunderschöne Streicherarrangements ("Rest in Place") und Bläsersätze ("Hard to Spell"), überraschende kompositorische Kniffe und warme Melodien. Die Anzahl der eingesetzten Musikinstrumente und Gastmusiker ist immens!



Beim fulminant anschwellenden, wunderbar vertrackten Opener "Electric Abdomen" und beim einschmeichelnden "Cadaver" darf man sich über den Einsatz des historischen Wurlitzers Piano und eines Moog-Synthesizers freuen. Bei vielen Stücken kommt eine italienische Farfisa-Orgel zum Einsatz und wer seine Ohren trainieren möchte, kann auf dem Album noch nach Tenorsaxophon,  Posaune, Klarinette, Viola oder Cello fahnden. Aber was zählt ist ja nicht die Quantität der eingesetzten Musikinstrumente, sondern was man daraus macht, und was Landlady daraus machen, ist orchestraler Pop, der abwechslungsreicher nicht sein könnte.



In der eigentlich gar nicht so lauten, aber sehr virtuosen Klangwelt auf "The World Is A Loud Place" können sich Freunde unterschiedlichster Musikgenres Zuhause fühlen. In "Driving in California" finden sich Anklänge von Folk und IndieRock. "Hurricane" spielt mit Elementen aus ProgRock, Electroniker freuen sich über dezentes Klickern und Gitarrenfreunde über MathRock-Fingerübungen. Letzteren seien auch noch "Rest in Place" und "Person" ans Herz gelegt.



Orgelfanatikern werden sich unverzüglich in den dem Album den Namen gebenden Song "The World Is A Loud Place" verlieben. Kammerpopanhänger, die Antony & the Johnsons vermissen, werden den Verlustschmerz mit "Haymaker" lindern können und wer den psychedelischen FreakPop von Foxygen oder den Lemon Twigs huldigt, wird fasziniert sein, was die Landlady bei "Museum People" und "Nina" an kreativen Ausbrüchen in die Waagschale wirft.

Ansonsten gilt, an vielen Ecken lässt Jazz grüssen und als Vergleich aus der Popgeschichte sollte man noch den Namen Steely Dan fallen lassen. Am Besten einfach selber Eintauchen in diese prall gefüllte Schatzkiste, in der es so bunt und glitzernd zugeht, wie in den sehr gelungen Animationen der Videoclips.

Tracklist:
01 Electric Abdomen
02 Cadaver
03 Person
04 Hard To Spell
05 Nina
06 Driving In California
07 Hurricane
08 Solid Brass
09 The World Is A Loud Place
10 Haymaker
11 Museum People
12 Rest In Place