Labels

Mittwoch, 1. Februar 2017

LANDLADY / The World Is A Loud Place

Der im Englischen nicht ganz so beflissene Leser dieses Blogs könnte denken, dass "Landlady" im Deutschen ein Frau umschreibt, die ihr Dasein in ländlichen Regionen fristet und daraus assoziieren, dass eine Band, die sich diesen Namen gibt, Musik macht, die folkloristische Wurzeln trägt. Aber "Landlady" steht im englischsprachigen Raum in Wirklichkeit für "Vermieterin" oder "Wirtin" und andererseits für die "Dame des Hauses". 

 

Warum sich nun fünf Herren aus dem nicht gerade ländlichen New York LANDLADY nennen, bleibt eine hier unbeantwortete Frage.

 

Vielleicht wegen der irgendwie weiblich klingenden Stimme des Frontmanns? Adams Schatzs Stimme klingt so, als hätte Antony Hegarty sich wieder mit den Johnsons vereint, sein Alter-Ego Anohni wieder zu den Akten gelegt und der Sound  von "The World Is A Loud Place" erinnert mich an die ersten beiden Alben der englischen Band Wild Beasts, ist also eine Mischung aus DreamPop, IndiePop und ArtPop.

Auf "The World Is A Loud Place" finden sich wunderschöne Streicherarrangements ("Rest in Place") und Bläsersätze ("Hard to Spell"), überraschende kompositorische Kniffe und warme Melodien. Die Anzahl der eingesetzten Musikinstrumente und Gastmusiker ist immens!



Beim fulminant anschwellenden, wunderbar vertrackten Opener "Electric Abdomen" und beim einschmeichelnden "Cadaver" darf man sich über den Einsatz des historischen Wurlitzers Piano und eines Moog-Synthesizers freuen. Bei vielen Stücken kommt eine italienische Farfisa-Orgel zum Einsatz und wer seine Ohren trainieren möchte, kann auf dem Album noch nach Tenorsaxophon,  Posaune, Klarinette, Viola oder Cello fahnden. Aber was zählt ist ja nicht die Quantität der eingesetzten Musikinstrumente, sondern was man daraus macht, und was Landlady daraus machen, ist orchestraler Pop, der abwechslungsreicher nicht sein könnte.



In der eigentlich gar nicht so lauten, aber sehr virtuosen Klangwelt auf "The World Is A Loud Place" können sich Freunde unterschiedlichster Musikgenres Zuhause fühlen. In "Driving in California" finden sich Anklänge von Folk und IndieRock. "Hurricane" spielt mit Elementen aus ProgRock, Electroniker freuen sich über dezentes Klickern und Gitarrenfreunde über MathRock-Fingerübungen. Letzteren seien auch noch "Rest in Place" und "Person" ans Herz gelegt.



Orgelfanatikern werden sich unverzüglich in den dem Album den Namen gebenden Song "The World Is A Loud Place" verlieben. Kammerpopanhänger, die Antony & the Johnsons vermissen, werden den Verlustschmerz mit "Haymaker" lindern können und wer den psychedelischen FreakPop von Foxygen oder den Lemon Twigs huldigt, wird fasziniert sein, was die Landlady bei "Museum People" und "Nina" an kreativen Ausbrüchen in die Waagschale wirft.

Ansonsten gilt, an vielen Ecken lässt Jazz grüssen und als Vergleich aus der Popgeschichte sollte man noch den Namen Steely Dan fallen lassen. Am Besten einfach selber Eintauchen in diese prall gefüllte Schatzkiste, in der es so bunt und glitzernd zugeht, wie in den sehr gelungen Animationen der Videoclips.

Tracklist:
01 Electric Abdomen
02 Cadaver
03 Person
04 Hard To Spell
05 Nina
06 Driving In California
07 Hurricane
08 Solid Brass
09 The World Is A Loud Place
10 Haymaker
11 Museum People
12 Rest In Place

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen