Die MONDAY TRAMPS debütieren mit dem Longplayer "When Days Turned Hollow" auf erstaunlich hohem internationalen Niveau, und wenn ich es es nicht besser wüsste, hätte ich die Band irgendwo auf der britischen Insel, aber nie in Freising verortet.
Für die visuell orientierten Leser dieses Blogs sei auch noch erwähnt, dass Sänger Tom Appel, Gitarrist Tobias Riedl, Bassist Maxi Voormann und Schlagzeuger Max Blank auch so ausschauen, als wäre die Uhr stehen geblieben und BritPop noch immer in der Hochblütezeit. Mich persönlich stört das nicht, denn diese Zeit hat zu meiner musikalischen Sozialisation keinen unbeträchtlichen Beitrag geleistet und nichts ist im Moment schlimmer als die nächste Band, die deutsche Betroffenheits+ oder (B)anallyrik verbreitet und klingt wie alle deutschsprachigen Acts, die sich zur Zeit in den Charts tummeln.
Also ein Hoch auf die Nostalgie und eine Band, die Melodien feiert, Songwriting beherrscht, Harmoniegesänge zelebriert und nur in Sachen Dirtyness etwas nachlegen dürfte.
01. "Prelude My Baby": Kurzer sehnsuchtsvoller Song, der sich gemächlich von der akustischen Gitarrenballade à la Oasis zum psychedelischen Schwoffer à la Tame Impala entwickelt.
02. "Shoot The Moon": Ja, wegen der Stimme von Sänger Tom Appel könnte man auch Querverweise zu Björn Hans-Erik Dixgård von Mando Diao bilden, aber nach den letzten Veröffentlichungen der Schweden wäre das für die Monday Tramps ein unrühmlicher Vergleich ;-)
03. "Lullabies": Vom Ska und Off-Beat dominierter Song mit feiner Basslinie, der das Tanzbein zucken lässt und dem IndieRock-Tänzer ziemlich viel Saft aus dem Körper pressen wird.
04. "Kick Your Shoes Back":
05. "Dance With The Devil": Das Riff darf lange alleine hallen, ehe sich zum Gesang die ganze Band erhebt und den wunderschönen Popsong für immer in den Gehörgängen festklebt. Wahrscheinlich summen sogar Foxygen und Ezra Furman den Titel, denn die beiden wurden von den Münchnern zuletzt als Support unterstützt.
06. "Youngblood": Ach, die jungen Burschen machen einfach Spaß wie sie mit frischem Blut die alten Klischees aufpeppen, ohne in die Coverband-Falle zu tappen.
07. "This Town": Hier verlassen die Tramps die sonst beackerten Pfade und versuchen eher den amerikanischen Weg einzuschlagen. Deutlich belangloser als die anderen Songs, denn auf diesem Weg muss man die schlurfenden Sixties-Latschen dann schon deutlich schmutziger machen.
08. "Dont Let Me Know": Zurück in der Spur. Riff und raffinierte Gesangsmelodie inklusive feiner Tempowechsel könnten glatt aus der Feder von Ray Davies stammen. Irgendwie will ich bei fast jedem Song mitsingen, obwohl das nicht unbedingt meine Leidenschaft ist!
09. "Slightly Easier": Bei dieser Lagerfeuer-Ballade wird auch der letzte (weibliche) Kooks-Fan das sinkende Schiff verlassen und das Poster von Luke Pritchard gegen das von Tom Appel austauschen. Lange nicht mehr so sanft gestrichenes Schlagzeug gehört :-)
10. "Hang On To Your Ego": Jetzt aber mal wieder die Jungs ins Boot, ääääh auf den richtigen Pfad holen. Appel kann auch Morrissey und Doherty! Und immer schön mit dem Kopf nicken!
11. "When Days Turned Hollow": Es bewahrheit sich wieder einmal, dass das Beste zum Schluss kommt. Gänsehaut-Feeling und der endgültige Beweis, dass der Frontmann der Monday Tramps über einen wunderschönen Tenor verfügt. Und soooo traurige Gitarren. Snief - Novocain for the Soul!
Am 06. August startete die Tragikomödie „About A Girl“ u.a. mit Heike Makatsch in den deutschen Kinos und auf dem O.S.T. wird auch ein Song der Monday Tramps vertreten sein. Der Film erzählt die Geschichte der 15-jährigen Charleen, einem ziemlich sonderbaren Mädchen, das ein Praktikum beim Bestatter macht, Fotos verendeter Tiere sammelt und ausschließlich Musik bereits verstorbener Musiker hört.
Story und Titel des Films hören sich ziemlich gut an und es wird sich zeigen, wer als erster die Charts entert: Film oder Platte. Nach Begutachtung des Filmtrailers gönne ich es der Platte aber deutlich mehr!