Fangen wir dieses Mal doch damit an, was diese Platte nicht ist. "Blood Moon" ist kein epochales Meisterwerk, dafür enthält sie viel zu viele Dinge, die man in der Rock-History schon unzählige Male gehört hat. In den Bestenlisten der hippen Musikmagazinen, die alles abfeiern, was neu klingt, bleibt LUNA SOL demnach dieses Jahr außen vor.
In diversen Fachmagazinen dagegen wird es dieses formidable Stoner-Brett, geschaffen von David Angstrom (früher Mitglied bei Hermano und Superfuzz) & Mannen, in einige Listen für 2015 schaffen.
Bisher verdiente sich Gitarrist Angstrom bei oben genannten Bands seine Sporen, aber 2012 hatte er die Faxen dicke und zog los, um endlich sein eigenes Ding zu machen. Er verließ die hügeligen Ebenen von Kentucky, machte sich auf in die Rocky Mountains von Colorado, warf alles unnötige (Metal, Alternativ Rock, Punk, etc.) über Bord, um ein 100%iges StonerRock-Album aus dem Fels zu meißeln. An seiner Seite fanden sich Shanda Kolberg (Guitar, Vocals), Shannon Fahnestock (Bass, Vocals) und Drummer Pat Gill und LUNA SOL war geboren.
Zusammen mit illustren Gästen aus der musikalischen Vergangenheit Armstoms eingespielt - John Garcia (Hermano, Kyuss) singt bei "December", Dizzy Reed von Guns n' Roses spielt auf "Your War" die Hammond-Orgel und Nick Oliveri (Queens of the Stone Age) spielt den Bass bei "Pretty Rotten" - legt das Quartett nun am 11. September das Debütalbum "Blood Moon" vor, in welches ich mich schon ausgiebig einhören durfte.
Der steinige Weg beginnt mit "Bridges". Die Drums scheppern, die Gitarren brummen tief, die Riffs und Hooks sitzen und immer wieder sorgen kleine Breaks oder Solis für Abwechslung. Die mehrstimmig vorgetragenen Vocals verspritzen fast so viel Gift und Galle wie bei Glenn Danzig - da wäre eigentlich auch mal wieder ein echtes Lebenszeichen fällig.
Bei der nächsten Nummer "Death Mountain" wird es düsterer, klar hier geht es auch nicht um die blauen Berge, diese Berge sind gefährliche Giganten! Greg Martin von den Kentucky Headhunters an der Slidegitarre!
Der dunkelste Monat des Jahres "December" muss als nächster Songtitel herhalten. Wer bei diesem Riff an Weihnachten denkt, der hat Matsch in der Birne. Ein eisiger Monat, bei dem John Garcia die ganze Gefährlichkeit, die er zur Verfügung hat, in seine Stimme legt und die Gitarren sämtliche Wälder der Rocky Mountains niedersägen. Darkness all around you!
Während bei den ersten drei Nummern der Groove und die Riffs dominieren, kommt bei "Leadville" der melodiöse Refrain - bei dem die weiblichen Vocals von Shanda Kolberg oder Shannon Fahnestock erstmals deutlich auffallen - ganz besonders zu tragen und in den leisen Passagen darf doch tatsächlich ein Banjo mitspielen!
"Pretty Rotten" ist ein Tribut an die Metal-Vergangenheit des Bandgründers. Hier wird schlicht und einfach gerockt bis die Hütte brennt und wieder fällt auf, wie gut sich die weiblichen Vocals im Zusammenspiel mit den männlichen Gesangsparts machen. Bei "Operator" wird die Brücke zur Ballade geschlagen, die Vocals sind weich und sehnsuchtsvoll, die Gitarren dürfen länger klingen und den Schmerz durch die Wüste tragen. Fettes schmutziges altbackenes wunderbares Gitarrensoli inklusive.
Luft holen für 15 Sekunden, dann nimmt "Standley Lake" Fahrt auf. Brillante Tempi- und Stimmungswechsel. Könnte meine Lieblingsnummer auf dem Album werden, aber da lege ich mal nach 4x hören lieber mich noch nicht fest. Sehr bluesig startet "Your War", aber der Schein trügt, denn kaum fängt man an das Gitarrenbrett zu vermissen, bekommt man es auch schon wieder um die Ohren gehauen, so dass man die von Dizzy Reed gespielte Orgel meist nur als großes Ganzes wahrnimmt.
Der letzte Song auf "Blood Moon" ist "In The Shadows", ein minimalisitisches düsteres Duett zwischen männlicher und weiblicher Gesangsstimme (wer singt lässt sich leider dem Booklet nicht entnehmen), das sich zum Schluss zu einem Guns n' Roses-Queen-Hybrid aufplustert. Feines Finale! Feine Platte! Fein, fein!
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