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Montag, 26. Oktober 2015

DIANE COFFEE / Everybody's a Good Dog [LP]

Ich hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass in diesem Jahr noch irgendwer Ezra Furman mit ihrem Werk "Perpetual Motion People" (Review) den Titel auf das abwechslungreichste NerdPop-Album des Jahres streitig macht, aber da habe ich die Rechnung ohne DIANE COFFEE gemacht.

Who the fuck is Diane Coffee? Tja, hinter dem seltsam klingenden Namen verbirgt sich niemand geringeres als Shaun Fleming Schlagzeuger bei DER PsychedelicFreakFolkPop-Band Foxygen.

Das Pseudonym soll sich aus einer Reminiszenz an die große Dame des Motown-Sounds Diana Ross und dem Songtitel "Mr. Coffee" des mir nicht bekannten Songwriters Nathan Pelkey
zusammensetzen. Den besagten Song konnte ich im ganzen Netz nicht finden, aber anscheinend gibt es sogar einen Dokumentarfilm über den mystischen Songwriter (Guckst du: https://youtu.be/0edrQh9rO48).

Im Oktober 2013 veröffentlichte Diane Coffee sein/ihr Debütalbum "My Friend Fish", aber da hatte sich Foxygen noch nicht so viele Fans erobert, weswegen das Album kaum irgendwo Erwähnung fand. Jetzt, wo Foxygen zu den etablierten Wegbereitern des Psychedelic-Revivals zählen, wird ihm bei seinem zweiten Streich "Everybody's a Good Dog" die Aufmerksamkeit zuteil, die der früher auch als Synchronsprecher für Trickfilmfiguren - allen voran Kim Possible - arbeitende Shaun Fleming tatsächlich verdient. In Punkto musikalische Essenz hat sich im Vergleich zum Debüt gar nicht so viel getan, aber produktionstechnisch liegt das neue Werk auf deutlich höherem Niveau.

So, schnell noch ein heißes schwarzes Tässchen Kaffee eingegossen und dann geht es in die Einzelwertung für das knallbunte 11 Songs umfassende Spektakel:

01 "Spring Breathes": Wie bei Ezra Furman ist es auch bei Shaun Flemings Stimme schwierig zu erkennen, ob es sich da um ein singendes Männchen oder Weiblein handelt. Und bei beiden kann das vermutete Ergebnis von Song zu Song variieren! Bei diesem Song klingt es ziemlich eindeutig nach hingebungsvoll gehauchtem Frauengesang. Der Song wechselt in beatlesquer Marnier zwischen überwiegend leisen, minimalistischen mit Streichern betupften und Background-Chören untermalten und lauten nahezu manischen Parts. Bildlich würde ich sagen, dieser Song ähnelt einem sich langsam aus der Erde kämpfenden Spross, der dann oben angekommen in einer farbenfrohen Explosion seine Blüte präsentiert.

02 "Mayflower": Wahnwitzige Nummer mit furiosen Bläsersätzen, die im Main-Part klingt als wäre Meat Loaf  wieder an der Hand von Jim Steinman ins Rampenlicht zurückgekehrt, um aus dem Soundtrack der Rocky Horror Picture-Show eine IndiePop-Nummer zu basteln.  Klingt furchterregend, ist es aber im Ergebnis nicht!


Diane Coffee - "Mayflower" from ShutterShock Productions on Vimeo.

03 "Soon To Be, Won't To Be": Klingt wie eine fluffige Foxygen-Nummer. Irgendwie locker aus dem Ärmel geschüttelt, also exakt genau gegenteilig zum vorhergehenden Song. Man merkt auf jeden Fall, dass Tim Smiley, der auch bei Foxygen an den Knöpfchen dreht, auch bei diesem Album mit von der Partie ist.

04 "Down With The Current": Nach diesem Song mit seinem Gospel-Chorus dürfte klar sein, weswegen beim Pseudonym Diana Ross herhalten musste. Allerdings schimmert die Motown-Remineszenz nur unter einer dicken Schicht PsychdelicFolk inklusive Schweineorgel hindurch. Sind das auf einem Kamm simulierte Bläser?

05 "Tams Up": Noch mehr Motown-Sound. Gutgelauntes Liebeslied mit viel Schmalz und "Schubiduwa" als steckten wir noch mitten in den Sixties.

06 "Govt": Auch Seventies-Rock lässt sich so aufarbeiten, dass er nicht mehr nach muffigem Keller riecht und sich spiralförmig in die Ohren gräbt.

07 "Everyday": Die perfekte Verschmelzung zwischen Motown und dem heißen Schein den Foxygen fabrizieren. Dazu noch je ein Prise Seventies-Orgel, Frank Zappa-Wahnsinn und Jim Steinman Opulenz und fertig ist eine meiner Lieblingsnummern auf "Everybody's a Good Dog".



08 "Duet ": SixtiesSoulPop Duett mit Felicia Douglass, das im Soul-Himmel wahrscheinlich auch gerne Marvin Gaye mit Diana gesungen hätte.

09 "Too Much Space Man": Macht da weiter, wo "Everyday" aufgehört hat, fliegt dann aber noch in die ewigen Weiten des Weltraums. Very fein, wie man hier zu sagen pflegt!

10 "I Dig You": Macht da weiter wo "Govt" aufgehört hat, entschließt sich dann aber ebenfalls die Schweineorgel anzuwerfen und ins Psychedelische abzudriften.

11 "Not That Easy": Macht da weiter, wo "Tams Up" aufgehört hat, schiebt aber den Dosisregler für alle Zutaten bis zum Anschlag nach oben, so dass der Song so drüber ist, dass er schon wieder gut ist. Wie Shaun Fleming, alias Diane Coffee verlauten ließ, der Song, den er auf seinem neuen Album am meisten mag.

Ein Album, so vollgepackt mit Verrücktheiten, dass man wahrscheinlich auch nach dem 1000ten Durchhören noch immer Dinge entdeckt, die einem bis dato durch die Lappen gegangen waren.

Montag, 19. Oktober 2015

NEW SONGS Vol. 111: THE SLOW READERS CLUB ... ON AND ON ... DIE NERVEN ... JOHN GRANT

THE SLOW READERS CLUB / Plant the Seed ... ON AND ON / And the Wave has two Sides (LP) ... DIE NERVEN / Out (LP) ... JOHN GRANT / Grey Tickles, Black Pressure (LP)

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THE SLOW READERS CLUB / Plant the Seed


Gute Nachricht für Menschen, die das neue Editors-Album ziemlich langweilig finden und wissen, dass The Killers seit Jahren nur noch Mist abliefern! Aus Manchester kommt eine Band, die sich THE SLOW READERS CLUB nennt und die ziemlich schnell in die Lücke stoßen könnte.

2011 veröffentlichte die Band ihr Debüt, dann im Laufe der Jahre nur einige Singles und nun steht seit längerem das neue Album "Cavalcade" in den Startlöchern. Die aktuelle Single "Plant the Seed" klingt nach sehr tanzbarem IndieElectronicPop à la Depeche Mode meets Editors, hat dank einer Monster-Hook höchstes Hit-Potential und dürfte trotzdem auch den Hören gefallen, die eher abseits des Mainstreams ihre Erfüllung finden.



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ON AND ON / And the Wave has two Sides (LP)

Bereits 2013 habe ich mich ausführlich dem vorzüglichen Debüt (Rezension) dieser Band aus Minneapolis gewidmet, die nun mit ihrem zweiten Longplayer "And the Wave have two Sides" aufwartet.

ON AND ON
hat die letzten zwei Jahre genutzt, um ihren schon ziemlich perfekten elektronischen IndiePopsound noch zu verfeinern, obwohl die Band den Verlust zweier Mitglieder zu beklagen hatte und nun nur noch als Trio besteht. Geschafft haben das die verbliebenen Bandmitglieder Nate Eiesland, Alissa Ricci, and Ryne Estwing ganz einfach, indem sie ihre überbrodelten Ideen besser kanalisieren und mehr Raum geben. Es greift also mal wieder das fast immer geltende Prinzip "weniger ist mehr", obwohl ich die Frickeleien auf dem Debüt auch sehr gelungen fand.

Besonders hervorstechen aus dem Album "And the Wave have two Sides"  die Songs "Behind the Gun", "Icon Love", "Drifting"und "Wait for the Kill".

"Behind the Gun" setzt ganz auf einen Herzklopf-Beat und spärliche harmonisch eingebundene Industrial-Klänge, getragen von der sanften Stimme von Sänger Nate Eiesland. "Icon love" ist eine flotte IndiePop-Nummer, bei der die Gitarren immer wieder dazwischen gehen und sich sogar einen verdammt großartigen Solo-Part erobern. "Drifting" ist leise, bedächtig und trotzdem auf irgendeine Weise theatralisch, weil es sich ganz langsam aufbläst und den Übergang von der Lagerfeurballade zur Stadionhymne hinbekommt. Der Break in "Wait for the Kill" ist einfach der Hammer!


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DIE NERVEN / Out (LP)

Die feinen Veröffentlichungen in diesem Monat reißen nicht ab und natürlich gehört auch das dritte Album der Stuttgarter Band DIE NERVEN zu den Oktober-Highlights.

Konnte man die Band am Anfang noch mit dem Etikett "Punk" versehen, so muss man spätestens mit "Out" das Etikett verlängern, um dem erweiterten Spektrum gerecht zu werden. Wie wäre es mit Post-Punk-Noise-Indie-Rock?

Auf jeden Fall sind die Nerven wieder ziemlich zornig und bissig (z. B. "iPhone"), bleiben dabei aber gerne tanzbar (z. B. "Barfuss durch die Scherben") und steigern, passend zur Jahreszeit, die Molltondichte im Vergleich zum Vorgänger-Album "Fun" deutlich.

Im Ganzen erinnert mich "Out" ziemlich stark an eine andere legendäre deutsche Band: Fehlfarben in der "33 Tage in Ketten"-Phase. Warum? Weil "Out" sehr düstere Atmosphäre verbreitet, ohne viele Worte wortgewaltig systemkritisch ist und radikal das Brennglas auf die sozialen und politischen Dilemmas unserer Zeit legt, ohne den Zeigerfinger zu explizit zu erheben.

BesteSongs: "Gerade deswegen" + "Barfuß durch die Scherben"


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JOHN GRANT / Grey Tickles, Black Pressure (LP)

Der Herr Grant ist schon ein seltsamer Vogel, der sich einfach nicht in irgendwelche Schubladen stecken lassen will. Bereits auf seinem formidablen zweiten Soloalbum "Pale Green Ghosts" trafen elektronische Musik und Singer/Songwriter-Lieder aufeinander und auch auf "Grey Tickles, Black Pressure" blubbert es auf der einen Seite ("Voodoo Doll", "Black Blizzard", etc.), während er sich auf der anderen Seite akustische Instrumente ("Down Here") zu nutzen macht. ABER der Schwerpunkt hat sich eindeutig in Richtung Electronic verschoben und Grants Texte deuten darauf hin, dass sich der im Exil lebende Amerikaner mit seiner AIDS-Erkrankung besser arrangiert hat - soweit dies eben möglich ist.

Mit dem Album dem Namen gebenden Song "Grey Tickles, Black Pressure" kommt nach einem kurzen Vocal-Intro als zweiter Song des Albums eine Ballade, die opulent in Violinen und Bläsern schwelgt, wie man es vom Vorgänger-Album gewohnt ist. Danach aber zieht JOHN GRANT einen 80's Synthi-Beat aus der Schublade, packt einen funky Groove dazu und klingt wie der Sohn von Funkmaster George Clinton und Performance-Queen Laurie Anderson.
Einer meiner Lieblingssongs ist "Guess How I Know". Über den düsteren monotonen Beat legt Grant ein kleines feines Noise-Gitarrengewitter, packt dazu spacige psychedelische Keys und pimpt das Ganze zusätzlich mit elektronischen Effekten. Fein, fein! Auch der nächste Song, ein Duett mit Amanda Palmer, "You & Him" geht in eine ähnliche Richtung. Oder ist das sogar ElectroGarageRock?

Die hohe Kunst des Schwülstigen perfektioniert Grant in der Ballade "Global Warming". Zur Zeit dürfte kein anderer Künstler in der Lage sein, sich so weit in Kitschregionen vorzuwagen, ohne dabei auch nur annähernd geschmacklos zu werden.

Der vermeintliche Radio-Hit des Albums dürfte die Kooperation mit Tracey Horn werden. Auch bei "Disappointing" setzt Grant den geliebten Analogsynthesizer ein und scheut sich nicht mit Kitsch zu kokettieren, indem er z. B. "Schubidu"-Chöre im Backing einbindet während er inhaltlich das Lächeln eines geliebten Menschen als Nonplusultra feiert. Und mit "Geraldine" schafft es Grant beim nächsten Update endlich in meine Mädchennamen-Playlist!


John Grant - Disappointing feat. Tracey Thorn (Official Music Video)
from Bella Union on Vimeo.

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Freitag, 16. Oktober 2015

NEW SONGS Vol. 110: KURT COBAIN ... MUTINY ON THE BOUNTY ... GRAVEYARD ... SHE KEEPS BEES


KURT COBAIN / Montage of Heck [The Home Recordings] [LP]... MUTINY ON THE BOUNTY - Digital Tropics [LP] ... GRAVEYARD / Innocence & Decadence [LP] ... SHE KEEPS BEES / Eight Houses [LP]

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KURT COBAIN / Montage of Heck [The Home Recordings] [LP]


Ich glaube nicht, dass man diese posthum Veröffentlichung des Nirvana-Masterminds benötigt, aber das wird echte Jünger sicher nicht abschrecken, den heiligen Vinyl-Gral um "Montage of Heck [The Home Recordings]" zu erweitern. Den sehenswerten Film hatte ich ja bereits vor geraumer Zeit vorgestellt (Filmkritik), nun erscheint zeitgleich mit der DVD die Platte, auf der diverse ungehörte Songs und Soundexperimente [Tracklist] zu hören sein werden.

Der im voraus veröffentlichte Song "Sappy" ist die rohe akustische Version des Songs, den Nirvana 1993 auf einem AIDS-Benefit-Sampler unter dem Namen "Verse Chorus Verse" als Hidden Track herausbrachten. Die "Sappy"-Soloversion von COBAIN klingt sehr düster und wie in der Küche von CocoRosie aufgenommen:



Zum Vergleich die spätere Version unter anderem Songnamen:



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MUTINY ON THE BOUNTY - Digital Tropics [LP]

Wenn man sich beim Hören die Frage stellt, "Ist das ein Keyboard oder sind das Gitarren?" und die Antwort Gitarre lautet, dann hat man es höchstwahrscheinlich mit MathRock zu tun. Die luxemburgische Band MUTINY ON THE BOUNTY wilderte mit ihrem PostRock schon auf ihren ersten beiden Alben     ("Danger Mouth" [2009] und "Trials" [2012]) gerne und ausgiebig in diesem Genre, aber erst mit dem dritten Streich "Digital Tropics" wandelt sich die Band zu strikten Vertreter dieser Spielart.




Zum neuen Konzept der Bandgründer Nicolas Prezor und Sacha Schmitz gehört weiterhin eine deutliche Reduzierung der Vocals und eine massive Erhöhung des Groove-Faktors. Gepaart mit den liebevoll aus Vintage-Material gebastelten Clips ist dies eine hochexplosive Mischung, die in die Tanzbeine fährt wie ein eingeklemmter Ischiasnerv.

Bei dieser konsequenten Weiterentwicklung werden sicher einige Fans der frühen Stunde - wahrscheinlich alles Menschen, die auch irgendwelche Mogwai-Alben im Schrank haben - ein Tränchen verdrücken, aber die Metamorphose steht der Band gut und wird sicher zahlreiche Neuhörer mit sich bringen. Einziges Manko, auf Albumlänge ist das hektische Geflirre ziemlich anstrengend, aber wie bei so vielen anderen Dingen macht es ja die Dosis und die ist bekannterweise immer sehr individuell zu handhaben.



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GRAVEYARD / Innocence & Decadence [LP]

Ich mag Schweden und diese langhaarigen Schweden-Rocker mögen mittlerweile auch verdammt viele Menschen, was nicht verwundert, weil GRAVEYARD grundehrlichen Rock machen. Bei Joakim Nilsson (Gitarre, Gesang), Rikard Edlund (Bass), Axel Sjöberg (Schlagzeug) und Jonathan Ramm (Gitarre, Gesang) gibt es keine unnötigen Spielereien oder Soundexperimente, alles geht schnurstracks auf die Zwölf, ganz egal ob die Band gerade im Stoner-, Blues-, Classic-, Prog- oder SeventiesRock-Bereich herum mäandert.



"Innocence & Decadence" ist das vierte Album der Schweden, es setzt zum Glück wie immer auf die gleichen Werte, hat aber zusätzlich noch eine erhöhte Dosis Soul an Bord (Grossartig: "To Much is not Enough") und wird sicher dazu führen, dass die Popularität der Band hierzulande noch weiter steigt. "Light out" das Vorgängeralbum von 2012 schaffte es in Deutschland auf Rang 27 der Albumcharts, das neue Werk steht bereits auf Rang 35. Glück auf!


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SHE KEEPS BEES / Eight Houses [LP]

"Eight Houses" erschien bereits 2014 und blieb bei uns unverdienterweise so tief unter dem Radar, dass ich es als meine Pflicht ansehe, dieses mir großzügigerweise in den Schoß gefallene Album dem geneigten Blog-Leser ans Herz zu legen.



SHE KEEPS BEES besteht aus Jessica Larrabee (Vocals, Guitar) und Andy La Plant am Schlagzeug. Das Konzept ohne Bassist erinnert zwar an die White Stripes, aber im Vergleich zur legendären BluesRock-Band ist der Sound weniger roh, die exzellente Stimme von Sängerin Larrabee steht deutlich mehr im Fokus und das musikalische Spektrum ist weiter gesteckt, so dass man den ein oder anderen Song durchaus in die Singer/Songwriter-Schublade stecken kann.



Wenn man sich die Clips der Band auf YouTube anhört, könnte man meinen, es gehe immer sehr ruhig zu auf "Eight Houses", aber das stimmt nicht ganz, denn bei "Raven" und "Both Sides" darf die Gitarre schon auch mal lauter ins Geschehen eingreifen. Fakt ist, die Musik des Duos aus Brooklyn ist immer sehr emotional und Jessica Larrabee ein echtes Goldkehlchen, die in der amerikanischen Presse zu Recht gerne in einem Atmezug mit Cat Power und sogar Janis Joplin genannt wird.





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Mittwoch, 14. Oktober 2015

GLEN HANSARD live in der Live Music Hall [Cologne, 12.10.2015]

Neulich beim Plattenabend hörten die unverwüstliche V., der treue Konzertbegleiter C. und meine Wenigkeit unter anderem auch in die neue Platte "Didn't He Ramble" von dem von uns hochgeschätzten irischen Barden GLEN HANSARD rein. Wir waren uns sehr schnell einig, dass Glen mit der neuen Platte sicher nicht sein bestes Album abgeliefert hat, aber der Mann hat ja noch jede Menge Bonusguthaben von seinen letzten Veröffentlichungen, so dass uns vor seinem Konzert in Köln nicht wirklich bange wurde, aber immerhin doch leichte Bedenken aufkamen. Die größte Schuld an dieser Sorge trägt der Song "McCormack's Wall", der zu schmalzig, zu pathetisch ist und stellenweise sogar nach den schrecklichen Kellys stinkt.

Bevor ich mich ausgiebig dem Konzertabend widme, möchte ich an dieser Stelle noch einmal das Anfang des Jahres veröffentlichte Tributalbum "It Was Triumph We Once Proposed ...", auf dem Hansard seinem verstorbenen Freund und Kollegen Jason Molina die Ehre erweist, indem er dessen Songs interpretiert, wärmstens ans Herz legen. (Rezension in den News Vol. 88).

Aber nun zum eigentlichen Abend. Das Wetter ist kalt, also beste Vorraussetzung um den wärmenden Liedern des irischen Oscarpreisträgers zu lauschen. Neben V. und C. ist heute auch mein holdes Weib von der Partie. Das ist sehr selten und damit sie sich vielleicht desöfteren zu Konzertbesuchen aufraffen kann, habe ich ihr schlauerweise die Tickets für Glen zum Geburtstag geschenkt, denn von den Live-Qualitäten von Hansard konnte ich mich schon beim Rolling Stone Weekender 2013 überzeugen. Die unverwüstliche V. hat sogar so etwas wie ein Hansard-Concert-Abo, will sagen sie verpasst den Iren so gut wie nie und bekommt noch immer leuchtende Augen, wenn sie vom letzten Konzert im Stollwerk erzählt;-)

Heute aber nicht Stollwerk, sondern ausverkaufte Live Music Hall. Wir sind kaum drin in der Halle als zwei Herren namens "The Lost Brothers" ganz unspektakulär auf die Bühne treten und mit lediglich zwei Gitarren den Lagerfeuerabend in der alten Industriehalle eröffnen. Die beiden Herren Oisin Leech und Mark McCausland sind nur Brüder im Geiste, teilen sich jedoch die musikalischen Aufgaben sehr demokratisch, das heißt, beide singen und beide spielen Gitarre. Die Musik des irischen Duos erinnert an Van Morrison oder Hank Williams, aber es fehlt leider das markante Eigenständige, was bei den beiden genannten Singer/Songwritern-Vorbildern zweifelsohne vorhanden ist. So hört man dem Duo gerne zu und es gefällt einem auch, was man hört, aber ich erhalte keinen "Muss-ich-auf-Vinyl-haben-Impuls", was dafür spricht, dass ich es nicht mit etwas sehr Einprägsamen oder Außergewöhnlichem zu tun habe, sondern etwas, was schnell verloren geht ;-)

Dann wird die Bühne im wahrsten Sinne des Wortes mit Leben gefüllt. Mit neun Mitmusikern entert Glen die Bühne. Zwei Damen im Streicherteam (Cello und Geige), ein Herr am Bass, eine Dame - wie sich später herausstellt mit sehr feiner Stimme - am Flügel, ein Bläser-Trio (großartig der Mann an der Posaune!), ein Mann am Schlagzeug und Gitarrist Rob Bochnik, der mit Glen auch schon bei The Frames und The Swell Season musiziert hat.

Die Band beginnt mit dem bedächtigen und sehr ruhigem "Just to Be the One", bei dem Hansard zu einem weich fließenden Streicherarrangment und einem dezenten Querflöten-Soli mehr flüstert als singt. So bringt man das Publikum dazu, dem Künstler von der ersten Sekunde an die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Mit "My Little Ruin" folgt ein weiterer Song des aktuellen Albums und ich schäme mich schon ein bisschen über das vielleicht zu vorschnell gefällte Urteil zu ""Didn't He Ramble", aber wie immer ist es natürlich auch etwas anderes, ob man Hansard aus der Dose oder live mit dieser unglaublichen funkensprühenden Intensität erlebt.

"Winning Streak" vom neuen Album ist der erste Song, der mir schon beim Zuhausehören mit seiner Hookline "Roll the dice" im Ohr kleben geblieben war. Glen klingt bei diesem Song weniger irisch als sonst, eher mehr wie ein amerikanischer Singer/Songwriter mit Wurzeln in Nashville. Beim nächsten Song durchzieht ein Grinsen mein Gesicht. "Maybe not Tonight" ist vom 2012er Album "Rhythm and Repose" einer meiner Lieblingssongs und da er live eher seltener von Glen gespielt wird, bin ich entzückt. Einfach herrlich wie Rob Bochnik die Gitarre weinen lässt.

Mit
"When Your Mind's Made Up" kommt der erste The Swell Season-Song und natürlich wird dieser vom Publikum wärmstens begrüßt. Ich möchte gar nicht wissen wie vielen Zuhörer jetzt Bildsequenzen aus "Once" durch den Kopf flimmern. Als ich meiner Arbeitkollegin am Tag danach vom Konzert erzähle und den Film erwähne, kennt diese das cineastische Meisterwerk gar nicht. Sollten Sie ebenfalls über eine derartige unverzeihliche Bildungslücke verfügen, bitte ich Sie diese unverzüglich zu schließen!

Meine unwissenschaftliche aber exemplarisch untermauerte Theorie zu Vögelliedern dürfte dem diesen Blog geneigten Leser bekannt sein und somit auch, dass "Bird of Sorrow" mir ein weiteres Lächeln ins Gesicht zaubert. Bei "Talking With the Wolves" zeigt Glen, dass er im Gegensatz zu so manchem anderen Künstler auf Tour immer weiß, in welchem Land er sich gerade befindet, denn zum mit elektronischen Beats beginnenden Song skandiert er "Fahr'n fahr'n auf der Autobahn". Ok, kommt aus Düsseldorf, kann man aber 'nen Iren auch mal in Kölle durchgehen lassen.



Es folgen "The Moon" ein weiterer Song, den Hansard mit Marketa Irglova erschaffen hat und mit "Way Back In The Way Back When" eine knackige Blues-Nummer, von der ich gar nicht weiß, aus wessen Feder sie stammt, bei der Glen das dreckigste aus seiner Stimme herausholt, was sie zu bieten hat und das Publikum in den Refrain problemlos beimMitsingen einsteigen kann.

Als erfolgreicher Musiker darf man ja auch gerne mal für andere Musiker Songs schreiben und dabei helfen einen Soundtrack zu bestücken. Das nächste Stück verzierte den Soundtrack von "The Hunger Games" und in einer Version von Maroon 5 feat. Rozzi Crane, erklingt heute Abend aber durch den Mann, der den Song geschrieben hat.

Mit "Paying My Way" beginnt die Trinker-Runde. Glen erzählt, dass sein Vater - ein echter Ire halt - sehr gerne getrunken hat und dabei aber immer sehr stolz darauf war, dass er sich das eben auch leisten konnte. Glen, der wie sich später noch herausstellt, ebenfalls Trinkerqualitäten besitzt, widmet den Song seinen Vater. Sehr schöner Song, sehr emotionaler Moment.

Aber dann wird es schlimm! Der Song ist auch nur damit zu entschuldigen, dass er wie Hansard gesteht, nach einer ausufernden Zecherei entstanden ist. Ja, es handelt sich um das eingangs erwähnte grauenvolle "McCormack's Wall", das wie zu vermuten war, vom Publikum gefeiert wird, obwohl hier so offensichtlich mit grauenvollen Klischees gearbeitet wird. C. und ich sind übrigens der Ansicht, dass der Song vielleicht zu retten wäre, wenn man ihn der Politur berauben und im Stile der Pogues mit schiefem Gesang und ein paar schiefen Tönen am Klavier garnieren würde. Dann wäre es auch ein echtes Trinkerlied! Das tausendmal gehörte irische Geigen-Solo müsste aber auf jeden Fall ins Nirvana geschickt werden!



Es folgen weitere zwei Songs vom neuem Album. Das ganze Orchester spielt groß auf bei "Lowly Deserter", wobei vor allem die Bläsersektion exzellent hervorsticht. Der Mann mit der Posaune hat den Groove! Ein absolutes Highlight ist "Her Mercy", bei dem das Auditorium engelsgleich den Background-Chor gibt und spätestens jetzt der letzte Zuschauer verstanden hat, dass dieser Mann über unglaubliche Live-Qualitäten verfügt.

Die letzten Songs, bevor Hansard das reguläre Set beendet, aber natürlich noch nicht den Abend, sind "Didn't He Ramble", bei dem Glen, wenn ich mich Recht entsinne, einen kleinen The Pixies-Exkurs, der aber nur von den wenigsten erkannt wird, einbindet  und "The Gift", ein weiterer Song, den Hansard als Duett mit Marketa für das Disney Movie "The Odd Life of Timothy Green" geschrieben hat.



Der Zugabeteil bleibt genauso abwechslungsreich wie das Hauptprogramm. Es beginnt mit einer Coverversion eines weiteren großen irischen Musikers, "Astral Weeks" von Van Morrison aus dem Jahre 1968, das Hansard sehr wild interpretiert und man sich wundert, warum die Saiten an seiner Gitarre nicht reißen. Es folgt "Revelate" ein The Frames-Song von 1995 aus Glens bewegter musikalischer Vergangenheit. Dann erklingt der Song, auf den ALLE gewartet haben. "Falling Slowly" ist auch beim tausendsten Mal hören ein Song, der einfach unter die Haut geht und zu recht 2008 mit dem Oscar prämiert wurde.

Als nächstes kündigt Hansard den Song einer schwedischen Künstlerin an, El Perro del Mar, den er mit seiner Band wohl auf Tour in Schweden im Radio hörte und der wie Glen erzählt sofort bei allen ins Herz traf, weswegen sie anfingen, den Song zu üben und nun auch live darbieten können. "How Did We Forget?" ist eine sanft groovende und swingende Popnummer und klingt im Original noch etwas smoother als in der Version von Hansard und Band.

Dann finden sich die verlorenen Brüder wieder auf der Bühne ein, übernehmen das Micro, Glen zieht sich in den Hintergrund mit seiner Gitarre zurück und als 12-Mann-Orchester hören wir "Corrine Corrina" eine Coverversion von Bo Carter, die ich nicht kenne (aus 1928!) und wie C. richtig erläutert, unbedingt in meine Playlist Girlsongs wandern muss. Fulminantes Finale!



Aber, wer denkt dies wäre das Ende, sieht sich getäuscht, denn nun verlässt Glen mit seiner Gitarre die Bühne und kämpft sich durch bis zur Theke im Mittelteil der Halle. Entert diese in beeindruckender Leichtigkeit und steht somit ganze zwei Meter entfernt vor uns - näher werden wir einem Oscar-Preisträger wohl in unserem ganzen Leben nie wieder kommen. Aber es ist wahr, Glen spielt "Say it to me now" und ich sehe, dass das auf seiner Gitarre wie vermutet keine Verzierung ist, sondern ein veritables Loch und Abschabungen vom vielen Schrammeln. Was diese Gitarre wohl schon alles erlebt hat?

Wahrscheinlich verdammt viel, und wahrscheinlich war nicht selten Gitarrist Rob Bochnik  mit dabei, weswegen sich dieser nun auch noch auf den Tresen kämpft und die beiden gemeinsam, nach einer kleinen Schimpfattake gegen die wirklich viel zu laute Klimaanlage, den Interference-Song "Gold" vom Once-Soundtrack zum Besten geben. Welch erhabener Moment und nicht nur weil ich den Kopf stark in den Nacken legen muss!

Eigentlich schon im Himmel der Konzertseeligkeit angekommen, kämpfen sich die beiden Musiker, nachdem sich Glen zwei kurze Jägermeister gönnte, zurück auf die Bühne, um gemeinsam mit allen anwesenden Iren, den willigen Zuhörern und geneigten Mitsingern "The Auld Triangle" als krönenden Abschluss zu zelebrieren. Die Nummer wurde 1954 vom irischen Schriftsteller und Songwriter Dominic Behan für das von seinem Bruder geschriebene Theaterstück "The Quare Fellow" geschrieben und ist mittlerweile ein echtes Irish Traditionell geworden, was man an den frenetischen Gesängen der Heimatbewussten hören kann. Das Lied handelt von den Beschwernissen des Gefängnislebens und ich überlege, ob ich mir ein Kleeblatt tätowieren lasse, bevor ich mit meinen Jungs die nächste Männertour in Dublin verbringe. German Blood, Irish Heart!



SETLIST:

Just to Be the One
My Little Ruin
Winning Streak
Maybe Not Tonight
When Your Mind's Made Up
Bird of Sorrow
Talking With the Wolves
The Moon
Way Back In The Way Back When
Paying My Way
McCormack's Wall 
Lowly Deserter
Her Mercy 
Didn't He Ramble
This Gift

Zugabe:
Astral Weeks
Revelate
Falling Slowly 
How Did We Forget?
Corrine Corrina
Zweite Zugabe:
Say It to Me Now
Gold
The Auld Triangle






Freitag, 9. Oktober 2015

JON SPENCER BLUES EXPLOSION live im Gebäude 9 [08.10.2015, Cologne]

Endlich mal wieder ins G9. Das Wetter ist schon herbstlich bescheiden, es regnet, aber es ist relativ mild. Auf dem Weg vom Bahnhof Deutz zum Gebäude 9 müssen wir, mein treuer Konzertbegleiter C. und ich, an der Messe vorbei, wo auch zu später Stunde noch Hochbetrieb herrscht, um die Fress-Messe Anuga, die am Samstag startet, vorzubereiten. Wir überleben einen hektisch rückwärts setzender Kangoo und zahlreiche gut mithörbare Handytelefonate, die man ohne Änderungen direkt in das Programm eines Komikers übernehmen könnte.

Zur großen Freude vom doppelnierigen und etwas dünn aussehenden C. ist die Dönerbude gegenüber dem G9 tatsächlich mal geöffnet. Wahrscheinlich muss die Bude nur wenige Tage in der Woche öffnen, denn es ist rappelvoll und unzählige Fleischgerichte und Bierflaschen wandern über die Theke. Da ich Magen-Darm-Trakt-mäßig leicht angeschlagen bin, übe ich Verzicht, um nicht ein schreckliches Erlebnis auf den nicht sehr einladenden G9-Toiletten beschert zu bekommen. Während ich draußen am Stehtisch warte bis der kachektische C. die erwählten Speisen erhält, geschieht etwas, was mich zutiefst erschüttert. Fast 50 Jahre bin ich nie in die Bedrängnis gekommen, eine Bierflasche mit einem Feuerzeug zu öffnen, aber heute Abend ist es soweit! Eine Dame mit Bierflasche und Döner in den Händen fragt mich, ob ich ihr die Flasche öffnen könnte! Damned! Ich halte ihren Döner während die Lady schwupps ihre Flasche öffnet und mich fühlen lässt, als wäre ich wieder ein Pennäler, der die mit Abstand schlechteste Mathe-Klausur der Klasse soeben mit einer süffisanten Bemerkung des Klassenlehrers entgegen genommen hat. Ich beschließe bei C. in die Lehre zu gehen!

Nachdem C. etwas an Gewicht zugelegt hat und auch die unverwüstliche V. zu uns gestoßen ist, geht es rüber auf die andere Straßenseite zur schönsten Konzert-Location Kölns. Das sich langsam sammelnde Publikum der JON SPENCER BLUES EXPLOSION zeigt reifen und überwiegend männlichen Charakter, will sagen Teenies oder gar weibliche Teenies sind Fehlanzeige.

Ich starte mit einem kühlen Becks, kann aber meinen Magen noch nicht wirklich davon begeistern, das eigentlich herrlich kühle Nass begeistert aufzunehmen. Au Backe, hoffentlich geht der Abend gut! Aber vielleicht hilft ja die zu erwartende Stoßwellentherapie von JSBX?

Um 20:30, wir sind noch im Vorraum, dringen tatsächlich schon die ersten Töne aus dem Konzertraum. Die Band, welche die New Yorker Krachmacher JSBX an diesem Abend supporten darf, kommt aus Portugals wunderschöner Hauptstadt Lissabon und nennt sich THE LEGENDARY TIGERMAN. Wie es sich gehört, haben wir uns über die Vorband schlau gemacht und sind sehr gespannt, in welcher Formation die in ihrem Heimatland zur Zeit sehr erfolgreichen Portugiesen antreten werden.

Auf der Bühne steht nur mit seiner Gitarre ausgerüstet der in Mosambik geborenen Paulo Furtado - kein Verwandtschaftsverhältnis zu Nelly Furtado. Paulo ist bereits seit 2001  The Legendary Tigerman und widmet sich mit unüberseh- und hörbarer Leidenschaft dem Blues - dem "Naked Blues", so auch der Titel seines Debütalbums aus dem Jahre 2002. Der Tigermann lässt es langsam und melancholisch angehen. Die ersten Stücke sind nahe am archaischen Delta-Blues, allerdings nicht mit einer akustischen, sondern einer elektrifizierten Gitarre vorgetragen. Nach zwei oder gar drei Stücken ändert sich die Marschrichtung als ein kleines Kraftpaket am Schlagzeug Platz nimmt, um die Felle zu bearbeiten. Ja, auch bei der Vorband steht der energetische dreckige Rock 'n' Roll-Blues im Fokus, den man anschließend zweifelsohne auch von Jon Spencer und seinen Mannen serviert bekommt.

Das Duo spielt mit Leidenschaft und ausgeprägter Spielfreude und man merkt dem Tigerman an, dass er ein Rock 'n' Roll-Tier ist, das auf die Bühne gehört, weil es sonst in einem jämmerlichen Dasein verenden würde. Höhepunkt des Sets ist der Song "Gone", der live allerdings in einer wesentlich raueren Version gespielt wurde als die im nachfolgenden Clip zu hörende Version. Ich bin jedenfalls beeindruckt und festige den Vorsatz, mich durch die Discographie der Band zu arbeiten. Als einstieg erwerbe ich nach dem Konzert das Doppelalbum "Femina" aus dem Jahr 2009 wo der Tigermann mit den unterschiedlichsten Damen (u. a. Peaches) musiziert.



21:30 Licht aus Spot an für eine Band, die mit 10 Alben in ihrer Anfang der 90er beginnenden Karriere ein einzigartiges musikalisches Gebräu aus Rock ’n’ Roll, Blues, Soul, Rockabilly, Noise, Punkrock und Hip-Hop erschaffen hat. Ladies and Gentleman: THE JON SPENCER BLUES EXPLOSION!

Zur Hölle, es war schon beim Tigerman ziemlich laut, aber JSBX legt noch einen drauf, so dass bei manchen Gitarrenparts von Judah Bauer das Trommelfell einer echten Belastungsprobe ausgesetzt wird. Wie will man ein Konzert dieser Band mit Worten beschreiben? Stichworte, die fallen müssen, sind auf jeden Fall: laut, urban und roh.

In einer Pressemitteilung für das aktuelle Album "Freedom Tower", eine musikalische Hommage an New York heißt es: "New York City is a big place. A loud place. Some of that noise is music. And some of the music is noise." Besser kann man eigentlich nicht umschreiben, womit die Jon Spencer Blues Explosion heute Abend in das eher dörfliche Köln einfallen. Wie ein Flug im Fesselballon durch einen Meteoritenschauer mutet es an, wie die Band durch ihre Songs jagt. Es gibt kaum Pausen, während man noch applaudieren möchte, setzt schon das nächste Stück an und lediglich, wenn sich Jon Spencer liebevoll und bedächtig dem Theremin widmet, ist Zeit zum Luftholen.


The Jon Spencer Blues Explosion - BETTE Vs The NYPD from Michael lavine on Vimeo.

Durch die fließenden Übergänge im Set ist es schwierig einzelne Songs auszumachen, wobei man die immer wieder auftauchenden mit Hiphop-Beats garnierten Songs vom neuen Album schon zweifelsfrei identifiziert. Der auffälligste Song ist aber die Nummer ("Haircut" vom '94er "Orange"-Album?  Sachdienliche Hinweise werden gerne entgegengenommen!) bei der Schlagzeuger Russell Simins singt. Singen ist allerdings nicht wirklich die treffende Wortwahl, denn Russel erweist sich als legitimer Nachfolger, falls bei Motörhead mal eine Stelle am Mic frei werden würde ;-)

Nach 55 Minuten verlässt die Band die Bühne. Natürlich kommen die fanatischen Drei aber nach kurzer Zeit zurück auf die Bühne. Ca. 20 Minuten gibt es einen weiteren rastlosen Ritt durch wilde Blues Explosionen, ehe im G9 das Licht wieder angeht und ALLES gut ist. Meine Ohren wurden hervorragend durchgeblasen und meinen Magen-Darm-Trakt kann ich auch ein weiteres Becks zumuten - das nennt man wohl Musiktherapie, oder?

Donnerstag, 8. Oktober 2015

INDIE-DISCO! / BEST OF INDIE-HITS PART IV (Indie-Rock, Indie-Pop, Alternative Rock & other good Music)

INDIEDISCO Part IV
1130 Songs, 02:22:10:19 [d/h/min/sec] Total run time
Current state
: June 2018


Part I - Part II - Part III - Part IV

The ultimate playlist for the alternative music lover.
ALTERNATIVE DANCE SONGS

"But we can only open the doors, we can't drag people through."


[Jim Morrison / The Doors]







For The Singer Of R.E.M. / fIREHOSE
Carry Me / Bombay Bicycle Club
Quicksand / Silkworm
Car / Built to Spill

Circle. Square. Triangle / Test Icicles
Today I Learnt To Drink / Dengue Fever
Mr. Your On Fire Mr. / Liars
Who Wears The Pants?? / Soko
If You Don't Want Me To Destroy You / Super Furry Animals
The Jet Set Junta / The Monochrome Set

Billions of Eyes / Lady Lamb
Friends Like Mine / The Donnas
Sober / Fidlar
Stuck in my Teeth / Circa Waves
Ticking Timebomb / All Girl Summer Fun Band
I predict a Riot / Kaiser Chiefs
Same Old Thing / The Streets
Ambition / Subway Sect
Surfin Dead / The Cramps
Young Ones / Formation

Setting Sun / The Chemical Brothers
Smiling Dogs / Vatican DC
No One's Bothered / Sleaford Mods
Do You Believe Her / The Raveonettes
If I Were A Sneaker / Die Goldenen Zitronen

Plastic Ocean / Sugarmen
Pedestrian At Best / Courtney Barnett
Trying / Bully
Fucking Bitches In The Hood / Death Team
Into The Cave / LoneLady

Wobbly / Ezra Furman
Sympathy For The Devil / Motörhead
Peptalk / De Staat
Move / H-Blockx
Yeah Yeah, Utah / Marietta
Candy Sam / Ty Segall
I'm Going Higher / M. Ward
Follow / Telegram

Giant Peach / Wolf Alice
Rebel Rebel / David Bowie
Headache For Michelle / Au Pairs
Slow Riser / Hot Panda
King Of The World / Weezer
Keep on Keepin' On / Bleached
Obscene Dream / Sego
Supermassive Black Hole / Muse
Do the Whirlwind / Architecture In Helsinki

Enola Gay / Orchestral Manoeuvres In the Dark
My Life Is Over And I Couldn't Be Happier / PUP
A Girl From A Different Dimension / JPNSGRLS
Come on / Sunflower Bean
What Happened To The Love? / The Heavy
My Heart Went Cold / The Thermals

Bad Habits / The Lash Shadow Puppets
Dust / DIIV
Papa's Got A Brand New Pigbag  / Pigbag
Nobody Really Cares If You Don't Go to the Party / Courtney Barnett
Sheila / Jamie T
Once and never again / The Long Blondes
Too Bad, So Sad / Metric
Fake Tales Of San Francisco / Arctic Monkeys

San Diego / Hinds
Dopamine / DIIV
Sad Person / Savages
Whitest Boy On The Beach / Fat White Family
Hold me Closer / Yuck
Let Love B (With U) / Kula Shaker
Badcat / Blisss
Off Your Shoes / Belako
Wahn / Isolation Berlin

Run /Pony Pony Run Run
No Matter Where We Go / Whitney
Tripped Up / Laid Low / Oum Shatt
Sexy Maserati / Babyman
Wow / Beck
Stutter / Elastica
One in a Million / Sussed
Dramamine / Modest Mouse

Girls And Boys In Love / The Rumble Strips
R U Swimming? / Mademoiselle K
Green Eyes / Suburban Lawns
Dance with the Devil / Monday Tramps
Masterpiece / Big Thief

Video Killed The Radio Star / The Presidents Of The United States Of America
Happy Shopper / 60ft Dolls
Beautiful Day / 3 Colours Red
Wake Up Boo! / The Boo Radleys
Grateful When You're Dead / Kula Shaker
Hit / The Wannadies
Come Back Brighter / Reef
Hanging Around / Me Me Me
Marvellous / The Lightning Seeds
What You Do To Me / Teenage Fanclub
What Would Steve Do? / Mumm-Ra

The Good Ones / The Kills
Einknick / Friends Of Gas
Phat Planet / Leftfield
Ladyflash / The Go! Team
Take Her Back / The Pigeon Detectives
Girl All The Bad Guys Want / Bowling For Soup
Flame / Sebadoh
Who needs Enemies? / The Cooper Temple Clause
Tumble & Fall / Feeder
Midnight Surprise / Lightspeed Champion
Fill in the Blank / Car Seat Headrest

A Minha Menina / The Bees
Well / Cymbals Eat Guitars
Sommerdom / Captain Planet
Ready For The Magic / Honeyblood
Kollektives Träumen / Friends Of Gas
Saturday Morning / Eeels
My friends don't like me / Der Ringer und Isolation Berlin
Digging for Windows / Zack de la Rocha
Googa Mama / The Bongolian
Rabbit Rabbit / My Jerusalem
Give It Up / Angel Olsen
Space In Space / Tiger Love
Back Together / Metronomy
Sleeper / Our Girl
Ballad of Big Nothing / Elliot Smith
Ready To Go / Republica
The Distance / Cake
All I Need / The Frights
Goddess on a Highway / Mercury Rev
Joker & The Thief / Wolfmother
Smarty Pants / Brant Bjork
Bang! / Le Butcherettes

Some Place / Nick Waterhouse
Give Blood / Menace Beach
The Hunter / Slaves
Lies / Slaves
Lemmy I'm A Feminist / Half Girl
Wichtig (Extended Remix) / Die Sterne & Erobique
Frantic / PowerSolo
Minneapolis / Vagabon
A House On Fire / Traams

Tequila / Animal House
Skinwalker / Pabst
Bashed, Beaten And Broken (Trip The Switch) / Girl One And The Grease Guns
Grifting / Timber Timbre
Bloodlust / Bodycount
This Cities Undone / The Moonlandingz
Why Are You so Boring? / Desperate Journalist
Beauty Of The Road / Future Islands
Here Come The Men In Suits / Soulwax
Charlotte Atlas / Judith Holofernes
Amputation / The Jesus And Mary Chain

Simian Split / The Jesus And Mary Chain
Mother / Idles
'79: Rock'n'Roll Will Ruin Your Life / The Magnetic Fields
Deep, Down & Dirty / Stereo MCs
Hot Thoughts / Spoon
Oh! The Saviour / Temples
Falcon / Sir Was
Elevator / Boss Hog
Feel it Still / Portugal. The Man
Sleep Drifter / King Gizzard & The Lizard Wizard

Machinehead / Bush
Would? / Alice in Chains
Radio, Radio / Elvis Costello & The Attractions
Hey Ladies / Beastie Boys
Start Choppin' / Dinosaur Jr
Hunger Strike / Temple Of The Dog
Wreckin' Bar (Ra Ra Ra) / The Vaccines
Doin' the Cockroach / Modest Mouse
Reverence / the Jesus & Mary Chain
Knuckle Up / Ho99o9
Im Labyrinth / Kaptn Peng
Big Beautiful Day / PWR BTTM
Expect the Bayonet / Sheer Mag
Priestess / Pumarosa
The Man (Duke Dumont Remix) / The Killers
Mud / Slothrust

I'm So Free / Beck
Up All Night / Beck
Find Out / John Maus
Sex and Candy / Slothrust
The Cycle/The Spiral: Time to Go Down Slowly / Algiers
Ran / Future Islands
Paralysed / Hanni El Khatib
Well Done / Idles
The Way You Used to Do / Queens Of The Stone Age
Please Yourself / Ron Gallo
Chelsea Dagger / The Fratellis
What You Know / Two Door Cinema Club
Are You Looking for Action? / Kasabian
Hungry Ghost / Hurray For The Riff Raff

Oceans / The Yada Yada Yadas
Cherrybomb / Dan Auerbach
She / Leather Girls
Fire / Dion Lunadon

A Widow with a Terrible Secret / Field Mouse
Plug In Baby / Muse
Sour / Animal House
Remind Me / Eminem
One Rizla / Shame
King Charles / Youngblud
Every 1's A Winner / Ty Segall
Less Than Perfect / The Spook School
One By One / Credit to the Nation
Bodys / Car Seat Headrest

Pretty Fly (For a White Guy) / The Offspring
She Hates Me / Puddle of Mudd
Border Girl / Young Fathers
You Are the Shining Light / Eels
The Man / Goat Girl
Cest La / David Hopkins
Almost Had to Start a Fight/In and Out of Patience / Parquet Courts
Must Try Harder / Mastersystem
I Got Cut / Superchunk


Part I - Part II - Part III - Part IV

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Thanks to all friends who have helped to this playlist!
What Forgot? Post it!

Freitag, 2. Oktober 2015

NEW SONGS Vol. 109: THE DEAD WEATHER ... THE ARCS ... FIDLAR ... EAGLES OF DEATH METAL

THE DEAD WEATHER / Dodge and Burn [LP] ... THE ARCS / Yours, Dreamily, [LP] ... FIDLAR / Too [LP] ... EAGLES OF DEATH METAL / Zipper Down [LP]

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THE DEAD WEATHER / Dodge and Burn [LP]


Da ist es nun also das komplette dritte Album von THE DEAD WEATHER, auf welches wir bereits mit einigen Vorveröffentlichungen auf 7-Inch-Vinyl im Laufe des Jahres gierig gemacht wurden.

Neben den bereits bekannten Songs "Open Up (That's Enough)", "Rough Detective", "Buzzkill(er)" und "It's Just Too Bad" gibt es jetzt einschließlich der aktuellen 7-Inch-Vinyl "I Feel Love (Every Million Miles)" acht neue Stücke, produziert vom Retter des Vinyls Jack White.


I Feel Love (Every Million Miles) von The Dead Weather auf tape.tv.

Es sind wirklich schon fünf Jahre seit dem Vorgängeralbum ins Land gegangen - was natürlich nicht bedeutet, dass BluesRock-Ikone und Workoholic White die Beine hochgelegt hätte - aber jetzt ist es wieder Zeit, sich dem wilden Gitarrensturmtief von Alison Mosshart, Dean Fertita, Jack Lawrence und Jack entgegenzustellen.



Ach, macht das wieder Spaß durch diese schmutzigen, unglaublich fetten Gitarren zu torkeln, das Schlagzeug zu spüren, das mit schierer Urgewalt vermöbelt wird, und fasziniert der für diesen Sound perfekten Stimme von Alison Mosshart zu lauschen. Man kann wirklich nicht feststellen, welcher Song einen am meisten mitreißt, aber in einem Sturmtief lässt es sich ja auch schwierig ausmachen, durch welchen Tropfen man letztendlich triefnass geworden ist.

Also noch mal ganz explizit, es gibt kein einziges laues Lüftchen auf diesem Album, auch nicht die Nach-dem-Sturm-Ballade "Impossible Winner",  aber es gibt eine Böe, die markanter und stärker ist, als alle anderen Windstöße: "Three Dollar Hat" - der dreckigste Hybrid zwischen Beastie Boys und White Stripes, der je das Licht der Welt erblickte! Jack schlägt Sie ALLE!



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THE ARCS / Yours, Dreamily, [LP]

Nachdem das letzte Black Keys-Album "Turn Blue" aus dem Jahr 2014 viel zu überproduziert und glattgebügelt war, hat wohl auch Dan Auerbach die Alarmglocken läuten hören, denn mit seinem neuen Nebenprojekt THE ARCS geht Auerbach nicht nur einen, sondern gleich mehrere Schritte zurück - und das ist gut so!"Yours, Dreamily," klingt in erster Linie unglaublich relaxt und verdammt groovy. Auerbach hat den BluesRock der wilden ersten Black Keys-Alben mit einer ordentlichen Dosis Soul bestückt, das gelang schon einmal sehr eindrucksvoll bei der genialen Coverversion von "Never gonna give you ab" von Jerry Bulter aus dem Jahr 1968, und sich wieder mehr auf das Songwriting und weniger die perfekte Produktion konzentriert.




In einem Interview mit dem Rolling Stone äußerte Auerbach sich zu den Inspirationsquellen für das Side-Projekt:

"With the Arcs, we were just trying to make music that lives up to the kinds of standards that we love: old soul records, Captain Beefheart, newer hip-hop records. The songs are really experimental, but not over your head. I hate when people try to be so obviously out there."

Dem kann ich nur hinzufügen, dass es NIE verkehrt ist, Dinge zu tun, die man liebt, im Falle von The Arcs hat sich die Liebe besonders gelohnt bei:

"Outta my Mind": Der Album-Opener (nach dem Intro) setzt die Maßstäbe, die das gesamte Album spielend halten kann. Songwriting mit einer Hook, die sich sofort für immer im Ohr festsetzt.

"Put A Flower In Your Pocket": Nutzt exakt die selben Zutaten wie das einstige Jerry Butler-Cover. Funktioniert bei mir aber trotzdem auf Anhieb wieder ;-)



"Stay in my Corner":  Mehr Soul als Blues, aber der erste Auerbach Song, zu dem man kuscheln und fummlen kann, ohne den in guter Musik wenig geübten Partner (soll es ja geben ;-)) zu verschrecken.
"Cold Companion": Cooler Groove mit lässiger Gitarre. Für den frühmorgentlichen Nachhauseweg mit nicht mehr ganz klarem Kopf vorzüglich geeignet.



"Velvet Ditch": Welcome to the groovy Sixities am Mississippi. Mit Bläsern, Twang und allem, was einen Hit ausmacht.

"Chains of Love": Wären da nicht die Gitarren und die Stimme, könnte man aus der Komposition durchaus einen alten Motown-Klassiker faken.

"Come go": Der experimentellste Song des Albums. Wie eine Soundcollage aus einem uralten schwarz-weiß Science Fiction-Streifen und einem Noir-Krimi.

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FIDLAR / Too [LP]

Es wird wieder laut, denn neben The Dead Weather haben auch die trotz bestmöglichen Lärms immer auf Melodien fixierten Garage-SkatePunk-Rocker FIDLAR, man verzeihe den postpubertären Ausbruch, ein saugeiles zweites Album vorgelegt.

Das selbstbetitelte Debüt von 2013 schaffte es in meinen Jahrescharts 2013 schon auf Rang 33, aber mit "Too" ist es durchaus möglich, dass die Jungs aus L.A. dieses Jahr noch 'ne Schippe drauflegen.



"Too" zeigt auf 12 Songs noch mehr Facetten als der Vorgänger. Der Opener "400z On Repeat" ist eine hochenergetische Nummer aus GarageRock und Punk mit herrlich raffinierten Tempowechseln und Gimmicks, die den immerhin fast vier Minuten langen Song wie Flug vergehen lassen. "Punks" brettert ungestüm wie einst Rage Against the Machines "Killing in the Name", packt dann aber eine Schweineorgel dazu und bei "Why Generation" klingen Melodie und Gitarre in den Strophen nach XTC.



"Sober" klingt am Anfang durchgeknallt wie Devo und wird dann zur punkigen Mitgröhl-Hymne, bei der die Kronkorken wahrscheinlich zu Tausenden von den Flaschen springen. "Leave me alone" setzt auf ein sauberes Riff, eine hitverdächtige Hook und Gitarren à la Jack White.


FIDLAR - Leave Me Alone from Ryan Baxley on Vimeo.

"Drone" schließlich lässt den animalischen wilden Rock 'n' Roll der Ramones aufleben, wirft aber zwischendrin mit abgewichsten Solis um sich. Danach kurze Verschnaufpause mit dem bluesigen "Overdose", ehe das Schlagzeug und die sägende Gitarre bei "Hey Johnny" sich scheinbar in psychedelic Rock-Gefilden verlieren. "Stupid Decisions" ist bis auf kleine brachiale Ausbrüche eine lupenreine Rocknummer für College-Radiostationen, "Bad Medicine" klingt nach Riot Grrrl und die letzte Albumnummer "Bad Habits" beginnt wie eine verhuschte Folkballade, bei der man aber unterschwellig weiß, dass der Ausbruch kommen muss.

Feines Ding meine Herren, nur schade, dass mit "West Coast" einer der langweiligsten Songs visuelle Unterstützung erfuhr:



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EAGLES OF DEATH METAL / Zipper Down [LP]

Let's Boogie! Jesse "The Devil" Hughes und Josh Homme breiten, sieben Jahre nach der letzten Platte, ihre Schwingen zum vierten Mal aus, um den Adler wie Phoenix auferstehen zu lassen.

Allerdings hat sich in den sieben Jahren Käfighaltung nicht viel getan. Das Konzept baut noch immer auf Blues, Boogie und klassischem StonerRock und selbst vor dem Recycling von Material, welches unter anderem Künstlernamen bereist 2011 veröffentlicht wurde, scheuen die Raubvögel nicht zurück.

Wenn man dem Alten etwas Neues abgewinnen kann, wäre das ja eine feine Sache, aber wirklich groß ist der Unterschied zwischen "Complexity" von Boots Electric (Soloprojekt von Jesse Hughes) und "Complexity" von Eodm leider nicht ausgefallen.





Auch mit gänzlich fremden Federn "Save a Prayer" von Duran Duran schmücken sich die EAGLES OF DEATH METAL. Das Original finde ich schon bedenklich, aber die Coverversion ist leider nichts als ein Häufchen Vogelkacke - wenn auch vom König der Vögel.

Zu den "neuen" Songs: Ja, die Lyrics sind immer noch kurios und die Band zelebriert weiter die hohe Kunst der Persiflage, aber da überzeugte mich das 2011er Album "Conditions of my Parole" von Puscifer in dieser Hinsicht deutlich mehr. Und auch in puncto Songwriting können die Adler mich mit ihrem neuesten Werk nicht überzeugen. Song für Song klingt wie tausendmal gehört, mal nach T. Rex, mal nach den schlimmen Status Quo, mal nach Zappa, mal nach Doors und und und. Natürlich immer schön mit Riffs garniert, aber leider eben auch sehr einfallslos.

Letztendlich ist "Complexity" der mit Abstand stärkste Song auf "Zipper Down", neben dem mich lediglich der "Skin-Tight Boogie" und "Oh Girl" erwärmen können.

Es kann natürlich ALLES ganz anders sein, wenn man statt einem klaren Kopf am hellen Nachmittag eine stattliche Anzahl Bier abgearbeitet hat und eine (kopflose) Dame zu vorgerückter Stunde im schwarzen Leder-Outfit zur Musik mit den Hüften wackelt. Ach Schluss jetzt - frauenfeindliche Scheiße dieses wildes Rock-n-Roll Getue ;-)
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