Ich hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass in diesem Jahr noch irgendwer Ezra Furman mit ihrem Werk "Perpetual Motion People" (Review) den Titel auf das abwechslungreichste NerdPop-Album des Jahres streitig macht, aber da habe ich die Rechnung ohne DIANE COFFEE gemacht.
Who the fuck is Diane Coffee? Tja, hinter dem seltsam klingenden Namen verbirgt sich niemand geringeres als Shaun Fleming Schlagzeuger bei DER PsychedelicFreakFolkPop-Band Foxygen.
Das Pseudonym soll sich aus einer Reminiszenz an die große Dame des Motown-Sounds Diana Ross und dem Songtitel "Mr. Coffee" des mir nicht bekannten Songwriters Nathan Pelkey
zusammensetzen. Den besagten Song konnte ich im ganzen Netz nicht finden, aber anscheinend gibt es sogar einen Dokumentarfilm über den mystischen Songwriter (Guckst du: https://youtu.be/0edrQh9rO48).
Im Oktober 2013 veröffentlichte Diane Coffee sein/ihr Debütalbum "My Friend Fish", aber da hatte sich Foxygen noch nicht so viele Fans erobert, weswegen das Album kaum irgendwo Erwähnung fand. Jetzt, wo Foxygen zu den etablierten Wegbereitern des Psychedelic-Revivals zählen, wird ihm bei seinem zweiten Streich "Everybody's a Good Dog" die Aufmerksamkeit zuteil, die der früher auch als Synchronsprecher für Trickfilmfiguren - allen voran Kim Possible - arbeitende Shaun Fleming tatsächlich verdient. In Punkto musikalische Essenz hat sich im Vergleich zum Debüt gar nicht so viel getan, aber produktionstechnisch liegt das neue Werk auf deutlich höherem Niveau.
So, schnell noch ein heißes schwarzes Tässchen Kaffee eingegossen und dann geht es in die Einzelwertung für das knallbunte 11 Songs umfassende Spektakel:
01 "Spring Breathes": Wie bei Ezra Furman ist es auch bei Shaun Flemings Stimme schwierig zu erkennen, ob es sich da um ein singendes Männchen oder Weiblein handelt. Und bei beiden kann das vermutete Ergebnis von Song zu Song variieren! Bei diesem Song klingt es ziemlich eindeutig nach hingebungsvoll gehauchtem Frauengesang. Der Song wechselt in beatlesquer Marnier zwischen überwiegend leisen, minimalistischen mit Streichern betupften und Background-Chören untermalten und lauten nahezu manischen Parts. Bildlich würde ich sagen, dieser Song ähnelt einem sich langsam aus der Erde kämpfenden Spross, der dann oben angekommen in einer farbenfrohen Explosion seine Blüte präsentiert.
02 "Mayflower": Wahnwitzige Nummer mit furiosen Bläsersätzen, die im Main-Part klingt als wäre Meat Loaf wieder an der Hand von Jim Steinman ins Rampenlicht zurückgekehrt, um aus dem Soundtrack der Rocky Horror Picture-Show eine IndiePop-Nummer zu basteln. Klingt furchterregend, ist es aber im Ergebnis nicht!
Diane Coffee - "Mayflower" from ShutterShock Productions on Vimeo.
03 "Soon To Be, Won't To Be": Klingt wie eine fluffige Foxygen-Nummer. Irgendwie locker aus dem Ärmel geschüttelt, also exakt genau gegenteilig zum vorhergehenden Song. Man merkt auf jeden Fall, dass Tim Smiley, der auch bei Foxygen an den Knöpfchen dreht, auch bei diesem Album mit von der Partie ist.
04 "Down With The Current": Nach diesem Song mit seinem Gospel-Chorus dürfte klar sein, weswegen beim Pseudonym Diana Ross herhalten musste. Allerdings schimmert die Motown-Remineszenz nur unter einer dicken Schicht PsychdelicFolk inklusive Schweineorgel hindurch. Sind das auf einem Kamm simulierte Bläser?
05 "Tams Up": Noch mehr Motown-Sound. Gutgelauntes Liebeslied mit viel Schmalz und "Schubiduwa" als steckten wir noch mitten in den Sixties.
06 "Govt": Auch Seventies-Rock lässt sich so aufarbeiten, dass er nicht mehr nach muffigem Keller riecht und sich spiralförmig in die Ohren gräbt.
07 "Everyday": Die perfekte Verschmelzung zwischen Motown und dem heißen Schein den Foxygen fabrizieren. Dazu noch je ein Prise Seventies-Orgel, Frank Zappa-Wahnsinn und Jim Steinman Opulenz und fertig ist eine meiner Lieblingsnummern auf "Everybody's a Good Dog".
08 "Duet ": SixtiesSoulPop Duett mit Felicia Douglass, das im Soul-Himmel wahrscheinlich auch gerne Marvin Gaye mit Diana gesungen hätte.
09 "Too Much Space Man": Macht da weiter, wo "Everyday" aufgehört hat, fliegt dann aber noch in die ewigen Weiten des Weltraums. Very fein, wie man hier zu sagen pflegt!
10 "I Dig You": Macht da weiter wo "Govt" aufgehört hat, entschließt sich dann aber ebenfalls die Schweineorgel anzuwerfen und ins Psychedelische abzudriften.
11 "Not That Easy": Macht da weiter, wo "Tams Up" aufgehört hat, schiebt aber den Dosisregler für alle Zutaten bis zum Anschlag nach oben, so dass der Song so drüber ist, dass er schon wieder gut ist. Wie Shaun Fleming, alias Diane Coffee verlauten ließ, der Song, den er auf seinem neuen Album am meisten mag.
Ein Album, so vollgepackt mit Verrücktheiten, dass man wahrscheinlich auch nach dem 1000ten Durchhören noch immer Dinge entdeckt, die einem bis dato durch die Lappen gegangen waren.
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