Labels

Freitag, 30. März 2018

NEW SONGS Vol. 179: SOCCER MOMMY / Your Dog ... LEROY FRANCIS / Going Stead ... JOSH T. PEARSON / Straight To The Top ... DAN LYONS / Big Moon


SOCCER MOMMY / Your Dog

Welch wunderbarer Namen für eine Band!

Die Fußballmutti ist die 20-jährige Sophie Allison aus Nashville, die anfangs noch als Ein-Frau-Projekt musizierte und im August 2017 ihr DIY-Debüt "Collection" auf Bandcamp veröffentlichte.

Dann allerdings wurde aus SOCCER MUMMY eine Band, mit Mutti an der Gitarre und am Mikro, Julian Powell an der Lead-Gitarre, Nick Brown am Schlagzeug und Gabe Wax - der schon für Deerhunter, War On Drugs oder Beirut an den Reglern saß - an so ziemlich jedem Gerät das Tasten und/oder Knöpfe hat. Fertig abgemischt wurde das neue Album "Clean" dann in New York City von Ali Chant (PJ Harvey, Perfume Genius, Aldous Harding), weswegen man nun in keinster Weise mehr von DIY-Stücken sprechen kann. Bester Beweis dass lakonische "Your Dog".




---------------------------------------------------------------------------------------------------

LEROY FRANCIS / Going Steady

Aus Psychedelic-Country - von Unwissenden gerne auch als Australien bezeichnet - stammt der merkwürdige Mr. LEROY FRANCIS, der die Welt im April mit seiner Debüt-EP auf World State Recordings beglückt.

"Going Steady" ist nach "Carry Me", die zweite Veröffentlichung aus der sechs Songs enthaltenden EP. Der psychedelische IndieRock-Song handelt von einer Geliebten, die sich vorwiegenden auf  High Heels fortbewegt und dem Songschöpfer ordentlich den Kopf verdreht, was der schrille, farbenfrohe, diabolische LSD-Trip-Clip zum Song ziemlich gut visualisiert. Aufgenommen wurde das Stück angeblich auf einer hauptsächlich von Spinnen bewohnten heruntergekommenen Farm in völliger Isolation unter dem nächtlichen Einfluss von Horrorfilmen. Mmmmh, halluzinogene Rauchwaren könnten rein theoretisch auch eine gewisse Rolle gespielt haben.




---------------------------------------------------------------------------------------------------

JOSH T. PEARSON / Straight To The Top

Bevor es um die Musik geht, sei als Erstes der flotte und sehr ästhetische Animationsclip - welchen ein Quintett bestehend aus Pedro Carvalho, João Santos Ponciano, Laura Athayde und Marcos Vinícius gebastelt hat - in den höchsten Tönen gepriesen. Schön, wenn Musik und Inhalt im Bild perfekt transportiert werden.

Die Musik stammt vom Texaner JOSH T. PEARSON, der seine musikalische Karriere 1996 mit der Band Lift To Experience begann. Die Band trennte sich 2001 nach zwei Alben und es dauerte 10 Jahre bis Pearson im Jahr 2011 sein Solo-Debütalbum "Last Of The Country Gentlemen" veröffentlichte. Mittlerweile ist Pearson bald 20 Jahre im Musikgeschäft, also höchste Zeit um ein zweites Soloalbum an den Start zu bringen. "The Straight Hits!" tänzelt auf der Schnittkante zwischen Country und Rock und scheut sich auch nicht vor abwegigen Country-Punk-Albernheiten, was "Straight To The Top" wohl ziemlich eindeutig beweist.




---------------------------------------------------------------------------------------------------

DAN LYONS / Big Moon

Dem Waliser DAN LYONS, der bisher als Schlagzeuger in ziemlich unbekannten Bands (Phobophobes) Felle mit Stöcken bearbeitete, hat die Schießbude verlassen und mit seiner Debüt-Single "Big Moon" eine wirkliche starke Nummer veröffentlicht - smells irgendwie like New Model Army, The Cure und sonstigen düsteren Indiesongs aus den frühen 80ern.

Toupiere mir jetzt die Haare hoch und klau mir bei meinen Girls einen Lippenstift, den ich dann mit zittriger Hand auf meinen Lippen verschmiere ;-).




---------------------------------------------------------------------------------------------------


Mittwoch, 28. März 2018

QUICK & DIRTY: JACK WHITE / Boarding House Reach

Published: 23.03.2017
Label: Third Man Records
Genre: BluesRock, UrbanRock
Country: Detroit / Nashville, U.S.A.



Members:
Jack White mit Louis Cato, Charlotte Kemp Mühl, DJ Harrison, Neal Evans, Bobby Allende, Ann McCrary, Regina McCrary, Ian Montone Bosendorfer, Gianluca Braccio Montone Bosendorfer, Daru Jones, Dominic Davis, Brooke Waggoner, Fats Kaplin, Joshua Gillis, Justin Carpenter, Neil Konouchi, Keith Smith, Carla Azar, Justin Porée, Quincy McCrary, Anthony Brewster, NeonPhoenix, Esther Rose

Nach den einzelnen Vorabveröffentlichungen aus "Boarding House Reach" hatte ich mit zunehmender Anzahl der Vorveröffentlichungen ein ungutes Gefühl und der schreckliche Chorus bei "Over And Over And Over" lies Panik aufkommen. Ist JACK WHITE doch nur ein Mensch und kann auch mal daneben greifen?

Als das Vinyl am Erscheinungstag eintrifft, bin ich also nicht, wie normalerweise nur freudig, sondern auch ängstlich erregt. Seit dem 2012 erschienenem Album "Blunderbuss" ist Jack auf Solopfaden unterwegs und es verdichtet sich in mir die Vermutung, dass Herr White seine überbrodelnde Kreativität zusehends weniger kanalisiert bekommt. Nicht selten ist es für einen Kreativen von Vorteil, wenn er mit anderen interagiert, Feedback erhält und dadurch - warum auch immer - Ideen besser bündelt. Und was hat Herr White nicht alles für großartige Kollaborationen hingelegt, seit er mit den Whites Stripes 1999 die Rock 'n' Roll Bühne betrat!!

Jetzt aber zu "Boarding House Reach"! Das Album beginnt mit "Connected By Love", der auch als erster Song aus diesem Album vorveröffentlicht wurde und nicht nur bei mir Jubel auslöste. Alles gut Future BluesRock mit feiner Schweineorgel und fettem Refrain.

Mit einem langsamen Herzschlagbeat beginnt "Why Walk A Dog?". Minimalistischer Song. Kurz und gut mit einer Gitarre wie ein knurrender Köter. "Corporation" ist der nächste bereits bekannte Song. Ziemlich funky! Klingt als hätten die Beastie Boys sich eine neue Tatort-Titelmelodie ausgedacht. Es stecken einige feine Ideen in dem Song, aber in seiner Gesamtheit geht er mir eher auf die Nerven, als dass er mich packt, weil er mir viel zu konstruiert wirkt, obwohl er eigentlich als Jam angelegt ist.



"Abulia and Akrasia" verbuche ich eher als Gimmick, anstatt als Song und "Hypermisophoniac" erinnert mich zu Beginn wieder eher an die intergalaktischen Beastie Boys als die White Stripes, gefällt mir aber bei jedem Hören ein bisschen mehr.

"Ice Station Zebra" lässt dann aber doch die glorreichen alten Zeiten mit Meg wieder aufleben. HonkyTonky-Piano, feine Riffs, rumpelndes Schlagzeug und Jack versucht tatsächlich so etwas Ähnliches wie Rappen hinzubekommen! Hintenraus klingt das Stück übrigens wie eine alte Prince-Nummer!



Dann das bereits gedisste "Over and Over and Over". Ich rege mich ja eigentlich nur so darüber auf, weil der GlamRock-Funk-Bastard, der nicht wenig an Jacks Zusammenarbeit mit Alicia Keys ("Another Way To Die", 2008) erinnert, eigentlich ein richtig Brett ist - wenn diese Kack Choruspassagen nicht wären :-(.

"Everything You've Ever Learned" macht zwar nach anfänglichen Spielereien auf dicke Hose, bleibt aber letztendlich doch nur ein weiteres Soundexperiment. "Respect Commander" wildert in OldSchool-HipHop-Gefilden - als es noch richtige Breakdance-Battles gab - und wird dann ungefähr in der Songmitte zum düsteren Flipperautomaten-Blues. Irgendwie hat mir Jack bei diesem Album deutlich zu sehr auf Klangexperimente und Instrumentengewixe Wert gelegt und das Songwriting vernachlässigt.



Lied Nummer 10 nennt sich "Ezmerelda Steals The Show" und ist schon wieder nicht mehr als ein Intermezzo mit Geschwafel. Buuuh Jack, what are you doing to me? Nach langatmigen Vorspiel setzt bei "Get In The Mind Shaft" der Beat ein - erwähnte ich schon, dass die Beastie Boys auf diesem Album omnipräsent sind - die Nummer groovt lässig vor sich hin. Cool, aber ... ach ich weiß ja auch nicht.

Jetzt muss aber doch am Ende noch mal ein echter Knaller kommen!!! Zumindest kommt ein Song! Keine Offenbarung, aber eine nette kleine spacige Ballade mit Melodie und Refrain und ohne große Soundexperimente. Die weiblichen Vocals bei "What's Done Is Done" steuert übrigens Esther Rose bei und sie klingt doch wirklich ein wenig wie Meg - seufz.

Auch das letzte Stück "Humoresque" ist eine Ballade, eine Piano-Ballade ohne Schnick und Schnack, aber auch nicht wirklich mit der großen Melodie.



Fazit: Ja, Jack White ist auch nur ein Mensch! "Boarding House Reach" ist leider nur mittelmäßig, weil Jack sich zu sehr am eigenen Ideenreichtum aufgeilt und sich niemand bemüßigt fühlt dem Tausendsassa mitzuteilen, dass er über das Ziel hinausschießt. Achtung Warnhinweis: Zappa war genial, aber manchmal auch unhörbar!

Tracklist:
01 Connected By Love
02 Why Walk A Dog?
03 Corporation
04 Abulia and Akrasia
05 Hypermisophoniac
06 Ice Station Zebra
07 Over and Over and Over
08 Everything You've Ever Learned
09 Respect Commander
10 Ezmerelda Steals The Show
11 Get In The Mind Shaft
12 What's Done Is Done
13 Humoresque

Dienstag, 27. März 2018

ALTIN GÜN Made My Day! Tatli Dile Guler Yuze!



 

ALTIN GÜN
Homepage: https://www.facebook.com/altingunband/
From: Amsterdam, Netherlands


Bisschen Lust auf Frühling und orientalische Kifferklänge mit Folk und Sixties-Funk? Die sechsköpfige Combo
ALTIN GÜN aus Amsterdam mixt bei ihrem neuen Song "Tatli Dile Guler Yuze" türkische Folklore mit Psychedelic und Funk so unwiderstehlich, dass man sich spätestens nach dem dritten Hördurchlauf auf einem Kameltrip in Richtung Istanbul-Nightlife wähnt - wo mich allerdings zurzeit keine zehn Pferde hinbekommen, solange dieser größenwahnsinnige Diktator dort sein Unwesen treibt. Trotzdem, Altin Gün, was nichts anderes wie "Goldener Tag" bedeutet MADE MY DAY und das im April erscheinende Debütalbum "On" wird mein erstes türkischsprachiges Vinyl!

Montag, 26. März 2018

QUICK & DIRTY: HALEY HEYNDERICKX / I Need To Start A Garden

Published: 02.03.2018
Label: Mama Bird Recording Co.
Genre: Folk, Singer/Songwriter
Country: USA, Oregon




Members:
Haley Heynderickx mit Lily Breshears (Bass, Keys, Backing Vocals), Denzel Mendoza (Trombone, Backing Vocals), Phillip Rogers (Drums, Percussion, Backing Vocals), Tim Sweeney (Upright Bass).


Um einen Garten anzulegen, braucht man Samen, Erde, Wasser, Sonne und so der Volksmund, einen grünen Daumen. Dieser, bei manchen Menschen angeblich nicht vorhandene, "Grüne Daumen" ist in Wirklichkeit allerdings nichts Anderes als eine gerne benutzte Ausrede, um zu verschleiern, dass man den grünen Lebewesen mangelnde Fürsorge angedeihen lässt. 

Ob, die mit philippinischen Wurzeln ausgestattete in Portland lebende Songwriterin, HALEY HENDERICKX einen eigenen Garten besitzt, dem sie Fürsorge entgegenbringt, entzieht sich meiner Kenntnis, dass sie aber mit sehr viel Liebe und Fürsorge an ihrem Debütalbum gebastelt hat, ist bei jedem Ton und in jeder Textzeile spürbar, denn "I Need To Start A Garden" ist eine Oase der Ruhe und des Friedens, in dem man sich zurückziehen kann.



Acht Lieder, deren Basis meist nur eine akustischen Gitarre und die virtuose Stimme Haleys sind, bilden die Rankhilfen, an denen sich die zarten Folkmelodien emporschmiegen. Erstmals gediehen solch zarte Pflänzchen in den glorreichen sechziger Jahren unter Gärtnern wie Bob Dylan, Joan BaezSimon & Garfunkel oder Woody Guthrie. Und es war im selben Jahrzehnt, als sich ein Spross der Popmusik aus der Belanglosigkeit der bloßen Unterhaltung befreite und sich realen Themen aus Politik und Gesellschaft annahm.

Ganz in dieser Tradition beackert Haley Henderickx ihre Spielwiese. Sie nimmt sowohl ihre Umgebung als auch ihr Innerstes wahr und lässt daraus anmutige Lieder entstehen, wie das magische "The Bug Collector", das euphorische "Oom Sha La La", den nachdenklichen "Drinking Song" und das poetische "Jo".



In vielen Großstädten gibt es inmitten all der Hektik irgendwo ein Plätzchen - meist eben ein Garten oder Park - an dem man kurz innehalten kann um sich zusammeln. Solche Orte sind wichtig! Natürlich nicht nur in Großstädten, sondern überall und selbstverständlich kann auch Musik ein solcher Rückzugsort sein. Sollten sie also auf der Suche nach einem Ort zum Luftholen sein, und es ist gerade kein Garten in der Nähe, kann Ihnen Haley Heynderickx mit ihrer einfühlsamen Musik bestimmt weiterhelfen. Und vergessen sie nicht, es ist wie mit einem Garten, es ist besonders schön, wenn man ihn mit anderen teilt. Let's create a garden together!



Für Vinyl-Freunde sei noch darauf hingewiesen, dass die auf 500 Stück limitierte Tiger’s Eye Edition, erschienen bei Mama Bird Recording Co. nicht nur ein Hinhörer, sondern auch Hingucker ist!

Tracklist:
01 No Face
02 The Bug Collector
03 Jo
04 Worth It
05 Show You a Body
06 Untitled God Song
07 Oom Sha La La
08 Drinking Song

Freitag, 23. März 2018

QUICK & DIRTY: ELIAS DRIS / Gold In The Ashes

Published: 25.08.2017
Label: Vicious Circle
Genre: Americana, IndieFolk
Country: Paris, Frankreich



Members:
Elias Dris

Im Sommer des letzten Jahres erschien auf Vicious Circle, einem kleinen französischen Indie-Label, mit "Gold In The Ashes" das Debütalbum eines jungen Parisers, der sich mit Haut und Haaren dem amerikanischen Folk verschrieben hat. Sein Name ELIAS DRIS. 21 Jahre. Beruf: Theaterschauspieler und nun Musiker.



Elias packt irgendwann seine sieben Sachen, kehrt Frankreich den Rücken und begibt sich auf einen Roadtrip entlang des Pazifik Highways in den Vereinigten Staaten. Seine Erlebnis und Gedanken schreibt er auf und formt sie zu Songs. Süße, sehnsuchtsvolle Melodien und Texte vom Drang der Jugend geprägt und ganz in der musikalischen Tradition seiner Vorbilder Bob Dylan und  Neil Young.



Die Demos schickt er per Mail an Tom Menig, selber Gitarrist, Produzent und Vater von IndieFolk Singer/Songwriterin Alela Diane, weil er möchte, dass dieser sein Debütalbum produziert. Menig gefallen die Demos und zwei Monate später, nachdem Elias seine Gitarren in Frankreich geholt und einige Arrangements für die Songs geschrieben hat, begibt man sich gemeinsam in Menigs Studio in Grass Valley (Kalifornien) um mit der Arbeit an "Gold In The Ashes" zu beginnen.



Mit Menig hat Elias den richtigen Produzenten gewählt, denn seinen leidenschaftlichen Folksongs bleibt durch die einfühlsame minimalistische Produktion die Schwerelosigkeit erhalten die man innehat, wenn man Ballast abwirft und neue Wege bestreitet, wie es Elias auf seiner Reise getan hat.

Meist genügt eine akustische Gitarre, ein Banjo, eine Mandoline oder eine Pedal Steel und die sanfte, sehr androgyne Stimme von Elias um seinen Kompositionen den richtigen Zauber zu verleihen und die Poesie seiner Texte fliegen zu lassen.  Ein Album zwischen Kleinod und Meisterwerk, welches auch außerhalb Frankreichs unbedingt entdeckt werden muss - leider zur Zeit noch nicht auf Vinyl erhältlich, was man dem Label eigentlich kaum verzeihen kann :-(.



Tracklist:
01 Wild Horse
02 A Thousand Rivers
03 Golden Crown
04 Moonshine
05 Gold In The Ashes
06 Santa Monica
07 Deep Blue Ocean
08 I Don't Give A Fuck
09 Turn Off The Night
10 Eros & Thanatos
11 Ophelie
12 The Last Cigarette

Dienstag, 20. März 2018

ACHT EIMER HÜHNERHERZEN Made My Day! Eisenhüttenstadt!



 

ACHT EIMER HÜHNERHERZEN
Homepage: https://www.facebook.com/AchtEimerHuehnerherzen/
From: Berlin, Germany


Wie spektakulär ist doch der Satz: "Eisenhüttenstadt" aus dem am 23. März erscheinenden Album "Acht Eimer Hühnerherzen" vom aus Apocalypse Vega, Herr Bottrop und Bene Diktator bestehendem Trio ACHT EIMER HÜHNERHERZEN


"Eisenhüttenstadt
" ist ein wundervoll juvenilstürmischer Song, der klingt, als wären Wir sind Helden wieder zurück, weil sie zur Lockerheit ihrer Anfangstage zurückgefunden haben. Aber, es sind nicht die Helden, es sind Acht Eimer Hühnerherzen, die aus Berlin Kreuzberg stammen, nicht mehr ganz Jungspunde sind, Westerngitarren hassen, so tun als gäbe es die Neue Deutsche Welle noch und darüber singen, wo man schon war, wo man noch nie gewesen ist und warum das eigentlich scheißegal ist. Ich war übrigens noch nie in Eisenhüttenstadt! MADE MY DAY!

Sonntag, 18. März 2018

QUICK & DIRTY: YOUNG FATHERS / Cocoa Sugar

Published: 09.03.2017
Label: Ninja Tune
Genre: PostHipHop, AlternativeBeats
Country: Edinburgh, Scotland



Members:
Alloysious Massaquoi, Kayus Bankole, „G“ Hastings

Wenn man mit dem Debütalbum den renommierten britischen Mercury Music Prize abräumt und sich damit in eine Reihe mit Künstlern wie The XX, Arctic Monkeys, PJ Harvey, Elbow, Primal Scream, Portishead, Alt-J etc. einreiht, sollte einer großen Karriere im Musikbusiness eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

Dem Trio YOUNG FATHERS gelang 2014 als krasse Außenseiter dieses Kunststück mit ihrem Debüt "Dead". Die Begeisterung für diese Auszeichnung hielt sich bei der Band in Grenzen und um die nun aufmerksam gewordenen Massen einzufangen, waren und sind die Schotten viel zu sperrig. So dürften "Dead" mit Platz 35 und der 2015 erschienene Nachfolger "White Men Are Black Men Too" mit Rang 41 in den UK-Album-Charts wahrscheinlich die am schlechtesten platzierten Alben in der Mercury-Music-Prize-Preisträger-Riege sein.



Drei Jahre sind vergangen, in denen die Young Fathers u. a. mit Massive Attack auf Tour waren, einen kleinen politischen Skandal durch die Absagebegründung beim Pop-Kultur-Festival in Berlin verursachten und die neuen Songs für Album Nummer Drei "Cocoa Sugar" schrieben, mit denen sie ihre schmutzigen Finger wieder in die real existierenden Wunden unserer Welt legen.



Inhaltlich, also alles beim Alten bei den Ex-HipHoppern, aber in Sachen Verpackung hat sich dann doch so Einiges getan. Zwar sind ihre Songs noch immer voller Brüche und Ecken und Kanten, aber die omnipräsente aggressive Wut des letzten Album "White Men Are Black Men Too" ist nun gerne mal mit einem sarkastischen Samtschleifchen verpackt. Besonders bei den ersten fünf Songs könnte man den Verdacht hegen, dass sich das Trio dem Mainstream zwar nicht anbiedern, aber zumindest annähern möchte.

Ab der souligen Nummer "Tremolo" nimmt das Album aber wieder Fahrt auf. "Wow" und "Wire" sind Songs, wo ich persönlich die Young Fathers am liebsten sehe, nämlich ganz in der Nähe des hypermodernen pulsierenden Maschinen-Souls wie ihn auch die Algiers aus Atlanta predigen. Dieselbe Marschrichtung hält auch das dunkel groovende "Border Girl", während "Holy Ghost" dann die HipHop-Wurzeln ausgräbt. Auch gut!



Insgesamt erneut ein außergewöhnliches Album, das sich nicht auf ein Genre festlegen lässt und sicher viele Durchläufe benötigt, bis man es, in seiner vielschichtigen Gänze, oder moderner ausgedrückt faszinierenden Diversity, bewerten kann.

Wie gut es tatsächlich ist, verrate ich euch also erst am Ende des Jahres ;-).

Ach und nicht, dass ich es vergesse, der Hit ist natürlich:


Tracklist:
01 See How
02 Fee Fi
03 In My View
04 Turn
05 Lord
06 Tremolo
07 Wow
08 Border Girl
09 Holy Ghost
10 Wire
11 Toy
12 Picking You

Donnerstag, 15. März 2018

NEW SONGS Vol. 178: PARQUET COURTS / Had To Start A Fight/In And Out Of Patience ... 10LEC6 / Quakerzy ... AFTERPARTEES / Life Is Easy ... GUNDELACH / Duck Hunting


PARQUET COURTS / Had To Start A Fight/In And Out Of Patience

Das New Yorker Quartett PARQUET COURTS gründete sich 2010 und debütierte 2011 mit dem Album "American Specialities", welches erst auf einer streng limitierten Kassette herauskam und dann 2012 auf Vinyl aufgelegt wurde. Da die Band bereits mit ihrem zweiten Album "Light Up Gold" (2012) den Durchbruch feiern konnte, wird für das rare Debütvinyl bereits ein ordentliches Sümmchen aufgerufen.

Seitdem ging es mit den New Yorkern immer weiter bergauf, ob unter falscher Flagge als Parkay Quarts ("Content Nausa", 2014) oder in Kollaborationen mit anderen Künstlern ("Milano" 2017 mit Daniele Luppi). Die Vermutung liegt nahe, dass durch die Zusammenarbeit mit dem Italiener Luppi, der 2011 mit Danger Mouse das Album "Rome" herausbrachte, der Kontakt entstand, der nun dazu führte, dass besagter Danger Mouse aka Brian Burton sich als Produzent dem fünften Parquet Courts-Album "Wide Awake" annahm.

Das Album soll am 18. Mai auf Rough Trade Records erscheinen und die Vorabveröffentlichung "Had To Start A Fight/In And Out Of Patience" zeigt zwar, dass die gefährliche Maus den Sound der Amerikaner beeinflusst hat, aber längst nicht so extrem, wie man es von anderen Danger Mouse Produktionen gewohnt ist! Die Parquet Courts bleiben erkennbar die groovigste Punk-Rock-Band des Planeten und die wahren legitimen Nachfolger von The Clash!




---------------------------------------------------------------------------------------------------

10LEC6 / Quakerz

Musik für den Dancefloor bekommt hier ja wirklich sehr selten eine Chance, was nicht daran liegt, dass der Schreiberling dieses Blogs zu den Nichttänzern gehört, sondern weil die meisten Songs in dieser Rubrik aus austauschbaren Schablonensounds lieblos und zutiefst unkreativ zusammengebastelt sind.

"Quakerz" ist jedoch anders! Hier trifft Afro auf House und Disco! Sängerin Nicole, die auf Bulu, einem Bantou-Dialekt der im Süden Kameruns gesprochen wird, singt, hat eine gewaltige Stimme mit viel Soul und gibt dem französischen Dance-Projekt 10LEC6, das durch den Street-Artist Simon, DJ-Produzent Jess (Jess & Crabbe), sowie Erwan und Gazelle an den Percussions komplettiert wird, das gewisse Etwas. Das Debütalbum "Bone Bame" erschien am 9. März auf dem für guten Groove bekannten Ed Banger-Label.




---------------------------------------------------------------------------------------------------

AFTERPARTEES / Life Is Easy

Am 16.03.2018 erscheint das zweite Album "Life Is Easy" der holländischen IndiePop-Band AFTERPARTEES.

Entgegen aller Lebenserfahrung behaupten die fünf gut gelaunten Niederländer, dass das Leben doch eigentlich einfach ist. Mmmmh, wahrscheinlich wohnen sie direkt am Meer, haben den nächsten Coffeeshop in Laufweite und noch keine Kinder an der Backe die Flecken auf weiße Oberhemden machen ;-).

Im März kommen die Jungs auch auf Deutschlandtour, um den griesgrämigen Deutschen das Leben zu erleichtern! Life can be easy!




---------------------------------------------------------------------------------------------------

GUNDELACH / Duck Hunting

Die nächste Neuvorstellung kommt aus Norwegen, nennt sich GUNDELACH und macht analoge elektronische Sounds, die etwas nach 80er müffeln, aber dank kleiner Gitarreneskapaden und der an Bon Iver erinnernden hohen Kopfstimme von Sänger Kai Gundelach doch sehr modern klingen.

"Duck Hunting" ist ein dunkler Stern, der natürlich wegen seines Titels beim nächsten Update in der Vögelliste landet, obwohl er eigentlich gar nichts mit der Entenjagd zu tun hat, sondern nur so heißt, weil Gundelach früher gerne das entsprechende Computerspielchen zockte und die nostalgische Stimmung beim Gedanken daran auf seinen Song übertragen wollte. Häää?

Das neue Album "Baltus" wurde zwischen Oslo und London mit Knut Sævik, John Calvert und Øyvind Mathisen aufgenommen und erscheint am 16. März.




---------------------------------------------------------------------------------------------------


Dienstag, 13. März 2018

YO LA TENGO Made My Day! For You Too!



 

YO LA TENGO 
Homepage: http://yolatengo.com/
From: New Jersey, U.S.A.


Seit 1986 machen Ira Kaplan (Gesang, Gitarre) und Georgia Hubley (Gesang Schlagzeug), und seit 1992 mit James McNew am Bass, unter dem Namen
YO LA TENGO AlternativeRock der sich nie auch nur annähernd an irgendwelche Hypes angebiedert hat. Das am 16. März erscheinende Album "There's a Riot Going On" ist das 19te (!) Album des Trios das gekonnt zwischen PostRock, IndieRock, DreamPop und ExperimentalRock changiert und mit "For You Too" einen echten Hit beinhaltet. MADE MY DAY!

Sonntag, 11. März 2018

DREAM WIFE / Dream Wife [Review]

Schon die Traumfrau gefunden? Bei Pargedöns finden Singles ja angeblich alle 11 Minuten den Traumpartner - wie auch immer dieser omnipräsente Algorithmus das feststellt. Registriert die Mouse an der Klickstärke, ob es den User erwischt hat? Egal, hier können Sie in noch kürzerer Zeit und für ganz umsonst die Bekanntschaft mit gleich drei Traumfrauen machen! 


Bella Podpadec (Bass), Alice Go (Gitarre) und Rakel Mjöll (Lead Vocals) leben in London, nennen sich selbstbewusst DREAM WIFE und machen im weitesten Sinne Punkrock in der Tradition zwischen Bikini Kill und den Strokes.

Ich hatte das bereits im Januar erschienene Debütalbum des flotten Dreiers direkt als Vinyl vorbestellt, weil die rockenden Damen ja schon seit ihrer ersten Veröffentlichung der "EP1" im März 2016 als nächstes großes Ding gehandelt wurden. Als die Scheibe dann auf dem Plattenspieler oder wie es neudeutsch heißt Vinyl-Abspielgerät lag, war ich hin und weg.



Fetter funky Sound! Schön kreischige Vocals der aus Island stammenden Sängerin Rakel Mjöll, die, vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, wie Björk klingt ("Love Without Reason"), als sie noch die Sängerin der Sugarcubes war! Riffs in deutlich niedriger Frequenz als 11 Minuten! Knallige Melodien mit Mitsingrefrains ("Somebody") und intelligente (meist feministische) Texte! Alles prima!



ABER nach ein paar Mal durchhören hatte ich die Traumfrau irgendwie über und die Platte schaffte es kaum noch auf dem Dreher. Hatte die Scheibe also schon als Schnellzünder mit wenig Brennwert abgespeichert, aber dann gab ich ihr doch noch mal eine Chance und es geschah, was mir sonst wirklich sehr selten passiert - das Feuer für Dream Wife entfachte plötzlich wieder und brannte lichterloh wie nie zuvor!

Ich weiß nicht, ob ich mich anfangs zu sehr am Album berauscht hatte, oder ob mein Biorhythmus oder meine männlichen Hormone mir einen Streich spielten, Fakt ist, ich wollte eigentlich keine Rezension mehr zum Album schreiben. Trotz der Knaller "Fire", "Taste" und "F.U.U."!



ABER jetzt könnte ich es mir nie verzeihen, wenn ich diese rebellischen Traumfrauen, die sich an einer Kunstschule zusammenfanden, und denen man den Spaß am gemeinsamen Musizieren einfach anmerkt, nicht mit so vielen Menschen wie möglich teilen würde, denn es gibt sie also doch, die echte Liebe auf den zweiten Blick!



Tracklist:
01 Let's Make Out
02 Somebody
03 Fire
04 Hey Heartbreaker
05 Love Without Reason
06 Kids
07 Taste
08 Act My Age
09 Right Now
10 Spend The Night
11 F.U.U. (feat. Fever Dream)



Freitag, 9. März 2018

THE CLOCKWORKS Made My Day! Rumours In The Stockroom!



 

THE CLOCKWORKS
Homepage: https://soundcloud.com/theclockworksband
From: Galway, Ireland


Iren haben es per se aus pophistorischer Hinsicht (Pogues!) schon schwer nicht mit dem Stempel "Kampftrinker" versehen zu werden und da kommen diese vier sympathischen Jungen, die sich
THE CLOCKWORKS nennen und von der Westküste Irlands stammen, daher und singen ein Lied über eine Suffnacht, die aus dem Ruder läuft und trotzdem mit dem pünktlichen Erscheinen am Arbeitsplatz um 9 Uhr endet. Diese irren Iren! Aber wie hat meine Mutter mir in frühester Jugend schon immer so schön mitgeteilt: "Wer saufen kann, kann auch arbeiten!" Recht hat sie und jetzt gibt es dazu auch noch den perfekten Soundtrack! MADE MY DAY!

Donnerstag, 8. März 2018

WILD CHILD / Expectations [Review]

Ist die Eigenschaft "unaufgeregt" eine Beleidigung? Wollen wir nicht eigentlich alle unbedingt aufregende Dinge erleben! Bedeutet unaufgeregt deswegen so viel wie langweilig? Und wie kann eine Band, bei deren neuem Album mir das Wort "unaufgeregt" in den Sinn kommt, ausgerechnet WILD CHILD heißen und das Album "Expectations" nennen?!


Die wilden Kinder sind tatsächlich vier und nicht nur eines und sie kommen aus Austin in Texas. Musik machen sie schon seit geraumer Zeit, das Debütalbum "Pillow Talk" erschien 2011, "Expectations" ist bereits das vierte Album.

Der Ansatz für "Expectations" unterscheidet sich von den vorherigen Alben, den die Band beschloss dieses Mal nicht alle Songs in die Hände eines Produzenten zu legen, sondern für jeden Song den passenden Produzenten zu finden.



Da Lieblingsproduzenten nicht auf dem Baum vor der Türe wachsen, begaben sich die Damen und Herren von Wild Child auf einen Trip, der sie von Texas bis nach Tromsø in Norwegen führte und dazu führte, dass ein schillerndes vielfältiges Album entstand, das trotzdem wunderbar unaufgeregt dahinfließt, obwohl letztendlich sechs Produzentenhände an den Knöpfchen drehten.

Warum dies so ist, liegt nicht auf der Hand, den eigentlich verderben ja viele Köche den Brei, ist aber folgerichtig, denn alle Produzenten erkannten das exzellente Songwriting und ließen die trunken machenden Melodien immer im Fokus und verzichteten auf unnötige Spielereien - unaufgeregt eben.



Über die folkige Uptempo-Nummer "Alex", die vom Schlagzeug verschleppte und in Geigen getunkte Ballade "Eggshells", das soulige "Think It Over", das zu Tränen rührende "Follow Me", das groovende und hymnische "Expectations", das dramatische "My Town", das minimalistische "The One", das anmutige "Break You Down" bis zum ergreifenden Abschiedssong "Goodbye Goodnight" darf man deswegen in schwelgerischen Melodien versinken. Seufz. Unaufgeregt, aber sehr schön.


Tracklist:
01 Alex
02 Eggshells
03 Back & Forth
04 Think It Over
05 Follow Me
06 Expectations
07 Sinking Ship
08 My Town
09 The One
10 Break You Down
11 Leave It Alone
12 Goodbye Goodnight





Mittwoch, 7. März 2018

DANIEL RUIZ Made My Day! Meet the Crimson Woman at the Dawn Cafe!



 

DANIEL RUIZ
Homepage: https://soundcloud.com/holadanielruiz
From: Barcelona, Spain


Im letzten Jahr nannte er sich noch WEINF und erntete auf diesem Blog mit seinem Album "Purple Bird And Other Strange Songs" großartige Kritiken auf diesem Blog. Jetzt hat der junge Spanier den Künstlernamen abgelegt und offeriert seine Musik unter seinem echten Namen DANIEL RUIZ. Musikalisch hat die Namensänderung aber keine große Bedeutung, denn auch "Meet the Crimson Woman at the Dawn Cafe" klingt nach Nick Cave im psychedelischen Spielwarenladen. MADE MY DAY!

Montag, 5. März 2018

LUCY DACUS / Historian [Review]

Vor zwei Jahren debütierte LUCY DACUS aus Richmond, Virginia mit dem Album ‚"No Burden". Das Debüt der jungen Amerikanerin, die eigentlich Film an der Virginia Commonwealth University studierte, sich aber 2015 für die Musik und gegen den Film entschieden hatte, erntete für ihren Stil zwischen klassischem Singer/Songwritertum und IndieRock, speziell bei Kritikern und in der Fachpresse, durchwegs gute Kritiken. Der amerikanische Rolling Stone sprach gar von einem der besten IndieRock-Alben des Jahres.


Jetzt ist Lucy 22 und bringt mit "Historian" ihr zweites Album auf den Weg. Wer in diesem Alter, ein Album mit der Zeile "The first time I tasted somebody else’s spit, I had a coughing fit." [Deutsch.: Das erste Mal, als ich jemandes Spucke probierte, hatte ich einen Hustenanfall] beginnt, hat dann schon alles richtig gemacht. Wir schließen daraus, Frau Dacus trägt ihr Herz auf der Zunge und geht eben auch mal dahin, wo es wehtut ;-).



Bei ambitionierten Schriftstellern gilt ja das Gesetz, dass der erste Satz eines Buches von immenser Bedeutung für das Gesamtwerk ist, in diesem Sinne attestiere ich Lucy, die ihre Karriere ja bereits mit einem überragenden Songtitel, nämlich "I Don't Wanna Be Funny Anymore " startete, deswegen folgerichtig ungewöhnliche Fähigkeiten als Texterin. Vom brillanten Text abgesehen ist "Night Shift" aber auch noch ein fantastischer Song, der wie eine Lagerfeuerballade beginnt, in seinem über sechsminütigenVerlauf aber dann den ganzen Wald in Brand setzt.



Song Nummer 2 "Addictions" setzt auf einen Rhythmus, der in die Beine fährt, smashigen Gitarren und dezenten Bläsern, besticht aber vor allem durch seine filigranen Tempowechsel. Bei "The Shell" wird das Tempo gemächlicher und Lucys Stimme, die zwar immer prägnant ist, wird hier zum dominanten Leader dem Schlagzeug, Keys und Gitarren bedingungslos folgen. Und was schreibt diese, kaum dem Teenageralter entsprungene, Künstlerin für verführerische Melodien und graziöse Arrangements!

Nach Song Nummer 4 "Nonbeliever", bei dem sich Streicher und Gitarren in einen Rausch manövrieren, wird klar, dass Lucy Dacus beim angeblich so schwierigem zweiten Album noch eine Schippe draufgelegt hat und es der im ähnlichen Gefilde agierenden Courtney Barnett schwer machen dürfte in diesem Jahr das Nonplusultra im female IndieRock zu bleiben - Anna Burch hat da sicher auch noch ein Wörtchen mitzureden.



Bei "Yours And Mine" - dem Song bei dem sich Lucy vom Protestmarsch für Frauenrechte, der in Washington einen Tag nach der Amtseinführung von Trump stattfand, inspirieren lies - sind es vor allem die kleinen instrumentalen Soloausflüge gegen Ende des Stückes, die mich verzücken und beim anschließenden "Body To Flame" das orchestrale Arrangement, das anfangs in einer Kammer wohnt und sich dann plötzlich im Ballsaal breitmacht.

Aber die stärksten Songs auf "Historian" sind jene, die bedächtig daherkommen, sehr gefällig, sehr virtuos und dann urplötzlich zu erstklassigen Rockmonstern mutieren - "Timefighter " ist auch so einer! Da wir jetzt schon beim Siebten von zehn Songs angekommen sind, wird es auch Zeit, dass Wort Meisterwerk in den Mund zu nehmen, denn auch die letzten drei Stücke "Next Of Kin","Pillar Of Truth " und "Historian" fallen nicht ab, sondern runden dieses sehr schlüssige Album perfekt ab.

In nur zwei Jahren gelingt Lucy Dacus mit "Historian" der Sprung in die IndieRock-Champions League, jetzt muss sie beweisen, dass sie sich dort auf Dauer halten kann, das Potenzial dazu ist definitiv vorhanden.

Tracklist:
01 Night Shift 
02 Addictions
03 The Shell 
04 Nonbeliever
05 Yours And Mine 
06 Body To Flame
07 Timefighter 
08 Next Of Kin
09 Pillar Of Truth 
10 Historians






Samstag, 3. März 2018

NEW SONGS Vol. 177: JOEL SARAKULA / In Trouble ... MOON LAMA ... FALCON JANE / Go With The Flow ... THE GOLDBERG SISTERS / The Kids Are Alwrong


JOEL SARAKULA / In Trouble

Der Australier JOEL SARAKULA lebt seit geraumer Zeit in London und macht dort Musik, die so heute eigentlich gar keiner mehr hören will. Joel scheint als kleines Kind zu nah an die Disco-, Soul- und Motown-Plattensammlung seiner Eltern gekommen zu sein, anders lässt es sich nämlich nicht erklären, wieso er aussieht wie ein verschollener Bruder der Bee Gees und Musik macht, die sich um aktuelle Strömungen im RnB-Bereich einen Scheißdreck kümmert, sondern dem Soul & Funk der 70er frönt.

Dass Sarakula ein Fan von Soulhelden wie Curtis Mayfield, Marvin Gaye oder Gil Scott Heron ist und er deren Groovegerüst und die oftmals hochpolitischen Lyriks für seinen Songs Pate stehen ließ, lässt sich bei "In Trouble" unschwer heraushören. Und so sehr liegen die damaligen 70er Jahre und die Gegenwart gar nicht auseinander, denn damals wie heute gab es Terrorismus, Despotent und Arbeitskämpfe und damals wie heute sehen sich immer mehr Musiker in der Pflicht sich auch auf künstlerische Weise dazu zu äußern – wenn es dann auch noch so cool klingt, wie bei Joel Sarakula lässt sich wohl nichts dagegen einwenden.




---------------------------------------------------------------------------------------------------

MOON LAMA /  Shine

Man kann jahrelang Musik machen, ohne dass es jemand merkt, man kann es aber auch wie Linda von Wasserberg (24) und Rodrigo Ramirez Jr. (26) und gleich mit dem allerersten Stück, welches man der Welt präsentiert, Aufmerksamkeit erregen.

Das Beginner-Duo nennt sich MOON LAMA, möchte nicht verraten, aus welcher Ecke dieses Planeten es stammt, verrät aber so viel, dass Lisa für den Gesang und Rodrigo für alles andere zuständig ist. Als Einflüsse ihres musikalisches Schaffen nennen die beiden Hochkaräter wie QOTSA, Interpol, The Raconteurs, Morphine, Alice in Chains, Nick Cave oder Chris Cornell, was zeigt, dass auch Menschen in den Zwanzigern noch mit ausgesprochen gutem Geschmack gesegnet sein können ;-). Aber selbst wenn sie es mir nicht verraten hätten, die Ästhetik des Clips und die Musik von "Shine" sprechen definitiv dafür, dass hier jemand musiziert, der schon mal was von Herrn Cave gesehen und gehört hat.

Zurzeit arbeiten Moon Lama an ihrem zweiten Video und einer EP, die voraussichtlich im Sommer veröffentlichen wird  - also Augen und Ohren offen halten.




---------------------------------------------------------------------------------------------------

FALCON JANE / Go With The Flow

Eigentlich halte ich ja viel davon auch Mal gegen den Strom zu schwimmen, aber bei "Go With The Flow" lasse ich mich gerne mittreiben so chillig und anschmiegsam, wie die Nummer ist.

Das Stück stammt von der Band FALCON JANE um Frontfrau Sara May aus Orangeville in der kanadischen Provinz Ontario. Die Band hat bereits zwei Longplayer auf dem Kerbholz und veröffentlicht nun im Sommer dieses Jahres Album Nummer Drei unter dem Titel "Feelin‘ Freaky". Darauf zu finden ist dann auch "Go With The Flow", dass bei mir schon jetzt sommerliche Gefühle aufkommen lässt, obwohl die Umgebung im Clip stellenweise nicht wirklich sommerlich aussieht. F*** I hate the cold und ich mag Saras warme Stimme!




---------------------------------------------------------------------------------------------------

THE GOLDBERG SISTERS / The Kids Are Alwrong

In der ersten Staffel der famosen Serie Fargo spielt ein gewisser Adam Goldberg den Killer Mr. Numbers. Cineasten dürften bei den Namen Goldberg auch sofort aufhorchen, hat Herr Goldberg doch in mehr als 30 Filmen mitgespielt, darunter auch solche Klassiker wie "A Beautiful Mind", "Zodiac" oder "Saving Private Ryan". Nebenbei spielte der Schauspieler seit 2009 in einer Band namens LANDy und debütierte 2011 als Solo-Artist mit dem Album "The Goldberg Sisters" unter eben diesem Bandnamen.

Am 13. April wird nun das dritte Album "Mood Swing"von THE GOLDBERG SISTERS veröffentlicht - wieder mit dabei ist Goldbergs Buddy Songwriter Andrew Lynch. Die Lead-Single "The Kids Are Alwrong" klingt genauso schräg wie das einstige Debüt, das mir damals den Glauben zurückgab, dass es doch einige Schauspieler gibt, die nicht nur die schnelle Kohle, sondern wirklich anspruchsvolle Musik machen wollen.




---------------------------------------------------------------------------------------------------


Donnerstag, 1. März 2018

QUICK & DIRTY: ISOLATION BERLIN / Vergifte Dich

Published: 22.02.2018
Label: Staatsakt
Genre: DiskursPop, German IndieRock
Country: Berlin, Germany



Members:
Tobias Bamborschke (Gesang, Gitarre), Max Bauer (Gitarre, Orgel), David Specht (Bass), Simeon Cöster (Schlagzeug)

Liebe deutsche Betroffenheitsschlagermacher - oder wie es das Fachmagazin Musikexpress einst so trefflich formulierte, Schöpfer der neuen deutschen Scheißmusik - wenn ich König von Deutschland wäre, würde ich euch dazu zwangsverpflichten, dass ihr 3x täglich das neue Album "Vergifte Dich" von ISOLATION BERLIN hören müsstet. 

Warum? Weil ihr dann endlich nicht mehr solch unerträgliche Zeilen wie "Sie würde gerne mal auf 'n Date geh'n. In ihrem Lieblingskleid nicht nur vor dem Spiegel stehen" (M. Giesinger) oder "Auch wenn ich schweig', du weisst Bescheid. Ich brauch gar nichts sagen, ein Blick reicht." (Namika) oder noch schlimmer "Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen, dazu brauchen wir keinerlei Waffen" (Xavier Naidoo) niederschreiben würdet, denn ihr würdet euch schämen wegen eurer erbärmlichen Sprachgewandtheit und eurer inhaltlichen Naivität.



Ihr müsstet wie alle anderen deutschsprachigen Künstler, ja auch Tocotronic, ja auch Ja,Panik und ja, auch Element of Crime und erst recht Erdmöbel nach der  Ponyhof-Platte "Hinweise zum Gebrauch", anerkennen, dass Tobias Bamborschke die Stimmung im Land - und da vor allem in der Stadt - am Ergreifensten, Sinnlichsten und Kreativsten in Worte fassen kann. Keine Plattitüden, keine Hoffnungsmaschinen, keine Ponyhof-Romantik, keine nostalgische Verklärung wie sie die Toten Hosen zur Zeit auf ekelhafteste Weise zelebrieren, sondern ungeschminkte Straßenpoesie in der Tradition vom König von Deutschland.

Falls ihr Bamborschke sucht, um euch Tipps zu holen, könnt ihr ihn am Pfandflaschenautomaten finden, wo er sich zurückholt, was ihm gehört - aber passt besser auf, wenn ihr ihn stört, denn Serotoninausschüttung bewirkt so Einiges. ("Serotonin")

Wenn ihr aber aus Verzweiflung keinen Sinn mehr seht und jede Nacht nur Nietzsche lest, dann seis nicht traurig und überlegt einfach, was ihr alles hasst! Euer Leben? Die Liebe? Die Moral? Zu guter letzt suggeriert ihr euch in einer Art Litanei dann wahrscheinlich doch, dass ihr gar nicht so schlecht seid. ("Vergifte Dich" + "Melchiors Traum").



Nicht nur für euch gilt, auf Sonne folgt Regen und dann fällt der Schnee, aber "Vergeben Heißt Nicht Vergessen". Lieblingsmensch! Würg! Dabei kann man durchaus auf deutsch über die Liebe singen! "Marie"! Oder auch über den Mangel an Liebe und über die Hoffnung! "Antimaterie" + "In meinen Armen!" Und sogar über den Glauben und die gnadenlose Trostlosigkeit! "Kicks" + "Mir Träumte"!



Fazit in der Welt von Isolation Berlin: Die Welt ist schlecht, aber trotzdem schön und die Leute reden einfach zu viel und sagen zu wenig! ("Die Leute"). Isolation Berlin gehört nicht zu diesen Leuten.

P. S.: Für Vinyl-Junkies sei noch erwähnt, dass die Lyrics handgeschrieben, wie in einem Skizzenbuch, der Platte beiliegen und man bei nachfolgenden Video am Schlachtensee in Berlin erfährt, dass Tobias Bamborschke gar kein gebürtiger Berliner ist!

Tracklist:
01 Serotonin
02 Vergifte Dich
03 Wenn Ich Eins Hasse Dann Ist Das Mein Leben
04 Melchiors Traum
05 Vergeben Heißt Nicht Vergessen
06 Marie
07 Antimaterie
08 In Deinen Armen
09 Die Leute
10 Kicks
11 Mir Träumte