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Freitag, 19. Juli 2013

NEW SONGS / NEUE LIEDER Vol. 17: BRAZOS ... MAZZY STAR ... ERDMÖBEL ... VV BROWN

BRAZOS / How the Ranks was won ... MAZZY STAR / California ... ERDMÖBEL / Club der Senkrecht Begrabenen ... V V BROWN / Samson


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BRAZOS / How the Ranks was won

Ein sehr feines IndiePop-Album haben Brazos, die Band, die sich nach dem Spitznamen des Bandleaders Martin McNulty Crane benannte, mit "Saltwater" hingelegt. Wirklich bezaubernd, was die Jungs aus den Staaten aus ihren Gitarren herausholen. Das Highlight des Albums ist, neben "Charm", auf jeden Fall "How the Ranks was won", aber die anderen Songs sind nicht viel schlechter, also ruhig das ganze Album erwerben - es lohnt sich!



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MAZZY STAR / California

Juhu, dieses Jahr ist Weihnachten nicht am 24. Dezember, sondern schon 3 Monate früher am 24ten September! Warum? Weil die Indie-Legende Mazzy Star nach 17 Jahren ein neues Album herausbringen!
Unglaublich -genauso wie der unglaublich schlichte und schöne Apettithappen "California". Hope Sandoval singt natürlich noch genauso engelsgleich wie früher. Hunger auf mehr!



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ERDMÖBEL / Club der senkrecht Begrabenen

Kölns beste deutschsprachige Band -Münster muss doch mal langsam vergessen sein ;-) - veröffentlicht als Vorbote für das am 27.9. erscheinende Album "Kung Fu Fighting" den Song "Club der Senkrecht Begrabenen". Dass Erdmöbel Virtuosen der deutsche Sprache sind, dürfte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben,. Wer - außer vielleicht PeterLicht (ebenfalls in Köln ansässig :-)) - schafft es schon ein Wort wie "Wolframfaden" in eine Popmelodie einzubinden, ohne dass es holpert oder man peinlich berührt versucht, über Autosuggestion die Gehörgänge zu verschließen.

Wie bei allen vorherigen Alben, und ganz besonders auf dem herausragenden 2010 erschienenem Album "Krokus" macht es mir auch beim neuen Lied "Club der Senkrecht Begrabenen" ein diebisches Vergnügen dahinter zu kommen, was Songwriter Markus Berges mir mit seinen Textzeilen eigentlich sagen will. Will er es überhaupt oder will er nur, dass ich meine Birne anstrenge oder meiner Fantasie freien Lauf lasse? Egal, meistens macht es irgendwann klick und die (Teil-)Erleuchtung ist da (ob richtig oder falsch sei dahingestellt) und bis dahin schenke ich meine Zuneigung halt der Melodie, den Bläsern, der Wort-Akrobatik und singe zum x-ten Male den Refrain "Der Club der Senkrecht Begrabenen, der Club der Senkrecht Begrabenen ..."

Mögliche Text-Decodierhilfe für Rätselfreunde:  Udo Proksch



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V V BROWN / Samson

Vanessa Brown, alias VV Brown ist eine britische Soul-Sängerin, die vor einigen Jahren noch im Background-Chor der Sugababes ihre Brötchen verdiente. 2008 startete die Dame mit der vulominösen Röhre ihre Solokarriere, 2009 erschien das Debüt "Travelling Like the Light" und nun bringt sie im Herbst diesen Jahres ihren zweiten Longplayer "Samson & Delilah" auf den Markt. Sollte das Stück "Samson" wegweisend sein, dann scheint Miss Brown sich der dunklen Seite des Souls mittlerweile mehr hingezogen zu fühlen, denn die Drums rollen tief und der Gesang klingt wie eine flehentliche Anklage. Wäre schön wenn  sich Miss Brown aus der bisherigen Belanglosigkeit befreien könnte.



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Mittwoch, 17. Juli 2013

MIDNIGHT JAGGERNAUTS / Uncanny Valley

Diese Australier werden mir in diesem Jahr etwas unheimlich. Egal in welchem Genre, die Acts (Scott Matthew, Pond, Angus Stone, Tame Impala, etc.) von Down Under punkten 2013 ganz außerordentlich.

"Uncanny Valley" ist der dritte Longplayer von den Midnight Jaggernauts aus Melbourne. Die schönste Umschreibung der Musik des Trios findet sich auf Wikipedia, wo zu lesen ist, dass die Musik der Band gut mit  Band Prog Dance meets Cosmic Film Scores zu umschreiben ist.

Ich versuche es mal etwas verständlicher: Die Midnight Juggernauts sind die im Weltraum verlorengegangene Variante der Pet Shop Boys. Sie bleiben dem Pop und damit der Melodie verpflichtet, fühlen sich aber stark Trance- und Clubsounds verbunden.

Ob "HCL", dem Einstiegssong des Albums deswegen etwas Klerikales anhaftet, weil das Album in einer Kirche im Loire-Tal aufgenommen wurde, weiß ich nicht, aber er hat definitiv etwas Meditatives mit seinen sphärischen Keys und den schwebenden Gesängen über dem monotonen Beat.



"Ballad of the War Machine" klingt wie französischer Chanson à la Air. Auch hier klingen die Keys irgendwie nach Kirchenorgel und die "Aaahaaahas" lassen vor meinem geistigen Auge schlimme Szenen aus Bilitis auftauchen. Muss man sich trauen ;-)

Die zweite Singleauskopplung, nach "Ballad of the War Machine" ist "Memorium". Der Sound klingt verdammt nach Andreas Dorau, wobei ich annehme, dass die Australier von Dorau - im Gegensatz zu Giorgio Morodernoch nie gehört haben. Sollte es dem geneigten Leser ebenso gehen, so sei ihm dringend das 94er Album "Neu!" von Dorau ans Herz gelegt. Aber zurück zu "Memorium" auf dem auch noch deutliche Anleihen aus dem 1991 erschienenen weltweiten Mega-Hit "Gipsy Woman" von Crystal Waters zu hören sind. Neu geht also anders, aber trotzdem, oder vielleicht gerade wegen der gut geliehenen Zutaten, ist "Memorium" ein Ohrwurm, bei dem man das Füßchen kaum stillhalten kann.


Midnight Juggernauts - Memorium (Official Video) from Record Makers on Vimeo.

"Streets of Babylon"  und "Sugar and Bullets" sind Songs, die durchaus aus der Feder von Neil Tennant und Chris Lowe stammen könnte. Das Rhythmusgerüst ist ein eigentlich ziemlich stupider Disco-Fox-Beat, der aber mit ausgeprägtem Sinn für Melodieführung gerettet wird. Würde mich interessieren, ob Tanzschulen mit Disco-Fox-Kursen die Midnight Juggernauts in ihrer Playliste haben ;-)

Mit einer fast akustischen Gitarre startet "Master of Gold", aber es dauert nur wenige Sekunden, bevor sich Keys dazugesellen, die wie Harfenklänge modulieren. Von der eingangs erwähnten Wikipedia-Beschreibung trifft hier speziell der Passus Prog Dance genau ins Ziel.



Anschließend kommen die beiden poppigsten Songs des Albums  "Systematic"  und "Deep Blue Lines", daran ändern auch die kleinen psychedelischen Ausreißer im erst genannten Songs nichts. Beide Songs sind Nummern mit extrem klebenden Refrains und hoher Radiotauglichkeit.

Das ausgefallenste, weil experimentierfreudigste Stück auf "Uncanny Valley" ist das düster ausgefallene "Another Land". Die Vocals sind ausnahmsweise sehr tief, der Beat schneller und die Keys zwar immer noch sehr spacig, aber mit sehr viel mehr Dramatik als bei den anderen Songs.

Zum Schluss gibt es mit "Melodiya" einen kleinen Trip Richtung Indien, der aber auch bei Donna Summers "I feel Love" (1977!) vorbeischaut. Fazit: Wenn Daft Punk mit "Random Access Memories" in diesem Jahr die Wiederbelebung des Disco-Funk gelungen ist, dann haben die Midnight Jaggernauts auch ein ziemlich gutes Blatt auf der Hand und wenn dabei alte Helden wiederentdeckt werden, soll es mir gerne recht sein.

Dienstag, 16. Juli 2013

NEW SONGS / NEUE LIEDER Vol. 16: THE STRYPES ... TELEMAN ... A GRAVE WITH NO NAME ... SWIM DEEP

THE STRYPES / Hometown Girls ... TELEMAN / Christina ... A GRAVE WITH NO NAME / Whirlpool + Aurora ... SWIM DEEP / King City


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THE STRYPES / HOMETOWN GIRLS

Im Oktober soll das Debüt-Album der Strypes erscheinen. Erster offizieller Vorbote der Iren ist "Hometown Girls". Klingt wie eine rüde Mischung aus den Beatles und den Ramones oder anders umschrieben juvenile Aufbruchstimmung im Überschwang der Gefühle mit Fuß auf dem Gaspedal ;-)


The Strypes -- Hometown Girls - MyVideo

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TELEMAN / Christina

Und wieder ein toller Act, den ich den Programmgestaltern des Rolling Stone Weekenders verdanke - die Jungs haben echt ein feines Näschen für tolle Bands, die (noch) unbekannt sind. "Christina" ist ein sehr charmanter einschmeichelnder Popsong, der nicht nur den  Damen mit besagtem oder besser besungenem Namen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Teleman sind ein Quartett aus der britischen Hauptstadt und wenn die zwei bereits veröffentlichen Single den Qualitätsmaßstab für das bald kommende erste Album bilden, darf man sich schon darauf freuen.



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A GRAVE WITH NO NAME / Whirlpool + Aurora

Ja, ich liebe fette düstere Bässe! Bevor die weibliche Stimme mit dem Singen beginnt, könnte man denken, ein Joy Division Track beginnt, aber bevor man dann enttäuscht ist, bitte weiterhören, denn da gibt es noch einige andere Parallelen zur wichtigsten Band der Post-Punk-Bewegung. Feiner Stoff zum Versinken in der Nacht. A Grave with no Name stammen aus London und es wird Zeit, dass die Band die Insel verlässt und Kontinentaleuropa erobert.



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SWIM DEEP / King City

"King City" wurde bereits 2012 als Single veröffentlicht, aber von der Öffentlichkeit leider kaum war genommen. Nun erscheint im August das Debüt-Album "Where the Heaven Are We" des Quartetts aus Birmingham, weswegen die feine Indie-Nummer neu - und endlich auch als digitaler Download - veröffentlicht wurde. Sänger Austin Williams Stimme und auch die tiefen Beats erinnern stark an The XX. In den Strophen ist die Instrumentierung minimalistisch, aber beim Refrain trägt Swim Deep dann doch etwas mehr auf. Aber Jungs was gar nicht geht ist das Cover eurer LP!



Swim Deep - "King City" from Marshall Darling Productions on Vimeo.

Montag, 15. Juli 2013

ON AND ON / Give in


Achtung, hier kommt Konkurrenz für das spleenigste verschachtelte Album des Jahres 2013, für Foxygen und Deerhunter. On and On aus Minneapolis sind zwar nicht ganz so laut wie Deerhunter und nicht ganz so verquert wie Foxygen, aber die Songs stecken voller unzähliger liebevoller kleiner Ideen, die zu entdecken und zu Gehör zu bekommen, verdammt viel Spaß bereitet.

Damit solch vernebelt und verschachtelte Musik auch soundtechnisch in die richtige Bahnen gelenkt wird, benötigt man einen in diesen Dingen erfahrenen Produzenten. Einen solchen hat das Trio Nate Eiesland (Vocals, Gitarre), seine Gattin Alissa (Keys, Background vocals) und  Ryan Estwing am Bass, welches früher als Quintett unter dem Namen Scattered Trees musizierte, mit Dave Newfeld gefunden. Newfeld, der neben zahlreichen andere Indie-Produktionen für die meisten Broken Social Scene-Alben verantwortlich zeichnet, hat es geschafft, die in jedem Lied vorhandene Melodie herauszuschälen, ohne sie zu plump offen zu legen und somit den Songs das Geheimnisvolle zu rauben.

Melodiös ist "Give in" trotzdem in höchstem Maße geworden, das beweist direkt der im Netz schon für viel Furore sorgende Opener "Ghosts". Ein Song, der mit einem stotternden Gitarrenriff vorbei tuckert, als wolle er gar nicht besonders auffallen, sich aber mit seinen hymnischen Chorgesängen und einer sanften Gesangsstimme in die Gehörgänge gräbt und einem förmlich zwingt, die Repeat-Taste zu drücken.


ON AN ON - Ghosts (Official Video) from City Slang on Vimeo.

Mit "Every Song" schütteln On an On direkt die nächste große Melodie aus dem Ärmel. Wieder tuckert es und Sänger Nate Eiesland erklimmt Höhen, in denen auch Coldplays Chris Martin gerne herumklettert - das ist Nahe am Mainstsream-Pop, aber auch wieder nicht, also keine Angst auf Stadionkurs befindet sich On and On bisher (noch) nicht. "Noch" in Klammern, weil genau das die Falle ist, in die schon viele gute Songwriter getappt sind und Eiesland ist ein Guter.



"American Dream" ist ein verhuschtes Stück DreamPop. Auch hier ist wieder ein vertrackter klappernder Rhythmus zu hören, der ähnlich wie bei Alt-J das Grundgerüst für fast ausnahmslos alle Lieder auf "Give in" bildet. "The Hunter" rückt den Rhythmus noch stärker in den Fokus, die Gitarren türmen sich zu Wänden und die elektronisch verfremdete Gesangslinie verstärkt den surrealen Charakter des Songs. MGMT-Fans werden "The Hunter" lieben!



"All The Horses" fängt ganz sanft an, als wollte der Song jemanden ganz behutsam aus einem Traum wecken. Langsam gesellt sich der rumpelnde Beat zur verführerischen Stimme und das
Lied öffnet sich ganz gemächlich wie ein beginnender Sommermorgen. Ganz anders "Bad Mythology", mit den ersten Tönen ist eine unterschwellige Aggressivität spürbar, der Beat ist hart, die Gitarren schneidend, der Refrain aber wirkt einladend wie ein Licht im Dunkeln.

Wie viel Kreativität in der Band steckt, zeigen die Jungs aus Illinois äußerst beeindruckend bei "War is gone". Wieder ist der Rhythmus vertrackt und scheppernd, ab und an pieps und surrt es, die Leadgitarre aber legt sich immer wieder klar vernehmbar über den Beat, gerade so als wolle sie zeigen, wer hier trotz des ganzen Rumpelkonzertes das Sagen hat. Wer auf der Suche nach Gleichklang ist, ist bei diesem Stück verloren.



"Cops" setzt auf ätherische Klänge. Die sonst omnipräsente Rhythmusabteilung darf kurz durchatmen, bevor mit "Panic" die Fahrt wieder aufgenommen wird. Der Beat ist für On and On Verhältnisse sehr klar, die Melodie steht im Mittelpunkt. Der Gesang, meist im Chor vorgetragen, liefert sich ein feistes Duell mit Schlagzeug und Gitarre.

Und dann, Freunde des guten Geschmacks, kommt zum Abschluss ein Zuckerstücken. Fast 8 Minuten lang breitet sich "I Wanted To Say More" in aller Stille aus. Eine Akustikgitarre führt durch ein Szenario aus Schmerz, Verzweiflung und Ohnmacht. Mal gesellt sich eine vom Echo getragene E-Gitarre dazu, mal sanfte Pianoklänge und ganz ganz sanft endet dann das Debüt-Album der Band, die eigentlich als Löwenanteil von Scattered Trees schon drei Alben auf dem Buckel hat.





Donnerstag, 11. Juli 2013

LASSE MATTHIESSEN / Carry me Down

Nicht selten bekommt man ja gute Tipps von guten Freunden. Für musikalische Tipps immer gut, ist meine gute Freundin Barbara Herrlich, die in ihrem herrlichen Wohnzimmer in Köln kleine, aber feine Wohnzimmerkonzerte veranstaltet.

Immer, wenn so ein intimes Ereignis stattfindet, bekomme ich einen Link und bin sehr gespannt, was sich dahinter verbirgt, denn die meisten Bands kenne ich noch nicht, aber oft lohnt es sich, den Tipps von Miss Herrlich zu lauschen. Nicht alles trifft meinen Geschmack, aber von Lasse Mattheissen war ich direkt beeindruckt.

"Carry me down" ist das dritte Album des Mannes, der in Kopenhagen geboren wurde und sein Leben mittlerweile zwischen Berlin und Kopenhagen aufteilt. Zusammen mit seinem Freund Ian Fisher und der isländischen Songwriterin Halla Nordfjörd zieht er sich Anfang des Jahres 2012 in eine kleine Hütte an der Südküste Norwegens zurück, um gemeinsam in aller Abgeschiedenheit sich ganz auf die Musik für ein neues Album zu konzentrieren.

Wie gut so etwas funktionieren kann, haben bereits zahlreiche Singer/Songwriter, wie zum Beispiel Bon Iver 2007 für das Album "For Emma, Forever ago", bewiesen. Auch Matthiessen gelingt ein wunderbar eindringliches Album mit packender Intensität, das sich mit den großen Folk-Alben der letzten Jahre - und da gab es viele - messen lassen kann.

Obwohl das Album zur kalten Jahreszeit aufgenommen wurde
, funktioniert es ohne Probleme auch bei hochsommerlichen Temperaturen, wie ich gerade bei Sonnenschein und 30 Grad Celsius bei einem Gläschen Wein auf der Terrasse feststelle. Aber warum auch nicht! Zerbrochene Lieben, der Tod und melancholische Gedanken sind ja auch nicht jahreszeitenabhängig. Außerdem ist Lasses Musik sowieso zeitlos und der Tradition großer Songwriter wie Bob Dylan oder Nick Drake verbunden. Musik, die durch ihre minimalistische warme Instrumentierung wie dafür geschaffen ist, um der um uns herrschenden Hektik die Schranken aufzuzeigen und den wirklich wichtigen Dingen des Lebens Beachtung zu schenken:

"In Water And Salt": Die malerischen Harfenklänge und die Zweitstimme, die sich sehr harmonisch mit Lasses Gesang verbinden, liefert Halla. Lasses poetischen Texte und seine weiche Stimme sorgen dafür, dass es neben einer akustischen Gitarre nicht mehr braucht, um in Melancholie und Wohlgefallen zu versinken.



"Looking For A Reason". Die Instrumentierung bleibt die gleiche, aber wer so schöne Melodien schreiben kann, darf diese auch ganz pur und rein an den Hörer bringen. Und ich meine sogar, dass ich alte Frostbeule mich gerade nach dem Herbst sehne!

"Tender Was The Night": Zärtlicher und existentieller lässt es sich kaum über Sehnsucht singen: "Help me to forget, Help me to forgive, Help me."

"Tonight, We Drink To Die": Mein Lieblingssong. Eine Hommage an die Vergänglichkeit, aber auch an die Liebe und die Hoffnung. Bezaubernd! Bitte liebe Nachkommenschaft, wenn ich irgendwann entfleuche, öffnet eine gute Flasche Wein, hört dieses Lied und trinkt auf mich. Danke.



"Travelling Song": Es wird nicht fröhlicher, aber es wird auch nicht schlechter.;-). Wieder spielt in den Textzeilen der Tod eine Rolle und wieder strömt die Melancholie aus allen Poren. Wahrscheinlich ist Lasse, obwohl er in seinen Lieder so tieftraurig klingt, privat ein ganz fröhlicher Mensch, ähnlich wie Scott Matthew - freue mich auf das hoffentlich bald stattfindende nächste Wohnzimmerkonzert und die Bestätigung meiner Vermutung.

"Carry Me Down": Diesmal geht es ins tiefe dunkle Blau und ich komme wieder gerne mit.

"Oh, Ulysses": Bereits auf Lasses letztem Album "Dead Man Waltz". Wurde aber neu arrangiert und aufgenommen, weil erst durch die harsche Kritik Fishers an der ersten Aufnahme "Lasse, ‘Oh, Ulysses’ is a great song, but on this recording it sounds like a fucking christian band!" das Trio zusammenfand. Ich hege die Vermutung, Fisher wollte nur mal mit Lasse spielen, denn auch die etwas andere erste Version ist keinesfalls was für den Ponyhof ;-)

"Where The Silence Begins": Ein formidabler Schlusstitel für ein formidables Album, das man in aller Stille genießen sollte, denn Matthiessen ist ein Meister der leisen Töne.

Sonntag, 7. Juli 2013

NEW SONGS / NEUE LIEDER Vol. 15: BECK ... WAXAHATCHEE ... HEBRONIX ... NINE INCH NAILS

BECK / Defriended + I won't belong ... WAXAHATCHEE / Coast To Coast  ... HEBRONIX / Viral ... NINE INCH NAILS / Came Back Haunted




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BECK / Defriended

Endlich mal wieder ein bzw. sogar zwei Lebenszeichen von Herrn Hansen, alias Beck. "Defriended" scheppert in bester The Postal Service Manier. Das nennt man Indietronic und ist ja für Beck kein neues Genre. "I won't belong" dagegen verzichtet fast gänzlich auf Electronic und zeigt im Vergleich zu den letzten Beck-Veröffentlichungen wieder Mut zur Melodie. Beiden Songs ist eine psychedelische Komponente nicht abzusprechen, also bin ich schon mal sehr gespannt auf das hoffentlich bald kommende neue Album.





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WAXAHATCHEE Coast To Coast

Hinter dem schier unaussprechlichen Bandnamen Waxahatchee versteckt sich die Wahl-New Yorkerin Katie Crutchfield. Nach ihrem Debüt-Album "American Weekend" 2012 legt sie nun mit "Cerulean Salz" ihr neuestes Werk vor. Wirklich Lo-Fi wie beim Debüt ist der Sound nicht mehr, aber immer noch schön punkig und der Song "Coast to Coast" gehört auf jeden Fall in jede alternative Summer-Playlist.



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HEBRONIX Viral

Ideale meditative Sound-Schleife, um in freier Natur zu relaxen und dem Wettergott bzw. Daniel Blumenberg (Ex-Yuck) zu danken. Das dazugehörige Album "Unreal" erscheint am 8. Juli, und wenn es an das grandiose Yuck-Album von 2011 anknüpft, darf man sich ruhig übermäßig freuen.



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NINE INCH NAILS Came Back Haunted

Menschen, die zu epileptischen Anfällen neigen, sei vor dem Clip zur neuen Single von Herrn Trent Reznor gewarnt, denn die Bildschnitte sind Highspeed und flackern sich bösartig in die Augenrinde - dafür verantwortlich zeichnet übrigens niemand geringerer als David Lynch. Visuell hat sich das Mastermind von NIN (unter Mithilfe) also was einfallen lassen, in musikalischer Hinsicht aber setzt er auf Altbewährtes.


Nine Inch Nails - Came Back Haunted.mp4 from m4c_ on Vimeo.

Freitag, 5. Juli 2013

TAME IMPALA live im Gloria / Cologne 01.07.2013

Eines meiner schönsten Konzerte der letzten Jahre war Pond, ein Sidekick-Projekt der heute Abend im Gloria aufspielenden Tame Impala, im Blue Shell auf der Luxemburger Straße in Köln. Bei Pond gibt der kürzlich bei Tame Impala ausgestiegene Nick Allbrook den Frontmann und Tame-Mastermind Kevin Parker spielt das Schlagzeug. Das Konzert war sehr intensiv und Nick in großartiger Form, was Interessierte hier nachlesen können.

Nun also die weitaus bekannteren Tame Impala live im Gloria. Seit dem 2010 erschienenen Album "Innerspekaer" mit der Hit-Single "Solitude is Bliss" haben sich die dem psychedelischen Rock der sechziger Jahre verschriebenen Australier eine stetig wachsende Fan-Base erarbeitet. Das Gloria ist dementsprechend ausverkauft und proppenvoll mit Menschen, die gerne auch mal etwas Anderes konsumieren als die gesellschaftlich legalisierten Rauchwaren.

Bevor Tame Impala die Stage entern, dürfen sich Melody's Echo Chamber als Support beweisen. Die aparte Sängerin Melody Prochet (die Freundin von Kevin Parker!) und ihre Band spielen eine Art DreamPop mit teils heftigen psychedelischen Eruptionen. Der Sound ist brillant, die in Frankreich geborene Frontfrau in ihrem kurzen Sixties-Kleidchen ein Hingucker und die Musiker beherrschen ihre Instrumente exzellent. Insgesamt ein guter Support-Act, aber das Songwriting dürfte noch etwas ausgefeilter werden, damit die Songs - schon durch Melodys immer gleichbleibenden Gesang sehr monoton - nicht zu eintönig werden.



Gegen 21 Uhr betreten die Australier Tame Impala die Bühne. Im Hintergrund zirkulieren psychedelische liquide Strukturen, die, ähnlich wie bei einer Lichtorgel, durch die erzeugten Klänge,  generiert werden. Die ersten Töne kaum absolviert, macht sich schon ein breiter süßlicher Geruch im Club breit. Menschen mit ungewaschenen fettigen langen Haare beginnen mit dem Kopfnicken, gerne auch mit geschlossenen Augen. Dass Kevin Parker visuell exakt diesem Klischeebild vom Kiffer entspricht, ist unverkennbar ;-).

Der Start ist ziemlich verhalten und eher eine Art Jam, die meist vom neuen Album stammenden Songs fließen ineinander über. Parker singt in höchsten Falsetttönen und mein treuer Konzertbegleiter C. fragt zurecht nach, ob das seine native Stimme ist oder ob die Herren an den Knöpfchen da etwas nachhelfen.

Leider sind mir die meisten Songs vom aktuellen Album "Lonerism" meist zu wenig rockig ausgefallen. Klar, "Elephant" ist fett und rockt gewaltig, aber ansonsten wird eher in höhere Spähren abgedriftet als ordentlich gerockt. Dieser Umstand führt beim Konzert dazu, dass - außer wahrscheinlich bei besagten Rauchern - der Funke bei mir nicht sofort überspringt.

Einigen im Publikum scheint das aber nicht so zu gehen, denn schon nach wenigen Songs kommt Bewegung in die Menge: Damen werden geschultert und Herren gleiten liegend über ausgestreckte Hände. Ein paar Freaks- wir sind ja in Köln - werfen sogar mitgebrachtes Konfetti in die Luft!

Aber von Song zu Song zieht die Band an und auch ich komme an im zirkulierenden Kosmos von Tame Impala. Der "Elephant"-Song, "Endors Toi", das verschleppte, mich immer an Sgt. Pepper erinnernde "Feels like we only go Backwards" und natürlich "Solitude is Bliss" drücken gewaltig. Das absolute Live-Ereignis an diesem Abend ist aber "Half Full Glass of Wine", wo die Band den Level erreicht, in dem sich KEINER im Publikum dem Sog - andere nennen es den Schub - entziehen kann. Spring Funke, spring!





Die Band spielt insgesamt, inklusive eines kurzen Zugabenblocks, fast 2 Stunden. Es ist kein ekstatischer Auftritt, und damit nicht so großartig wie der eingangs erwähnte von Pond im Blue Shell, aber ein durchwegs positives Ereignis war es trotzdem. Bleibt für die Zukunft zu wünschen, dass Tame Impala auf dem nächsten Album nicht zu sehr den Spuren von Spiritualized / Spacemen 3 folgen, sondern die Gitarren und den Bass wieder etwas mehr in den Vordergrund rücken.