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Donnerstag, 11. Juli 2013

LASSE MATTHIESSEN / Carry me Down

Nicht selten bekommt man ja gute Tipps von guten Freunden. Für musikalische Tipps immer gut, ist meine gute Freundin Barbara Herrlich, die in ihrem herrlichen Wohnzimmer in Köln kleine, aber feine Wohnzimmerkonzerte veranstaltet.

Immer, wenn so ein intimes Ereignis stattfindet, bekomme ich einen Link und bin sehr gespannt, was sich dahinter verbirgt, denn die meisten Bands kenne ich noch nicht, aber oft lohnt es sich, den Tipps von Miss Herrlich zu lauschen. Nicht alles trifft meinen Geschmack, aber von Lasse Mattheissen war ich direkt beeindruckt.

"Carry me down" ist das dritte Album des Mannes, der in Kopenhagen geboren wurde und sein Leben mittlerweile zwischen Berlin und Kopenhagen aufteilt. Zusammen mit seinem Freund Ian Fisher und der isländischen Songwriterin Halla Nordfjörd zieht er sich Anfang des Jahres 2012 in eine kleine Hütte an der Südküste Norwegens zurück, um gemeinsam in aller Abgeschiedenheit sich ganz auf die Musik für ein neues Album zu konzentrieren.

Wie gut so etwas funktionieren kann, haben bereits zahlreiche Singer/Songwriter, wie zum Beispiel Bon Iver 2007 für das Album "For Emma, Forever ago", bewiesen. Auch Matthiessen gelingt ein wunderbar eindringliches Album mit packender Intensität, das sich mit den großen Folk-Alben der letzten Jahre - und da gab es viele - messen lassen kann.

Obwohl das Album zur kalten Jahreszeit aufgenommen wurde
, funktioniert es ohne Probleme auch bei hochsommerlichen Temperaturen, wie ich gerade bei Sonnenschein und 30 Grad Celsius bei einem Gläschen Wein auf der Terrasse feststelle. Aber warum auch nicht! Zerbrochene Lieben, der Tod und melancholische Gedanken sind ja auch nicht jahreszeitenabhängig. Außerdem ist Lasses Musik sowieso zeitlos und der Tradition großer Songwriter wie Bob Dylan oder Nick Drake verbunden. Musik, die durch ihre minimalistische warme Instrumentierung wie dafür geschaffen ist, um der um uns herrschenden Hektik die Schranken aufzuzeigen und den wirklich wichtigen Dingen des Lebens Beachtung zu schenken:

"In Water And Salt": Die malerischen Harfenklänge und die Zweitstimme, die sich sehr harmonisch mit Lasses Gesang verbinden, liefert Halla. Lasses poetischen Texte und seine weiche Stimme sorgen dafür, dass es neben einer akustischen Gitarre nicht mehr braucht, um in Melancholie und Wohlgefallen zu versinken.



"Looking For A Reason". Die Instrumentierung bleibt die gleiche, aber wer so schöne Melodien schreiben kann, darf diese auch ganz pur und rein an den Hörer bringen. Und ich meine sogar, dass ich alte Frostbeule mich gerade nach dem Herbst sehne!

"Tender Was The Night": Zärtlicher und existentieller lässt es sich kaum über Sehnsucht singen: "Help me to forget, Help me to forgive, Help me."

"Tonight, We Drink To Die": Mein Lieblingssong. Eine Hommage an die Vergänglichkeit, aber auch an die Liebe und die Hoffnung. Bezaubernd! Bitte liebe Nachkommenschaft, wenn ich irgendwann entfleuche, öffnet eine gute Flasche Wein, hört dieses Lied und trinkt auf mich. Danke.



"Travelling Song": Es wird nicht fröhlicher, aber es wird auch nicht schlechter.;-). Wieder spielt in den Textzeilen der Tod eine Rolle und wieder strömt die Melancholie aus allen Poren. Wahrscheinlich ist Lasse, obwohl er in seinen Lieder so tieftraurig klingt, privat ein ganz fröhlicher Mensch, ähnlich wie Scott Matthew - freue mich auf das hoffentlich bald stattfindende nächste Wohnzimmerkonzert und die Bestätigung meiner Vermutung.

"Carry Me Down": Diesmal geht es ins tiefe dunkle Blau und ich komme wieder gerne mit.

"Oh, Ulysses": Bereits auf Lasses letztem Album "Dead Man Waltz". Wurde aber neu arrangiert und aufgenommen, weil erst durch die harsche Kritik Fishers an der ersten Aufnahme "Lasse, ‘Oh, Ulysses’ is a great song, but on this recording it sounds like a fucking christian band!" das Trio zusammenfand. Ich hege die Vermutung, Fisher wollte nur mal mit Lasse spielen, denn auch die etwas andere erste Version ist keinesfalls was für den Ponyhof ;-)

"Where The Silence Begins": Ein formidabler Schlusstitel für ein formidables Album, das man in aller Stille genießen sollte, denn Matthiessen ist ein Meister der leisen Töne.

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