Eines meiner schönsten Konzerte der letzten Jahre war Pond, ein Sidekick-Projekt der heute Abend im Gloria aufspielenden Tame Impala, im Blue Shell auf der Luxemburger Straße in Köln. Bei Pond gibt der kürzlich bei Tame Impala ausgestiegene Nick Allbrook den Frontmann und Tame-Mastermind Kevin Parker spielt das Schlagzeug. Das Konzert war sehr intensiv und Nick in großartiger Form, was Interessierte hier nachlesen können.
Nun also die weitaus bekannteren Tame Impala live im Gloria. Seit dem 2010 erschienenen Album "Innerspekaer" mit der Hit-Single "Solitude is Bliss" haben sich die dem psychedelischen Rock der sechziger Jahre verschriebenen Australier eine stetig wachsende Fan-Base erarbeitet. Das Gloria ist dementsprechend ausverkauft und proppenvoll mit Menschen, die gerne auch mal etwas Anderes konsumieren als die gesellschaftlich legalisierten Rauchwaren.
Bevor Tame Impala die Stage entern, dürfen sich Melody's Echo Chamber als Support beweisen. Die aparte Sängerin Melody Prochet (die Freundin von Kevin Parker!) und ihre Band spielen eine Art DreamPop mit teils heftigen psychedelischen Eruptionen. Der Sound ist brillant, die in Frankreich geborene Frontfrau in ihrem kurzen Sixties-Kleidchen ein Hingucker und die Musiker beherrschen ihre Instrumente exzellent. Insgesamt ein guter Support-Act, aber das Songwriting dürfte noch etwas ausgefeilter werden, damit die Songs - schon durch Melodys immer gleichbleibenden Gesang sehr monoton - nicht zu eintönig werden.
Gegen 21 Uhr betreten die Australier Tame Impala die Bühne. Im Hintergrund zirkulieren psychedelische liquide Strukturen, die, ähnlich wie bei einer Lichtorgel, durch die erzeugten Klänge, generiert werden. Die ersten Töne kaum absolviert, macht sich schon ein breiter süßlicher Geruch im Club breit. Menschen mit ungewaschenen fettigen langen Haare beginnen mit dem Kopfnicken, gerne auch mit geschlossenen Augen. Dass Kevin Parker visuell exakt diesem Klischeebild vom Kiffer entspricht, ist unverkennbar ;-).
Der Start ist ziemlich verhalten und eher eine Art Jam, die meist vom neuen Album stammenden Songs fließen ineinander über. Parker singt in höchsten Falsetttönen und mein treuer Konzertbegleiter C. fragt zurecht nach, ob das seine native Stimme ist oder ob die Herren an den Knöpfchen da etwas nachhelfen.
Leider sind mir die meisten Songs vom aktuellen Album "Lonerism" meist zu wenig rockig ausgefallen. Klar, "Elephant" ist fett und rockt gewaltig, aber ansonsten wird eher in höhere Spähren abgedriftet als ordentlich gerockt. Dieser Umstand führt beim Konzert dazu, dass - außer wahrscheinlich bei besagten Rauchern - der Funke bei mir nicht sofort überspringt.
Einigen im Publikum scheint das aber nicht so zu gehen, denn schon nach wenigen Songs kommt Bewegung in die Menge: Damen werden geschultert und Herren gleiten liegend über ausgestreckte Hände. Ein paar Freaks- wir sind ja in Köln - werfen sogar mitgebrachtes Konfetti in die Luft!
Aber von Song zu Song zieht die Band an und auch ich komme an im zirkulierenden Kosmos von Tame Impala. Der "Elephant"-Song, "Endors Toi", das verschleppte, mich immer an Sgt. Pepper erinnernde "Feels like we only go Backwards" und natürlich "Solitude is Bliss" drücken gewaltig. Das absolute Live-Ereignis an diesem Abend ist aber "Half Full Glass of Wine", wo die Band den Level erreicht, in dem sich KEINER im Publikum dem Sog - andere nennen es den Schub - entziehen kann. Spring Funke, spring!
Die Band spielt insgesamt, inklusive eines kurzen Zugabenblocks, fast 2 Stunden. Es ist kein ekstatischer Auftritt, und damit nicht so großartig wie der eingangs erwähnte von Pond im Blue Shell, aber ein durchwegs positives Ereignis war es trotzdem. Bleibt für die Zukunft zu wünschen, dass Tame Impala auf dem nächsten Album nicht zu sehr den Spuren von Spiritualized / Spacemen 3 folgen, sondern die Gitarren und den Bass wieder etwas mehr in den Vordergrund rücken.
<3 Vielleicht magst du ja mal bei mir vorbei schauen! Es gibt zur Zeit auch ein Gewinnspiel mit Schmuckstücken aus meinem eigenen Shop :-)
AntwortenLöschenLiebste Grüße, Nina
Hallo Nina, und wo ist der Shop?
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