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Montag, 15. Juli 2013
ON AND ON / Give in
Achtung, hier kommt Konkurrenz für das spleenigste verschachtelte Album des Jahres 2013, für Foxygen und Deerhunter. On and On aus Minneapolis sind zwar nicht ganz so laut wie Deerhunter und nicht ganz so verquert wie Foxygen, aber die Songs stecken voller unzähliger liebevoller kleiner Ideen, die zu entdecken und zu Gehör zu bekommen, verdammt viel Spaß bereitet.
Damit solch vernebelt und verschachtelte Musik auch soundtechnisch in die richtige Bahnen gelenkt wird, benötigt man einen in diesen Dingen erfahrenen Produzenten. Einen solchen hat das Trio Nate Eiesland (Vocals, Gitarre), seine Gattin Alissa (Keys, Background vocals) und Ryan Estwing am Bass, welches früher als Quintett unter dem Namen Scattered Trees musizierte, mit Dave Newfeld gefunden. Newfeld, der neben zahlreichen andere Indie-Produktionen für die meisten Broken Social Scene-Alben verantwortlich zeichnet, hat es geschafft, die in jedem Lied vorhandene Melodie herauszuschälen, ohne sie zu plump offen zu legen und somit den Songs das Geheimnisvolle zu rauben.
Melodiös ist "Give in" trotzdem in höchstem Maße geworden, das beweist direkt der im Netz schon für viel Furore sorgende Opener "Ghosts". Ein Song, der mit einem stotternden Gitarrenriff vorbei tuckert, als wolle er gar nicht besonders auffallen, sich aber mit seinen hymnischen Chorgesängen und einer sanften Gesangsstimme in die Gehörgänge gräbt und einem förmlich zwingt, die Repeat-Taste zu drücken.
ON AN ON - Ghosts (Official Video) from City Slang on Vimeo.
Mit "Every Song" schütteln On an On direkt die nächste große Melodie aus dem Ärmel. Wieder tuckert es und Sänger Nate Eiesland erklimmt Höhen, in denen auch Coldplays Chris Martin gerne herumklettert - das ist Nahe am Mainstsream-Pop, aber auch wieder nicht, also keine Angst auf Stadionkurs befindet sich On and On bisher (noch) nicht. "Noch" in Klammern, weil genau das die Falle ist, in die schon viele gute Songwriter getappt sind und Eiesland ist ein Guter.
"American Dream" ist ein verhuschtes Stück DreamPop. Auch hier ist wieder ein vertrackter klappernder Rhythmus zu hören, der ähnlich wie bei Alt-J das Grundgerüst für fast ausnahmslos alle Lieder auf "Give in" bildet. "The Hunter" rückt den Rhythmus noch stärker in den Fokus, die Gitarren türmen sich zu Wänden und die elektronisch verfremdete Gesangslinie verstärkt den surrealen Charakter des Songs. MGMT-Fans werden "The Hunter" lieben!
"All The Horses" fängt ganz sanft an, als wollte der Song jemanden ganz behutsam aus einem Traum wecken. Langsam gesellt sich der rumpelnde Beat zur verführerischen Stimme und das
Lied öffnet sich ganz gemächlich wie ein beginnender Sommermorgen. Ganz anders "Bad Mythology", mit den ersten Tönen ist eine unterschwellige Aggressivität spürbar, der Beat ist hart, die Gitarren schneidend, der Refrain aber wirkt einladend wie ein Licht im Dunkeln.
Wie viel Kreativität in der Band steckt, zeigen die Jungs aus Illinois äußerst beeindruckend bei "War is gone". Wieder ist der Rhythmus vertrackt und scheppernd, ab und an pieps und surrt es, die Leadgitarre aber legt sich immer wieder klar vernehmbar über den Beat, gerade so als wolle sie zeigen, wer hier trotz des ganzen Rumpelkonzertes das Sagen hat. Wer auf der Suche nach Gleichklang ist, ist bei diesem Stück verloren.
"Cops" setzt auf ätherische Klänge. Die sonst omnipräsente Rhythmusabteilung darf kurz durchatmen, bevor mit "Panic" die Fahrt wieder aufgenommen wird. Der Beat ist für On and On Verhältnisse sehr klar, die Melodie steht im Mittelpunkt. Der Gesang, meist im Chor vorgetragen, liefert sich ein feistes Duell mit Schlagzeug und Gitarre.
Und dann, Freunde des guten Geschmacks, kommt zum Abschluss ein Zuckerstücken. Fast 8 Minuten lang breitet sich "I Wanted To Say More" in aller Stille aus. Eine Akustikgitarre führt durch ein Szenario aus Schmerz, Verzweiflung und Ohnmacht. Mal gesellt sich eine vom Echo getragene E-Gitarre dazu, mal sanfte Pianoklänge und ganz ganz sanft endet dann das Debüt-Album der Band, die eigentlich als Löwenanteil von Scattered Trees schon drei Alben auf dem Buckel hat.
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