Published: 23.03.2017
Label: Third Man Records
Genre: BluesRock, UrbanRock
Country: Detroit / Nashville, U.S.A.
Members:
Jack White mit Louis Cato, Charlotte Kemp Mühl, DJ Harrison, Neal Evans, Bobby Allende, Ann McCrary, Regina McCrary, Ian Montone Bosendorfer, Gianluca Braccio Montone Bosendorfer, Daru Jones, Dominic Davis, Brooke Waggoner, Fats Kaplin, Joshua Gillis, Justin Carpenter, Neil Konouchi, Keith Smith, Carla Azar, Justin Porée, Quincy McCrary, Anthony Brewster, NeonPhoenix, Esther Rose
Als das Vinyl am Erscheinungstag eintrifft, bin ich also nicht, wie normalerweise nur freudig, sondern auch ängstlich erregt. Seit dem 2012 erschienenem Album "Blunderbuss" ist Jack auf Solopfaden unterwegs und es verdichtet sich in mir die Vermutung, dass Herr White seine überbrodelnde Kreativität zusehends weniger kanalisiert bekommt. Nicht selten ist es für einen Kreativen von Vorteil, wenn er mit anderen interagiert, Feedback erhält und dadurch - warum auch immer - Ideen besser bündelt. Und was hat Herr White nicht alles für großartige Kollaborationen hingelegt, seit er mit den Whites Stripes 1999 die Rock 'n' Roll Bühne betrat!!
Jetzt aber zu "Boarding House Reach"! Das Album beginnt mit "Connected By Love", der auch als erster Song aus diesem Album vorveröffentlicht wurde und nicht nur bei mir Jubel auslöste. Alles gut Future BluesRock mit feiner Schweineorgel und fettem Refrain.
Mit einem langsamen Herzschlagbeat beginnt "Why Walk A Dog?". Minimalistischer Song. Kurz und gut mit einer Gitarre wie ein knurrender Köter. "Corporation" ist der nächste bereits bekannte Song. Ziemlich funky! Klingt als hätten die Beastie Boys sich eine neue Tatort-Titelmelodie ausgedacht. Es stecken einige feine Ideen in dem Song, aber in seiner Gesamtheit geht er mir eher auf die Nerven, als dass er mich packt, weil er mir viel zu konstruiert wirkt, obwohl er eigentlich als Jam angelegt ist.
"Abulia and Akrasia" verbuche ich eher als Gimmick, anstatt als Song und "Hypermisophoniac" erinnert mich zu Beginn wieder eher an die intergalaktischen Beastie Boys als die White Stripes, gefällt mir aber bei jedem Hören ein bisschen mehr.
"Ice Station Zebra" lässt dann aber doch die glorreichen alten Zeiten mit Meg wieder aufleben. HonkyTonky-Piano, feine Riffs, rumpelndes Schlagzeug und Jack versucht tatsächlich so etwas Ähnliches wie Rappen hinzubekommen! Hintenraus klingt das Stück übrigens wie eine alte Prince-Nummer!
Dann das bereits gedisste "Over and Over and Over". Ich rege mich ja eigentlich nur so darüber auf, weil der GlamRock-Funk-Bastard, der nicht wenig an Jacks Zusammenarbeit mit Alicia Keys ("Another Way To Die", 2008) erinnert, eigentlich ein richtig Brett ist - wenn diese Kack Choruspassagen nicht wären :-(.
"Everything You've Ever Learned" macht zwar nach anfänglichen Spielereien auf dicke Hose, bleibt aber letztendlich doch nur ein weiteres Soundexperiment. "Respect Commander" wildert in OldSchool-HipHop-Gefilden - als es noch richtige Breakdance-Battles gab - und wird dann ungefähr in der Songmitte zum düsteren Flipperautomaten-Blues. Irgendwie hat mir Jack bei diesem Album deutlich zu sehr auf Klangexperimente und Instrumentengewixe Wert gelegt und das Songwriting vernachlässigt.
Lied Nummer 10 nennt sich "Ezmerelda Steals The Show" und ist schon wieder nicht mehr als ein Intermezzo mit Geschwafel. Buuuh Jack, what are you doing to me? Nach langatmigen Vorspiel setzt bei "Get In The Mind Shaft" der Beat ein - erwähnte ich schon, dass die Beastie Boys auf diesem Album omnipräsent sind - die Nummer groovt lässig vor sich hin. Cool, aber ... ach ich weiß ja auch nicht.
Jetzt muss aber doch am Ende noch mal ein echter Knaller kommen!!! Zumindest kommt ein Song! Keine Offenbarung, aber eine nette kleine spacige Ballade mit Melodie und Refrain und ohne große Soundexperimente. Die weiblichen Vocals bei "What's Done Is Done" steuert übrigens Esther Rose bei und sie klingt doch wirklich ein wenig wie Meg - seufz.
Auch das letzte Stück "Humoresque" ist eine Ballade, eine Piano-Ballade ohne Schnick und Schnack, aber auch nicht wirklich mit der großen Melodie.
Fazit: Ja, Jack White ist auch nur ein Mensch! "Boarding House Reach" ist leider nur mittelmäßig, weil Jack sich zu sehr am eigenen Ideenreichtum aufgeilt und sich niemand bemüßigt fühlt dem Tausendsassa mitzuteilen, dass er über das Ziel hinausschießt. Achtung Warnhinweis: Zappa war genial, aber manchmal auch unhörbar!
Tracklist:
01 Connected By Love
02 Why Walk A Dog?
03 Corporation
04 Abulia and Akrasia
05 Hypermisophoniac
06 Ice Station Zebra
07 Over and Over and Over
08 Everything You've Ever Learned
09 Respect Commander
10 Ezmerelda Steals The Show
11 Get In The Mind Shaft
12 What's Done Is Done
13 Humoresque
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