Labels

Montag, 3. August 2015

NEW SONGS Vol. 102: BOY ... JAILL ... HERE WE GO MAGIC ... HOLLY HERNDORN

BOY / We were here ... JAILL / Getaway ... HERE WE GO MAGIC / Falling ... HOLLY HERNDORN / Platform [LP]

---------------------------------

BOY / We were here


Da sind die beiden bezaubernden German*-Girls wieder, die mit "Little Numbers" 2011 (Aktuelle Zählerstand auf YouTube bei 14 590 313) sogar Japan im Sturm eroberten. Fette vier Jahre hat es gedauert bis mit "We were here" am 21. August endlich der Nachfolger des unglaublich erfolgreichen Debütalbums "Mutual Friends" erscheint.

Ihre neue musikalische Heimat haben Valeska Steiner und Sonja Glass, alias BOY,  auf Herbert Grönemeyers Label Grönland gefunden, wo Labelchef Herbert die Damen wohl ohne Druck arbeiten lies, denn bei einem BigPlayer hätte man wohl keine vier Jahre am Zweitling basteln dürfen.

Aber ob mit oder ohne Druck, das zweite Album entscheidet, ob es weiter Konzerte in großen Hallen geben wird oder ob das Duo sich wieder in kleiner Konzertstätten zurechtfinden muss - was mir als Konzertfreund von kleine Locations sehr entgegenkommen würde, was aber nicht heißt, dass ich den beiden Damen nicht weiter Erfolg wünsche ;-).

Der erste Song, dem die wartende Fangemeinde nun lauschen darf, ist, der dem Album dem Namen gebende Song, "We were here", der stilistisch da anknüpft, wo Boy auch bisher beheimatet waren: Qualitativ hochwertiger Songwriter-Pop mit Gänseblümchen-Charme - das meine ich nicht disrespektierlich - der im Gegensatz zum Hit "Little Numbers" aber die melancholische Note in der Dosierung etwas nach oben setzt.

Als "Auserwählter" durfte ich schon das ganze Album hören, musste aber, auf einen Verschwiegenheitsbutton in der Promomail klicken. So viel sei aber schon vor dem 21.8. verraten:

- Was auf die erste Single zutrifft lässt sich auch auf das Album übertragen.

- Einen Mega-Hit kann ich nach dem zweiten Hören noch nicht ausmachen.

- Es gibt diverse Songs, die zeigen, dass die Touren durch Japan und die USA die Damen beeinflusst haben. Musikalisch und textlich.

Mehr dann ab dem 21ten August ...

* eigentlich handelt es sich um eine Deutsch-Schweizer-Freundschaft, denn Sängerin Valeska Steiner studierte zwar in Hamburg, ist aber gebürtige Schweizerin. Also sorry an die lieben Eidgenossen ;-)




---------------------------------

JAILL / Getaway

Seit 2002 gibt es die aus Milwaukee stammende IndieRock-Band JAILL bestehend aus Vincent Kircher, Austin Dutmer und Andrew Harris. Der IndieRock des Trios wildert vorwiegend in den Sixties, egal ob dabei Surf oder Psychedelic-Elemente herhalten müssen, aber ähnlich wie bei The Coral aus England ist des Pudels Kern die poppige Melodie.



Mit "Brain Cream" erschien nun das vierte Album des Dreiers und wie die erste Singleauskopplung "Getaway" beweist, kann man der Band durchaus Hitpotential attestieren, denn vom Songwriting scheinen die Herren sehr wohl etwas zu verstehen. Da bin ich übrigens bei weitem nicht der Erste, dem dies auffällt, alldieweil Smiths-Legende Johnny Marr  sich bereits seit geraumer Zeit als Fan outete - was wiederum nicht wundert, da diese Amerikaner very britisch klingen.

Anspieltipps auf "Brain Cream": "Just A Lovely Day", "Getaway", "Got an F", "Look at You" und "Chocolate Poison Time".


---------------------------------

HERE WE GO MAGIC / Falling

Der Titel täuscht, bei "Falling" geht es nicht um einen Absturz im negativen Sinne, sondern um den glückseligen Taumel, in den man verfallen kann, wenn man sich Hals über Kopf verliebt.

Die euphorische ProgPop-Hymne, die sich Luke Temple von  HERE WE GO MAGIC aus N. Y.  ausgedacht hat, passt sehr schön zur inhaltlichen Thematik und die anfangs zögerlichen und dann ausufernden Instrumental-Solis vermögen wirklich beim Hören etwas Schwindel zu erzeugen - some kind of Magic ;-)

Das neue Album "Be Small" erscheint am 15. Oktober.


Here We Go Magic - "Falling" (Official Video) von scdistribution
---------------------------------

HOLLY HERNDON / Platform [LP]

Bereits seit Mai auf dem Markt ist HOLLY HERNDONs Album "Platform". Weil ich die wirklich außergewöhnliche Electronic-Scheibe erst jetzt entdeckt habe und diese musikalische Sparte in diesem Jahr bisher etwas vernachlässigt war, komme ich nicht umhin, den dritten Longplayer der Dame nun vorzustellen.

Aufgewachsen ist Holly in Tennessee, verließ dann als Teenager die Staaten und lebte in Berlin, wo sie tief in die dortige Electro- und Technoszene eintauchte. Als sie in die Staaten zurückkehrt, beginnt sie in Oakland unter namhaften Dozenten (u. a. Fred Frith) Electronic Music zu studieren. Sie promoviert schließlich an der renommierten kalifornischen Elite-Universität Stanford und veröffentlicht auf eigene Faust 2011 das Album "Car". Als Medium wählte sie die Kassette, weil der Track explizit für das Hören in einem Auto konzipiert wurde. Das Album besteht aus einem Stück, welches 47:55 Minuten lang ist und für 99% der Bevölkerung dazu führen dürfte, dass die Autofahrt frühzeitig beendet wird.



2012 erscheint dann auf RVNG Intl. ihre wirkliche erste Platte "Movement", auf der sie die Phase der Destruktion und Experimentalmusik  bereits deutlich hinter sich gelassen hat. Sie experimentiert zunehmend mit der menschlichen Stimme und ummantelt ihre Soundcollagen mit technoiden Beats und Melodiesträngen, die aus der Popmusik entspringen.



Auf "Platform" gesellt sich zur computerverfremdeten Stimme nun ein wahnwitziger Geräuschekosmos, der den Weg in das Laptop von Holly Herndon fand, dort gefiltert, selektiert und präpariert wurde und nun in zehn neuen Trax eine völlig neue ungehörte Verwandlung erfuhr.

Manche Trax schmerzen, kaum einer ist das, was man normales Ohrenfutter nennt, und doch sind sie zugänglicher als noch auf "Movement" - vermeintlich, weil die Strukturen der Songs offener liegen.



Herndorn macht Musik für die Zukunft - die Zukunft zwischen Mensch und Maschine, die unfraglich weiter auf dem Vormarsch ist. So bezeichnet sie den Song "Home" als Trennungssong, allerdings nicht im Bezug auf die Trennung einer zwischenmenschlichen Beziehung, sondern bezogen auf das durch die NSA-Abhöraffäre gestörte Verhältnis zwischen ihr und ihrem Laptop. Ja crazy, aber sonst käme man ja auch nicht auf die Idee die Software eines Freundes für einen Song ("Chorus") zu benutzen, der Browserdaten im Netz aufzeichnet und in Audiosignale umwandelt.



Wer vorstoßen möchte in Klanggalaxien, die nie zuvor ein menschliches Ohr in dieser Form wahrgenommen hat, dem sei "Platform" also wärmstens empfohlen.

Weissagung des Ö: Wenn es in nächster Zeit einer Electronic-Sounds-Künstlerin gelingt, wie einst Laurie Anderson, die Charts zu stürmen, dann Holly Herndon.

---------------------------------


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen