Das letzte Jahr war, vor allem in Sachen Debütalben, ein wahrer Quell der Freude. Das Album "Lemon Memory" der britischen Band MENACE BEACH aus Leeds ist zwar kein Debüt, sondern der zweite Longplayer der Band, aber ein erstes positives Zeichen dafür, dass auch im neuen Jahr das hohe Niveau im Bereich IndieRock anhalten könnte.
Bereits die im Dezember 2016 veröffentlichte und in den News Vol. 140 vorgestellte Single "Give Blood" deutete darauf hin, dass von dem Quintett ein furioses Werk zu erwarten ist. Hatte ich mich damals erst oberflächlich mit dem mir bereits vorliegenden Rezensionsexemplar von "Lemon Memory" auseinandergesetzt, hatte ich nun über den Jahreswechsel alle Gelegenheit dem Album die verdiente Aufmerksamkeit zu widmen.
Über den krachenden Opener "Give Blood" braucht es nicht viele Worte zu verlieren, sondern es sei einfach darauf hingewiesen, dass es die Singlevorauskopplung in den Jahrescharts dieses Blogs auf Rang 4 schaffte.
Ein sägendes Riff und schwebende Keys bilden bei "Maybe We'll Drown" das Fundament für Liza Violets ätherischen Gesang. Der Song bleibt relativ verhalten, verzichtet auf größere Noise-Attacken, sondern versetzt den Zuhörer durch den monotonen Beat des Schlagzeugs und die zart attackierenden Gitarren in einen hypnotischen albtraumhaften Schwebezustand.
"Sentimenta" verschärft das Tempo. Ryan Needham, neben Liza Violet Masterhead von Menace Beach, übernimmt den Gesang und die musikalische Verwandtschaft zu den mit der Band freundschaftlich verbundenen Hookworms, deren Gitarrist Matt "MJ" Johnson die famose 2015er EP "Super Transporterreum" des Quintetts produzierte, tritt deutlich zutage.
Das Titelstück "Lemon Memory" ist ein sich hinschleppender Bastard aus Psychedelic-, DreamPop- und LoFi-Elementen. Ähnlich hypnotisch wie "Sentimental", allerdings weniger bedrohlich, sondern deutlich melancholischer in seiner Wirkungsweise.
Der zweite richtige Kracher auf "Lemon Memory" ist "Can't Get a Haircut". Fette Gitarren spazieren über Keys, die sich irgendwann im nebelverhangenen Space verlieren und die Girarrenriffs sind so scharf, dass akute Gefahr besteht, sich daran zu schneiden. Danach wieder Luft holen beim verträumt taumelnden "Darlatoid". Liza übernimmt jetzt wieder die Vocals und eine wunderbar bekiffte Lead-Gitarre schrammelt vor sich hin.
Erneuter Wechsel am Mic. Bei "Suck It Out " singt Ryan die Strophen und der lautmalerische Refrain gehört Liza - klingt wie eine BritPop-Hymne von den Stone Roses, die aber eigentlich lieber ein Dinosaur JR-Song sein will. Schöne Breaks, noisy Guitars und feiner Basslauf von Matt Spalding.
Herzlich Willkommen mit "Owl" in der Playlist "Vögellieder". Ziemlich geisterhafter Song. Dazu kann man sich ganz gut eine Eule im Nachtflug über ein Schlachtfeld vorstellen. Ein echtes Duett der beiden Leadsänger gibt es beim knackigen "Watch Me Boil" im Refrain. Der Abschlusssong "Hexbreaker II" lässt den Hörer erst geisterhaft im ätherischen Raum schweben, ehe der Beat einsetzt und sich der Song dann immer weiter in den Drone-Himmel abdriftet. Ansonsten gilt für den Song was für das ganze Album gilt: fuzzy Gitarren, schwebende Keys, exquisite Melodien und Arrangements, die immer wieder überraschen. Very fein, eine Band auf dem direkten Weg in die Champions League!
Tracklist:
01 Give Blood
02 Maybe We'll Drown
03 Sentimental
04 Lemon Memory
05 Can't Get a Haircut
06 Darlatoid
07 Suck It Out
08 Owl
09 Watch Me Boil
10 Hexbreaker II
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