Wahrscheinlich stehen hierzulande bei dem Namen MARIANNE DISSARD vor einem großen Fragezeichen. Was allerdings bei den meisten verschwindet, wenn sie hören, dass Madame Dissard auch gerne mit den allsseitsbekannten Alternative-Country-Bands Giant Sand und Calexico aus Tucson (Arizona) gemeinsame Sache macht.
Um weitere Fragezeichen verschwinden zu lassen erst einmal ein kleiner Abriss aus dem Lebenslauf der Chansonsängerin, Songwriterin und Filmemacherin. Geboren wurde Madame Dissard 1969 in einer südfanzösischen Kleinstadt names Tarbes.
Im Alter von 16 Jahren verlies ihre Familie wegen einer beruflichen Versetzung ihres Vaters Frankreich und zog nach Phoenix/Arizona. Mit knapp 20 beginnt Dissard ein Filmstudium in Los Angeles. Howe Gelb, den sie kurz vorher bei einem Konzert kennenlernte bot ihr an, übergangsweise in seinem Appartement in L. A. zu wohnen. Fünf Jahre nach dieser Begegnung der beiden kreativen Köpfe dreht Dissard einen Dokumentarfilm namens "Drunken Bees" über Giant Sand.
Ihren ersten musikalischen Auftritt hat Dissard mit dem Giant Sand-Ableger Calexico im Jahr 2000 beim Song "The Ballad of Cable Houge". 2004 gründete sie die Damencombo Tucson Sufragettes, eigentlich nur mit dem politischen Ziel, die Wiederwahl von G. W. Bush zu verhindern - was ja leider nicht von Erfolg gekrönt war - aber von da an war die logische Konsequenz, dass Dissard ihre Leidenschaft für die Musik immer mehr zum Beruf machen würde. Folgerichtig erschien 2008 ihr erstes Album "L'entredeux", eingespielt mit Muskern aus dem Calexico-Umfeld, auf dem sie ihre verschiedenen Einflüsse von Chanson bis Americana gekonnt miteinander verband.
Das nun erschienene Best-of-Album "Cibola Gold", mit sehr geschmack- und liebevoll ausgeschmücktem Booklet, präsentiert eine dreizehn Songs umfassende Auswahl ihrer fünf seit 2008 veröfffentlichen Alben. Cibola ist eine der sagenumwobenen Städte aus Gold, die die Conquistadores im amerikanischen Südwesten vermuteten – ein Ort in Arizona wurde im Laufe der Geschichte später nach dem Mythos benannt und dort fand Marianne Dissard fast 30 Jahre lang ihre Heimat.
Die musikalische Heimat von Madame Dissard lässt sich auf "Cibola Gold" hervorragend verorten. Geschickt pendeln ihre immer in französischer Sprache vorgetragenen Songs zwischen klassischem Chanson, Neo-Chanson, Country, Folk und DessertRock. Wie im Song "Les Draps Sourds", wo sie von einer wilden Bettgeschichte erzählt, drehen sich ihre Lieder vorwiegend um die Lust und die Liebe.
Würde man in Frankreich durch Wüsten reiten können, wäre la musique de Madame Dissard der ideale Reisegleiter. Mein Pferdchen würde besonders bei den Songs "The One And Only", "Election" und "Trop Exprès" ganz famos die Hufe schwingen.
Zur Zeit ist Marianne in einem Pariser Studio, um ein neues Album in englischer Sprache aufzunehmen. Vielleicht beginnt demnach ein neuer musikalischer Abschnitt in ihrer Karriere, also der ideale Zeitpunkt um sich das "Cibola-Gold" zu entdecken.
Tracklist:
01 Les Draps Sourds *
02 The One And Only **
03 Election ***
04 Cayenne *
05 Les Confettis ****
06 Tortue ***
07 Almas Perversas **
08 Trop Exprès *
09 Pomme ***
10 La Peau Du Lait **
11 It’s Love *****
12 Un Gros Chat **
13 Am Letzen ***
Erschienen auf:
* L’Entredeux [2008]
** L’Abandon [2011]
*** The Cat. Not Me [2014]
**** Cologne Vier Takes [2015]
***** Paris One Takes [2015]
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