Es ist wirklich schon sieben Jahre her, als JOCHEN DISTELMEYER, ehemals Blumfeld mit "Heavy" fragte "Wohin mit dem Hass?" Wie so oft seiner Zeit voraus, warf der gebürtige Bielefelder Fragen auf, die auch Jahre später noch von großer Relevanz sind.
Aber was treibt einen Musiker, der so elegant und intelligent mit seiner Muttersprache umgehen kann und damit deutschsprachige Musik auf ein neues Level hob, dazu, ein reines Coveralbum in englischer Sprache aufzunehmen?
Liegt es daran, dass Distelmeyer für seinen im letzten Jahr erschienenen Erstlingsroman "Otis" alles Pulver verschossen hat und sich jetzt womöglich mal was "Einfacheres" gönnen will?
Die These ist Spekulation, aber wahr zu sein scheint, dass Jochen Distelmeyer während der Lesereise zu seinem Buch "Otis" desöfteren zur Gitarre griff, um seine Lieblingslieder zu spielen und daraus erstand dann wohl die Idee für "Songs From The Bottom Vol.1". Bleibt die Frage, ob es eine gute Idee war, diese live sicher amüsanten Coverversionen auf Konserve zu bannen?
Mein Erstkontakt mit "Songs From The Bottom Vol.1" war vor geraumer Zeit schon die Britney Spears Coverversion "Toxic". Meine erste Reaktion: "Ach, Jochen muss das sein?". Meine Zweite: "Kann man sich an das Schulenglisch, welches Jochen zu Gehör bringt, gewöhnen? Oder gar lieben?" Ich verweise an dieser Stelle immer gerne darauf hin, dass ich den Akzent liebe, den Franzosen haben, wenn sie englisch singen.
Dann erhielt ich das Rezensionsexemplar und war auf den ersten Blick größtenteils sehr erfreut über die Auswahl der Songs, Radiohead, Lana Del Rey, Aztec Camera ,Kris Kristofferson usw., aber eigentlich war natürlich zu erwarten, dass Jochen einen guten Geschmack hat.
Auf Anhieb erwärmen konnte ich vor allem mit "This Old Road" von Kris Kristofferson und auch das Lana Del Rey-Cover "Video Games" hat in dieser von Jochen bis auf den Kern reduzierten Version einen speziellen Charme. Und was aus dem "Pyramid Song" von Radiohead wird, ist schlicht ergreifend puristisch und schön - kann aber natürlich trotzdem nicht dem Original das Wasser reichen ;-).
Die Herangehensweise Jochens an das auserwählte Songmaterial ist konsequent die gleiche. Runter mit der Buchse, damit man einen unverhüllten Blick auf das Popskelett werfen kann. Die Gitarre fungiert als Lead-Instrument, die klare Stimme immer präsent im Vordergrund und nur ganz begrenzt dürfen andere Instrumente, vorzugsweise das Klavier, musikalische Akzente setzen.
Man könnte auch sagen Jochen hat ein Lagerfeueralbum für Freunde aufgenommen - nicht mehr und nicht weniger.
Tracklist:
01 Just Like This Train (Joni Mitchell)
02 On The Avenue (Aztec Camera)
03 Video Games (Lana Del Rey)
04 I Read A Lot (Nick Lowe)
05 Toxic (Britney Spears)
06 Pyramid Song (Radiohead)
07. Let's Stay Together (Al Green)
08. I Could Be The One (Avicii vs. Nicky Romero)
09 Turn Turn Turn (Pete Seeger)
10 Bitter Sweet Symphony (The Verve)
11 This Old Road (Kris Kristofferson)
12 Beautiful Cosmos (Ivor Cutler)
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