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Freitag, 16. September 2016

TEENAGE FANCLUB / Here

Zur Einstimmung etwas Musikgeschichte. Die englische Zeitschrift New Musical Express brachte 1986 den legendären Sampler "C86" (C = Cassette) heraus, auf dem das Magazin neue gitarrenlastige Popmusik vorstellte. Bands wie Primal Scream, The Soup Dragons, Half Man Half Biscuit und The Wedding Presents wurden vorgestellt. Der Sampler befeuerte die Szene, die man von da an C86-Szene nannte und in deren Umfeld Bands wie The Jesus and Mary Chain, The Vaselines und 1989 der TEENAGE FANCLUB entstanden.


Zu Beginn klang die Musik des Teenage Fanclubs wild und ungezügelt, dissonante Gitarrenklänge prägten den Sound und jugendliche rebellische Texte verhalfen den Schotten zu großen Erfolgen. Das zweite Album  "Bandwagonesque" wurde vom amerikanischen Magazin Spin 1991 zum Album des Jahres gekürt, vor Nirvanas "Nevermind" und "Out of Time" vom REM.

25 Jahre später veröffentlicht der Teenage Fanclub nach 6 Jahren Funkstille sein 13tes Album, welches sich schlicht "Here" nennt. Ja, die Band ist noch immer am Start! Schon lange, nur noch von einer kleineren vor allem in England heimischen Fangemeinde vergöttert, arbeiten die Mannen um Frontmann Norman Blake daran, unvergängliche Melodien (Paradebeispiele vom aktuellen Album "Live In The Moment" und "It’s A Sign") zu erschaffen. Dabei ging natürlich im Laufe der Zeit der jugendliche Strum und Drang verloren, dafür schälten sich die herausragenden Songwriter-Qualitäten der Band immer mehr hervor und ich wage zu behaupten, nie waren sie besser als im Hier und Jetzt.

Auf "Here" wird man Disharmonien vergeblich suchen, stattdessen prahlt das Album überschwenglich mit catchy Hooklines, warmen Harmonien und ausgeklügelten Gitarrenarrangements. Der Opener "I’m In Love" ist feinster BritPop, der verdeutlicht, warum Liam Gallagher den Teenage Fanclub als die zweitbeste Band der Welt bezeichnete - nach Oasis natürlich.



"Thin Air" beispielsweise ist eine Hymne mit jubelnden Gitarren, bei der vor allem der Anfang äußerst bezaubernd ist. Für viele Bands mag mit den Jahren die Luft dünner werden, der Teenage Fanclub gehört aber definitiv nicht zu diesen Bands.

Das ganze Album verströmt eine außergewöhnliche unspektakuläre Gelassenheit, die sich besonders im Song "I Have Nothing More To Say" widerspiegelt und nebenbei verzaubert es immer wieder mit feinen ausgefeilten Gitarrenparts ("The Darkest Part Of The Night", "It’s A Sign"), überraschenden Bläsersätzen ("The First Sight") und zarten Klängen mit zur perfekt einfühlsamen Stimme von Norman Blake ("Steady State", "With You").



Kein Album für Menschen, die nur auf der Suche nach dem hippesten Scheiß sind, aber nicht mehr und weniger als ein ziemlich perfektes GitarrenPop-Album. Diese Band ist "Connected to Life"!

Tracklist:
1. I’m In Love
2. Thin Air
3. Hold On
4. The Darkest Part Of The Night
5. I Have Nothing More To Say
6. I Was Beautiful When I Was Alive
7. The First Sight
8. Live In The Moment
9. Steady State
10. It’s A Sign
11. With You
12. Connected To Life

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