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Mittwoch, 7. September 2016

BALL PARK MUSIC / Every Night The Same Dream

Ich fürchte, DAS Problem von BALL PARK MUSIC aus Brisbane ist, dass die Australier zu vielseitig sind und immer anders oder besser formuliert nach anderen Bands klingen. Sonst gibt es eigentlich keinen plausiblen Grund, weshalb das Quintett, nicht spätestens mit dem 2014 erschienenen Album "Puddinghead" hätte alle Türen weltweit und nicht nur auf dem Kanguru-Kontinent aufstoßen müssen.


Das Album beginnt mit einem Blubber-Groove und einer Stimme, die verdammt nach Radiohead klingt, aber eben nicht ist. Im Laufe des Songs trifftet "Feelings" immer mehr ins Psychedelische ab und die Stimme von Frontmann Sam Cromack muss sich den Noise-Attacken erwehren. Bärenstarker Opener, der sich erst bei erhöhter Lautstärke wirklich entfaltet.

Song Nummer zwei "Ever Since I Turned the Lights On" beginnt mit einer Orgel, die an die Inspiral Carpets erinnert - hat auch eine feine britische Note -schlägt aber doch eher in Richtung Pond, also schon wieder ins Psychedelische durch und obenauf garniert mit einer kleinen feinen Prise GlamRock.

IndiePop mit Refrain zum Mitsingen für die Indie-Disco liefert "Whipping Boy" so ziemlich die eingängigste Nummer auf "Every Night The Same Dream". Natürlich hat sich die Plattenfirma entschlossen, diesen Song auszukoppeln und mit einem Video zu unterstützen, dabei wäre fast jeder andere Song auf diesem Album interessanter.



Zum Beispiel "Pariah", der wie eine Ballade mit Klavierklängen beginnt, zu der sich dann die sanfte Stimme Cromacks gesellt, ehe er nach einer operesken Einlage kippt, der Beat einsetzt und ausufernder spaciger Krautrock a la Neu! entsteht. Very fein!



Wie die melodiösen Manic Street Preachers, ein wenig auch wie Weezer, klingen die Australier bei "Nihilist Party Anthem". Aber die Gitarren knurren lauter und der Bass dröhnt fetter. Dann plötzlich wieder ein Song mit Groove und Beats, ähnlich wie der Opener "Feelings". Aber bei "Peppy" erklingt zusätzlich eine à la Foxygen leiernde psychedelische Gitarre und zwischendrin driftet das Ding in Pink Floyd-Spären ab. Crazy Shit!



Kurswechsel gefällig? "Leef" ist eine wunderschöne ätherische Ballade mit Flöten und viel Liebe, die ausnahmsweise auch nicht abdriftet, sondern nur eine exzellente Ballade bleiben will. Es geht mit gebremstem Tempo weiter. Akustische Gitarrenklänge und lediglich eine etwas verhallte Stimme läuten "Don't Look at Me Like That" ein, bis bei 1.25 Minuten plötzlich der Rhythmus einsetzt geradeso als hätte jemand seinen Wagen mit Vollgas gestartet. Dann bricht das IndieRock-Monster wieder ab und es blubbert in die Unendlichkeit. Crazy Breaks!

Der nächste Ohrwum nennt sich "Blushing". Das ist Pop, auch wenn die Gitarren leicht verzerrt klingen. Das ist Pop, weil dazu Teenager knutschen könnnen. Das ist Pop, weil es die juvenilen Radiosender durchaus in ihren Airplay-Lists verstecken können, ohne dass pubertäre Pickelgesichter von ihren Hausaufgaben hoch schauen. Trotzdem schön!

Die Nacht mit dem ewig gleichen Traum beendet das sanft groovende "Suit Yourself". Wieder führt die musikalische Reise in einen tranceähnlichen Gemütsstand. Vorbei an süßen Melodien und kleinen Gitarren-Eruptionen und Plings und Plongs und engelhaften Chorgesängen. Crazy Glitterkram!

Fazit: Um Referenzen kommt man beim Hören von "Every Night The Same Dream" nicht herum, es sei, man hat die letzten 60 Jahre isoliert außerhalb dieser Welt verbracht. Trotzdem macht das Album gehörigen Spaß, weil es voller catchy Hooklines steckt, mit Melodien um sich wirft, viele kleine große Ideen in sich birgt und nicht nur zum Mitsingen, sondern auch zum Tanzen anregt.

Tracklist:
01 Feelings
02 Ever Since I Turned the Lights On
03 Whipping Boy
04 Pariah
05 Nihilist Party Anthem
06 Peppy
07 Leef
08 Don't Look at Me Like That
09 Blushing
10 Suit Yourself


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