Im leider längst nicht ausverkauften G9, beginnt der Konzertabend mit der Kölner Band LOCAS IN LOVE. Heimspiel!
Mit dem 2011 erschienenen Album "Lemminge" wanderte die bereits seit 2001 bestehende Band zum Label Staatsakt und machte erstmal überregional auf sich aufmerksam. Das neue Album "Use Your Illusion 3 & 4" (jetzt unter Warner Music) war gerade erst veröffentlicht, wurde in der Fachpresse sehr gut rezensiert, aber außer der Single "Da ist ein Licht" (übrigens schreckliches Video!) war mir noch kein Stück des Albums bekannt.
Die Kölner beginnen mit einem krautrockigen Instrumentalstück relativ verhalten und nach zwei Songs war ich ehrlich gesagt nicht richtig begeistert, aber dann legte Locas in Love von Stück zu Stück eine Schippe drauf, so dass ich am Ende des Konzerts schwer beeindruckt war von der deutlichen Weiterentwicklung der Band. Die neue Platte ist eine Doppel-LP, welche die beiden Gesichter der Band bestens veranschaulicht. Seite 1 beherbergt deutschsprachigen IndiePop, der, je nachdem, wer das Mikro übernimmt, Stefanie Schrank oder Björn Sonnenberg mal mehr in Richtung Pop (Stefanie) oder Rock (Björn) tendiert. Seite 2 ist eine Instrumentalplatte mit Krautrockstücken, die alle mit Straßennamen aus Köln betitelt sind und live auf jeden Fall die Highlights des Abends setzt. Die visuelle Unterstützung der Musik, durch den im Hintergrund ablaufende Godzilla-Streifens funktioniert wirklich sehr, auf jeden Fall tausendmal besser als die blöden Puppen im Clip zu "Da ist ein Licht".

Auf jeden Fall wanderte nach dem Konzert das Doppelvinyl in die schicke Jutetasche mit Dino und am Tag danach beim Durchhören von "Use Your Illusion 3 & 4" zementiert sich, was mir schon am Abend des Konzertes durch den Kopf ging: Erdmöbel hat den Titel als Kölns beste Band verloren. Herzlichen Glückwunsch Locas in Love.
Nach diesem sehr feinen Support kamen dann endlich die Mannen um Staatsakt-Labechef und Türen-Mastermind Maurice Summen auf die Bühne. Was für eine Besetzung! Neben Maurice, der sich neben dem Gesang vor allem der Schlagzeugarbeit widmete, ebenfalls an einer Schießbude der großartige "nervöse" Chris Imler, an den Keys der sagenumwobene Babyman, an der Gitarre der panische Andreas Spechtl, an der Man(n)doline Türen-Mitglied Ramin Bijan und der Herzensbrecher* und Staatsaktmitgründer Gunther Osburg. MANN OH MANN!
*Eine gutaussehende Konzertbegleiterin, die völlig unbedarft zum Konzert gekommen war, lies sich schon nach wenigen Minuten zum Satz "Ich bin verliebt" hinreisen. Ich weiß nichts über den aktuellen Beziehungsstatus von Herrn Osburg, stehe aber für Vermittlungsdienste gerne zur Verfügung. Vielleicht wird dann der verklärte Gesichtsausdruck, welchen Frau H. beim Song "OMG" zeigte, zum Alltagsgesicht ;-).

"Was mich am Fleisch stört ist der Knochen. Was mich an Pferden stört sind die Mädchen. Was mich an Griechenland stört ist der Euro. Was mich an Facebook stört sind die Freunde. Was mich am Fernsehn stört ist das Programm. Was mich am Sex stört ist das hinterher. Ich bin ein Mann."
Wenn ich das Grinsen im Gesicht von Yps und der Unverwüstlichen richtig deute, wären die beiden jetzt gerne auch Männer.
Ebenso großartig "Alles keine Arbeit", inhaltlich in etwa die Bruttosozialprodukt-Version 2.0, musikalisch aber natürlich deutlich raffinierter als das Lied des One-Hit-Wonder Geier Sturzflug aus den 80ern. Es muss ja gemacht werden! Überraschenderweise ist sogar "The Rise of the Reforming House" live von Ramin Bijan auf der Mandoline vorgetragen wieder witzig und wunderbar. Aus der Dose nutzt sich der ultimative Protestsong über das "Freudenhaus des Stuhlgangs" doch relativ schnell ab und hat seinen Platz am Ende der Platte somit zurecht.

So darf Chris Imler appellieren und dabei klingen wie eine höchst lebendige Mischung aus DAF und Kraftwerk. Carsten "Erobique" Meyer, alias Babyman lässt den Tiger raus und verwandelt das Gebäude 9 wahrscheinlich erstmalig in seiner Geschichte in eine SpaceDisco und Herr Spechtl groovt gegen die Europäische Zentralbank ("Dance the ECB"). Wir sind schon alle schwer begeistert, aber dann verlässt Maurice die Drums und öffnet die Türen!
Eier! Eier! Eier! Mein absoluter Lieblingssong der Türen wird wirklich und wahrhaftig gespielt. Wer da noch sagt, es hat ihm nicht geschmeckt, der ist nicht von dieser Welt! Einschließlich der Zugaben spielt der Mann, alias die Türen, alias Staatsakt-Supergroup etwa 90 Minuten, die so schnell vergingen wie ein Revierderby mit 8 Toren für die richtige (blaue) Mannschaft (Die Realität ist oftmals bitter). Hätten diese MANNen sich entschlossen bis ans Lebensende durchzuspielen, ich schwöre, ich wäre nicht von deren Seite gewichen, denn was mich gestört hat, war nur das Ende.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen