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Freitag, 27. Februar 2015

SOKO / My Dreams Dictate My Reality

Soeben - heute am 27. Februar - erschien das zweite Album der zur Platinblondine mutierten Französin SOKO. Welch große Stücke ich auf die im amerikanischen Exil lebende Sängerin halte, habe ich zuletzt in den News Vol. 79 kund getan.

Wie dort bereits zur Vorab-Single "Who Wears The Pants??" zu lesen war, hat sich einiges verändert an SoKo - am Äußeren und an ihrer Musik - und "My Dreams Dictate My Reality " bestätigt diese Feststellung auf ganzer Ebene.

Der Sound ist nicht mehr (nur) zerbrechlich, sondern düster, unglaublich düster. Song Nummer 9. "Peter Pan Syndrome" klingt wie die weibliche Version von Robert Smiths Dunkel-Epos "Pornography" aus dem Jahre 1982.

Überhaupt lassen sich ziemlich viele Vergleiche zu den unterschiedlichsten Alben aus der Cure-Diskographie ziehen. So überschlägt sich beispielsweise bei "Temporary Mood Swings" die Stimme wie beim Cure-Klassiker "The Love Cats" und die flächigen Keys in "Visions" könnte man der "Seventeen Seconds" Phase zuordnen. Wenn man dann noch hört, dass sich SoKo niemand geringeren als Ross Robinson als Produzenten erkoren hat, der neben vielen anderen auch das 2004er Album von The Cure produzierte, wird deutlich, wie gewollt dieser Stilwechsel zum 80s-Gothic ist.


SOKO -- Who Wears The Pants von SOKO

Erstaunlich ist, wie gut der Französin dieser Wandel gelingt, ohne dass sie an Profil verliert. Jeder Song ist ganz klar ein SoKo-Song und zeigt er noch so viele Referenzen aus der Musikgeschichte auf.
Was allerdings zweifelhaft scheint, ist, ob die junge Dame wirklich in Frieden kommt, wie der Einstiegssong "I Come In Peace" ihres Albums behauptet, denn die Texte und Songtitel des Albums sind nicht weniger düster wie die Musik, mit der sie diese transportiert. Beispiele neben den bereits genannten Songtiteln gefällig? "Ocean of Tears", "Bad Poetry", "Lovetrap". Wäre der Albumtitel "I see a Darkness" nicht schon belegt ...



Der geliebte SPEX spricht in seiner Rezension des Albums von einer Frau mit Psychosen und erinnert mich dabei an einen anderen schweren Patienten, was ein Zufall, dass genau dieser Patient bei zwei Songs auf "My Dreams dictate my Reality" mitgewirkt hat. Treue Blogleser ahnen es, es handelt sich um keinen geringeren als den LoFi-Genius Ariel Pink, der sich bei "Monster Love" und "Lovetrap" auf ein Patientenbündnis einlässt.

Bei "Monster Love" haben sich zwei wirklich Andersartige getroffen und gemeinsam ein Liebeslied über ein Monster auf der Suche nach Liebe geschrieben. Das Low-Budget-Video zum Song wurde von SoKo mit einer VHS-Kamera gedreht und im zweiten Teil des Clips ist der Song "I Just Want to Make It New With You" aus dem Debüt-Album "I thought I was an Alien" zu hören. Wer schon immer mal ein ziemlich haariges Etwas beim Date mit einer Meerjungfrau sehen möchte, sollte schnell auf das weiße Dreieck klicken.



Der zweite Kooperationssong "Lovetrap" klingt sehr deutlich nach Ariel Pink und ist ein Duett der beiden. Gewohnt nerdig und eigenartig, aber natürlich "very fein" wie man hier gerne zu sagen pflegt. Wie man mittlerweile hört, ist SoKo allerdings nicht mehr sehr gut auf ihren Freund zu sprechen, da er eigentlich das Album abmischen sollte, aber irgendwie nie im Studio erschien, wo Soko mit Ariel Pink Bandmember Kenny Gilmore auf ihn wartete [Details im lesenswerten Soko-Interwiew von INTRO] . Schließlich übernahm, nachdem Ariel unzählige Deadlines sausen lies, Gilmore den Job und ich attestiere ihm hiermit: Good job Kenny!

Gleiches gilt natürlich für SoKo, die ein herrausragendes Dunkelwerk abgeliefert hat und der ich nur verdammt übel nehme, dass sie die närrische Stadt mit dem Dom immer bei ihren Touren stiefmütterlich behandelt.

... und für all jene, die mit Wehmut die "alte" SoKo vermissen, sei als Anspieltipp die letzte Nummer "Keaton's Song" ans Herz gelegt. Seufz - aber eigentlich doch nicht.

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