Eine genreübergreifende unzensierte Playlist
für einen Abend mit guten Freunden und BIER. Prost!
A cross-genre uncensored playlist for an evening with good friends and BEER.
WARNING: For some songs you have to drink faster! Cheers!
Aktuell: 70 Titel mit einer Gesamtspieldauer von 03:39:21Currently:
70 tracks with a total playing time of 3:39:21
Drink Beer (Till The Day That I Die) / Dazie Mae
The Man Who Loved Beer / Lambchop
Crystal clear (beer) / Beck
A Six Pack To Go / Hank Thompson
Drink! / They Might Be Giants
Beer For Breakfast / The Replacements
Ode to my favorite beer / DC Basehead
Cheap Beer / FIDLAR
A Car A Beer Cigarettes / Talking To Turtles
One Bourbon, One Scotch, One Beer / John Lee Hooker
There's a tear in my beer / Hank Williams
Drink to me / Johnny Cash
Drunken Lazy Bastard / The Mahones
Alcohol / Barenaked Ladies
You said you wouldn't get drunk Patricia / John Carroll
Too drunk to fuck / Nouvelle Vague
Seven Drunken Nights / The Dubliners
Alcohol / The Kinks
If Drinkin' Don't Kill Me / George Jones
How's My Drinking? / Guided By Voices
All i wanna do / Sheryl Crow
Six Pack Girls / NoFX
Let's All Go To The Bar / Deer Tick
Belgian Beer and Catholic Girls / Siberian
A Kegga Beer And Potato Chips / Red Elvises
Beer / Psychostick
Drink Beer Polka / Leningrad Cowboys
Cold Beer And Remote Controll / Indigo Girls
Titties And Beer / Frank Zappa
Beer Drinkers & Hell Raisers / ZZ Top
Warm Beer And Cold Women / Tom Waits
Beer! Football! Girls! / The Alcobastards
I drink beer / Dan Reeder
Save Water, Drink Beer / Chris Young
Drink Your Beer / 'Stone Cold'' Steve Austin
Bottle Of Beer / Mungo Jerry
Beer Run / Garth Brooks
I wish my beer was as cold as you … / The Drills
Another Beer / Ugly Kid Joe
Beer bottle up / Afroman
If a beer bottle had a nipple / Charlie Adams
Cold Beer Drinker / Luke Bryan
Pretty good at drinkin' beer / Billy Currington
Six-Pack Summer / Phil Vassar
Gimme a pigfoot (and a bottle of beer) / Billy Holliday
Cold Beer / Colt Ford Ft. Jamey Johnson
A Pint A Day / Woolfy
Roadhouse Blues / The Doors
Gimme a beer / Diamond Rugs
Beercan / Beck
Beer Thirty / Brooks & Dunn
My girlfriend's an alcoholic / Bowling for Soup
Who Spilt My Beer? / Adicts, The
I Like Beer / Tom T. Hall
The Pub / The Tossers
Budweiser's a Friend of Mine / Billy Murray
Pilsner Urquell / Tri Sestry
I gotta get drunk / Willie Nelson
Two six packs away / Dave Dudley
Wasted days and wasted nights / Freddy Fender
Drunk man / Eddie Harris
Rednecks, White Socks and Blue Ribbon Beer / Johnny Russell
Tonight the bottle Iet me down / Merle Haggard
Beer For My Horses / Toby Keith
Pints of guiness make you strong / Againts Me!
The Guiness Song / Subzero
Beer, beer, beer / The Clancy Brothers
Six pack / Black Flag
One Beer / MF DOOM
Sixpack / Tortoise
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Habe ich wichtige Songs vergessen? Freue mich über neue Vorschläge, Anregungen, Kritik und Tipps.
Hinweis:
Wie man sich denken kann, macht das Zusammentragen einer solchen
Playlist Arbeit. Kopieren geht schnell, dürft ihr auch, aber bitte nicht
auf anderen Internetplattformen veröffentlichen. Verlinken ist
natürlich erlaubt.
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Dienstag, 30. April 2013
Donnerstag, 25. April 2013
12 MONTH - 12 SONGS [Playlist]
ONE YEAR WITH MUSIC!
A musical year with selected songs.
January Hymn / The Decemberists
February Flare / Blaudzun
March Rain / Michael Chapman
April / Blumfeld
Lordy May / Boy And Bear
June / Wild Belle
July / Babybird
Dream In August / The Coral
September / The Shins
October / Tunng
November / Azure Ray
December / Norah Jones
+
A musical year with selected songs.
February Flare / Blaudzun
March Rain / Michael Chapman
April / Blumfeld
Lordy May / Boy And Bear
June / Wild Belle
July / Babybird
Dream In August / The Coral
September / The Shins
October / Tunng
November / Azure Ray
December / Norah Jones
+
Dienstag, 23. April 2013
Immer wieder NEUE LIEDER Vol. 6
THE SOFT HILLS ... COCOROSIE feat. ANTONY HEGARTY ... KÄPTN PENG & DIE TENTAKEL VON DELPHI ... LOVE A
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THE SOFT HILLS - Sweet Louise
Das komplette Album "Chromastisms" von The Soft Hills aus Seatle ist prächtig. Alles mit einer ordentlichen Dosis "Retro" - in etwa so wie bei The Coral - und tolle melodische Songs mit erlesenen Hamoniegesängen. Aber so richtig laut werden die Amerikaner nur bei der süßen Louise und die gefällt mir am besten!
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COCOROSIE & Antony Hegarty - Tears for Animals
Da haben sich wohl kreative Köpfe gefunden, die nicht mehr wirklich von einander lassen können. Die bezaubernden Schwestern Cascady von Cocorosie und der künstlerisch und in Punkto Weltverbesserung hochambitionierte Antony Hegarty tun es wieder zusammen. Klingt wieder schööööööön ... und pathetisch.
Der Song "Tears for Animals" war bereits 2012 als B-Side auf der Single "We are on Fire" erschienen und hat es nun verdientermaßen auf das neue Album "Tales of a Grasswidow"gebracht, wo Antony auch beim Song "Gift" mitwirkt.
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KÄPTN PENG & DIE TENTAKEL VON DELPHI - Der Anfang ist nah
"Wie, sind die Ulmer Kinderzimmer Productions wieder auferstanden?" dachte ich mir, als ich dieses Lied vom Käptn und seinen Tentakeln zum ersten Mal hörte. Aber nein! Gute neue deutsche HipHop-Musik scheint sich den Weg zurück aus dem Dunkeln zu erkämpfen (der Anfang ist nah!). Danke Berlin, ihr habt den Karren aber ja auch in den Dreck gefahren!
Und weil ich selten einen schöneren Text bei einer Plattenfirma gefunden habe, zitiere ich hier vom Label (Kreismusik) der Band zu Käptn Peng & die Tentakel von Delphi:
"Ein Kollektiv zur vertieften Erforschung der sieben Wortmeere. Mit Kontrabass, Gitarre, Betonmischtrommel, Haushaltsartikeln und Geschirr durchsegeln sie den Dickdarm des Hiphop bis in die Nebenvenen des schamanistischen Trash-Funk. Sie jagen Geister, reiten Monster und erobern neue Landstriche des Unsichtbaren. HipHop, Tanz, Exorzismus. Herzlich willkommen in den Fängen der Tentakel."
Ärgere mich schwarz, dass ich nicht beim Konzert in Kölle war :-(
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LOVE A - Entweder
Aus dem Zentrum der deutschen Punkrocks kommt Love A. Wenn nicht Trier, wo dann? Düsseldorf??? Ha ha ha! Egal. Das erste Album "Eigentlich" aus dem Jahr 2011 war kurz, knackig, energetisch und gut. Der Song "Individuell" schaffte es sogar in meine Jahreslieblingscharts. Das neue Album "Irgendwie" hält das Level und zeigt, dass es neben Kraftklub doch noch jemanden gibt, der Melodien mit straightem Rock und unpeinlichen deutschen Texten schreiben kann.
Freitag, 19. April 2013
EFFI / Closer
Jetzt, wo der Frühling endlich erwacht ist, ist es auch an der Zeit, mal wieder fröhliche Musik zu hören. Das heißt natürlich nicht, dass man das Steve Mason und James Blake-Album schon verbannen muss, aber bei geöffnetem Fenster und blauem Himmel passt die gutgelaunte Musik des Östereichers Effi deutlich besser.
Effi macht sehr tanzbare Indie-Songwriter-Musik, leicht verschroben, in etwa so wie Darwin Deez und mit viel Rhythmus. Hinter dem Künstlernamen verbirgt sich Thomas Petritsch aus Graz. Der Mann studiert Germanistik (na, wer kommt darauf, nach welchem berühmten Roman er sich benannt hat?), ist ein Multiinstrumentalist (Gitarre, Ukulele, Bass, Drums, Keyboard, Mundharmonika, etc.) und hat sein erstes Album "Astronaut" so gut wie im Alleingang eingespielt.
In seiner Heimat Österreich schon durchaus mit einem ordentlichen Bekanntheitsgrad ausgestattet, macht er sich nun mit seinem zweiten Album "Closer" daran, auch in Deutschland Fans für seine Musik zu gewinnen.
Beim neuen Album durften allerdings auch andere Musiker an die Instrumente, Effi begnügte sich mit der Einspielung von Gitarre, Klavier, Bass und Ukulele, weswegen der Master himself in Interviews mittlerweile als Band von Effie spricht.
Nack kurzem Intro beginnt das neue Werk mit "Beach". Extrem schmissige Nummer, bei der man sofort nach seinen Badelatschen sucht, um der Aufforderung von Effi "Baby, we going to the Beach" nachzukommen. Aber es wird noch besser, denn bei "Muzik" schwingt sich der Junge durch Bläsersätze und altes deutsches Liedgut. Überhaupt scheint der Österreicher eine ausgesprochene Affinität zu Jazz und explizit Swing zu haben. "Bloom" klingt beispielsweise wie ein MashUp aus Jamie Cullum und Jamie Lidell.
Mit "Time" folgt auf die swingenden Nummern ein gutgelaunt fröhliches Singer/Songwriter-Stück - perfekt, um die erste Flasche Gerstensaft an einem idylischen See zu öffnen. "Lonely Boy" klingt zu Beginn, als ob auf der Kirmes einer dieser Herren mit Zylinder und Frack an der Orgel ein Liedchen anstimmt, aber dann wird es immer flotter und wenn die Bläser einsetzen, ist es viel zu opulent, um noch an Kirmes zu erinnern.
Die eine von zwei langsamen und nicht vor Freude überschäumenden Nummern ist die Ballade "Fish". Ein sehr melancholisches Lied, das sich im Verlauf sehr dramatisch aufbaut, um dann wieder leise zu verklingen. Nicht schlecht, aber die fluffigen, schrägen frohgemuten Nummern stehen Effi eindeutig besser.
"Closer" geht auch gleich wieder in die richtige Richtung, dieses Mal mit karibischen Rhythmen und Sunshine-Feeling. Meine Lieblingsnummer des Albums ist "The Breakup". Die Gitarre führt, der Rhythmus stapft, und die Trompete tönt so seltsam, als wären sie mit dem Mund gemacht (oder ist sie es sogar?). Schön auch, wie sich Petritsch von Konventionen lossagt und die Stimme immer wieder enthusiastisch aufbrausen lässt.
"Proof" macht da weiter, wo "Muzik" aufgehört hat. Es wird textlich und musikalisch fleißig rezitiert und Genregrenzen voller Inbrunst niedergerissen. Der nächste flirrende Smile-or-Die-Song "Won't let go" knallt einem die gute Laune vor den Latz, dass einem fast die Luft wegbleiben könnte. Ich fürchte in schweren Zeiten ist der fröhlichste Österreicher dieses Jahrzehnts nicht zu ertragen.
Zum Abschluss der Albums wird es mit der im Walzer-Takt agierenden Ballade "Old fellow" noch mal besinnlich. Wie singt Effie dort so schön "You've been thinking far too much". Wer also mal die Birne abschalten und sich den Freuden des Lebens reflektionslos hingeben möchte, der sollte dabei unbedingt Effis Album "Closer" auflegen.
Effi macht sehr tanzbare Indie-Songwriter-Musik, leicht verschroben, in etwa so wie Darwin Deez und mit viel Rhythmus. Hinter dem Künstlernamen verbirgt sich Thomas Petritsch aus Graz. Der Mann studiert Germanistik (na, wer kommt darauf, nach welchem berühmten Roman er sich benannt hat?), ist ein Multiinstrumentalist (Gitarre, Ukulele, Bass, Drums, Keyboard, Mundharmonika, etc.) und hat sein erstes Album "Astronaut" so gut wie im Alleingang eingespielt.
In seiner Heimat Österreich schon durchaus mit einem ordentlichen Bekanntheitsgrad ausgestattet, macht er sich nun mit seinem zweiten Album "Closer" daran, auch in Deutschland Fans für seine Musik zu gewinnen.
Beim neuen Album durften allerdings auch andere Musiker an die Instrumente, Effi begnügte sich mit der Einspielung von Gitarre, Klavier, Bass und Ukulele, weswegen der Master himself in Interviews mittlerweile als Band von Effie spricht.
Nack kurzem Intro beginnt das neue Werk mit "Beach". Extrem schmissige Nummer, bei der man sofort nach seinen Badelatschen sucht, um der Aufforderung von Effi "Baby, we going to the Beach" nachzukommen. Aber es wird noch besser, denn bei "Muzik" schwingt sich der Junge durch Bläsersätze und altes deutsches Liedgut. Überhaupt scheint der Österreicher eine ausgesprochene Affinität zu Jazz und explizit Swing zu haben. "Bloom" klingt beispielsweise wie ein MashUp aus Jamie Cullum und Jamie Lidell.
Mit "Time" folgt auf die swingenden Nummern ein gutgelaunt fröhliches Singer/Songwriter-Stück - perfekt, um die erste Flasche Gerstensaft an einem idylischen See zu öffnen. "Lonely Boy" klingt zu Beginn, als ob auf der Kirmes einer dieser Herren mit Zylinder und Frack an der Orgel ein Liedchen anstimmt, aber dann wird es immer flotter und wenn die Bläser einsetzen, ist es viel zu opulent, um noch an Kirmes zu erinnern.
Die eine von zwei langsamen und nicht vor Freude überschäumenden Nummern ist die Ballade "Fish". Ein sehr melancholisches Lied, das sich im Verlauf sehr dramatisch aufbaut, um dann wieder leise zu verklingen. Nicht schlecht, aber die fluffigen, schrägen frohgemuten Nummern stehen Effi eindeutig besser.
"Closer" geht auch gleich wieder in die richtige Richtung, dieses Mal mit karibischen Rhythmen und Sunshine-Feeling. Meine Lieblingsnummer des Albums ist "The Breakup". Die Gitarre führt, der Rhythmus stapft, und die Trompete tönt so seltsam, als wären sie mit dem Mund gemacht (oder ist sie es sogar?). Schön auch, wie sich Petritsch von Konventionen lossagt und die Stimme immer wieder enthusiastisch aufbrausen lässt.
"Proof" macht da weiter, wo "Muzik" aufgehört hat. Es wird textlich und musikalisch fleißig rezitiert und Genregrenzen voller Inbrunst niedergerissen. Der nächste flirrende Smile-or-Die-Song "Won't let go" knallt einem die gute Laune vor den Latz, dass einem fast die Luft wegbleiben könnte. Ich fürchte in schweren Zeiten ist der fröhlichste Österreicher dieses Jahrzehnts nicht zu ertragen.
Zum Abschluss der Albums wird es mit der im Walzer-Takt agierenden Ballade "Old fellow" noch mal besinnlich. Wie singt Effie dort so schön "You've been thinking far too much". Wer also mal die Birne abschalten und sich den Freuden des Lebens reflektionslos hingeben möchte, der sollte dabei unbedingt Effis Album "Closer" auflegen.
Dienstag, 16. April 2013
Dänischer Abend mit KASHMIR im Gebäude 9 [13.04.2013]
3 Tage nach Stornoway zieht es mich schon wieder ins Gebäude 9. Dieses Mal sind die Voraussetzungen allerdings etwas anders. Die Band, Kashmir, die heute Abend spielt, wurde mir von der charmanten Frau H. empfohlen und auch die unverwüstliche V. hatte verlauten lassen, dass es sich um eine exzellente Liveband - die Damen haben Kashmir schon bei einigen Konzerten erlebt - handelt.
So sagte ich also nicht Nein, als Frau H. die Tickets bestellte, noch bevor das neue Album erschienen und ich auch nur einen Ton der Dänen gehört hatte. Dann erschien vor einigen Wochen E.A.R und ich musste feststellen, dass mich das Album nicht wirklich begeisterte. Vieles plätscherte so dahin, wenig Gitarren, viel ausufernde sphärische Sounds, lediglich ein paar Songs gefielen mir und ich konnte mir kaum vorstellen, dass diese Platte mich live begeistern könnte. Hoffnung für das Konzert gab allerdings der Backkatalog der Band, denn auf den sechs vorherigen Alben finden sich wirklich einige Sahnestücke.
Andere Voraussetzungen also, weil ich dieses Mal eben mit nicht sehr hohen Erwartungen kurz vor 20 Uhr im G9 eintraf. Anscheinend verfügt Kashmir über eine beachtliche Fanbase in Deutschland, denn das G9 wurde immer voller und Nina, die eigentlich auch noch an der Abendkasse ein Ticket ergattern wollte, musste feststellen, dass das Konzert restlos ausverkauft war.
Kurz nach Acht betrat ein gelockter bärtiger junger Mann mit akustischer Gitarre die Bühne. Er begrüßte das Publikum zum dänischen Abend, stellte sich als Sänger der Band Dangers of the Sea aus Kopenhagen vor und kündigte für den Mai das Debütalbum an. Schade, dass Andreas Bay Estrup ohne seine Band auflief, denn so hatte er es schwer, gegen das recht geräuschvolle Samstagabendpublikum anzukämpfen.
Seine Nummern wirkten durch die puristische Darbietung leider etwas eintönig, was auch daran lag, dass Andreas Bay Estrup zwar über eine einfühlsame feine Stimme verfügt, aber sein Gitarrenspiel genau diese Feinfühligkeit etwas vermissen lies. Am besten gefielen mir die beiden letzten Stücke "Everything Will Be Alright" und "Show some mercy". Der Titel des letzten Songs hat für eine Support-Act ja etwas Ironisches ;-).
Wenige Minuten nach 21 Uhr betritt Kashmir die Bühne. Sänger Kaspar Eistrup mit Bart und Wollmütze ist sofort anzumerken, dass er auf der Bühne Zuhause ist. Die Band eröffnet mit einem Song, den ich nicht kenne (oder war es "Blood Beech"?), aber im Nachhinein bin ich mir da nicht mehr sicher, da Kashmir die neuen Stücke live wesentlich druckvoller und rockiger spielen als auf Platte - was diesen ausgesprochen gut tat.
"Piece of the Sun" ist neben "Seraphina" (als letzter Song vor der Zugabe gespielt) mein Favorit auf E.A.R. Das scheint allen im Publikum so zu gehen, denn diese beiden Songs werden vom Publikum im Vergleich zu den anderen neuen Songs mit mehr Jubel begrüßt - und auch diese beiden Stücke gewinnen live deutlich dazu.
Die ersten Highlights aber sind die alten Stücke "Kalifornia", "Melpomene" und "Mouthful Of Wasps". Jetzt wird gerockt, was das Zeug hält und die Band präsentiert sich in aboluter Spiellaune. Eistrup weiß ganz genau, wie er die Masse auf seine Seite zieht und bei "Kalifornia" bin ich mir schon sicher, dass es wieder ein gelungener Konzertabend im G9 sein würde. 1A-Indie-Rock ohne Firlefanz!
Begeisterung macht sich bei mir bei "Surfing the warm industry" vom 2003er Album "Zitilites" breit. Treibendes Drumming und bedrohlich wie Joy Divison. Und was Keyboarder Henrik Lindstrand, der einzige Schwede unter lauter Dänen, da für utopische Geräusche mit dem seltsamen Instrument generiert, welches er nicht berührt, sondern die Töne nur durch Handbewegungen erzeugt, euphorisiert mich außerdem. Jetzt hat mich die Band vollends in der Tasche! Die Energie ist greifbar, doch nach "Seraphina" und nur knapp 60 Minuten zieht sich die Band erstmals von der Bühne zurück.
Aber hunderte klatschender Hände wollen mehr! Zweimal noch lassen sich Kashmir an diesem Abend zu Zugaben mit ihren Klassikern (u. a. „The Cynic“ vom Album „No Balance Palace“ als überlange Maxi-Version, wo Eistrup die Gitarre mit dem Drumstick bearbeitet!) hinreisen, so dass das Konzert insgesamt dann doch etwas mehr als 90 Minuten dauerte.
Ich für meinen Teil bin mit dem Verlauf des Abends sehr zufrieden und nehme mir vor, nochmal verstärkt in die aktuelle Platte reinzuhören, bei der es, wie Eistrup während des Konzertes kund tat, konzeptionell um die Thematik "Krieg und Frieden" geht.
Aber das nächste Album darf gerne wieder mehr rocken!
... und wieder DANKE an den charmanten Hasen für die Fotos!
So sagte ich also nicht Nein, als Frau H. die Tickets bestellte, noch bevor das neue Album erschienen und ich auch nur einen Ton der Dänen gehört hatte. Dann erschien vor einigen Wochen E.A.R und ich musste feststellen, dass mich das Album nicht wirklich begeisterte. Vieles plätscherte so dahin, wenig Gitarren, viel ausufernde sphärische Sounds, lediglich ein paar Songs gefielen mir und ich konnte mir kaum vorstellen, dass diese Platte mich live begeistern könnte. Hoffnung für das Konzert gab allerdings der Backkatalog der Band, denn auf den sechs vorherigen Alben finden sich wirklich einige Sahnestücke.
Andere Voraussetzungen also, weil ich dieses Mal eben mit nicht sehr hohen Erwartungen kurz vor 20 Uhr im G9 eintraf. Anscheinend verfügt Kashmir über eine beachtliche Fanbase in Deutschland, denn das G9 wurde immer voller und Nina, die eigentlich auch noch an der Abendkasse ein Ticket ergattern wollte, musste feststellen, dass das Konzert restlos ausverkauft war.
Kurz nach Acht betrat ein gelockter bärtiger junger Mann mit akustischer Gitarre die Bühne. Er begrüßte das Publikum zum dänischen Abend, stellte sich als Sänger der Band Dangers of the Sea aus Kopenhagen vor und kündigte für den Mai das Debütalbum an. Schade, dass Andreas Bay Estrup ohne seine Band auflief, denn so hatte er es schwer, gegen das recht geräuschvolle Samstagabendpublikum anzukämpfen.
Seine Nummern wirkten durch die puristische Darbietung leider etwas eintönig, was auch daran lag, dass Andreas Bay Estrup zwar über eine einfühlsame feine Stimme verfügt, aber sein Gitarrenspiel genau diese Feinfühligkeit etwas vermissen lies. Am besten gefielen mir die beiden letzten Stücke "Everything Will Be Alright" und "Show some mercy". Der Titel des letzten Songs hat für eine Support-Act ja etwas Ironisches ;-).
Wenige Minuten nach 21 Uhr betritt Kashmir die Bühne. Sänger Kaspar Eistrup mit Bart und Wollmütze ist sofort anzumerken, dass er auf der Bühne Zuhause ist. Die Band eröffnet mit einem Song, den ich nicht kenne (oder war es "Blood Beech"?), aber im Nachhinein bin ich mir da nicht mehr sicher, da Kashmir die neuen Stücke live wesentlich druckvoller und rockiger spielen als auf Platte - was diesen ausgesprochen gut tat.
"Piece of the Sun" ist neben "Seraphina" (als letzter Song vor der Zugabe gespielt) mein Favorit auf E.A.R. Das scheint allen im Publikum so zu gehen, denn diese beiden Songs werden vom Publikum im Vergleich zu den anderen neuen Songs mit mehr Jubel begrüßt - und auch diese beiden Stücke gewinnen live deutlich dazu.
Die ersten Highlights aber sind die alten Stücke "Kalifornia", "Melpomene" und "Mouthful Of Wasps". Jetzt wird gerockt, was das Zeug hält und die Band präsentiert sich in aboluter Spiellaune. Eistrup weiß ganz genau, wie er die Masse auf seine Seite zieht und bei "Kalifornia" bin ich mir schon sicher, dass es wieder ein gelungener Konzertabend im G9 sein würde. 1A-Indie-Rock ohne Firlefanz!
Begeisterung macht sich bei mir bei "Surfing the warm industry" vom 2003er Album "Zitilites" breit. Treibendes Drumming und bedrohlich wie Joy Divison. Und was Keyboarder Henrik Lindstrand, der einzige Schwede unter lauter Dänen, da für utopische Geräusche mit dem seltsamen Instrument generiert, welches er nicht berührt, sondern die Töne nur durch Handbewegungen erzeugt, euphorisiert mich außerdem. Jetzt hat mich die Band vollends in der Tasche! Die Energie ist greifbar, doch nach "Seraphina" und nur knapp 60 Minuten zieht sich die Band erstmals von der Bühne zurück.
Aber hunderte klatschender Hände wollen mehr! Zweimal noch lassen sich Kashmir an diesem Abend zu Zugaben mit ihren Klassikern (u. a. „The Cynic“ vom Album „No Balance Palace“ als überlange Maxi-Version, wo Eistrup die Gitarre mit dem Drumstick bearbeitet!) hinreisen, so dass das Konzert insgesamt dann doch etwas mehr als 90 Minuten dauerte.
Ich für meinen Teil bin mit dem Verlauf des Abends sehr zufrieden und nehme mir vor, nochmal verstärkt in die aktuelle Platte reinzuhören, bei der es, wie Eistrup während des Konzertes kund tat, konzeptionell um die Thematik "Krieg und Frieden" geht.
Aber das nächste Album darf gerne wieder mehr rocken!
... und wieder DANKE an den charmanten Hasen für die Fotos!
Freitag, 12. April 2013
STORNOWAY live im Gebäude 9 in Köln [10.04.2013]
Es war einmal in einer lauen, aber nassen Aprilnacht in einer alten Fabrikhalle im Kölner Stadteil Mühlheim - Eingeweihten bekannt als Gebäude 9. In diesen fast schon als heilig verehrten Räumen haben schon viele Menschen glückliche Stunden verlebt. Stunden mit Musik, meist mit Gesang und immer mit Menschen, die es lieben, verzaubert, aufgerüttelt, aufgeladen oder beseelt zu werden.
Manchmal, aber wirklich nur manchmal, sind die Erwartungen der Menge an die ihre Kunst feilbietenden Menschen zu hoch, aber manchmal werden diese Hoffnungen sogar noch übertroffen, so wie am besagten 10. April des Jahres 2013. Aber der Reihe nach.
Gegen 20 Uhr, es ist noch hell, der Winter scheint also überstanden, noch ist nichts zu ahnen von der Größe dieses Abends. Während ich auf meine Mitstreiter für den guten Geschmack warte, bringt ein Pizzabote Pizzen und ist verzweifelt auf der Suche nach dem Besteller. Die Band, die in wenigen Stunden die Bühne verzaubern wird, spielt mit einem kleinen Ball Fußball, was sich durchaus sehen lassen kann.
Wenige Minuten später an der Theke im Gebäude 9 schaut es noch ziemlich leer aus. Wir befürchten, dass wegen des Champion League Viertelfinales zwischen Bayern und der alten Dame aus Turin vielleicht nicht so viele Gäste kommen, wie es die Band verdient hätte.
Gegen 21 Uhr werde ich etwas unruhig, aber als wir den noch fast leeren Konzertraum betreten, dauert es nur noch wenige Minuten, bis die Vorband, die Night Beds aus Nashville, den Konzertabend eröffnen.
Sänger Winston Yellen zeigt direkt, dass er über ein hörenswertes Organ verfügt. Seine Stimme ist ziemlich hoch und im Laufe des Sets beweist er, dass er in ungeahnte Höhen vorstoßen kann. Im Prinzip spielen die Night Beds ziemlich konventionellen melodiösen US-Country-Rock. Meist sind die Nummern sehr sanft und die Stimme Yellens liegt im Fokus, aber wenn es etwas ungestümer wird und die Band dem Frontmann auf Augenhöhe folgen darf oder aber dichte atmosphaärische Sounds entstehen, erinnert mich das ein oder andere Lied an die Band of Horses.
Leider hat der, zwar charmant plaudernde, aber trotzdem unsicher wirkende Frontmann (dem im obigen Video übel mitgespielt wird) den Hang, Töne unnötig in die Länge zu ziehen, so dass manche Stücke an schnulzige Chris Isaak-Balladen erinnern. In der Schauspielerei gibt es den Begriff "Overacting" und irgendwie trifft das auch auf Winston Yellen zu, wenn er sich beispielsweise die Mikrofonschnur um den Hals legt. Bei so einigen Songs kommt mir der Gedanke, dass hier jemand zu viel will (zumindest live - auf Konserve ist es nicht so ausgeprägt) und dadurch sein eigentlich vorhandenes Potential nicht voll ausspielt.
Trotzdem war es beileibe kein schlechter Support, lediglich den Titel, bei dem Yellen versuchte den Brummbären zu geben (also tief zu singen), sollte die Band ganz schnell aus ihrer Setlist streichen, der war nämlich richtig schlecht.
Schon während des Sets der Night Beds hatte sich der Konzertraum gut gefüllt und als es gegen 22:15 Uhr los geht, ist die Halle zu meiner Freude und auch der der Band, wie Stornoway-Frontmann Brian Briggs während des Konzertes mehrfach verlauten lies, ziemlich voll.
Am meisten hatte ich mich an diesem Abend auf "Knock me on my head" gefreut und zu meiner Verblüffung startete die Band aus Oxford exakt mit diesem Song das Konzert. Für die nächsten knapp 80 Minuten sollte das Lächeln in meinem Gesicht Präsenz zeigen.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass das 2010er Debüt-Album "Beachcomber's Windowsill" irgendwie an mir vorbeikam. Aber wozu hat man Freunde mit gutem Musikgeschmack (danke an den treuen Konzertbegleiter C. - der dieses Mal leider schwänzte - und die musikalische Omniszienz Nina) und so lies man mich schon vor dem Konzert wissen, dass die erste Platte vielleicht sogar einen Tick besser wäre als "Tales From Terra Firma" (Rezension).
Mittlerweile habe ich diesen Fauxpas ausgebügelt, aber ich würde nicht sagen, dass das eine Album besser oder schlechter ist. Aber einen relativ großen Unterschied gibt es schon! Während das Debüt eher Songs mit kleinen feinen Arrangements beinhaltet, fährt man beim neuen Album vermehrt opulente Arrangements auf.
Aber zurück zum Konzert. Nach "Knock me on my head" spielt das Quartett, welches live zum Sextett aufgerüstet hat (unterstützend wirken Susie Attwood [Violine] und ein Herr, der sich an allen möglichen und unmöglichen Musikinstrumenten austobte) zwei mir bis dato unbekannte Nummern vom ersten Album. Im Nachhinein würde ich behaupten, es waren "The Coldharbour Road" und "Fuel up", letzteres eine wunderschöne Folknummer.
Danach bin ich wieder auf der sicheren Seite, denn anschließend erklingt das förmlich zum Mitsingen zwingende "Bigger Picture". Erst vier Stücke gespielt und die Band hat schon jetzt gezeigt, wie eingespielt sie ist und wie vielseitig im Bezug auf das zu spielende Instrument die einzelnen Mitglieder sind. Für Instrumenten-Fetischisten sei erwähnt, dass die Band neben herkömmlichen Musikinstrumenten (Synthesizer, Keyboard, Schlagzeug, Bass, Kontrabass, Cello, Geige, etc.) auch mit einer Säge, Papier, Topfdeckeln und einem metallenem Etwas, das wie der altehrwürdige UEFA-Pokal aussieht, musiziert.
Nach zwei weiteren flotteren Nummern vom neuen Album kündigt Briggs an, das nächste Stück "November Song", eine dylanesk Songwriternummer, ohne Strom präsentieren zu wollen. Es wird ein magischer Moment, bei dem man wirklich die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können.
Weiter geht es mit "Here comes the Blackout ...!" und dem überschwenglichen "You Take Me As I Am". Die Köpfe des Publikums beginnen im Takt zu wippen, weil die Spielfreude der Band ins Publikum überschwappt. Die unverwüstliche V. hat das Leuchten in den Augen, was mir immer ohne irgendwelche Worte sagt, dass ihr dieses Konzert gefällt :-).
Nach der temperamentvollen Nummer drosseln Stornoway das Tempo. "Farewell Appalachia" ist vom neuen Album, aber wie bei Album Eins verzichtet die Band hier auf opulente Arragements, lässt der Stimme mehr Raum und setzt an der richtigen Stelle spärliche Akzente. Als "Zorbing" erklingt, steht fest, dass ich mir das erste Album unbedingt zulegen muss. Was ich an Songs besonders liebe ist, wenn sie eine Dramaturgie aufbauen, die mich mitreist und das ist bei "Zorbing" exzellent gelungen - außerdem machen gute Popsongs mit Trompeten immer so verdammt gute Laune!
Den Hauptteil des Konzertes beenden Stornoway mit dem mehrstimmig vorgetragenem tieftraurigen "The Ones we hurt the Ones" - und die Geige weint dazu. Der Zugabenblock beginnt mit einem furiosen Schlagzeug-Solo von Rob Steadman, das nahtlos in "I saw you Blink" mündet - einem weiteren Argument für den Erwerb von "Beachcomber's Windowsill". Weil es so ergreifend war, wird dann auch bei "The Great Procrastinator" unplugged mit Geige, akustischer Gitarre und Kontrabass musiziert. Schöööön.
Zum Abschluss geht bei "Watching Bird" die Post ab. Die Band spielt noch mal alles aus, was dieses Konzert zu einem wunderbaren Ereignis gemacht hat und verdient sich den donnernden Applaus, als sie von der Bühne geht. Der Song muss in meine Indie-Disco-Playlist, und wenn ich nicht gestorben bin, muss ich beim nächsten Stornoway-Konzert wieder dabei sein.
UND ... Danke an den charmanten Hasen für die Fotos!
UND ... wieder wird die von mir aufgestellte Behauptung unterstützt: "Bands mit Liedern über Vögel sind die besten"
Manchmal, aber wirklich nur manchmal, sind die Erwartungen der Menge an die ihre Kunst feilbietenden Menschen zu hoch, aber manchmal werden diese Hoffnungen sogar noch übertroffen, so wie am besagten 10. April des Jahres 2013. Aber der Reihe nach.
Gegen 20 Uhr, es ist noch hell, der Winter scheint also überstanden, noch ist nichts zu ahnen von der Größe dieses Abends. Während ich auf meine Mitstreiter für den guten Geschmack warte, bringt ein Pizzabote Pizzen und ist verzweifelt auf der Suche nach dem Besteller. Die Band, die in wenigen Stunden die Bühne verzaubern wird, spielt mit einem kleinen Ball Fußball, was sich durchaus sehen lassen kann.
Wenige Minuten später an der Theke im Gebäude 9 schaut es noch ziemlich leer aus. Wir befürchten, dass wegen des Champion League Viertelfinales zwischen Bayern und der alten Dame aus Turin vielleicht nicht so viele Gäste kommen, wie es die Band verdient hätte.
Gegen 21 Uhr werde ich etwas unruhig, aber als wir den noch fast leeren Konzertraum betreten, dauert es nur noch wenige Minuten, bis die Vorband, die Night Beds aus Nashville, den Konzertabend eröffnen.
Sänger Winston Yellen zeigt direkt, dass er über ein hörenswertes Organ verfügt. Seine Stimme ist ziemlich hoch und im Laufe des Sets beweist er, dass er in ungeahnte Höhen vorstoßen kann. Im Prinzip spielen die Night Beds ziemlich konventionellen melodiösen US-Country-Rock. Meist sind die Nummern sehr sanft und die Stimme Yellens liegt im Fokus, aber wenn es etwas ungestümer wird und die Band dem Frontmann auf Augenhöhe folgen darf oder aber dichte atmosphaärische Sounds entstehen, erinnert mich das ein oder andere Lied an die Band of Horses.
Leider hat der, zwar charmant plaudernde, aber trotzdem unsicher wirkende Frontmann (dem im obigen Video übel mitgespielt wird) den Hang, Töne unnötig in die Länge zu ziehen, so dass manche Stücke an schnulzige Chris Isaak-Balladen erinnern. In der Schauspielerei gibt es den Begriff "Overacting" und irgendwie trifft das auch auf Winston Yellen zu, wenn er sich beispielsweise die Mikrofonschnur um den Hals legt. Bei so einigen Songs kommt mir der Gedanke, dass hier jemand zu viel will (zumindest live - auf Konserve ist es nicht so ausgeprägt) und dadurch sein eigentlich vorhandenes Potential nicht voll ausspielt.
Trotzdem war es beileibe kein schlechter Support, lediglich den Titel, bei dem Yellen versuchte den Brummbären zu geben (also tief zu singen), sollte die Band ganz schnell aus ihrer Setlist streichen, der war nämlich richtig schlecht.
Schon während des Sets der Night Beds hatte sich der Konzertraum gut gefüllt und als es gegen 22:15 Uhr los geht, ist die Halle zu meiner Freude und auch der der Band, wie Stornoway-Frontmann Brian Briggs während des Konzertes mehrfach verlauten lies, ziemlich voll.
Am meisten hatte ich mich an diesem Abend auf "Knock me on my head" gefreut und zu meiner Verblüffung startete die Band aus Oxford exakt mit diesem Song das Konzert. Für die nächsten knapp 80 Minuten sollte das Lächeln in meinem Gesicht Präsenz zeigen.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass das 2010er Debüt-Album "Beachcomber's Windowsill" irgendwie an mir vorbeikam. Aber wozu hat man Freunde mit gutem Musikgeschmack (danke an den treuen Konzertbegleiter C. - der dieses Mal leider schwänzte - und die musikalische Omniszienz Nina) und so lies man mich schon vor dem Konzert wissen, dass die erste Platte vielleicht sogar einen Tick besser wäre als "Tales From Terra Firma" (Rezension).
Mittlerweile habe ich diesen Fauxpas ausgebügelt, aber ich würde nicht sagen, dass das eine Album besser oder schlechter ist. Aber einen relativ großen Unterschied gibt es schon! Während das Debüt eher Songs mit kleinen feinen Arrangements beinhaltet, fährt man beim neuen Album vermehrt opulente Arrangements auf.
Aber zurück zum Konzert. Nach "Knock me on my head" spielt das Quartett, welches live zum Sextett aufgerüstet hat (unterstützend wirken Susie Attwood [Violine] und ein Herr, der sich an allen möglichen und unmöglichen Musikinstrumenten austobte) zwei mir bis dato unbekannte Nummern vom ersten Album. Im Nachhinein würde ich behaupten, es waren "The Coldharbour Road" und "Fuel up", letzteres eine wunderschöne Folknummer.
Danach bin ich wieder auf der sicheren Seite, denn anschließend erklingt das förmlich zum Mitsingen zwingende "Bigger Picture". Erst vier Stücke gespielt und die Band hat schon jetzt gezeigt, wie eingespielt sie ist und wie vielseitig im Bezug auf das zu spielende Instrument die einzelnen Mitglieder sind. Für Instrumenten-Fetischisten sei erwähnt, dass die Band neben herkömmlichen Musikinstrumenten (Synthesizer, Keyboard, Schlagzeug, Bass, Kontrabass, Cello, Geige, etc.) auch mit einer Säge, Papier, Topfdeckeln und einem metallenem Etwas, das wie der altehrwürdige UEFA-Pokal aussieht, musiziert.
Nach zwei weiteren flotteren Nummern vom neuen Album kündigt Briggs an, das nächste Stück "November Song", eine dylanesk Songwriternummer, ohne Strom präsentieren zu wollen. Es wird ein magischer Moment, bei dem man wirklich die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können.
Weiter geht es mit "Here comes the Blackout ...!" und dem überschwenglichen "You Take Me As I Am". Die Köpfe des Publikums beginnen im Takt zu wippen, weil die Spielfreude der Band ins Publikum überschwappt. Die unverwüstliche V. hat das Leuchten in den Augen, was mir immer ohne irgendwelche Worte sagt, dass ihr dieses Konzert gefällt :-).
Nach der temperamentvollen Nummer drosseln Stornoway das Tempo. "Farewell Appalachia" ist vom neuen Album, aber wie bei Album Eins verzichtet die Band hier auf opulente Arragements, lässt der Stimme mehr Raum und setzt an der richtigen Stelle spärliche Akzente. Als "Zorbing" erklingt, steht fest, dass ich mir das erste Album unbedingt zulegen muss. Was ich an Songs besonders liebe ist, wenn sie eine Dramaturgie aufbauen, die mich mitreist und das ist bei "Zorbing" exzellent gelungen - außerdem machen gute Popsongs mit Trompeten immer so verdammt gute Laune!
Den Hauptteil des Konzertes beenden Stornoway mit dem mehrstimmig vorgetragenem tieftraurigen "The Ones we hurt the Ones" - und die Geige weint dazu. Der Zugabenblock beginnt mit einem furiosen Schlagzeug-Solo von Rob Steadman, das nahtlos in "I saw you Blink" mündet - einem weiteren Argument für den Erwerb von "Beachcomber's Windowsill". Weil es so ergreifend war, wird dann auch bei "The Great Procrastinator" unplugged mit Geige, akustischer Gitarre und Kontrabass musiziert. Schöööön.
Zum Abschluss geht bei "Watching Bird" die Post ab. Die Band spielt noch mal alles aus, was dieses Konzert zu einem wunderbaren Ereignis gemacht hat und verdient sich den donnernden Applaus, als sie von der Bühne geht. Der Song muss in meine Indie-Disco-Playlist, und wenn ich nicht gestorben bin, muss ich beim nächsten Stornoway-Konzert wieder dabei sein.
UND ... Danke an den charmanten Hasen für die Fotos!
UND ... wieder wird die von mir aufgestellte Behauptung unterstützt: "Bands mit Liedern über Vögel sind die besten"
Dienstag, 9. April 2013
STEVE MASON / Monkey Minds in the Devil's Time
Ich möchte denjenigen kennenlernen, der es schafft, dieses Album nur einem Genre zuzuordnen!
Wieder einmal oder besser, noch strikter als je zuvor, gelingt es dem Ex-Beta Band Sänger Steve Manson mit "Monkey Minds in the Devil's Time" sich außerhalb jeder Schublade zu bewegen.
In 20 (!) Songs (davon sollte man gut die Hälfte allerdings eher als Soundcollagen bezeichnen) mit tiefgründigen, oft sehr persönlichen Texten, offenbart Mason seine Haltung zur aktuellen Politik und den großen aber auch kleinen Problemen des Lebens. Dabei scheut er sich auch nicht, Lösungen bzw. Botschaften explizit anzubieten - am deutlichsten natürlich auf "Fight them back".
Der Albumtitel und das Cover, welches einen Ausschnitt aus dem Gemälde "Das Jüngste Gericht" von Giotto di Bondone zeigt, verrät bereits, dass Masons Inspirationsquelle in der Düsternis liegt. Von Depressionen gepeinigt - was er in zahlreichen Interviews thematisierte - nutzt Mason seine kreativen Fähigkeiten, um den unerwünschten Gefühlszustand zu kanalisieren und in Musik zu verwandeln. Das Ergebniswar noch nie so beiendruckend und eindringlich, aber auch überbordend wie auf "Monkey Minds in the Devil's Time".
Steve Mason - Monkey Minds In The Devil's Time EPK von domino
Die Reise in die Dunkelheit beginnt nach einem kurzen diabolischem Intro mit "Lie awake". Zu einem typisch gedämpften Beta Band-Drumming singt Mason sehnsuchtsvoll und voller Hingabe über den Zustand, wenn Gedanken kreisen und kreisen und kreisen. Nach der Soundcollage "Flyover 98" (Mundharmonika? Vibraphon?) zeigt der Schotte beim folkigen "A Lot of Love" seine herausragenden Songwriterqualitäten. "The Last of the Heroes" ist eine Dub-Nummer mit gesampelter spanischer Stimme, der Inhalt erschließt sich mir leider nicht, aber es hört sich an wie der Aufruf eines Revolutionsführers a la Che Guevara.
BritPop und Gospel verschmelzen bei "Lonely". Erinnert mich in der Hymnenhaftigkeit etwas an Verve-Songs. "Safe Population" ist eine mit fettem Basslauf geführte Instrumentalnummer und die Midtempo-Ballade "Seen it all before" ebenfalls mit Gospelgesängen ausgestattet, arbeitet mit einem dezent stolpernden Beat. Theatralisch und bedrückend ist die mit elektronischen Effekten bestückte Spoken-Word-Nummer "From hate we hope". Klingt nach vertontem Weltuntergang!
Steve Mason – Oh My Lord from Institute For Eyes on Vimeo.
Sehr fröhlich, mit Pianopart und einem gutgelauntem und dieses Mal hoffnungsvoll klingendem Mason, dürfte "Oh my Lord" die fröhlichste Nummer des Albums sein - wäre da nicht der Text. Aber mit dem apokalyptischen "Goodbye Youth" kann die aufkeimende gute Laune schnell beseitigt werden. Der Beat der Instrumentalnummer dient dann auch bei "Never be alone", mit dramatischen Geigen angereichert, dazu, um weiter in die Dunkelheit des Seelenlebens vorzudringen.
"More Money, more Fire" klingt wie eine Nummer von den Last Poets oder Gil Scott-Heron. Funky! Aufrührerisch! Demagogisch!
"Fire!" bleibt im Funkgefilde, wird aber tanzbarer und durch Bläser und Gesang sehr groovig. Ebenfalls mit viel Groove, aber Dub und spacigen Sounds klingt "Operation Mason". Könnte durchaus als Nightmares on Wax Double herhalten.
Steve Mason - Fight Them Back von domino
Der bestechenste Song des tollen Albums ist "Fight them back". Klarer Basslauf, feine Breaks, dramatische Komposition, tolle Hookline. Wie ein Song für den Dancefloor ist "Tower of Power" konstruiert. Stampfender fetter Beat, Handclaps. Aber mit dem abrupten Ende nach 1:41 Minuten zerstört er brachial die Erwartungen und gleitet anschließend sanft mit "Come to me", für seine Verhältnisse sehr versöhnlich, dem Ende entgegen.
Gelungenes hoch ambitioniertes Werk des Künstlers Steve Mason, welches sich nach öfterem Hören immer weiter ausdehnt und trotz der Vielschichtigkeit zu überzeugen weiß. Und Steve hat Recht "God was not a Bankmanager!" :-)
Wieder einmal oder besser, noch strikter als je zuvor, gelingt es dem Ex-Beta Band Sänger Steve Manson mit "Monkey Minds in the Devil's Time" sich außerhalb jeder Schublade zu bewegen.
In 20 (!) Songs (davon sollte man gut die Hälfte allerdings eher als Soundcollagen bezeichnen) mit tiefgründigen, oft sehr persönlichen Texten, offenbart Mason seine Haltung zur aktuellen Politik und den großen aber auch kleinen Problemen des Lebens. Dabei scheut er sich auch nicht, Lösungen bzw. Botschaften explizit anzubieten - am deutlichsten natürlich auf "Fight them back".
Der Albumtitel und das Cover, welches einen Ausschnitt aus dem Gemälde "Das Jüngste Gericht" von Giotto di Bondone zeigt, verrät bereits, dass Masons Inspirationsquelle in der Düsternis liegt. Von Depressionen gepeinigt - was er in zahlreichen Interviews thematisierte - nutzt Mason seine kreativen Fähigkeiten, um den unerwünschten Gefühlszustand zu kanalisieren und in Musik zu verwandeln. Das Ergebniswar noch nie so beiendruckend und eindringlich, aber auch überbordend wie auf "Monkey Minds in the Devil's Time".
Steve Mason - Monkey Minds In The Devil's Time EPK von domino
Die Reise in die Dunkelheit beginnt nach einem kurzen diabolischem Intro mit "Lie awake". Zu einem typisch gedämpften Beta Band-Drumming singt Mason sehnsuchtsvoll und voller Hingabe über den Zustand, wenn Gedanken kreisen und kreisen und kreisen. Nach der Soundcollage "Flyover 98" (Mundharmonika? Vibraphon?) zeigt der Schotte beim folkigen "A Lot of Love" seine herausragenden Songwriterqualitäten. "The Last of the Heroes" ist eine Dub-Nummer mit gesampelter spanischer Stimme, der Inhalt erschließt sich mir leider nicht, aber es hört sich an wie der Aufruf eines Revolutionsführers a la Che Guevara.
BritPop und Gospel verschmelzen bei "Lonely". Erinnert mich in der Hymnenhaftigkeit etwas an Verve-Songs. "Safe Population" ist eine mit fettem Basslauf geführte Instrumentalnummer und die Midtempo-Ballade "Seen it all before" ebenfalls mit Gospelgesängen ausgestattet, arbeitet mit einem dezent stolpernden Beat. Theatralisch und bedrückend ist die mit elektronischen Effekten bestückte Spoken-Word-Nummer "From hate we hope". Klingt nach vertontem Weltuntergang!
Steve Mason – Oh My Lord from Institute For Eyes on Vimeo.
Sehr fröhlich, mit Pianopart und einem gutgelauntem und dieses Mal hoffnungsvoll klingendem Mason, dürfte "Oh my Lord" die fröhlichste Nummer des Albums sein - wäre da nicht der Text. Aber mit dem apokalyptischen "Goodbye Youth" kann die aufkeimende gute Laune schnell beseitigt werden. Der Beat der Instrumentalnummer dient dann auch bei "Never be alone", mit dramatischen Geigen angereichert, dazu, um weiter in die Dunkelheit des Seelenlebens vorzudringen.
"More Money, more Fire" klingt wie eine Nummer von den Last Poets oder Gil Scott-Heron. Funky! Aufrührerisch! Demagogisch!
"Fire!" bleibt im Funkgefilde, wird aber tanzbarer und durch Bläser und Gesang sehr groovig. Ebenfalls mit viel Groove, aber Dub und spacigen Sounds klingt "Operation Mason". Könnte durchaus als Nightmares on Wax Double herhalten.
Steve Mason - Fight Them Back von domino
Der bestechenste Song des tollen Albums ist "Fight them back". Klarer Basslauf, feine Breaks, dramatische Komposition, tolle Hookline. Wie ein Song für den Dancefloor ist "Tower of Power" konstruiert. Stampfender fetter Beat, Handclaps. Aber mit dem abrupten Ende nach 1:41 Minuten zerstört er brachial die Erwartungen und gleitet anschließend sanft mit "Come to me", für seine Verhältnisse sehr versöhnlich, dem Ende entgegen.
Gelungenes hoch ambitioniertes Werk des Künstlers Steve Mason, welches sich nach öfterem Hören immer weiter ausdehnt und trotz der Vielschichtigkeit zu überzeugen weiß. Und Steve hat Recht "God was not a Bankmanager!" :-)
Sonntag, 7. April 2013
JAMES BLAKE / Overgrown
Neulich lief auf der Arbeit im Radio ein Dubstep-Stück, welches mich sehr an James Blake erinnerte. Mein Kollegin, die im gleichen Raum arbeitete, fragte, ob das Stück hängt? "Es hört sich irgendwie defekt an", und ob ich das bitte leiser oder ausmachen könne. Auf der anderen Seite werfen mir Blake-Hasser aber auch immer wieder vor, dass der britische Knabe doch Fahrstuhlmusik für Mädchen mache.
Klar ist also, dass James Blake in höchstem Maße polarisiert. Entweder man liebt ihn und seine Klangphilosophie oder man hasst beides. Meine Wenigkeit gehört definitiv zu den glühenden Verehrern des ausgebildeten Pianisten, der bereits mit 6 Jahren mit dem Klavierspielen begann.
Sein 2011 erschienenes, schlicht "James Blake" betiteltes Debütalbum verzauberte mich beim ersten Anhören - die beiden Lieder "The Wilhelm Scream" und das Feist-Cover "Limit to your Love" werden bestimmt auf ewig in meiner Bestenliste bleiben.
Danach gierte ich wie ein Staubsauger nach allem, was der sensible Brite bisher veröffentlicht hatte - immerhin ein halbes Dutzend EPs - und selbsverständlich war der Veröffentlichungstermin seines zweiten Langspielalbums in meinem Kalender rot markiert. Die Vorab-Single "Retrograde" schürte die Vorfreude auf "Overgrown" noch mehr und deswegen ist es schon fast erstaunlich, dass der Brite meine hohen Erwartungen dennoch erneut erüllen kann.
Das Album "Overgrown" ist weicher und fließender als das Debütalbum, die "Störeffekte" hat Blake reduziert bzw. dezenter arrangiert. Everythings flows und absolut nix hängt ;-). Ist das nun kommerzieller wie ihm direkt einige Kritiker vorwerfen? Quatsch! Nach der Destruktionsphase kommt immer die Konstruktionsphase. Nach Tabula Rasa wird der Tisch also wieder mit auserlesenen Klanggebilden, Schicht für Schicht, bedeckt - bevor dann wieder aufgeräumt werden muss.
Der erste Titel, das dem Album den Namen gebende, "Overgrown" ist ein echter Blake. Tiefe, in Melancholie getauchte Bassmusik. Das Klavier als verbindenes Element zwischen elektronischer Musik und Klassik. Die intensive glasklare Stimme Blakes, die mir immer wieder durch Mark und Bein schneidet, ob verfremdet oder nicht. Blake singt in "Overgrown" "I don't wanna be a star" und eben nur mit dieser so plump klingenden Feststellung, lässt es sich verwirklichen, etwas wirklich Neues zu erschaffen. Blake hat dies vollbracht und heute bezeichnet die ganze Welt Musik dieser Art mit dem dafür erschaffenen Begriff Post-Dubstep.
"I am sold" schwebt. Als ob man indianische Gesänge um das tausendfache verlangsamt hätte, schrauben sich die Vocals immer höher und höher. Stimme als Instrument! Es fiepst, klickert und brummt und wenn man den Song in Endlosschleife hört, bin ich mir sicher, kann man seinen Körper verlassen und zusammen mit Blake schweben. Ich bin nicht wirklich mit übermäßig viel Gefühlsduselei behaftet, aber bei Blakes Musik ist mir immer, als ob sich die Augen mit Wasser füllen möchten.
Bei "Life round here" lässt das Klavier eine kleine Melodie in Moll immer wieder kehren, der dumpfe minimalistische Beat zeigt Konstanz, die Wirkung ist erstaunlich. In einem Interview mit dem Spiegel meinte Blake "Ich kombiniere digitale Präzision mit analoger Wärme". Wahre und sehr poetische Worte.
"Take A Fall For Me" erweitert das Klangspektrum von Blake in eine neue Richtung. Wu-Tang Rapper RZA duelliert sich zu einem schleifenden Soundgebilde mit Blake. Während Blake über das Leid der Liebe klagt und flehentlich immer wieder erklingt "You can't marry her", rappt RZA seine Zeilen zum gleichen Thema; als wäre er der erfahrene väterliche Freund; der dem zaudernden Freund in höchster Not beisteht. Emotionaler wird man RZA wohl nie mehr hören.
Über "Retrograde", die erste Single des Albums, die bereits vorab erschien, nähert sich Blake weiter dem Soul. Wäre das nicht das flirrende sirenenartige Geräusch; welches in der Mitte des Songs dafür sorgt, dass die Nummer; die von Handclaps getragen wird; große Wucht entwickelt, könnte man fast in Versuchung kommen und Blake mit Curtis Mayfield vergleichen.
"DLM" ist ein Klavierstück. Blake kombiniert die klassich anmutenden Pianopassagen mit gospelartigen Vocals, aber im Gegensatz zu allen anderen Songs des Albums fällt die Überzeichnung zu schwach aus, was dazu führt, dass der Song leider ziemlich dahin plätschert.
Viel besser, weil vielleicht der stärkste Song des Albums, funktioniert "Digital Lion". Die Komposition steigert sich peu à peu, verdichtet die Beats und steuert filigran auf den Höhepunkt zu, als gäbe es kein Morgen. Würde sehr gerne den Song mal in der Kulturkirche in Nippes zu Gehör bekommen, könnte aber zu Schäden am Gebäude führen ;-)
"Voyeur" ist ein gutes Beispiel dafür Blakes Arbeitsweise zu analysieren. Der Gesang wird geloopt mit Autotunes verfremdet, mehrfach gesampelt, so dass er mit sich selbst singen kann. Das hastige ekstatische Klavierthema (hier sehr zurückgenommen) heizt die Atmosphäre an und die hier sehr nach Deep House klingenden Beats aus dem Laptop dienen als die Komposition stützender Rahmen. Und alle, die Blake jetzt den Ausverkauf vorwerfen, sollen doch mal versuchen, dieses Stück bei einem Mainstream-Radio in die Playlist zu bekommen - nächtliche Stunden zählen nicht!
Bei "To the Last", dem vorletzten Stück des Albums, kann ich erstmals besser verstehen, wieso mancher Zeitgenosse Blake mit Antony Hegarty vergleicht, denn bei diesem Stück verzichtet der Londoner fast gänzlich darauf, die Stimme über die Maßen zu verfremden. In den Strophen scheint es fast so, als höre man Blakes sehnsuchtsvolles Organ erstmals im Reinzustand. Dazu schlurft und schleift es und ab und an brandet eine elektronische Welle über die Stimme hinweg, begleitet von Möwengeräuschen. Weckt irgendwie große Sehnsucht nach dem Meer bei mir. Ich weiß nicht, wie es Blake gelingt, dass er mich so einfängt mit seiner Musik. Es scheint fasst so, dass es bei manchen Menschen einen Knopf gibt, den Mister Blake spielend drücken kann.
"Our love comes back" beginnt wie das Klagelied eines Pianisten in einer Jazzbar nachts um 3 Uhr. Die meisten Gäste sind verschwunden und nun endlich beginnt er sich auszuleben. Er packt sein Laptop aus, generiert einen tiefen Bass und verliert sich, ohne sich zu verlieren, in den nun erweiterten Möglichkeiten seiner musikalischen Fähigkeiten. Vielleicht hat es ja nicht nur mit Gefühlen, sondern auch mit Fantasie zu tun, was Blake bei seinen Anhängern (fast hätte ich Jüngern geschrieben) weckt?
Ich bin mir sicher, dass ein Künstler dieses Formats irgendwann alles über Bord wirft und ganz neue Wege bestreitet - was nicht immer gut enden muss (das letzte Brian Eno Werk beispielsweise ist doch verdammt nahe an Fahrstuhlmusik) - aber dafür ist es noch VIEL zu früh.
Es lebe der Post-Dubstep, auch wenn Blake selbst diesen Begriff für seine Musik als viel zu eng gefasst ansieht. Es lebe der Mut, ausgelatschte Wege zu verlassen! Danke für ein weiteres Meisterwerk!
Klar ist also, dass James Blake in höchstem Maße polarisiert. Entweder man liebt ihn und seine Klangphilosophie oder man hasst beides. Meine Wenigkeit gehört definitiv zu den glühenden Verehrern des ausgebildeten Pianisten, der bereits mit 6 Jahren mit dem Klavierspielen begann.
Sein 2011 erschienenes, schlicht "James Blake" betiteltes Debütalbum verzauberte mich beim ersten Anhören - die beiden Lieder "The Wilhelm Scream" und das Feist-Cover "Limit to your Love" werden bestimmt auf ewig in meiner Bestenliste bleiben.
Danach gierte ich wie ein Staubsauger nach allem, was der sensible Brite bisher veröffentlicht hatte - immerhin ein halbes Dutzend EPs - und selbsverständlich war der Veröffentlichungstermin seines zweiten Langspielalbums in meinem Kalender rot markiert. Die Vorab-Single "Retrograde" schürte die Vorfreude auf "Overgrown" noch mehr und deswegen ist es schon fast erstaunlich, dass der Brite meine hohen Erwartungen dennoch erneut erüllen kann.
Das Album "Overgrown" ist weicher und fließender als das Debütalbum, die "Störeffekte" hat Blake reduziert bzw. dezenter arrangiert. Everythings flows und absolut nix hängt ;-). Ist das nun kommerzieller wie ihm direkt einige Kritiker vorwerfen? Quatsch! Nach der Destruktionsphase kommt immer die Konstruktionsphase. Nach Tabula Rasa wird der Tisch also wieder mit auserlesenen Klanggebilden, Schicht für Schicht, bedeckt - bevor dann wieder aufgeräumt werden muss.
Der erste Titel, das dem Album den Namen gebende, "Overgrown" ist ein echter Blake. Tiefe, in Melancholie getauchte Bassmusik. Das Klavier als verbindenes Element zwischen elektronischer Musik und Klassik. Die intensive glasklare Stimme Blakes, die mir immer wieder durch Mark und Bein schneidet, ob verfremdet oder nicht. Blake singt in "Overgrown" "I don't wanna be a star" und eben nur mit dieser so plump klingenden Feststellung, lässt es sich verwirklichen, etwas wirklich Neues zu erschaffen. Blake hat dies vollbracht und heute bezeichnet die ganze Welt Musik dieser Art mit dem dafür erschaffenen Begriff Post-Dubstep.
"I am sold" schwebt. Als ob man indianische Gesänge um das tausendfache verlangsamt hätte, schrauben sich die Vocals immer höher und höher. Stimme als Instrument! Es fiepst, klickert und brummt und wenn man den Song in Endlosschleife hört, bin ich mir sicher, kann man seinen Körper verlassen und zusammen mit Blake schweben. Ich bin nicht wirklich mit übermäßig viel Gefühlsduselei behaftet, aber bei Blakes Musik ist mir immer, als ob sich die Augen mit Wasser füllen möchten.
Bei "Life round here" lässt das Klavier eine kleine Melodie in Moll immer wieder kehren, der dumpfe minimalistische Beat zeigt Konstanz, die Wirkung ist erstaunlich. In einem Interview mit dem Spiegel meinte Blake "Ich kombiniere digitale Präzision mit analoger Wärme". Wahre und sehr poetische Worte.
"Take A Fall For Me" erweitert das Klangspektrum von Blake in eine neue Richtung. Wu-Tang Rapper RZA duelliert sich zu einem schleifenden Soundgebilde mit Blake. Während Blake über das Leid der Liebe klagt und flehentlich immer wieder erklingt "You can't marry her", rappt RZA seine Zeilen zum gleichen Thema; als wäre er der erfahrene väterliche Freund; der dem zaudernden Freund in höchster Not beisteht. Emotionaler wird man RZA wohl nie mehr hören.
Über "Retrograde", die erste Single des Albums, die bereits vorab erschien, nähert sich Blake weiter dem Soul. Wäre das nicht das flirrende sirenenartige Geräusch; welches in der Mitte des Songs dafür sorgt, dass die Nummer; die von Handclaps getragen wird; große Wucht entwickelt, könnte man fast in Versuchung kommen und Blake mit Curtis Mayfield vergleichen.
"DLM" ist ein Klavierstück. Blake kombiniert die klassich anmutenden Pianopassagen mit gospelartigen Vocals, aber im Gegensatz zu allen anderen Songs des Albums fällt die Überzeichnung zu schwach aus, was dazu führt, dass der Song leider ziemlich dahin plätschert.
Viel besser, weil vielleicht der stärkste Song des Albums, funktioniert "Digital Lion". Die Komposition steigert sich peu à peu, verdichtet die Beats und steuert filigran auf den Höhepunkt zu, als gäbe es kein Morgen. Würde sehr gerne den Song mal in der Kulturkirche in Nippes zu Gehör bekommen, könnte aber zu Schäden am Gebäude führen ;-)
"Voyeur" ist ein gutes Beispiel dafür Blakes Arbeitsweise zu analysieren. Der Gesang wird geloopt mit Autotunes verfremdet, mehrfach gesampelt, so dass er mit sich selbst singen kann. Das hastige ekstatische Klavierthema (hier sehr zurückgenommen) heizt die Atmosphäre an und die hier sehr nach Deep House klingenden Beats aus dem Laptop dienen als die Komposition stützender Rahmen. Und alle, die Blake jetzt den Ausverkauf vorwerfen, sollen doch mal versuchen, dieses Stück bei einem Mainstream-Radio in die Playlist zu bekommen - nächtliche Stunden zählen nicht!
Bei "To the Last", dem vorletzten Stück des Albums, kann ich erstmals besser verstehen, wieso mancher Zeitgenosse Blake mit Antony Hegarty vergleicht, denn bei diesem Stück verzichtet der Londoner fast gänzlich darauf, die Stimme über die Maßen zu verfremden. In den Strophen scheint es fast so, als höre man Blakes sehnsuchtsvolles Organ erstmals im Reinzustand. Dazu schlurft und schleift es und ab und an brandet eine elektronische Welle über die Stimme hinweg, begleitet von Möwengeräuschen. Weckt irgendwie große Sehnsucht nach dem Meer bei mir. Ich weiß nicht, wie es Blake gelingt, dass er mich so einfängt mit seiner Musik. Es scheint fasst so, dass es bei manchen Menschen einen Knopf gibt, den Mister Blake spielend drücken kann.
"Our love comes back" beginnt wie das Klagelied eines Pianisten in einer Jazzbar nachts um 3 Uhr. Die meisten Gäste sind verschwunden und nun endlich beginnt er sich auszuleben. Er packt sein Laptop aus, generiert einen tiefen Bass und verliert sich, ohne sich zu verlieren, in den nun erweiterten Möglichkeiten seiner musikalischen Fähigkeiten. Vielleicht hat es ja nicht nur mit Gefühlen, sondern auch mit Fantasie zu tun, was Blake bei seinen Anhängern (fast hätte ich Jüngern geschrieben) weckt?
Ich bin mir sicher, dass ein Künstler dieses Formats irgendwann alles über Bord wirft und ganz neue Wege bestreitet - was nicht immer gut enden muss (das letzte Brian Eno Werk beispielsweise ist doch verdammt nahe an Fahrstuhlmusik) - aber dafür ist es noch VIEL zu früh.
Es lebe der Post-Dubstep, auch wenn Blake selbst diesen Begriff für seine Musik als viel zu eng gefasst ansieht. Es lebe der Mut, ausgelatschte Wege zu verlassen! Danke für ein weiteres Meisterwerk!
Freitag, 5. April 2013
BLUE HAWAII / Untogether
Möchte man Vergleiche ziehen, so fallen mir auf der einen Seite die legendären Cocteau Twins ein (man höre "Try to be" - mit Gitarre!), die freilich mit anderen Mitteln, ähnliche Klangwelten erzeugten oder aber die Feinelektroniker Múm mit ihren atmosphärischen Soundcollagen - man lausche dem himmlischen "Yours to Keep" . Der Unterschied zu diesen beiden Referenzen ist, dass bei Blue Hawaii auch immer wieder tanzbare Rhythmen durchdringen, wodurch eine weitere Referenz auftaucht: Björk - in den Anfängen ihrer Solokarriere. "Daisy" ist zum Beispiel ein solcher Song.
Vielleicht kann man "Untogether" sogar als Konzeptalbum bezeichnen, wenn man ein Konzeptalbum als Werk bezeichnet, welches man in einem Stück hören sollte und das in sich so geschlossen ist, dass kein Song herausragt. Das erste Kriterium erfüllt das Debüt des Duos ohne Frage, der zweite Punkt ist etwas heikler, denn der Album-Opener "Follow" ist schon etwas ganz Besonderes. Fragil und erhaben! Manchmal erinnert mich die Musik von Blue Hawaii wirklich an die singenden gregorianischen Mönche!
In den klaren, reduzierten Songs thematisierenen Raphaelle Standell-Preston und Alexander Cowan, alias Blue Hawaii, die großen Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen oder besser gescheiterten Beziehungen. Hochdramatisch und tiefraurig anzuhören, besonders bei "In Two" und "In Two II".
Kanada scheint sich immer mehr als neues Zentrum dieser Art von elektronischer Musik herauszukristallisieren. Warme Synthesizerklänge, große Melodien und sanfte, außergewöhnliche Stimmen. Neben Grimes und Austra dürfte nun auch Blue Hawaii mit "Untogether" in den vorderen Reihen Platz nehmen.
P.S. Und falls die Band mal ein originelles Cover braucht und nicht im Placebo-Fundus wildern möchte, darf sie sich gerne bei mir melden ;-)
Da hat doch wirklich jemand eine Szene aus dem Film "9 1/2 Wochen" mit der wunderbaren Kim Basinger mit "Try to be" unterlegt. Tzzz, Sachen gibts ....
Dienstag, 2. April 2013
Immer wieder NEUE LIEDER Vol. 5
DINOSAUR JR / PHOENIX ... CHAOS MON AMOUR ... SURFER BLOOD ... AUSTRA
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DINOSAUR JR - Entertainment (Phoenix-Cover)
Muss man dazu Worte verlieren, wenn eine der besten Bands der USA - wenn nicht sogar die Beste - eine der besten Bands Frankreichs covert? Nein! Mir würde auch nur ein ziemlich aus der Mode gekommenes Wort einfallen: Geil!
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CHAOS MON AMOUR - Psychosomnia
Ehrlich gesagt, hat mich der Name der Band etwas abgeschreckt. Chaos mon Amour klingt nach einer Band, wie man sie zu Zillo-Gründungszeiten, also Ende der 80er, zu Hauf hatte. Nach altbackener EBM, düsteren Sounds, einfach gestrickten Beats und überhaupt Songs, die meist sehr austauschbar klangen.
ABER dann folgte ich trotzdem dem mir zugesendeten Link und spätestens, als die Stimme bei "Psychosomnia" einsetzt, hat die Band meine volle Aufmerksamkeit. Sänger Michael Sell (oder doch Raphael Hansen?) schreit seine Lyrics ganz im WU LYF-Stil. Das macht schön wohlige Gänsehaut, ist zwar düster, aber schön düster.
Chaos mon Amour wurde 2010 in Köln gegründet, besteht aus den Mitgliedern Michael Sell (Gesang, Gitarre), Raphael Hansen (Gesang, Gitarre), Johannes Hartmann (Schlagzeug, Cello, Piano) und Kay Rosenbaum (Bass).
Im Februar 2012 erschien das Debüt "Dead End Paradise" und demnächst legen die Kölner nach. Die Vorab-Singles "Psychosomnia" und "A little Death to Dance" sind bereits erhältlich. "A little Death to Dance" ist leider nicht so stark wie "Psychosomnia", ich freu mich aber trotzdem auf das kommende Album und versuche mich in Zukunft weniger von Bandnamen beeinflussen zu lassen.
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SURFER BLOOD - Demon Dance
Man, können die Weezer! Gutgelaunter, sonniger Indie-Song, der als Vorbote für das kommende Album "Pythons" fungiert und auf Studenten-Partys bestimmt für Stimmung sorgt. Die Melodie und die Hookline lässt Indie-Kost-Feinschmecker natürlich auch irgendwie an die glorreichen Pixies denken, die singende Studentenband kommt allerdings nicht aus Boston, sondern aus dem sonnigen Florida - was kaum zu überhören ist und der Name Surfer Blood spricht ja auch für sich.
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AUSTRA - Home
Austra ist eine dreiköpfige Band aus Kanada, die erstmals 2011 mit dem Song "Loose it" in den Jahrescharts der einschlägigen Musikpresse auftauchte. Die lettisch-kanadische Sängerin Katie Stelmanis verleiht mit ihrer dramatischen Stimme - sie sang bereits als Kind in einem Opernchor - den Synthi-Wave-Pop-Songs des Trios schwermütige Leichtigkeit. Ja, das widerspricht sich, trifft aber trotzdem auf die eigenwillige Musik der Kanadier zu.
"Home" beginnt äußerst theatralisch, wird aber im Verlauf zunehmend flotter, tanzbarer und sogar ein wenig orientalisch. Das neue Album "Olympia" soll im Juni auf Domino erscheinen, neben Sängerin und Keyboarderin Stelmanis wieder mit dabei sind als Kernbesetzung Maya Postepski (Schlagzeug) und Dorian Wolf (Bass).
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