Jetzt, wo der Frühling endlich erwacht ist, ist es auch an der Zeit, mal wieder fröhliche Musik zu hören. Das heißt natürlich nicht, dass man das Steve Mason und James Blake-Album schon verbannen muss, aber bei geöffnetem Fenster und blauem Himmel passt die gutgelaunte Musik des Östereichers Effi deutlich besser.
Effi macht sehr tanzbare Indie-Songwriter-Musik, leicht verschroben, in etwa so wie Darwin Deez und mit viel Rhythmus. Hinter dem Künstlernamen verbirgt sich Thomas Petritsch aus Graz. Der Mann studiert Germanistik (na, wer kommt darauf, nach welchem berühmten Roman er sich benannt hat?), ist ein Multiinstrumentalist (Gitarre, Ukulele, Bass, Drums, Keyboard, Mundharmonika, etc.) und hat sein erstes Album "Astronaut" so gut wie im Alleingang eingespielt.
In seiner Heimat Österreich schon durchaus mit einem ordentlichen Bekanntheitsgrad ausgestattet, macht er sich nun mit seinem zweiten Album "Closer" daran, auch in Deutschland Fans für seine Musik zu gewinnen.
Beim neuen Album durften allerdings auch andere Musiker an die
Instrumente, Effi begnügte sich mit der Einspielung von Gitarre,
Klavier, Bass und Ukulele, weswegen der Master himself in Interviews mittlerweile als Band von Effie spricht.
Nack kurzem Intro beginnt das neue Werk mit "Beach". Extrem schmissige Nummer, bei der man sofort nach seinen Badelatschen sucht, um der Aufforderung von Effi "Baby, we going to the Beach" nachzukommen. Aber es wird noch besser, denn bei "Muzik" schwingt sich der Junge durch Bläsersätze und altes deutsches Liedgut. Überhaupt scheint der Österreicher eine ausgesprochene Affinität zu Jazz und explizit Swing zu haben. "Bloom" klingt beispielsweise wie ein MashUp aus Jamie Cullum und Jamie Lidell.
Mit "Time" folgt auf die swingenden Nummern ein gutgelaunt fröhliches Singer/Songwriter-Stück - perfekt, um die erste Flasche Gerstensaft an einem idylischen See zu öffnen. "Lonely Boy" klingt zu Beginn, als ob auf der Kirmes einer dieser Herren mit Zylinder und Frack an der Orgel ein Liedchen anstimmt, aber dann wird es immer flotter und wenn die Bläser einsetzen, ist es viel zu opulent, um noch an Kirmes zu erinnern.
Die eine von zwei langsamen und nicht vor Freude überschäumenden Nummern ist die Ballade "Fish". Ein sehr melancholisches Lied, das sich im Verlauf sehr dramatisch aufbaut, um dann wieder leise zu verklingen. Nicht schlecht, aber die fluffigen, schrägen frohgemuten Nummern stehen Effi eindeutig besser.
"Closer" geht auch gleich wieder in die richtige Richtung, dieses Mal mit karibischen Rhythmen und Sunshine-Feeling. Meine Lieblingsnummer des Albums ist "The Breakup". Die Gitarre führt, der Rhythmus stapft, und die Trompete tönt so seltsam, als wären sie mit dem Mund gemacht (oder ist sie es sogar?). Schön auch, wie sich Petritsch von Konventionen lossagt und die Stimme immer wieder enthusiastisch aufbrausen lässt.
"Proof" macht da weiter, wo "Muzik" aufgehört hat. Es wird textlich und musikalisch fleißig rezitiert und Genregrenzen voller Inbrunst niedergerissen. Der nächste flirrende Smile-or-Die-Song "Won't let go" knallt einem die gute Laune vor den Latz, dass einem fast die Luft wegbleiben könnte. Ich fürchte in schweren Zeiten ist der fröhlichste Österreicher dieses Jahrzehnts nicht zu ertragen.
Zum Abschluss der Albums wird es mit der im Walzer-Takt agierenden Ballade "Old fellow" noch mal besinnlich. Wie singt Effie dort so schön "You've been thinking far too much". Wer also mal die Birne abschalten und sich den Freuden des Lebens reflektionslos hingeben möchte, der sollte dabei unbedingt Effis Album "Closer" auflegen.
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