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Freitag, 5. April 2013

BLUE HAWAII / Untogether

Elfenartig dürfte das Wort sein, welches einen am ehesten in den Sinn kommt, wenn man die Stimme von Raphaelle Standell-Preston zum ersten Mal zu Gehör bekommt. Die stimmebegleitenden sanften reduzierten Beats werden mit den verschiedensten elektronischen Effekten in klerikal anmutende sinnliche Klanglandschaften überführt. Mit viel Feingefühl, sehr wohldosiert, wird die Stimme durch Voicedecoder verfremdet, behutsam gepitcht ("Flammarion") und in Schichten gesampelt.

Möchte man Vergleiche ziehen, so fallen mir auf der einen Seite die legendären Cocteau Twins ein (man höre "Try to be" - mit Gitarre!), die freilich mit anderen Mitteln, ähnliche Klangwelten erzeugten oder aber die Feinelektroniker Múm mit ihren atmosphärischen Soundcollagen - man lausche dem himmlischen "Yours to Keep" . Der Unterschied zu diesen beiden Referenzen ist, dass bei Blue Hawaii auch immer wieder tanzbare Rhythmen durchdringen, wodurch eine weitere Referenz auftaucht: Björk - in den Anfängen ihrer Solokarriere. "Daisy" ist zum Beispiel ein solcher Song.



Vielleicht kann man "Untogether" sogar als Konzeptalbum bezeichnen, wenn man ein Konzeptalbum als Werk bezeichnet, welches man in einem Stück hören sollte und das in sich so geschlossen ist, dass kein Song herausragt. Das erste Kriterium erfüllt das Debüt des Duos ohne Frage, der zweite Punkt ist etwas heikler, denn der Album-Opener "Follow" ist schon etwas ganz Besonderes. Fragil und erhaben! Manchmal erinnert mich die Musik von Blue Hawaii wirklich an die singenden gregorianischen Mönche!

In den klaren, reduzierten Songs thematisierenen Raphaelle Standell-Preston und Alexander Cowan, alias Blue Hawaii, die großen Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen oder besser gescheiterten Beziehungen. Hochdramatisch und tiefraurig anzuhören, besonders bei "In Two" und "In Two II".



Kanada scheint sich immer mehr als neues Zentrum dieser Art von elektronischer Musik herauszukristallisieren. Warme Synthesizerklänge, große Melodien und sanfte, außergewöhnliche Stimmen. Neben Grimes und Austra dürfte nun auch Blue Hawaii mit "Untogether" in den vorderen Reihen Platz nehmen.

P.S. Und falls die Band mal ein originelles Cover braucht und nicht im Placebo-Fundus wildern möchte, darf sie sich gerne bei mir melden ;-)



Da hat doch wirklich jemand eine Szene aus dem Film "9 1/2 Wochen" mit der wunderbaren Kim Basinger mit "Try to be" unterlegt. Tzzz, Sachen gibts ....


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