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Sonntag, 17. Juni 2018

QUICK & DIRTY: STEPHEN MALKMUS And The Jicks / Sparkle Hard

Published: 18.05.2018
Label: Domino Recording
Genre: AlternativeRock, IndieRock
Country: Portland, U.S.A.



Members:
Stephen Malkmus, Joanna Bolme, Mike Clrak, Jake Morris

Das Artwork des Jahres geht für mich in 2018 schon jetzt an STEPHEN MALKMUS And The Jicks. Das Urlaubsfoto, der Name des Bootes und der Albumtitel "Sparkle Hard" passen wie die Faust aufs Auge und sind in ihrer Gesamtheit so zeitlos, wie die Rockmusik dieser völlig unterbewerteten Band die mittlerweile in Hippstertown Portland ansässig ist.

Dass Frontmann Malkmus, bevor er mit eigenem Namen und den Jicks an den Start ging, mit Pavement den IndieRock der 90er prägte, sollte mittlerweile bekannt sein. Mit Pavement kam Malkmus auf 5 Alben, mit den Jicks veröffentlicht er nun schon sein 7tes Album. 

Nach dem etwas schwächerem, aber nicht schlechtem Album "Mirror Traffic" (2011) konnte mich die Band mit dem 2014er Werk "Wig Out at Jagbags" wieder restlos überzeugen und zu meiner großen Freude hält "Sparkle Hard" das dort erreichte Niveau spielend.



"Sparkle Hard" funkelt zeitlos! Normalerweise mag ich es nicht, wenn auf Schallplatten das Jahr der Veröffentlichung nicht preisgegeben wird, bei "Sparkle Hard" hätte ich es mir gewünscht, denn selbst das Jahrzehnt spielt hier keine Rolle. Wer nach irgendwelchen Modernismen sucht, kann suchen bis er schwarz wird. Wer nach ungezügelter Spiellust, ausufernden Solo-Parts und schier grenzenloser Virtuosität fahndet, der braucht allerdings nicht lange suchen, den das Albumin steckt voll davon.

Die Freaks von der Spex vergleichen "Sparkle Hard" mit "Ege Bamyasi" dem Meisterwerk von Can aus dem Jahr 1972, der Rolling Stone attestiert "Spleenige Gitarrenmusik mit Anleihen bei Kraut- und Classic Rock", die Intro entdeckt "cheesy Synthies und satte Streichern", sowie "einen mit Auto-Tune garnierter Space-Rocker". Ich würde es einfach als ein verdammt cooles und fettes Werk bezeichnen, das sehr abwechslungsreich ist, trotzdem aus einem Guss und eine Menge Spaß bereitet, weil man ständig irgendetwas neues Abgefahrenes entdeckt und lieben lernt.

Das volle Programm in 6:41 Minuten erwartet den Hörer beim Übersong "Kite". Es beginnt mit der akustischen Gitarre und dem typisch fluffigen Gesang, dann kommt plötzlich ein psychedelisches Intermezzo mit dem Mellotron und der Song beginnt zu grooven, ehe er in einem furiosen KrautRock-Jam endet. Ein ähnliches Groovemonster mit hoher Wandlungsfähigkeit ist "Bike Lane"

Der Albumopener "Cast Off" ist ein ähnliches Kaliber, anfangs und immer wieder tarnt sich der Songer als Piano-Ballade, die dann aber von aberwitzigen hochdramatischen Gitarrensoli aufgebrochen wird.

"Solid Solk" ist der entspannteste Song und die Nummer zu der man zu Streicherklängen am liebsten (mit nacktem Oberkörper ;-)) über die sieben Weltmeere segeln möchte. Ja, Stephen kann locker auch den Kurt Vile geben!



Erstaunlicherweise wurde ausgerechnet das harmloseste, um nicht zu sagen langweiligste Stück, "Middle America", als Teaser für "Sparkle Hard" auserkoren. Warum? Fluffige Sommernummer, aber warum nicht etwas mehr zeigen, wenn man so viel zu bieten hat?

Da gibt es zum Beispiel das klaustrophobisch anmutende "Rattler", das klingt, als wäre es ein MashUp aus dem Soundtrack eines John Carpenter-Film aus den 80ern und einer Passport-Nummer. Oder das nach Garage müffelnde und lärmende "Shiggy", das Sixties-Flair verströmende "Brethren", das countryeske "Refute" oder das symphonische "Difficulties/Let Them Eat Vowels", welches nach dreieinhalb Minuten so wunderbar an den Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt-Soundtrack von Ingfried Hoffmann erinnert, ehe es in Richtung SpaceRock abdriftet. Ach, "Middle America" ist wahrlich der letzte Song, den ich als Appetizer für dieses wunderbare Album ausgesucht hätte ...



Tracklist:
01 Cast Off
02 Future suite
03 Solid Solk
04 Bike Lane
05 Middle America
06 Rattler
07 Shiggy
08 Kite
09 Brethren
10 Refute
11 Difficulties/Let Them Eat Vowels

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