Labels

Sonntag, 7. Mai 2017

OLD-Shit! GLASS CANDY / B/E/A/T/B/O/X

HERZPLATTENREMEBER THAT OLD SHIT
Kategorie:  SynthiPop / Disco / DiscoPop / Italo Disco / Electro
Veröffentlichung: 10.12.2007

 

Was bitte ist das? Trash-Disco? JA! Auch!

GLASS CANDY aus Portland, Oregon besteht aus Frontfrau Ida No und Johnny Jewel, der später mit seinem Projekt Chromatics zu größerem Erfolg kam. Die beiden begegnen sich in einem Lebensmittelladen und finden, so die Legende, durch ein Gespräch über Andy Warhol und Synthesizer zusammen. Man findet sich auf Anhieb sympathisch und produziert forsch die erste Single "Brittle Woman" (1999).

Nach diversen Singles und EPs folgte 2003 dann endlich der Schritt zum ersten Longplayer ("Love Love Love"), den man in Deutschland leider noch immer nicht offiziell, sondern nur mit viel Glück über Import erwerben kann. 2007 erschien dann auf dem Label Italians Do It Better, welches Johnny Level mit Mike Somonetti 2006 gegründet hatte, das Album "B/E/A/T/B/O/X".

"B/E/A/T/B/O/X" fällt als Erstes durch die 70/80er Discoklänge und als Zweites durch die schaurig schöne Stimme - nicht unähnlich zu Siouxsie and the Banshees - der Sängerin auf. Das Erstaunliche ist, dass gerade diese Stimme aus Glass Candy etwas Besonderes macht, denn selten passten schiefe Töne besser auf Discobeats ;-).

Nach einer kurzen "Introduction" legen die beiden auf "B/E/A/T/B/O/X" mit "Beatific" los. Schwer zu beschreibender Sound irgendwo zwischen Italo-Disco und elektronischer Tanzmusik. Neuartig oder besser andersartig.

"Etheric Device" ist ähnlich nur noch eine Spur monotoner (im positiven Sinne) gehalten, "Candle Castles" ist dank der Bläser ein Ohrwurm, den man nur schlecht wieder aus dem Gehörgang bekommt. Interessant, wie Ida No ihrer Stimme bei diesem Stück eine gewisse Zerbrechlichkeit verleiht.



Der 70er-Discoknaller ist dann "Rolling Down the Hills". Wieder schöne Bläsersätze und glamouröse Keyboardsounds. Shaft lässt grüßen! Mehr in Richtung SynthiPop der Marke Human League geht "Life after Sundown" - wäre da nicht wieder diese seltsame Stimme, die bei diesem Song an die längst vergessene Toyah erinnert.

Dann wagen sich die beiden Nerds doch glatt an Kraftwerks "Computer Love"! Und wer hätte das gedacht, es funktioniert!! More Sexyness kann man einem Kraftwerk-Song sicher nicht substituieren.



Das Instrumentalstück "Last Nite I met a Custume" erinnert an die Frühschaffensphase (Autobahn) von Kraftwerk und auch der letzte Song des Albums "Digital Versicolor" huldigt den elektronischen Übervätern aus D-dorf. Großartig von Ida mit melancholisch morbider Laszivität dargebotener Gesang!

Noch eine kleine Anekdote zum Schluß. Vor Jahren hatte ich das Glück die beiden im winzigen Kölner Klub King Georg zu erleben. Dort vollführte eine Dame in Leopardenleggins gymnastische Verrenkungen zu meditativen Zwecken mitten auf der Tanzfläche und lies sich von den hereinströmenden Gästen in keinster Weise stören. Die Dame war natürlich Ida No, die anschließend eines der lässigsten Konzerte ablieferte, die ich je erleben durfte.



Tracklist:
01 Introduction
02 Beatific
03 Etheric Device
04 Candy Castle
05 Rolling Down The Hills
06 Life After Sundown
07 Computer Love
08 Last Night I Met A Costume
09 Digital Versicolor


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen