Date: 25.05.2017
Support: Ruby Boots
Eine, die großen Anteil daran hat, dass durch die Countrymusik ein frischer Wind weht und sich mein Herz für Country immer mehr erwärmt, ist die in South Carolina als Nicole Lane Frady geborene NIKKI LANE. Zwar orientiert sich Nikki stark am Outlaw-Country, aber die "Highway Queen" interpretiert diesen auf ihre eigene Art, indem sie Blues- und auch GarageRock-Elemente leichtfüssig in ihr Songwriting integriert.
Bereits im Mai des letzten Jahres gab Nikki, allerdings nicht mit ihrer richtigen Band, im Studio 672 ein famoses Konzert. Logisch, dass seitdem die Fühler ausgestreckt sind, wenn das böse Countrygirl auf Tour geht und wir unsere Tickets längst in der Tasche hatten, als wir an diesem sommerlichen Abend am Blue Shell eintreffen.
War ich beim letzten Konzert noch nicht ganz mit Nikkis Reportoire vertraut, so habe ich in der Zwischenzeit diese Lücke längst geschlossen und freue mich heute auch darauf, dass Nikki vielleicht ein paar Songs aus ihrem Debütalbum "Walk Of Shame" spielt. "Blue Star in the Sky"? "Lies"?
Nikki steht bereits am Merchandise-Stand, an dem es zu unserem großen Entsetzen kein Vinyl gibt! Man kann zwar portofrei bei Nikki die neue LP "Highway Queen" bestellen, aber ich brauche doch noch das Debütalbum auf Vinyl und meinem treuen Konzertbegleiter C. fehlt noch "All Or Nothin" in seiner Sammlung! Wo sich Nikki gerade so publikumsnah gibt, packe ich die Gelegenheit beim Schopfe und kläre zwei wichtige Dinge mit Nikki.
Erstens, "What happend in Las Vegas"! Ich höre eine zentnerlast vom Herzen meines treuen Konzertbegleiters plumsen, als Nikki beteuert, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, es war nur ein großer Spaß. Die Outlaw-Queen ist also weiterhin ungebunden - Ring am Finger Fehlanzeige!
Zweitens, "Wo sind die sagenhaft teuren aber sehr süßen Skull-Panties vom letzten Konzert?" . Dass die unverwüstliche V. heute leider nicht dabei sein kann, hofft sie, dass der damalige Preis von 30$ gesunken ist und wir ihr eine Unterbuchse erstehen können. Aber da hat V. Pech gehabt, denn wie Nikki mir mitteilt, sind die rasanten von Nikki selbst designten Höschen restlos ausverkauft. Tja V. Chance vertan.
Punkt 21 Uhr beginnt das Konzert mit RUBY BOOTS aus Australien (Perth) - mittlerweile aber wie Nikki in Nashville zuhause - die den Support für Miss Lane bestreitet.
Die rothaarige Australierin, bürgerlich Bex Chilcott, ist mir bisher unbekannt, aber der etwas traditionelle Country, den Ruby alleine, nur mit ihrer Gitarre bewaffnet spielt, ist gefällig. Außerdem verfügt sie über eine wirklich kräftige und schön rauchige Stimme, die sich bei einigen Songs fast überschlägt.
Als dann beim zweiten Stück Nikki auf die Bühne kommt und die beiden Ladies einen Song vortragen, den sie zussammengeschrieben haben, ist klar, dass die beiden wohl auch eine Freundschaft verbindet. Macht Spaß! Der Gig dauert knapp 40 Minuten, dann kurze Pause, Bierchen holen, eine quarzen und fertig machen für die Königin.
Ihre Hoheit betritt mit drei Herren, zwei Gitarristen und einem Schlagzeuger (ohne Hut!) die Bühne. Auf ihrer Gitarre steht "Highway Queen" und damit eröffnet sie folgerichtig das Konzert. Vor mit steht ein weißhaariger Riese mit Cowboyhut und Lacoste-T-Shirt. Wir sind uns alle drei sicher, dass dies der Herr ist, der beim Konzert im Stadtgarten sich all zu prominent mit dem Barhocker platzierte und mit seinem Verhalten dafür sorgte, dass meine Frau ihn nicht vergisst ;-).
Als sich dann aber ein Lücke auftut bin ich ganz nah dran an Nikki, lausche erst den "700. 000 Rednecks" und schmelze dann bei "You Can't Talk To Me" dahin. Wie zu erwarten, ist Nikki mit Bandbegleitung deutlich druckvoller, was sich im Vergleich zum letzten Konzert besonders beim nach "Send The Sun" und "Loves On Fire" (Duett mit ihrem Gitarristen) gespielten Männer-Arschtritt-Song "Man up" bemerkbar macht.
Überhaupt legt Nikki noch ein Schippe drauf! Heute gibt es keine Längen, die Songs sitzen, auch wenn der ein oder andere Akkord verschollen scheint ;-). Das Publikum wird bestens entertaint! Nikki ist auch auf der Bühne keine Spur unnahbar oder blasiert, sondern authentisch, leidenschaftlich und wie immer sehr gesprächig, So erfahren wir, dass sie gerne auch mal am Weed zieht und in Deutschland zum ersten Mal mit einem Gemüse in Berührung gekommen ist, welches sie nun am liebsten zum Frühstück, zum Mittag- und zum Abendessen verspeist. Spargel zum Frühstück? Warum nicht!
"Gone Gone Gone" ist der erste Song von ihrem Debütalbum, den sie heute Abend spielt und meine Zuversicht auf "Blue Star" verstärkt sich. Es folgt "Companion" vom aktuellen Album und dann "Waymore's Blues", eine erdige Coverversion von Waylon Jennings.
Dann verlässt die Band die Bühne und es gibt Nikki pur. Als sie nach einem Wunschsong fragt, nutze ich die Chance und rufe "Blue Star". Ich bekomme was mein Herz begehrt! Nikki singt eine hinreißende Acapella-Version für mich und ich alter Schurke bekomme tatsächlich weiche Knie - gut, dass mich meine Frau immer wieder erdet ;-)
Irgenwie kommt die Band zurück auf die Bühne während ich noch auf Wolke 7 schwebe und es folgen das rockige "Big Mouth", das groovige "All Or Nothing" und als angekündigt letzter Song das tieftraurige "Forever Last Forever". Diese drei Songs bilden perfekt das Spektrum ab, welches den Nikki Lane-Kosmos bildet. Der sich mit einfachen Worten auch so umschreiben lässt: feiern, schimpfen, trauern, lieben - Reihenfolge irrelvant.
Natürlich gibt es eine Zugabe. Ruby ist zurück auf der Bühne und gemeinsam singen die Ladies mit der Band "Wrap Me In A Fever" von Rubys Debütalbum.
Wahrlich heute hier zu sein ist the "Right Time", es ist zwar noch nicht 2 Uhr und wir sitzen nicht an der Bar, aber wie singt Nikki im besagten Song so richtig: "Any day or night time. It's always the right time. It's always the right time to do the wrong thing". Völlig falsch wäre es aber den heutigen Abend als Fehler zu bezeichnen. Tut mir leid unverwüstliche V., aber heute gibt es keinen besseren Ort auf der Welt als das Blue Shell ;-)
Mit dem euphorischen "Jackpot", bei dem das Konzert jetzt eigentlich als Party deklariert werden darf und ich mit einem Konzertbesucher, der aussieht wie Mac DeMarco, aber ohne Zahnlücke, den Refrain lauthals mitsinge, heizt Nikki dem Publikum weiter ein.
Den Schlusspunkt des Abends bilden - wenn die abfotografierte Setlist stimmt, auf unsere Erinnerung können wir uns zu diesem Zeitpunkt nicht mehr verlassen - mit "Why You've Been Gone So Long" und "You Ain't Going Nowhere" zwei Coverversionen. Danke Nikki und auf jeden Fall bis zum nächsten Mal - Spargelsaison ist ja immer einmal im Jahr!
Nachtrag: Wer das Cover von ihrem Debütalbum kennt, wird sich schon oft die Frage gestellt haben ob da bei der Augenfarbe Photoshop mitgeholfen hat. Auch diese Frage wurde heute Abend geklärt! Die Antwort ist nein und Nikki trägt auch keine Kontaktlinsen.
SETLIST:
Highway Queen
700k
You Can't Talk To Me
Man Up
Send The Sun
Loves On Fire
Gone Gone Gone
Companion
Waymore's Blues
Blue Star in the Sky (Nikki Solo, Acapella Version)
Big Mouth
All Or Nothing
Forever Last Forever
Wrap Me In A Fever (Ruby Boots)
Right time
Jackpot
Why You've Been Gone So Long (Joe Fletcher?)
You Ain't Going Nowhere (Bob Dylan)
Stimmt, war einfach ein geiles Konzert von einer einfach charmanten Künstlerin. Ich kann sagen ich war da... Andreas aus Niedersachsen
AntwortenLöschen