Im Fußball ist auch heute noch gerne davon die Sprache, dass eine Mannschaft aus elf Freunden bestehen müsse, damit aus einer Ansammlung von Einzelkünstlern etwas Großes wird.
Im Rockzirkus, bei der Zusammensetzung von Bands, funktioniert dies meist gegensätzlich, d. h. es gibt einen oder maximal zwei kreative Köpfe, welche die Band führen und diktatorisch entscheiden, wohin der Weg führt.
Die Newcomerband OUR GIRL aus Brighton scheint ein Sonderfall zu sein, den die Bandmitglieder bezeichnen sich nicht nur als Seelenverwandte in der Sache, sondern als echte Freunde.
Vier Jahre gibt es die Band, die mich im Februar 2016 mit dem grungigen Song "Sleeper" erstmals auf sich aufmerksam machte. Im November des gleichen Jahres erschien die 4-Track-EP "Normally". Darauf enthalten auch die beiden Songs "Being Around" und "Two Life", die es nun auf das Debütalbum "Stranger Today" geschafft haben - im Gegensatz zum brillanten "Sleeper" was mich wirklich sehr erstaunt.
Mittlerweile lebt die Band, bestehend aus den zwei Damen Soph Nathan (Gitarre & Vocals) und Lauren Wilson (Schlagzeug), sowie Mister Josh Tyler am Bass, im hippen London, was man "Stranger Today" allerdings nicht unbedingt anhört, den die aktuell angesagten Beats der Londoner Hippsterszene sucht man bei Our Girl vergebens. Stattdessen brilliert die Band mit fuzzy Gitarrenklängen ("Our Girl"), griffigen IndiePop-Melodien ("I Really Like It") und Shoegaze-Wänden ("Boring") zum Dagegenlaufen.
In Szene gesetzt hat das Album niemand Geringeres als der Gitarrenzauberer Bill Ryder-Jones von The Coral und wer diesen schon einmal live erleben durfte weiß, dass er zwar keine Rampensau, aber ein verdammt perfektionistischer Gitarrist ist, der die Gitarren bei einem Konzert öfter wechselt als Rihanna ihrer Bühnenklamotten. Und direkt beim Einstiegssong des Albums ("Our Girl") wird deswegen auch jedem sofort klar gemacht, dass die Gitarre das alles bestimmende Instrument auf "Stranger Today" ist.
Trotzdem war ich zu anfangs etwas enttäuscht, wahrscheinlich weil ich auf eine ähnliche Hookline, wie bei "Sleeper" gehofft hatte und mich die etwas vielschichtigeren neuen Songs nicht direkt einfangen konnten. Mittlerweile habe ich das Fremdeln aber längst abgelegt und mich vorbehaltlos in die Arme von "Stranger Today" geworfen und meinen Gitarrenseelenfrieden gefunden. Seufz - und ich liebe die kleinen unerwarteten Gitarreneruptionen wie bei "I Wish It Was Sunday" oder "Level".
Tracklist:
01 Our Girl
02 Being Around
03 In My Head
04 I Really Like It
05 Josephine
06 Two Life
07 Level
08 Sub Rosa
09 I Wish It Was Sunday
10 Heat
11 Boring
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