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Freitag, 10. August 2018

OLD-Shit: GONJASUFI / A Sufi And A Killer

HERZPLATTENREMEBER THAT OLD SHIT
Kategorie: TripHop / Ethno / Psychedelic / Blues / HipHop
Veröffentlichung: 12.03.2010

 

Normalerweise sind die Plattenbesprechungen im Magazin des Kölner Stadtanzeigers eher nichts für mich. 2010 gab es aber das Novum, dass eine der Kategorie HipHop zugeordnete Platte mit der Höchstnote versehen wurde. Das machte mich natürlich neugierig. Katze im Sack kaufen? Ne, erst mal bei Tante Google nachfragen.

Aha, dieser GONJASUFI war früher bei der HipHop Band The Pharcyde. Wahrlich keine schlechte Referenz, denn The Pharcyde waren in den 90ern wirkliche Vorreiter des New School.

Mr. Gonjasufi, bürgerlich Sumach Ecks, ist Yogalehrer  - er schaut auch übrigens ganz klischeehaft danach aus mit seinen Dreadlocks. Aufgewachsen ist er in San Diego, landete dann auf den Straßen von Kalifornien und zieht dann ins Zentrum der Dekadenz nach Las Vegas, wo er Weltverbesserungsbotschaften unter das Volk bringt.

Erster Schritt "Wer ist der Typ" abgehackt, zweiter Schritt "Wie klingt die Musik des schrägen Vogels?" Nach Tricky, nach Massive Attack und nach Indien. Drei Dinge, die ich mag, also ging ich im Netz shoppen und kaufte mir das MP3-Debütalbum "A Sufi And A Killer" - Vinyl hatte ich in dieser Phase zu meinem jetzigen Leidwesen etwas vernachlässigt.



Nach dem ersten Durchhören war mir klar, dass "A Sufi And A Killer" mit HipHop nur noch sehr wenig zu tun hat und dass dieses Album ganz sicher keines für "Nebenbeimusikhörer" war.

Yoga-Meister Gonjasufi schaffte ein Paralleluniversum für fortgeschrittene Musikhörer, in dem man sich so oder eben anders verlieren kann. Der eine geht darin unter, der andere entdeckt und entdeckt und entdeckt. Verschroben, verspielt, verrückt, provokant, zärtlich, aber auf jeden Fall genial!
Die Beschreibung eines solchen Werkes mit Worten ist nicht ganz einfach, aber ich versuche mal einzelne Songs in ihrer Quintessenz zu vermitteln.



"Sheep": Spärliche akkustische Klänge im LoFi-Gewand und zurückgenommene absolut tiefenentspannte Vocals, dann plötzlich ein Sixties-Beat mit Bilitis-Flair-Hintergrundgesängen und darüber der halb singende halb rappende Gonjasufi und ab und an Bläsersätze wie aus einer Filmmusik. Dann Sitarklänge und der unerwartete Einzug indischer Weisen. Inhaltlich handelt der Song übrigens von einem Gespräch zweier Löwen und beruht auf einem Text des Sufimeisters Hazrat Inayat Khan. Ja, das wohlgemerkt alles in einem Song!



"Change": Digitalisierte Plattenspielerknistern, ein fetter Beat (Isaac-Hayes Loops) und ein mal krächzender, mal flüsternder, mal singender Gonjasufi am Mic.



"Duet": TripHop mit psychedelischer Note. Klassiker für Freunde einer Pflanze, aus der man auch Kleidung machen kann.



"Holidays": Piepsender Synthesizer, wie man ihm vom großartigen Gonzales kennt, so ein bisschen im Alleinunterhaltermodus. Inhaltlich klagt Gonjasufi über richtig besch***** Ferien und dehnt Worte wie einen zähen Kaugummi.



"Klowds": Fernöstliche Klänge verschmelzen zur 12-Uhr-Mittags Eastern Version. Näää watt schräg! Unverständlich, dass Tarantino die Nummer noch immer nicht in einem Soundtrack verwurschtelt hat.

"DedNd": Erinnert mich irgendwie an eine Improvisation von Amon Düül. Verzerrt, böse brummend, so weit vom Mainstream entfernt wie Stockhausen von DSDS. Waaahnsinn!



"Made": Bläser, ein Beat wie von Portishead, wieder wilde Verzerrungen aber auch eine deutlich erkennbare wunderschöne Melodie.

Die perfekte Mischung aus Innovation und Leichtigkeit gelang Gonjasufi leider nie mehr so großartig wie bei "A Sufi And A Killer".

Tracklist:
01 (Bharatanatyam)
02 Kobwebz
03 Ancestors
04 Sheep
05 She Gone
06 SuzieQ
07 Stardustin'
08 Kowboyz&Indians
09 Change
10 Duet
11 Candylane
12 Holidays
13 Love Of Reign
14 Advice
15 Klowds
16 Ageing
17 DedNd
18 I've Given
19 Made 



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