Wenn man als IndieRock-Band zeitgleich mit den Eels ein Album veröffentlicht, wird man wohl immer den Kürzeren, wenn nicht sogar die Arschkarte ziehen - zumindest in Sachen Verkaufszahlen.
HOP ALONG aus Philadelphia zeigen mit ihrem dritten Longplayer "Bark Your Head Off, Dog", dass man qualitativ aber sehr wohl auf Augenhöhe mit der IndieRock-Institution des Herrn Everett operieren kann!
Das Quartett mit Ausnahmesängerin Frances Quinlan macht da weiter, wo es mit dem großartigen Album "Painted Shut" 2015 aufgehört hat, indem es zwischen markanten Schrammelgitarren, zarten Folkanklängen und der heißeren Stimme ihrer Sängerin zuckersüße Melodien versteckt, die sich immer erst langsam aus der Deckung wagen. Würde ich heute "Painted Shut" in die Jahresbestenliste einordnen, wäre es deutlich besser platziert als im Jahr des Erscheinens, also liebe Leute genau hinhören!
Der Album-Opener "How Simple" wurde von mir ja bereits als Vorab-Single im Februar vorgestellt und als vorzüglich bewertet, weswegen wir bei Song Nummer zwei "Somewhere a Judge" erstmals kritisch die Öhrchen spitzen. Spätestens, wenn bei 2:16 die Gitarre einen kleinen Ausbruch wagen darf, hat mich auch dieser Song eingefangen.
Bei "How You Got Your Limp" - welche essentielle Frage - zeigen Hop Along wieder einmal, wie schwer sie sich in Schubladen stecken lassen, denn vom druckvollen IndieRock der beiden ersten Songs sind hier nur Minimalspuren vorhanden. Bei "How You Got Your Limp" wandelt die Band auf Wegen zwischen Folk und Kammerpop.
Ähnlich, aber irgendwie auch nach Mittelalter mit Rittern und Burgfräulein klingt "Not Abel ", ein Song mit vielen kunstvollen und schier unglaublichen Schlenkern und für Hop Along ungewöhnlicher Instrumentierung. Großartige Nummer, die wer möchte, gerne als ChamberArtFolkIndieRock bezeichnen darf.
Wieder deutlich poppiger agiert "The Fox in Motion", wo dann spätestens auffällt, das Quinlan wieder mit Referenzen spielt, die schon auf den Vorgängeralben zu finden waren. Auf dem aktuellen Waldspaziergang mit Hop Along - das Cover ist übrigens wieder von Frances - trifft man alte Bekannte wie Fuchs und Hase, Hunde und Blauhäher und Bezüge zu Karl Ove Knausgaard, dessen Buch "A Time for Everything" es Songwriterin Frances besonders angetan hat.
Wenn man den Titel "One That Suits Me" liest, könnte man auf die Idee kommen, Fances Quinlan singt von der Liebe und Mr. Right, aber da liegt man ziemlich daneben, denn im Songtext heißt es vollständig 'The century turned and your old man stumbled in saying "Of course I am for peace, one that suits me."'. Ganz einfach lässt sich der poetische Text nicht entschlüsseln, aber ich würde behaupten, es geht um Schuld und Sühne.
Mit einem groovigen Rhythmus hantiert "What the Writer Meant", das einen weiteren Blick in Quinlans seltsame Gedankenwelt mit Generälen und Hasen ermöglicht, bevor mit "Look of Love" der längst und vielleicht bezaubernste Song des Albums kommt - oder ist das doch "Prior Things "?
Fazit: Absolut gelungener dritter Streich des Quartetts bestehend aus Frances Quinlan (Gitarre, Gesang) , Tyler Long (Bass), Joe Reinhart (Gitarre) und Frances Bruder Mark Quinlan (Drums), das sich mit "Bark Your Head Off, Dog" eindeutig in der Eliteklasse des IndieRock festsetzt!
Tracklist:
01 How Simple
02 Somewhere a Judge
03 How You Got Your Limp
04 Not Abel
05 The Fox in Motion
06 One That Suits Me
07 What the Writer Meant
08 Look of Love
09 Prior Things
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