Date: 01.12.2017
Draußen ist es arschkalt, der Winter ist eingezogen, aber alle, die gekommen sind, wissen, dass dieses vielleicht die heißeste Nacht des Jahres wird. King Krule, der zornige Teenager, geboren in Süd-London unter dem bürgerlichen Namen Archy Marshall, verwandelt seine überschäumende Gefühlswelt seit 2010 in Lieder voller Leiden.
Es sind kraftvolle Lieder, die wie selbstverständlich Electro, Blues, Jazz, HipHop und Punk verbinden und immer von der Schwere des Blues durchtränkt sind, ganz besonders auf seinem aktuellen Album "The OOZ".
Selbstverständlich ist das Stollwerk bereits seit Monaten ausverkauft. Das Publikum ist überwiegend jung, sehr hip und Männchen und Weibchen in einem ziemlich ausgeglichenen Verhältnis. Bevor der 23-jährige seine Aufwartung macht, dürfen Kumpels aus Süd-London zeigen, was sie können - darunter auch Jack Marshall, der ebenfalls rothaarige Bruder des Königs am Bass.
Die vier Herren nennen sich HORSEY, tragen silberne Glitzerjackets, was dieses Jahr bei Konzerten schwer in Mode scheint und beginnen ihr Set mit einem croonerartigen Song, der wie ein MashUp aus einem Elvis-, Queen- und Morrissey-Song klingt. Beim Auftritt des Quartetts wird einem auf jeden Fall nicht langweilig, denn jedes Stück klingt vollkommen anders als das vorherige, so dass sich die Schubladen, in die man die Band stecken möchte, ständig öffnen und schließen. So unterschiedlich wie der Sound ist auch die Qualität der Stücke. Auf den Nenner gebracht, kann man allerdings der Band empfehlen, den Keyboarder Theo Mccabe nicht zu oft an das Mikro zu lassen, denn der Knabe kann leider überhaupt nicht singen. Fazit: Amüsant, aber zumindest im Moment noch nicht so gut, als dass man den Vierer auf dem Radar behalten müsste.
Das Vorspiel ist beendet, die Audienz beginnt. King Krule, seine immer etwas verstimmte Gitarre und vier Mitmusiker betreten unter großem Applaus die Bühne. Das Licht ist spärlich und kühl, der Winter ist da und der König gekommen, um das Stollwerk in einen schmutzigen Club zu verwandeln.
Der Eröffnungssong ist "Has This Hits" vom 2013er Album "6 Feet Beneath the Moon" und spätestens nach dem zweiten Stück "Ceiling" ist klar, dass King Krule seinen Songs live deutlich mehr Tempo und Wucht verleiht. Punk statt Blues!
So fegt "Dum Surfer" durch das Stollwerk, als hätte man das Album auf dem heimatlichen Dreher nicht mit 33, sondern mit 45 Umdrehung pro Minute am Laufen. Archie präsentiert sich dabei cool, wenig nahbar und konzentriert sich ganz auf seine Musik. Obwohl er den Kontakt zum Publikum nicht aktiv herstellt, holt er die Leute ab, das sieht man in den Gesichtern und das spürt man an der knisternden Atmosphäre, die sich vollständig im Stollwerk ausbreitet.
Die kratzige tiefe Stimme klingt keinen Deut schlechter als auf Platte, der schneidende Sound ist perfekt! Bei "A Lizard State" erhöht sich meine Pulsfrequenz weiter, "Half Man Half Shark" ist ein dunkler Stern und beim umjubelten Hit "Easy", aus dem der König heute Abend eine fette Punknummer macht, kocht der Saal über. Heilige Scheiße, ist der Junge gut, kaum vorstellbar, dass heute auch nur einer der Anwesenden nicht auf seine Kosten kommt. Auch bei meinen Mitstreitern, dem treuen Konzertbegleiter C., Yps, der unverwüstlichen V., sowie M&M herrscht - im Gegensatz bezüglich der Supportband - Einigkeit: Ein fulminantes Konzert, bei dem man zwingend dabeigewesen sein muss. Es lebe der König!
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