HERZPLATTEN - REMEBER THAT OLD SHIT
Kategorie: Reggae, Funk, Soul, Pop
Veröffentlichung: 1997
Finley geht in London, Manchester und Edinburgh zur Schule, beendet diese Laufbahn aber ohne Abschluss. Zuerst verdient er sich Geld als Autolackierer, Fischfänger, Gerüstbauer, etc., ehe die musikalischen Gene in seine DNA durchschlagen.
Der Musikstil, der in seiner Kindheit stets präsent war, ist Jazz, was nicht nur an seinen Eltern und seinen Geschwistern, sondern auch an seinem Taufpaten Duke Ellington lag. Aber mit seinem Debüt geht Finley einen anderen Weg, denn nicht Jazz, sondern Reggae, Blues, Retro-Soul und afrikanischen Rhythmen, aber auch zeitgenössische Beats sind die Zutaten auf "Maverick A Strike" die einen ganz eigenen Musikcocktail hervorbringen.
In England wurde das Debütalbum ein Megaseller und zweifach mit Platin ausgezeichnet. Die Singles "Sunday Shining" (ein Bob Marley-Cover) und "Even After All" platzierten sich in den UK-Top-20-Charts. International schafft es "Maverick A Strike" allerdings nicht gebührend auf sich aufmerksam zu machen.
Warum, ist kaum nachvollziehbar, denn das Album ist trotz seiner Sperrigkeit und der etwas knödeligen Stimme von Finley gespickt mit Songs, die man nie mehr aus dem Kopf bekommt und die jetzt schon seit 20 Jahren zu meinen Lieblingsliedern zählen.
Die Hits sind natürlich das ultarelaxte Marley-Cover "Sunday Shining", das ich wegen der Gitarren- und Bläserparts zu den gelungensten Coversongs aller Zeiten zähle. Das Liebeslied "It's Great When We're Together", das mit seinen Geigen und besonders den Orgelsequenzen und den LoFi-Beat an den Soulklassiker "Lovely Day" erinnert. Der Übersong aber ist "Even After All", der Jazz, Reggae und Pop in einer herzerwärmenden Ballade so miteinander verschmilzt, wie es vorher noch niemandem geglückt ist.
Aber auch die anderen 10 Stücke des Albums sind auch heute noch erfrischend für die Ohren, denn so wie Quaye 1997 hat niemand mehr das eigentlich sehr eng geschnürte Genre Reggae aufgebrochen. Es dreht sich zwar viel um die Liebe auf "Maverick A Strike", aber wenn es so charmant in Töne verpackt ist wie beispielsweise "Your Love Gets Sweeter", kann der Tiefgang ruhig auch mal auf der Strecke bleiben.
Den damals schon wieder abschwellenden TripHop, den Massive Attack mit dem legendären Album "Blue Lines" 1991 einen Höhenflug bescherten, widmet sich Finley bei den Songs "Falling" und "Supreme I Preme" auf seine ganz eigene Art. Gleichfalls interessant wie er im Instrumentalstück "Red Rolled And Seen" afrikanische Rootsmusik aufgreift und bei "The Way Of The Explosive" dem Dub frönt. Selbst einen kleinen Ausflug in psychedelische Gefilde ("I Need A Lover ") kann sich Quaye nicht verkneifen.
Schade nur, dass Quaye nie mehr an den Höhenflug seines Debütalbums anknüpfen konnte, obwohl er 2000 mit "Vanguard" ein weiteres gutes Album herausbrachte. 2004 folgte in Kooperation mit William Orbit und dem Song "Dice" zwar ein kleiner Hit, aber aus den großen Schatten von "Maverick A Strike" hat es Finley Quaye bisher nie mehr herausgeschafft.
Von 2005 an lebte Quaye in Berlin. Ab und an hörte man - meist über Kollaborationen mit anderen Musikern - etwas über den Onkel von Tricky (warum hieß wohl dessen Debüt "MaxinQuaye"? ;-) ) und es erschienen 2012 ("28th February Rd.") und 2014 ("Royal Rasses") nach langjähriger Abstinenz auch neue Alben, aber die letztjährigen, negativen Schlagzeilen lassen eher befürchten, dass der Schatten von "Maverick A Strike" für immer dunkel auf Finley liegt. Es wäre sehr schade um diesen großartigen Musiker!
Tracklist:
01 Ultra Stimulation
02 It's Great When We're Together
03 Sunday Shining
04 Even After All
05 Ride On And Turn The People On
06 The Way Of The Explosive
07 Your Love Gets Sweeter
08 Supreme I Preme
09 Sweet And Loving Man
10 Red Rolled And Seen
11 Falling
12 I Need A Lover
13 Maverick A Strike
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