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Montag, 18. April 2016

STEREO TOTAL live in Köln [Concert Review]

Location: Bürgerhaus Stollwerck
Date: 16.04.2016

 

Das letzte Konzert von STEREO TOTAL sah ich im Oktober 2010 im ausverkauften Gebäude 9. Es war charmant, stilsicher, anarchistisch und ein Fest, bei dem am Ende alle auf der Bühne tanzten.

Warum ich also am Samstagabend erneut zum Gig der Berliner Trash-Pop-Band ins Kölner Stollwerck pilgere, dürfte geklärt sein.

Mittlerweile haben sich Francoise Cactus und Brezel Göring einen Namen gemacht als Band, die es wie keine andere aus deutschen Landen versteht, charmante Songs zwischen Chanson und ElectroPop mit einer gesunden Portion Punk-Attitüde zu versehen, weswegen es nicht verwunderlich ist, dass auch das Konzert am heutigen Abend restlos ausverkauft ist.

Seit 1993 stehen Stereo Total für herrlich diletantischen Pop mit ironisch, humorigen, romantischen und sozialkritischen Texten. Songs wie "Liebe zu Dritt", "Schön von Hinten" oder "Wir tanzen im Viereck" sind ohne Übertreibung zu Klassikern in der deutschsprachigen Popmusik geworden und mit "Zu schön für dich" vom neuen Album "Les Hormones" dürfte ein weiterer hinzugekommen sein.



Im Gegensatz zu meinem letzten Konzertbesuch sind mir noch nicht alle Lieder des neuen Albums bekannt, aber das wird sich gleich ändern, denn gegen 22 Uhr, vorher sorgte DJ Maurice de la Falaise für die richtige Stimmung mit einem Mix aus Schlager und Trash, betreten Madame Cactus und Brezel die Bühne.

Wie immer ist dieses gegensätzliche Paar auf der Bühne ein Hingucker. Der zappelige Brezel und die mich an meine frühere Deutschlehrerin erinnernde Francoise mit ihrem wunderbaren fränzösischen Akzent muss man einfach ins Herz schließen. Die Stimmung im Publikum ist von der ersten Sekunde an positiv, daran ändert sich auch nichts, als nach den Auftaktsong ein Kabel seinen Geist aufgibt und Brezels Gitarre außer Gefecht setzt.

Es dauert ein paar Minuten bis das Problem gelöst wird. Madame Cactus ist dies sichtlich peinlich und sie äußert sich auch entsprechend, aber ihr sei versichert, dass es den Auftritt entgegen dem wörtlichen Sinne keinen Abbruch tat, sondern den naiven Charme, der ein Stereo Total-Konzert ausmacht, eher noch verstärkte ;-).

Nach und nach zünden die beiden Musiker ein Feuerwerk an Mulitkuti-Popkultur. Francoise singt Lieder auf deutsch, französisch, englisch ("I love you ONO") und sogar einen Song auf japanisch ("Niwa Dewa"). Auf ein Genre festlegen wollen sich die beiden Performer auch nicht, Francoise und Brezel musizieren sich Querbeet durch Pop, Disco, Schlager, Elektro und was immer man sich nur vorstellen kann. Alle 3 Minuten, viel länger ist kein Song des Duos, wechselt es von rumpelnden Beats zu harmonischen Melodien über Amiga-Sounds hin zu anarchistischem Krach.



Live scheint sich zu bestätigen, was ich anfangs vermutete, den ""Zu schön für dich" lässt das Publikum erstmals lauthals mitsingen - mich natürlich auch. Pampelmusenbusen! Muschelohren!



Neben vielen neuen Songs - die ich natürlich noch nicht mitsingen kann, aber es ist klar, dass nach dem Konzert das neue Vinyl in meine Tasche wandern muss - kommt die Band natürlich nicht umhin, ihre „Hits“ zu spielen. Den Auftakt macht "Schön von Hinten", bei dem das Duo dem Publikum die Kehrseite bietet und bei „Liebe zu Dritt“ holt man sich eine Zuhörerin auf die Bühne und performt gekonnt den flotten Dreier.



Fans der ersten Stunde freuen sich über den von Brezel gesungenen "Stricherjunge" und den PunkRocker "Miau Miau", bei dem Francoise dem Schlagzeug höchst persönlich die Felle verhaut. Ich hatte ja noch auf das Highlight "Du bist gut zu Vögeln" vom letzten Konzert gehofft, aber "Die Frau in der Musik" ist halt etwas schwierig ;-). Dafür gibt es noch das lange nicht mehr gehörte "Ich bin nackt", einschließlich eines Flitzers, der über die Bühne huscht und im Zugabenblock tanzen alle gemeinsam im Publikum und auf der Bühne im Viereck.



Zum Abschluss erweisen Stereo Total dem verstorbenem David Bowie die Ehre mit einer unnachahmlichen Coverversion von "Heroes". Tolles Konzert mit einem perfekten Abschluss. Jetzt nur noch "Les Hormones" einsacken, mit den Freunden ein letztes Bierchen kippen und dann Zuhause zum Einschlafen "Heaven's in the Backseat of my Cadillac" hören. Gute Nacht!

Ö



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