Labels

Freitag, 15. April 2016

SLOW RUNNER / New Monsters

Aus South Carolina (Charleston) und Nashville kommen die beiden Musiker Michael Flynn und Josh Kaler, die bereits seit zehn Jahren unter dem Namen SLOW RUNNER dezent elektrifizierte IndiePop-Alben veröffentlichen. 2013 nahm sich die Band eine kleine Auszeit, aber jetzt melden sie sich zurück. "New Monsters" ist neben diversen Singles und einer EP der vierte Longplayer der Beiden.


Flynn, zuständig für das Songwriting und den Gesang, und Kaler, der sich an multiplen Instrumenten betätigt, verliehen ihrem Sound eine ähnlich schrullige Note wie man sie von Ariel Pink oder Foxygen kennt, allerdings mit einer Prise Electronic versehen, so dass sich auch Parallelen zu Grimes oder den Chromatics auftun. Man könnte das Schaffen des Duos also auch mit dem etwas schalen Etikett Indietronic versehen, aber es würde Slow Runner nicht gerecht werden, da sich auf "New Monsters" neben aller Frickelei in erster Linie wunderbare Popmelodien verbergen.

Obwohl die Texte eher schrullig und gerne etwas mürrisch sind, verpacken Flynn und Kaler ihre Lyrics meist in geschmeidige gutgelaunte, oft sogar sehr romantische Melodien - eine Diskrepanz, die beim Duo anscheinend zur Methode gehört.

Auch der Einstiegssong in "New Monsters", das von Harmoniegesängen dominierte mit Hanclaps und Piano minimal begleitete "My Love Will Bring You Back" könnte auf die falsche Fährte führen, denn schon bei der zweiten Nummer "Me+1+1" klingt nichts mehr nach Beach Boys oder Queen. Jetzt ist der Stecker eingesteckt und ein krächzend verzerrter fuzzy Beat macht ordentlich Tempo!



Der dem Album den Namen gebende Song "New Monster" klingt von der Grundstimmung her eher düster. Der Beat ist tief und hart, immer wieder "stören" kleine Instrumental-Monster die Melodie. Flynn teilt sich die stellenweise verzerrten Vocals mit Gastsängerin Frances Cone, die über eine sehr soulige Stimme verfügt und dafür sorgt, dass der Song gleichzeitig warm und bedrohlich klingt. Die Herren haben es einfach mit der Diskrepanz.

Und plötzlich sind dann wieder die Harmoniegesänge à la Beach Boys bei "Trigger Warning". Dieses Mal gepaart mit einem hektisch flirrenden Beat, fiepsenden Sounds und einer grandios wechselnden Dramaturgie. Klingt hektisch, ist es aber nicht! Das ist ziemlich perfekter Pop!

Ein pompöser Schlagzeugbeat eröffnet das in Streichern schwelgende Instrumentalstück "Happy Flashback from a Sad Movie", das schon fast Mogwai-Charakterzüge trägt. Die traurige, aber dennoch hymnische Keyboard-Ballade "When We're Clouds" hat exzellente Tempiwechsel und kann durchaus dazu führen, dass man irgendjemanden in den Arm nehmen möchte, so sehr drückt sie auf die Sentimentalitätsdrüse.



Dieses Gefühl wird dann allerdings mit dem kraftvollen SynthiPop bei "Bike Thieves" ganz schnell vertrieben - spätestens, wenn die Trompete (Nathan Koci) einsetzt! Langeweile und Monotonie kann man diesem Album wahrlich nicht vorwerfen.

"Arm's Length" geht in die Richtung von "When We're Clouds", aber Flynn singt eindringlicher und wehmütiger und ein Cello sorgt dafür, dass der traurige Tiefpunkt sich als einer der Höhepunkte des Albums präsentiert. Seufz.

Der Flashback nach einem fröhlichen Film ("Sad Flashback form a Happy Movie") ist natürlich trauig. Sehr traurig. Schön traurig. Dem letzten Song "Perfectly Fine", erneut eine balladeske Nummer, geben die pfiffigen Herren einen Namen, dem man ohne weiteres auch als Sticker auf dem Album anbringen kann.

Und nach dem vierten Hördurchlauf fällt mir auch endlich ein, an welche Band mich dieses feine Album, nicht immer, aber über große Strecken, erinnert: "Hats" von der schottischen Band The Blue Nile. Ebenfalls very fein ;-)

Tracklist:
01 My Love Will Bring You Back
02 Me+1+1
03 New Monsters
04 Trigger Warning
05 Happy Flashback from a Sad Movie
06 When We're Clouds
07 Bike Thieves
08 Arm's Length
09 Sad Flashback form a Happy Movie
10 Perfectly Fine

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen