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Donnerstag, 31. März 2016

THE FEVER / Stripped Down [EP]

Vier EPs haben das Performance-Blues-Wave-Punk-Rock Duo Coco und Teut, alias THE FEVER jetzt schon veröffentlicht und noch immer scheint keinem Label das Licht aufgegangen zu sein, was insofern ärgerlich ist, dass sich  in meiner Plattensammlung noch immer kein Exemplar der beiden befindet.


Woran es liegt, ist mir wirklich schleierhaft. An der Ignoranz der Labels oder wollen die beiden einfach ganz unabhängig ihr eigenes Ding durchziehen? An der Qualität kann es nicht liegen, denn auch der neueste Auswurf "Stripped Down" reiht sich makellos in die EP-Diskograhie nach "The Fever" (2013), "Cheap Tattoo" (2014) und "Dirty Hot" (2015) ein. Mister White, wäre The Fever nicht etwas für das Third Man Records-Label??? Oder Staatsakt übernehmen sie - pendeln doch eh immer zwischen Berlin und L. A. die beiden!

Die Songs. "Sixty Stitches" ist schmutziger BluesRock, wie gewöhnlich mit dem DrumComputer als Rhythmusgeber und Coco als verruchtes Etwas, das die Temperatur steigen lässt. Ich habe neulich den Independent-Film "Under The Skin" gesehen und musste feststellen, dass die von mir eigentlich geschätzte Scarlett Johansson die Rolle als männermordendes Alien nicht wirklich ausfüllen konnte - Coco wäre da sicher eine bessere Wahl gewesen.



"Ghost Town" gab es schon auf der Debüt-EP, aber ich gebe The Fever recht, dass der Song so stark ist, dass man in ruhig noch mal frisch veröffentlichen darf. Nach den zwei im BluesRock verankerten Nummern geht es mit "Pretty Bored" wieder in Richtung NewWave und Punk. Schöne Tempowechsel und ganz schön schneidend scharfe Gitarrentöne.

Bei "Decent" bin ich verblüfft, denn Coco singt richtig und es klingt wie Debbie Harry, die Dame, die in meiner frühesten Jugend die Wände meines Zimmers verschönte. Bonuspunkte an Teut für die feinen Gitarrensoli! Die ElectroPop-Nummer "Desire It Kills" klingt nach frühen The Human League oder Gary Numan und die Vocals werden brüderlich und schwesterlich geteilt. Hatte ich dieses Mal noch nicht erwähnt, wie vielseitig der Fever-Sound ist, obwohl er immer der Formel Guy + Girl + Guitar + Synth + Drum Machine folgt ;-)



Und wird es jetzt nicht langsam mal Zeit, auch den Westen Deutschlands, sprich vor allem Köln, mit einem Konzert zu beehren?

Tracklist:
01 Sixty Stitches
02 Ghost Town *
03 Pretty Bored
04 Descent
05 Desire It Kills

* auch auf der ersten EP "The Fever"

Album-Download

Weitere Bewerbungsvideos für Herrn White:


Donnerstag, 24. März 2016

THE THERMALS / We Dissapear

Der siebte Streich! Seit 2002 beglücken THE THERMALS aus Portland die Welt mit PunkRock, der ohne Umschweife immer auf den Punkt kommt.


Nach zahlreichen Umbesetzungen um die beiden Gründungsmitglieder Hutch Harris (Gitarre, Vocals) und Kathy Foster (Bass, Vocals, in den Anfangstagen der Band, fand man 2008 mit Westin Glass endlich den richtigen Mann am Schlagzeug.

Das erste Album "Now we can see" nach der Neufindung markierte 2009 dann auch einen Meilenstein im Werkkatalog der zum Trio geschrumpften Gruppe, zwar nicht mehr so ungestüm wie auf dem Vorgängeralbum  "The Body, the Blood, the Machine" (2006), aber mit deutlich mehr eigenem Profil.

Die beiden Nachfolgealben "Personal Life" (2010) und "Desperate Ground" (2013) manifestierten den Bandstatus als legitime Nachfolger der Ramones, wovon ich mich auch schon 2013 live im Gebäude 9 bei einem gedenkwürdigen Konzert in Köln überzeugen konnte.

Der Titel des neuen Albums "We Dissapear" bezieht sich demnach keinesfalls auf die Band - denn, wenn eine PunkRock-Band zur Zeit Präsenz zeigt, dann sind es The Thermals - sondern auf den Konflikt in den uns die wachsende Verknüpfung unseres Lebens mit der Technologie stürzt, so dass es trotz ständiger Erreichbarkeit und virtuellen Parallellebens nach Ansicht der Thermals dazu führt, dass wir uns in Wirklichkeit nicht mehr erreichen und für einander immer unsichtbarer werden. Da sage einer noch mal beim PunkRock gehe es nur um Saufen, Frauen und  Belanglosigkeiten. Philosophical Thermals!



Die Botschaft ist also klar, und die Musik ebenso, denn wie immer gibt es bei den Thermals kaum Experimente. "We Dissapear" ist geradlinig und hart im Sound, vielleicht eine Spur düsterer wie gewohnt, was aber ja bei der für das Album gewählten Thematik nicht verwundert. Produziert wurde von Chris Walla (Ex-Mitglied von Death Cab For Cutie)  in Portland und Seattle. Erstmals, so Harris, sind die Texte im Gegensatz zu früher keine fiktiven Geschichten, sondern zehren von den eigenen Erfahrungen des Songwriters:

"Technologie, Liebe und Tod sind die drei Hauptthemen des Albums.

Unsere Privatsphäre war uns so wichtig und jetzt hat sich alles verändert - wir geben freiwillig Informationen über Beziehungen heraus und enthüllen alles über unser alltägliches Leben. Wir versuchen unser Leben digital zu bewahren damit wir, wenn wir gestorben sind, nicht vergessen werden. Wir verwenden die Technologie um unsterblich zu werden. Man kann selbst Facebook- und Twitteraccounts darauf einstellen sich zu aktualisieren nachdem man gestorben ist. Auf "We Disappear" geht es darum wie Menschen versuchen, das Unvermeidliche zu bekämpfen
."


Und selbst, wenn man all das nicht weiß, und einen Scheiß auf die Texte gibt, ist es einfach wieder ein wunderbares Album geworden, um sich den Kopf freipusten zu lassen mit hymnischen Rock 'n' Roll-Songs wie "My Heart Went Cold", "If We Don’t Die Today", "Thinking of You" oder dem zentralen Song des Albums "The Great Dying". 

God save Rock 'n' Roll an the Thermals!


Tracklist:
01 Into the Code
02 My Heart Went Cold
03 Hey You
04 If We Don’t Die Today
05 The Great Dying
06 In Every Way
07 The Walls
08 Thinking of You
09 Always Never Be
10 Years in a Day

Mittwoch, 23. März 2016

NEW SONGS Vol. 118: SLTP / Station + LUH / I&I + SLUMBERHAZE / Run As Fast As You Can, Kids + I AM OAK / Omen


SLTP / Station

Heute zufälligerweise gleich zwei Bands, die Abkürzungen als Bandamen benutzen in den News. SLTP steht für Summer Lovin Torture Party, was zugegebenermaßen ein ziemlich dämlicher Titel ist, weswegen wir hier lieber weiter von SLTP sprechen.

Die Plattenfirma wirbt für die Band mit "Sounds like Cure/Radiohead" und auch das ist absoluter Quatsch.

Was wahr ist, ist das der Fünfer aus Birmingham melodischen Pop zwischen Indie- und BritPop spielt und dass Sänger Connor Christie über eine angenehme Stimme mit angenehm dezentem Hauch-Faktor besitzt. Wenn die Jungs etwas weniger auf die Charts schielen, könnte daraus etwas werden, was nicht nur für einen Teenie-Sommer fliegt.



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LUH / I&I

Do you remember WU LYF?

Sie brüllten nur einen kurze Zeit, fanden mit ihrem ungewöhnlichen Sound auf ihrem 2011 erschienenen Debüt- und gleichzeitigem Abschiedsalbum "Go Tell Fire to the Mountain", aber auf Anhieb den Weg in meine Bestenlisten. Dann war Stille.

Im August 2013 ein erstes Lebenszeichen von Bassist Tom McClung unter dem Alias Francis Lung mit der Single "Age Limits" und im November 2015 mit der EP "Faeher’s Son".

Jetzt zieht der Mann mit der unverkennbaren Brüllstimme, Ellery Roberts endlich nach.

Zusammen mit der holländischen Künstlerin Ebony Hoorn, der auch im Privaten Frau an seiner Seite, bildet er das Duo LUH (bedeuted LostUnderHeaven), das mit dem Song "I&I" die erste Hörprobe vom am 6. Mai erscheinenden Album "Spiritual Songs For Lovers To Sing" präsentiert.

Die Wut von WU LYF scheint etwas verraucht, aber die Stimme ist prägnant wie gewohnt und deswegen klingt es, ganz egal wie verpackt, doch immer nach WU LYF ... und das ist gut so.

LUH - I&I from LUH. on Vimeo.

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SLUMBERHAZE / Run As Fast As You Can, Kids

Diese Konkurrenz für Super Mario & Co. kommt aus Australien (Sydney), macht seltsame Musik mit springenden Beats, psychedelischen Orgelpfeifen und Texten für Teenager, die gerade erwachsen werden und aufpassen müssen, dass sie nicht in die tägliche Tretmühle geraten.

Das dazugehörige Video im Nintendo-Style ist schlicht großartig und ich drücke allen Teenagern auf der Welt die Daumen, dass sie wirklich schnell genug rennen können, um dem Hamsterkäfig zu entkommen. Lauft!

SLUMBERHAZEs Single "Run As Fast As You Can, Kids" ist die Lead-Single für den in Kürze erscheinenden dritten Part der EP-Serie "Rhyme, Rhythm & Romance".



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I AM OAK / Omen

Die Niederländer wollen es dieses Jahr wohl wissen. Nach DeStaat und DeWolff veröffentlicht auch Thijs Kuijken alias I AM OAK aus Utrecht ein außerordentlich intimes und bewegendes Album.

"Our Blood", so der Name des fünften Albums des Singer/Songwriters, ist ein Werk voller filigraner FolkSongs, auf der die Akustikgitarre das führende Instrument ist.

Das zentrale Thema auf "Our Blood" ist der Verlust eines geliebten Menschen. Kein überraschender Verlust, sondern einer, der sich anbahnt ("Omen"), auf den man trotzdem nicht vorbereitet ist, wenn er da ist und der die Erkenntnis mit sich bringt, dass Leben und Tod unweigerlich miteinander verbunden sind - ob wir wollen oder nicht.



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Montag, 21. März 2016

FLORA CASH / Can Summer Love Last Forever?

Dass sich immer mehr Pärchen über das Internet lieben lernen, ist ja mittlerweile gang und gäbe, dass sich aber auch eine Band über das Netz und Kontinente hinweg kennen und lieben lernt, ist mir bisher noch nicht untergekommen.


Nicht Tinder, sondern Soundcloud verhalf dabei, dass sich die Sängerin Shpresa Lleshaj aus Stockholm und der Musiker Cole Randall aus Minneapolis fanden. 2012 lernen sich die beiden auf besagter Musikerplattfrom kennen.

Die musikalische Anziehungskraft wuchs und wuchs, führte zu einer "Skype-Beziehung" und nach fünf Monaten entschloss sich Shpresa in die Staaten nach Minneapolis zu fliegen. Sind es nicht immer die Frauen, die den entscheidenden Schritt wagen?

Zwei Monate später packt Cole sein Köfferchen, fliegt mit Shpresa zurück in die schwedische Hauptstadt und beide gründen das IndieFolk-Duo FLORA CASH. Und um die Romantik auf die Spitze zu treiben, heirateten die beiden ein knappes Jahr später.

Das erste Produkt dieser musikalischen Liebesbeziehung ist die sieben Songs umfassende Mini-LP "Can Summer Love Last Forever?" und wer jetzt kitschige Liebeslieder erwartet, der ist schief gewickelt. Natürlich dreht sich das Album um das Thema Liebe und Leidenschaft, aber auch um verzweifelten Wahnsinn, Einsamkeit, Zorn, Verweigerung und Depression. Keine weltbewegenden Themen also, sondern intime Gefühle, wie sie sicher jeder schon selbst erfahren hat - nicht nur bei der ersten Ferienliebe. 



Das gefährliche Kitsch-Riff und seichtes Gewässer umschiffen Flora Cash ohne Probleme, weil sie nicht auf Bombast, Zuckerwatte und billige Klischees, wie im deutschsprachigen Romantik-Pop zur Zeit üblich (ganz unerträglich "Lieblingsmensch") setzen, sondern ihre intimen Lyrics in ebenso intime Klänge verpacken.

Das erinnert stellenweise an das großartige aktuelle Villagers-Album "Where Have You Been All My Life?", aber auch an die beiden Folk-Schwestern von First Aid Kit, womit über die Qualität des Songwritings eigentlich alles gesagt sein dürfte. Wer noch akustische Beweise benötigt, klicke einfach auf das Video zur ersten Singelauskopplung "For Someone", bei der man auch direkt erfährt, wie hervorragend sich die Stimmen von Shpresa und Cole und ineinanderschmiegen.

So schön kann Liebe sein ;-)!



Tracklist:
01 And Ever
02 For Someone
03 Mezmer
04 Nightmare
05 Atone
06 Down On Your Knees
07 Paraoh

Mittwoch, 16. März 2016

BELAKO / Hamen

Nach den Hinds aus Madrid, die gerade mit ihrem ersten Debütalbum "Leave me alone" (Album-Review) für weltweites Aufsehen sorgen, könnte eine andere Band aus Spanien in diesem Jahr ebenfalls ihren Bekanntheitsgrad deutlich erweitern:


BELAKO gründete sich 2011 in der baskischen Kleinstadt Munguia in unmittelbarer Nähe von Bilbao. Das Quartett veröffentlichte 2013 sein Debütalbum "Eurie",  auf dem sie lupenreine PostPunk mit deutlichen Referenzen zum New Wave und Grunge-Noise der 80er Jahre spielten . Innerhalb Spaniens und durch zahlreiche Festivalauftritte generierte man erste Aufmerksamkeit und nun soll mit dem Album "Hamen" der nächste Schritt in Richtung europäisches Ausland folgen.

Die Band besteht aus den beiden Herre Joshua Ximun Billelabeitia (Gitarre), und Lander Zalakain (Schlagzeug) sowie den beiden Damen Lore Billelabeitia (Bass) und Cris Lizarraga (Keyboards). Für den Gesang zeichnen sich, laut spanischem Wikipediaeintrag, alle vier Bandmitglieder verantwortlich, aber beim Album-Opener "Fire Alarm" singt nur eine der Damen zu einem 80s-New Order-Beat, flankiert von einer fetten Basslinie und spacigen Keys.

Klingt zwar verteufelt retro, aber trotzdem mit den Schlenkern in galaktische Sphären und den feinen Breaks im Beat finde ich den Track sehr faszinierend - wie es ein leider bereits verstorbenener Vulkanier immer so vortrefflich ausdrückte.



Beim zweiten Stück "Guk Emanez" (baskisch: geben sie uns) darf dann die Gitarre ran. Am Mikro wieder eine weibliche Stimme, aber diesmal klingt das viel dreckiger und vom "Gesangsstil" ganz nach Courtney Barnett.  Auch die nächste Nummer "Off Your Shoes" schrammelt gewaltig und legt im Vergleich zum Vorgänger sogar noch eine Schippe drauf - eher die frühe PJ Harvey als Courtney. Das grenzt ja schon an Punk ;-).

Dann ein Break, denn mit "Key" kommt wieder ein Song, der deutlich mehr mit elektronischen Sounds gefüttert wird und den man schon in die Kategorie SynthiPop einsortieren kann, auch wenn die Melodie, für dieses Genre eher unüblich, immer wieder gebrochen wird. Trotzdem, das ist Pop - da kann man ja sogar den Refrain mitsingen.

"Nomad" ist melodiöser PostPunk mit Noise-Einsprengseln, ebenfalls mit klaren Bezügen zu den 80s, der aber auch mit einem Auge ins bunten Popmusik-Land schielt. So gut wie alle bereits genannten Genres finden sich in "Track sei" wieder. Darf man für dieses feine Stück den eher negativ geprägten Begriff "Power-Ballade" verwenden?

Spooky Keys und verschleppte Beats eröffnen "Something To Adore". Klingt wie Geistermusik aus der Twillight Zone und ist mir etwas zu langweilig, auch wenn die auf- und abschwellenden Drums (Lander Zalakain) eine nette Idee sind. Bisher meines Erachtens immer dieselbe Leadsängerin - ich denke Wikipedia lügt!



Bei "Mum" blubbern erneut die Retro-Synthis. Der Song hat eine sehr schöne Dramaturgie und die Sängerin - ich lege mich fest auf Keyboarderin Cris Lizarraga - klingt sehr sehnsuchtsvoll und erinnert mich bei dieser Nummer sehr an Rhye (Vocals: Michael Milos). Und wenn dann bei kurz vor vier Minuten die Gitarren sich mit den Keys duellieren, wächst der Song gewaltig!

"Hegodun Baleak" (baskisch: "geflügelte Wale") lässt die Gitarren direkt von der Leine und besonders Bass und Schlagzeug dürfen endlich mal eine Führungsrolle übernehmen. Das Songwriting ist nicht ganz so pfiffig wie bei den anderen Nummern, was bedeutet, dass dieser Song durchaus Radioqualitäten hat, womit ich keinesfalls meine, dass er schlecht ist, nur eben konformer als andere Stücke!



"Crime" beginnt mit einem fetten Bass und Schlagzeug, dann gesellt sich zu den düsteren Klängen eine kreischende Gitarre und alles wird gut. Die Verschmelzung von Rock, PostPunk und ElectroPop gelingt den Basken wirklich ziemlich vorzüglich, was auch der nachfolgende mit Discobeats wummernde Song "Aarean Bez" beweist.

Noch mehr an das Tanzbein richtet sich "Sinnerman", das mit House-Rhythmen spielt und so dermaßen groovt, dass man denkt, man hätte es mit einer anderen Band zu tun, und erst recht, wenn dann zum Abschluss das "Monster" wieder alles, was man gerade gehört hat, über den Haufen wirft, weil man es plötzlich mit seltsam fiepsenden ElectroClash zu tun bekommt. Also auf eine Genre festlegen lässt sich diese Band ja wohl mal nicht - und das ist gut so!




Tracklist:
01 Fire Alarm
02 Guk Emanez   
03 Off Your Shoes   
04 Key   
05 Nomad   
06 Track Sei   
07 Something To Adore   
08 Mum   
09 Hegodun Baleak   
10 Crime   
11 Aarean Bez   
12 Sinnerman
13 Monster

Montag, 14. März 2016

NICHOLAS KRGOVICH / The Hills

Der Mann mit dem für meine Zunge fast unaussprechlichem Namen NICHOLAS KRGOVICH ist Kanadier und hat sich vorgenommen auf seiner drei Alben umfassenden epischen Konzeptarbeit die dunkle Seite Hollywoods an's Licht zu zerren.


Der Multi-Instrumentalist und Songwriter wurde einem kleinen Kreis bekannt durch seine Arbeiten mit  P:ano, Gigi und zuletzt als Bandmitglied der aus Vancouver stammenden IndiePop-Band No Kids, ehe er 2012 als Solist auf Tour ging und sein eigenproduziertes Solo-Debüt "Real Life" in streng limitierter handnummerierter Auflage dem Publikum zum Kauf bot. Für Feinschmecker: Darauf befindet sich eine großartige Neil Young-Coverversion von "Dreamin' Man".

Ein Jahr später erkennt das Label Jaz Records, welches Talent da auf dem Markt ist, so dass im November 2013 das offizielle Debüt "Who cares?" veröffentlicht wird. Ein Jahr später bringt Krgovich den ersten Teil seiner Hollywood-Triologie "On Sunset" auf Tin Angels Records heraus. 2015 folgt Teil zwei, "On Cahuenga" mit den gleichen Songs, aber mit minimalistischen Arrangements und nun 2016 die Vollendung der Hollywood-Serie mit "The Hills".



Die Musik von Krgovich mit Attributen zu versehen ist nicht einfach, da sich der Kanadier über alle Genregrenzen hinwegsetzt und in seinen Arrangements so viel Raffinesse an den Tag legt, dass man als Referenzpunkte sowohl IndiePop ("The Place Goes Quiet"), BarJazz ("Sunset Tower"), Filmmusik ("The Hills II ") als auch Klassik ("Rock's Detail" ) aufzählen kann.



Einerseits brillieren Krgovichs Songs durch seine cineastischen Arrangements, andererseits bleiben sie aber doch immer mehr Popsong als Filmmusik, was daran liegt, dass die Basis, auf die er seine atmosphärischen Klänge baut, exzellentes Songwriting ist. Auf der Suche nach Künstlern, die mit ähnlicher Eleganz und künstlerischer Konzeption an ihre Musik gehen, drängen sich solche Schwergewichte wie Donald Fagen, The Blue Nile, Prefab Sprout, Sade oder ganz aktuell Destroyer auf.



Am Besten einfach das Licht im Zimmer dämpfen, die Nadel auf das Vinyl aufsetzen und den üppigen Orchesterarrangements, den cineastischen Dramaturgien, den Schichten von analogen Synthesizern und unendlich eleganten Rhythmen auf ihrem Weg durch die Abgründe Hollywoods folgen, vorbei an gewöhnlichen und bizarren Gestalten und stets begleitet von Nicholas unendlich sanfter weicher Stimme.

Tracklist:
01 The Hills I
02 Sunset Tower
03 The Place Goes Quiet
04 Backlot Detail
05 Written in the Wind
06 Rock's Detail  
07 Mountain of Song  
08 PCH Detail    
09 Out of Work Jazz Singer  
10 Lookout Point  
11 Moon's Detail  
12 The Hills II


Samstag, 12. März 2016

DEWOLFF / Roux-Ga-Roux

Weil man bei einer Beschreibung der Musik von Dewolff sowieso nicht umhin kommt, diverse Helden der Rockgeschichte aufzuzählen, also gleich vorneweg: Ja, die Holländer spielen Rock in der Tradition von Bands wie Deep Purple und Led Zeppelin, garnieren ihren Rock aber mit etwas mehr Soul, ab und an auch Funk, und SouthernRock, so dass man als Referenz ohne weiteres auch noch The Black Crowes aufzählen kann.


DEWOLFF sind die beiden Brüder Pablo (Vocals, Gitarre) und Luka van den Poel (Vocals, Schlagzeug), plus Robin Piso an der Hammond-Orgel. Die Band gründet sich 2007 im beschaulichen Geleen in der südholländischen Provinz Limburg und versorgte von da die Niederlande mit exquisitem psychedelischen BluesRock auf internationalem Niveau.

"Roux-Ga-Roux" ist bereits das sechste Album der Band, was besonders erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass die Bandmitglieder allesamt noch längst nicht das dreißigste Lebensjahr erreicht haben. Der Name des Albums bezieht sich auf eine sagenhafte Gestalt aus der Cajun-Kultur, die man am ehesten mit der Sagengestalt des Werwolfes vergleichen kann. Roar!

Das prägende Element des Band-Sounds - neben der klassischen Rockröhre von Leadsänger Pablo- ist ohne Zweifel die ständige Präsenz der Schweineorgel, die man schon lieben muss, falls man sich auf die Musik des Trios einlassen will. Lohnen würde es sich zweifelsohne, das sollte schon der dem Album den Namen gebende Song ""Roux-Ga-Roux" klar machen. Bester ClassicRock mit einer ordentlichen Portion Blues und Groove. Und wer bitte braucht, wenn er "Black Cat Woman" gehört hat, noch ein Comeback von Guns N’ Roses, wo Pablo doch mindestens genauso schön nasal knödeln kann.

Als großer Fan der Schweineorgel und psychedelischer Klangstrukturen ist mein Lieblingssong natürlich "Sugar Moon". Beim Hören wachsen wahrscheinlich jedem Mann die Haare auf Schulterlänge, alte Lederjacken werden aus dem Keller geholt und verspiegelt Sonnenbrillen auf Nasen gesetzt. So ähnlich schauen die drei Holländer übrigens auch aus ;-). Welcome back to the wild 70s!



Besonders die Kreativität beim Songwriting und die Spielfreude des Trios ist es, die aus diesem Retrosound keinen schalen Aufguss, sondern etwas wahrhaft Erfrischendes machen. Man braucht auch nicht exemplarisch Songs des Albums zu benennen, denn fast jeder Song hat etwas, das ihn hervorhebt und spannend macht. Mal sind es virtuose Tempiwechsel ("Easy Money"), mal harte Breaks, mal Solopassagen einzelner Musikinstrumente, wie zum Beispiel bei "Baby's Got A Temper" oder ein unwiderstehlicher Boogie-Groove ("Stick it to the Man") und manchmal findet alles sogar in einem Song statt.

Auch wenn sich gerade viele Rock-Dinosaurier von diesem Planeten verabschieden, braucht man sich um das Genre in dem diese jungen Holländer wildern, keine Sorgen machen, denn "Roux-Ga-Roux" ist das bisher beste und "erst" sechste Album von Dewollf. Wer also endlich mal wieder neben den Platten von Deep Purple, The Doors, Steppenwolf oder Iron Butterfly neues Vinyl stellen will, der sollte schnellstens seinen örtlichen Plattendealer aufsuchen.



Tracklist:
01 Roux-Ga-Roux
02 Black Cat Woman
03 Sugar Moon
04 Baby's Got A Temper
05 What's The Measure Of A Man
06 Easy Money
07 Lucid
08 Stick It To The Man
09 Tired Of Loving You
10 Love Dimension
11 Toux-Da-Loux

Mittwoch, 9. März 2016

SUBMOTION ORCHESTRA / Colour Theory

Sublingual verabreichte Medikamente werden unter die Zunge gelegt, wo sie sich langsam im Speichel auflösen und über die Schleimhäute in den Körper eindringen, um ihre Wirkung zu entfalten. Der Begriff "Submotion" ist ein Kunstwort ohne reale Anwendung, kann aber über die beiden Worte sub (lat.: "unter") und "motion"(lat.: "Bewegung") decodiert werden.


Die Wortschöpfung im Bandnamen ist vortrefflich gewählt, denn die Musik des SUBMOTION ORCHESTRA aus Leeds arbeitet konstant im unterschwelligen Bereich und breitet sich wie ein sublinguales verabreichtes Medikament sanft ohne eigenes Zutun aus. Das Septett, welches mir bisher unbekannt war, hat auf seiner vierten Platte eine aufregende Form gefunden, allseits bekannte Beats und Rhythmen aus den Bereichen Dubstep, R'n'B, HipHop, Jazz und Electronica zu fusionieren.



Das Ergebnis klingt einerseits in seiner Zurückhaltung und minimalistischen Art nach The XX (besonders "Illusions"), andererseits nach den Beatkonglomeraten, die Jamie XX  (besonders "Kimono" und "Jaffa") im letzten Jahr auf seiner Solo-LP "In Colour" erschuf, schafft es aber erstaunlicherweise auch eine Wirkungsweise zu zeigen, wie man es von Brian Eno's flächigen Soundmalereien im Ambient-Bereich kennt (besonders "Needs").

Und die unterschwellige Erotik in der Stimme von Submotion Orchestra-Sängerin Ruby Wood hilft natürlich auch dabei, dass "Color Theory" sich wie eine wohlige warme Dusche über den Hörer ergießt.



Eigentlich dachte ich ja Downtempo-Beats, wie sie einst Kruder & Dorfmeister hoffähig machten, kann man nichts Neues mehr abgewinnen, aber diese Briten zimmern so virtuos an den Beats, dass ich mich eines Besseren belehren lassen muss.

Das Einzige, was mir am Submotion Orchestra nicht gefällt ist, dass sich der Titel des neuen Albums und auch die Covergestaltung etwas weit an "In Colour" von Jamie XX anlehnt - das wäre nämlich gar nicht nötig gewesen.

Tracklist:
01 Red Dress
02 More Than This
03 Kimono (Listen)
04 In Gold
05 Amira
06 Needs
07 Empty Love
08 Jaffa
09 Illusions
10 Ao

Montag, 7. März 2016

NEW SONGS Vol. 117: MY CRUEL GORO / Lost E + THE BLOOD ARM - What Kind of Animal R U? + HELLBIRDS / Back From Black + THE KILLS / Doing it to Death


MY CRUEL GORO / Lost E

Attacke! So könnte man das Motto des Trios MY CRUEL GORO, das seine Zelte wechselweise in Italien und Island aufschlägt, aber aus Italien stammt, kurz zusammenfassen.

Zumindest bei der neuen Single "Lost E" gehen die Herren Andrea Maraschi (Vocals, Gitarre), Andrea Marcellini (Bass) und Tommaso Adanti (Schlagzeug) kompromisslos zur Sache: Laut, explosiv, knackiger Rhythmus, dreckige Gitarren und ungehobelte Vocals.

Das ist OldschoolRock, der an Nirvana, aber auch Ash und The Strokes in ihrer Blütezeit erinnert, aber das schmeckt!




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THE BLOOD ARM - What Kind of Animal R U?

Bei meinem besten Konzertabend im vergangenen Jahr (Review) durfte ich THE BLOOD ARM mit dem charismatischen Bühnenderwisch Nathaniel Fregoso als Frontman live erleben.

Das Highlight des Auftritts der Band, die ursprünglich aus L. A. stammt und nun aber schon seit 4 Jahren in Berlin residiert, war der bis dato unveröffentlichte Song "What kind of Animal R U?" Dieses Manko ist behoben, denn nun gibt es die Nummer taufrisch als erste Single für das gerade erschienene Album "Sex, Rock & Roll, Literature!". Ausnahmsweise singt nicht Fregoso, sondern die gestrenge Cleopatra des Rock 'n' Roll, Dyan Valdes.

Die Frage, welches possierliche Tierchen ich bin, wollte ich ja damals noch geklärt wissen und deshalb habe ich nun so einen unsäglichen Online-Test durchgeführt. Das Ergebnis ist, ich bin ein Tiger. Kann ich mit leben, denn Streifen machen schlank ;-)




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HELLBIRDS / Back From Black

Leider gibt es den Song "Back from Black" noch nirgendwo offiziell zum Download, aber als ich die Mail der HELLBIRDS aus Brooklyn bekam und mir den besagten Song anhörte, war ich direkt Feuer und Flamme und nahm auch postwendend Kontakt mit der Band auf.

Das Trio um Jasno Swarez (Vocals, Songwriting, Gitarre), Abdon (Schlagzeug) und nElko (Vocals, Bass) hat bisher nur ein MashUp-Album veröffentlicht, auf dem es die beiden Meisterstücke der Popmusik, "Pet Sounds" von The Beach Boys und "Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band" von The Beatles miteinander verschmilzt. Das Werk nennt sich folgerichtig "Pet Peppers" und kann nach Angabe einer Mailadresse kostenlos auf der Seite der Band heruntergeladen werden. Durchaus empfehlenswert, obwohl die einzelnen rearrangierten Songs in der Qualität unterschiedliches Niveau aufweisen. Mir am besten gefallen: "Lucy be nice", "Don't get better", "God only lonely hearts reprise" und "A day in these Times".

Aber dieses Rockexperiment ist Geschichte, denn jetzt bastelt die Band gerade an ihrem ersten Album und das Video zu "Back from Black" gibt einen ersten Vorgeschmack darauf, wie es klingen wird: cool, groovy und verdammt catchy! Love it!

Das Ö bleibt am Ball und sobald es weiteres Material der Hellbirds gibt, werdet ihr es auf diesem Blog natürlich sofort erfahren.




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THE KILLS / Doing it to Death

Voraussichtlich Anfang Juni erscheint das fünfte Album von THE KILLS. Es wird den Namen "Ash & Ice" tragen und endlich die schier endlose Wartezeit von 5 Jahren auf ein neues Lebenszeichen beenden.

Die lange Zeit bis zur Veröffentlichung eines neuen Albums kommt nicht von ungefähr, sondern liegt auch darin begründet, dass Jamie Hinces mehrfach an der Hand operiert wurde und anschließend lernen musste mit den geschädigten Fingern Gitarre zu spielen.

Die erste Single "Doing it to Death" klingt zwar etwas verhaltener als üblich, hat aber trotzdem alle Merkmale, die man an The Kills-Songs für gewöhnlich schätzt und liebt: Dirty Riffs, fette Hooks und natürlich Alison Mosshart hingebungsvolle Rockröhre. In Sachen Songwriting darf man Jamie Hinces sogar bescheinigen, dass "Doing it to Death" mit zum Spannendsten gehört, was die Band bisher veröffentlicht hat. Es scheint so, als hätte sich das lange Warten gelohnt!




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Freitag, 4. März 2016

THE HONEYMOON KILLERS / Les Tueurs de la Lune de Miel (1982)

HERZPLATTENREMEBER THAT OLD SHIT
Kategorie: New Wave / Punk / Experimental Rock
Veröffentlichung: 1982

 

1970 erschien der in schwarzweiß gedrehte Film The Honeymoon Killers, der sich auf die Serienmörder Martha Beck und Raymond Fernandez bezieht, die als The Lonely Heart Killers in die Kriminalgeschichte eingingen. Der Film war in den Kinos ein Flop, entwickelte sich aber im Laufe der Jahre zum Kultfilm.

1974 gründete sich in der belgischen Hauptstadt Brüssel eine chaotisch anarchistische Band namens Les Tueurs de la Lune de Miel (französisch für "The Honeymonn Killers"). Im Kern bestand die Ursprungsformation aus dem bildenden Künstler Yvon Vromman (Vocals, Gitarre, Saxofon),  J.F Jones Jacob (Schlagzeug), und Gérald Fenerberg (Gitarre). Bei Konzerten in Brüssel provozierte die Band mit experimentellen Sounds und warf dem Publikum auch schon mal rohes Fleisch vor die Füße. Das erste Album "Spécial Manubre" erschien 1977.

1980 stießen Marc Hollander (Keyboard, Saxofon), Vincent Kenis (Bass, Gitarre) von der Band Aksak Maboul und die als Model und Journalistin tätige Véronique Vincent zur Band und vervollständigten das Line-Up. 1982 erscheint das zweite Album der neuformierten Band, auf dem man sich nun THE HONEYMOON KILLERS nennt und dem Album den Titel "Les Tueurs de la Lune de Miel" gibt.

Das Album feiert große Erfolge in Belgien, Deutschland, Frankreich und England, wo es die Band sogar auf das Cover des NME schafft, fotografiert von nimandem geringeren als Anton Corbijn . In Deutschland schreibt der Musikexpress: "Die Honeymoon Killers zu überhören, ist ein untrügliches Symptom für musikalischen Tiefschlaf!" und der Spiegel meint: "Dass in Brüssel mit Witz, bösartig-aggressiver Ironie und brillanten Kompositionseinfällen Musik gemacht wird, die fast alles in den Schatten stellt, was derzeit unter dem Etikett ‚Neue Deutsche Welle‘ ideenarm dahinplätschert, werden ab kommenden Montag die Honeymoon Killers in der Bundesrepublik vorführen. Das Brüsseler Sextett … präsentiert eine hinterhältig-vergnügliche Mixtur aus französischem Plastik-Pop, Chanson-Nostalgie und scharfem Rock mit Jazz-Einschlag"



Den Türoffner zum Erfolg spielt ausgerechnet der harmloseste Song des Albums "Route Nationale 7", eine Coverversion des französischen Sängers Charles Trenet, dabei hat das Album mit Songs wie dem klar am New Wave angelehnten "J4", den an die frühen B-52's erinnernden "Flat" oder dem in ein Ska-Nummer verwandelten  Serge Gainsbourg-Cover "Laisse Tomber Les Filles" zahlreiche großartig verrückte Nummern zu bieten. Auch heute noch versprühen die mit einfachen Mitteln und billigen Sounds gebastelten energiegeladenen Songs einen Charme, der verstehen lässt, weswegen das Album vom belgischen Rockmagazin Mofo zum besten belgischen Rockalbum aller Zeiten gewählt wurde und es auch 2008 noch von der Zeitung Le Vif / L'Express in der TopTen der besten belgischen Alben gelistet wird.



Nach dem großen Erfolg geht es für die Honeymonn Killers allerdings steil bergab. Man veröffentlicht 1983 noch eine EP namens "Subtiteld Remix", aber bereits
1985 an den Arbeiten zum Album "Ex-Futur Album" zerbricht die Band an internen Streitereien, so dass der Nachfolger des Erfolgsalbums nie fertiggestellt wird. Bandleader und Songschreiber Yvon Vromman stirbt auf tragische Weise im September1989.



Am 25. März dieses Jahres wird das Album nun vom Label Crammed Disc, welches vom Ex-Bandmitglied Marc Hollander noch heute betrieben wird, auf CD und Vinyl, ausgestattet mit 8 (!) Bonusstücken, wiederaufgelegt. Zu den Bonustiteln zählen die Songs der "Subtitled Remix"-EP und fünf Live-Stücke.

Menschen, die entweder so alt sind, dass sie noch wissen, wer die Flying Lizards oder Captain Beefheart waren oder aber einfach Menschen mit gutem und/oder ungewöhnlichem Musikgeschmack sei diese Wiederauflage eines Meilensteins der Rockmusik wärmstens empfohlen.


Tracklist:
01 Flat
02 Histoire A Suivre
03 Decollage
04 Rush
05 Fonce A Mort
06 J4
07 Route Nationale 7 [Charles Trenet-Cover]
08 Ariane09 Laisse Tomber Les Filles [Serge Gainsbourg-Cover]
10 L'heure Da La Sortie (Subtitled Mix) [Carrère/Plante]11 Wait And See *
12 The Lady And The Pig-Man *
13 A Deep Space Romance *14 Petit Matin **
15 Thank You Mr Gb **
16 A.T.A. **17 Alluvions **18 Truc Turc **

*[Subtitled Remix EP]
**
[Live with Aksak Maboul]

Mittwoch, 2. März 2016

BRYONY WILLIAMS / Wanderlust [EP]

Wie definiert sich "schön"? 

Der Duden spricht in seinen verschiedenen Deutungen von "schön ist, wenn etwas in seiner Art besonders reizvoll, ansprechend, sehr angenehm oder wohltuend auf das Auge oder Ohr wirkt.", aber auch "von einer Art, die jemandem sehr gut gefällt, die jemandes Geschmackes entspricht".


Und im letzten Abschnitt liegt der Hund begraben. Der Geschmack!

Geschmack hat man oder man hat ihn eben nicht. Ist das so? Aber kann sich Geschmack nicht auch ändern? Früher, in meiner Sturm-und-Drang-Phase, konnte man mich mit Folk & Country verjagen und Jazz war etwas für alte intellektuelle Säcke. Beruht Geschmack also vielleicht hauptsächlich auf Erfahrungen?

Ganz sicher tut er das, aber es gibt auch Dinge, die ich schon immer schön fand, und auch heute noch schön finde. Nehmen wir zum Beispiel die Musik der 19-jährigen Singer/Songwriterin BRYONY WILLIAMS. Ich bin mir absolut sicher, dass die Musik, welche die aus den englischen Midlands stammende Sängerin auf ihrer Debüt EP "Wanderlust" präsentiert, mich auch als Jüngling, mit einigen Haaren mehr und einigen Kilos weniger, fasziniert hätte. Warum? Weil, Bryony sehr virtuos Slowcore mit Grunge und Americana verknüpft und ein ausgesprochenes Händchen für klassische Melodieführung hat. Oder anders, diese junge Dame kann Songwriting!

Ähnlich wie Courtney Barnett auf ihrem letztjährigen Meisterwerk "Sometimes I Sit and Think, and Sometimes I Just Sit" ist es der feinfühlige Umgang mit Elementen aus Grunge und Folk der Williams Songs auszeichnet. Bestes Beispiel: "Frequency". Der große Unterschied zwischen den beiden Künstlerinnen liegt aber in den völlig unterschiedlichen Stimmen, denn während Barnett einen Gesangsstil einsetzt, der hart und abgehackt klingt, bleibt Bryony immer sanft und zurückhaltend - engelsgleich. Die Stimme der Engländerin ist in ähnlichen Sphären angesiedelt, in der sich auch die verehrungswürdige Hope Sandoval aufhält.



"Table Mountain" spielt mit psychedelischen Untertönen, ist aber eigentlich eine verträumte IndieFolk-Pop-Nummer, die durch unerwartete kleine Breaks besticht und neben der eigentlich lieblichen Führungsmelodie durchaus auch rockige Elemente in sich trägt. Wieder in eine andere Richtung geht "Stargaze". Das sehr atmosphärisch angelegte Stück, ist feinster Slowcore, der am Anfang und Ende mit Noise à la Sonic Youth kokettiert. Die letzten beiden Stücke, das folkige "Grindstone" und das düstere gespenstische "Hidden" sind etwas weniger spektakulär, zeigen aber ebenso eindrucksvoll, dass diese junge Britin einfach eine verdammt gute Sängerin ist, die sich eindeutig auf dem richtigen Weg befindet, um ihr Fernweh um das sich die EP thematisch dreht, bald auf Tourneen durch andere Länder gestillt zu bekommen.

Und nicht vergessen: Gute Musik erkennt man am Geschmack!

Tracklist:
01 Frequency  
02 Table Mountain  
03 Stargaze  
04 Grindstone  
05 Hidden

Dienstag, 1. März 2016

WELLNESS / Immer Immer

Eigentlich ist Köln nicht wirklich für innovative neue Sounds bekannt, außer natürlich im Bereich elektronischer Musik, aber nun gibt es etwas wirklich Frisches aus der Domstadt, denn WELLNESS bringen auf ihrem Debütalbum „Immer Immer“ Western-Surf-Sound und intelligente deutsche Texte unter einen Hut - und Gott sei Dank, sie singen nicht auf kölsch!


2014 wurde die Band gegründet. Anfang 2015 folgte die erste, drei Songs starke EP „Exit Exit“, die ja auch auf diesem Blog schon wohlwollende Erwähnung fand (s. Rezension).

Der Longplayer "Immer Immer" enthält nun satte 13 Stücke, darunter auch alle Songs der EP, und auch in dieser Songanzahl, ich hatte ja Sorge, dass das Konzept nicht über mehrere Songs trägt, gelingt es den Kölnern Matthias Albert (Gesang, Gitarre), Lars Germann (Gitarre), Simon Armbruster (Bass) und Florian Bonn (Schlagzeug), dass ich mich beim x-ten Mal Durchhören nicht langeweile, sondern der Spaßfaktor sogar von Mal zu Mal wächst.

Wie es sich für das in den frühen 60er Jahren in Kalifornien enstandene Surfmusik-Genre gehört, trägt häufig ein relativ simpler Beat die Melodie, die Gitarren lieben den Twang und das zackige Tremolo, so wie man es von Helden aus den Anfangstagen dieser Stilrichtung wie Duane Eddy, The Champs oder The Surfaris kennt.



Ungewöhnlich ist, dass Wellness den Sound mit Western-Flair schwängern und es schaffen, deutsche Worte zu diesen uramerikanischen Klängen zu finden, die nicht an Schlagerversionen von US-Hits aus den 60er erinnern - und selbst, wenn wie bei "Mirabelle" trotzdem kein Fremschämgefühl bei mir ausglöst wird. Anders ausgedrückt könnte man einfach auch sagen, die vier Herren haben Stil!

Es ist schwer auf "Immer Immer" irgendwelche Song-Highlights herauszupicken, denn bei jedem neuen Hördurchlauf gefällt mir ein anderes Stück am besten und wie der geneigte Vinyljunkie und Musikfreund weiß, ist dies immer immer ein gutes Zeichen für die Haltbarkeit eines Albums. Versuchen wir trotzdem die besonderen Perlen vom Merresgrund zu heben.

Natürlich als erstes "Exit Exit". Der Song klebt mir jetzt schon seit Monaten im Ohr, so schlimm, dass ich bei jedem Notausgang-Schild anfange den Refrain zu singen.



Zweitens "Was du denkst". Schon lange hat kein deutscher Musiker mehr so schön über "denken" nachgedacht und vielleicht können jetzt Millionen Männer schmunzeln, wenn ihre Frau fragt "Was denkst du gerade?" Und Sonderbonuspunkte gibt es natürlich für die nudeldicke Dirn!



Drittens "Duell". Surfbrett auf den Rücken geschnallt, Pferd gesattelt und auf zum Showdown im Irgendwo, um Wut gegen Faszination zu tauschen.

Viertens "Endlich Endlos". Hier wird der Bier- zum Whiskytrinker. Melancholisch und wütend zugleich geht eigentlich schwer zusammen - klappt hier aber vorzüglich.

Fünftens "Mirabelle". So fluffig und frühlingshaft, dass man sogar zu dieser Jahreszeit die Fenster öffnen will  - selbst in dieser stinkenden Stadt. Die meinen doch nicht etwa Köln???

Und sechstens "Amnesie", weil die Gitarren auch mal richtig rocken -

Soll der Bandname eigentlich eine Art von Wortspiel mit "Welle" wegen Surf-Sound und so sein? Will jetzt sofort wissen, wie ihr auf den seltsamen Bandnamen gekommen seid. Als kleines Dankeschön dafür, dass ich nicht der 1000te bin, der euren Sound mit einem derzeit ziemlich angesagten Filmemacher, mit den Initialen QT, verbindet?


Tracklist:
01 Bazooka
02 Exit Exit
03 Was Du denkst
04 Aloha Arne
05 Duell
06 Besucher
07 Endlich Endlos
08 Mirabelle
09 Calamari
10 Heiße Liebe
11 Amnestie
12 Transmitter
13 Müdes Licht