THE FEVER / Dirty Hot [EP] ... THE MOUNTAIN GOATS / Beat the Champ [LP] ... WAXAHATCHEE / Ivy Trip [LP] ... VINNIE WHO / Harmony [LP]
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THE FEVER / Dirty Hot [EP]
Neues Futter für gegen den Strich gebürstete Ohren von Coco und Teur meinen allerliebsten Nippelabklebern. Sechs krawallige neue Songs zwischen BluesRock und ElectroPunk, die mir schon wieder jede Menge Spaß bereiten und noch abwechslungsreicher sind als auf der "Cheap Tattoo" EP (Review). Nach dem fünften Durchhören kann ich mich noch immer nicht entscheiden, welcher Song mein Favorit ist.
Vielleicht "Sinkin"? Schön schmutzig, feine Riffs, geradlinge Hookline. Idealer urbaner BluesRock, um Flaschenbier an den Hals zu setzen und lässig den Kopf zu wippen. Oder "Queen"? Ein Duell zwischen Stimme und Gitarre, bei dem sich beide nichts schenken und aus dem lässigen Kopfnicken schnell ein Schütteltrauma durch massives Headbangen werden kann. "Princess Pi" eher nicht, würde Coco zwar gerne wie eine Prinzessin behandeln, aber der Song nutzt sich bei mir doch relativ schnell ab, obwohl das Drum versus Voice Intermezzo ab 2:30 durchaus seinen Reiz hat.
"Love me away"? Der tief brummende Industrial-Synthi am Anfang ist klasse und wie sich der Song dramaturgisch aufbaut ebenfalls, aber die Hook ist natürlich die Krönung. Und "Down the Highway" mit seinem brachialen Riff und den Keys, die eine Art Kindermelodie flöten, ist auch nicht zu verachten. Ebenfalls ein heißer Kandidat "On the Warpath", das klingt als wäre Gary Numan (die Stimmen von Teur und Gary ähneln sich wirklich!) und seine Army wiederauferstanden.
Wenn ich mich entscheiden MUSS, dann ist "Queen" mein Liebling oder doch "On the Warpath?"
ABER, zwei Dinge muss THE FEVER, das Duo, welches zwischen L. A. und Berlin pendelt, jetzt mal endlich auf die Reihe bekommen. Erstens ein Konzert in Köln (das Gebäude 9 ist wahrscheinlich noch was groß, aber wie wäre es mit King Georg, Blue Shell oder MTC? Zweitens muss ein Longplayer auf Vinyl her, denn da gehört der Sound von The Fever hin!
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THE MOUNTAIN GOATS / Beat the Champ
Konzeptalben finde ich immer sehr erfrischend in einer Zeit, in der einzelne Songs über eine Bandkarriere entscheiden und Alben ohne Hit leider sehr schnell in Vergessenheit geraten. Seit mehr als 20 Jahren scheren sich THE MOUNTAIN GOATS, die 1991 von Singer- Songwriter John Darnielle in Kalifornien gegründet wurden, einen feuchten Kehrricht um Hits und ihre Schnelllebigkeit.
Für das 20te (!) Album, "Beat the Champ", hat John Darnielle sich nun überlegt, den Wrestling-Helden seiner Jugend ein Denkmal zu setzen. Herausgekommen ist dabei ein sehr abwechslungsreiches LoFi-CountryPop-Album, dessen Intention Darnielle wie folgt erläutert:
"'Beat the Champ' is about professional wrestling, which was an avenue of escape for me when I was a kid. Wrestling was low-budget working class entertainment back then, strictly UHF material. It was cheap theater. You had to bring your imagination to the proceedings and you got paid back double. I wrote these songs to re-immerse myself in the blood and fire of the visions that spoke to me as a child, and to see what more there might be in them now that I'm grown."
Anspieltipps:
"Southwestern Territory": Warme sehnsuchtsvolle Ballade mit Kammermusik-Instrumentierung.
"Foreign Object": Luftig swingender Song, bei dem das Saxophon den Rhythmus vorgibt.
"Heel Turn 2": Kraftvolle Midtempo-Nummer mit Klavier und Slice-Gitarre, die sanft fließend in einer reinen Klavierballade mündet.
"Fire Editorial": Jazzy! Klingt wie Steely Dan in Hochform!
"Luna": Klavier, Oboe, Cello und ein eigentlich viel zu schneller Rhythmus harmonieren prächtig bei dieser Ballade.
"Unmasked!": Wärmender Lagerfeuer-Song mit (fast) nackter akustischer Gitarre.
Fazit: Sehr abwechslungsreiches Album, bei dem mir aber vor allem die ruhigeren Songs im Gehörgang kleben bleiben.
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WAXAHATCHEE / Ivy Trip [LP]
Anfang des Monats erschien das dritte Album der amerikanischen Singer/Songwriterin Katie Cruchfield, die sich nach einem Ort in Alabama WAXAHATCHEE nennt. Ziemlich gute Idee, um Orte nach denen kein Hahn kräht, bekannt zu machen. Aus der Popgeschichte lässt sich in Deutschland auf La Düsseldorf verweisen ;-).
Das 2013 veröffentlichte Werk "Cerulean Salt" fand ich sehr kraftvoll und interessant, mit dem neuen Album tue ich mich allerdings etwas schwerer. Wieder zeigt sich, dass Katie eine gute Songwriterin ist, aber im Gegensatz zum Vorgänger fehlt mir die Geschlossenheit des Albums, was wohl daran liegt, dass die Sängerin ihr musikalisches Spektrum erweitert, aber die Platte dadurch an erkennbarer Eigenständigkeit verliert. Irgendwie fehlt der Kick, die Idee um ihre Musik unverkennbar mit ihrer deutlich eigenständigeren Lyric zu verbinden.
Anspieltipps: "Under a Rock" auch wenn der Song verdammt nach Alanis Morisette klingt, "La Loose", auch wenn man sich an das Hochzeitsfeier-Alleinunterhalter-Keyboard erst gewöhnen muss, "Less than" an dem ich vom ersten Hören an nichts auszusetzen hatte und das bedrohlich, düsterne und melancholische "Bonfire".
Waxahatchee - Under A Rock on MUZU.TV.
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VINNIE WHO / Harmony [LP]
Verzeihung für das naheliegende Wortspiel, aber Who ist VINNIE WHO?
Hinter dem recht originellen Künstlername verbirgt sich der Däne Niels Bagge Hansen. 2011 wurde er bei den dänischen Music Awards mit seinem Debütalbum "Then I Met You" gleich in drei Kategorien ("best Male Danish Artist", "Best Newcomer" and "Best Danish Album of the Year") nominiert.
Der 1987 geborene Skandinavier hat ein androgynes Aussehen, welches an den jungen Brett Anderson erinnert und überrascht mit einer hohen sehr femininen Singstimme. Seine ersten beiden Alben sind mir noch unbekannt, den Sound seiner gerade veröffentlichten dritten LP "Harmony" würde ich als LoFi-Disco mit schwülstigem Sixtess-Feeling bezeichnen.
Man kann es sich vielleicht noch besser vorstellen, wenn man seine Musik wie folgt beschreibt: Rado und France von Foxygen schmeißen Lana Del Rey bei der Produktion ihrer neuen LP aus dem Studio, behalten die Songstrukturen und übernehmen Gesangsspur und Mischpult, dann schneit Ariel Pink herein und dreht auch noch liebevoll an den Knöpfchen. So, wer jetzt noch nicht interessiert ist, wie die Musik des Dänen klingt, hat schlichtweg keine Ahnung von selbiger.
Für mich ist "Harmony" mit den Smash Hits "Much Much More" mit der schönsten weinenden Gitarre seit langer langer Zeit, der heimlichen Raucherhymne "Seven", und der HandClap-Summer-Disco-Swing-Nummer "Only Dreaming" schon jetzt das ideale Sommeralbum für ein Gläschen Weißwein und einer Sonnenbrille auf der Nase.
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