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Montag, 6. April 2015

LOVE A live im Gebäude 9 in Köln - Alkoholbedingtes Zucken am Gründonnerstag [Cologne, 02.04.2015]

Wie kann man die Osterferien besser einleiten als in Kölns bester Konzert-Location und mit der derzeit besten deutschen Indie-Punk-Rock-Band LOVE A? Richtig, natürlich gar nicht.

Der Laden ist ziemlich prall gefühlt, aber nicht ausverkauft, und um das verehrte Publikum in Stimmung zu bringen, entert die Kölner Punkband ILLEGALE FARBEN als Support die Bühne. Schöner Bandname und im Prinzip auch die passende Musik zum Haup-Act, aber leider kommt es halt doch auf mehr an, als nur im gleichen Genre Zuhause zu sein. Kurz, mit den Kölnern wurde ich nicht wirklich warm, das war mir alles zu einfallslos und eintönig gestrickt und besonders, wenn die Band gemeinsam, also im Chor, irgendwelche Zeilen schmetterte, rollten sich mir die Fußnägel vor Grauen auf. Böse Zungen sprachen vom Tote Hosen-Effekt! Nach drei Stücken waren Frau H., der treue Konzertbegleiter C. und meine Wenigkeit so weit zum Tresen gehuscht, um lieber dem vorzüglichen Becks als den Illegalen Farben zu frönen. Dämlich war nur, dass die meisten Konzertbesucher durchgehalten hatten und es deswegen verdammt schwierig war, sich im vollen Konzertraum ein anständiges Plätzchen zurückzuerobern.

Drei wirklich gute Alben haben die Trierer bisher vorgelegt, wobei mir vom neuen Album "Jagd und Hund" bisher nur zwei neue Stücke (Trümmer" und "1000 Stühle leer") bekannt waren und ich deshalb nicht optimal vorbereitet war, zumal die Texte bei LOVE A eine nicht zu unterschätzende Komponente darstellen, denn in musikalischer Hinsicht gibt es natürlich Bands mit einem deutlich größerem Spektrum, was aber nicht zuletzt natürlich auch dem Gerne geschuldet ist.

Wie Recht ich damit hatte, zeigte das Konzert, denn es fiel mir schwer, mich gleichzeitig auf Text und Show zu konzentrieren und so kam ich ziemlich schwer in das Konzert, obwohl Sänger Jörkk Mechenbier und seine Kumpane alles abriefen, was man für ein gutes Konzert benötigt. Es wurde fleißig mit dem Publikum kommuniziert und auf das seit 18 Uhr verhängte Tanzverbot hingewiesen, welches man aber mit der richtigem Umschreibung ziemlich gut aushebeln könnte: "Das ist kein Tanzen, das sind alkoholbedingte Zuckungen".



Trotz dieser expliziten Aufforderung tat sich das Kölner Publikum schwer, den Saal zum Brodeln zu bringen - wenn man da auf YouTube-Mitschnitte anderer Konzerte sieht, geht die Post da doch deutlich stärker ab. Aber je mehr bekannte Songs (großartig: "Der tausendste Affe") die Band spielte, umso mehr kam ich, und ich denke auch das restliche Publikum, in die richtige Stimmung.



Allerdings wurde das erste Bandalbum ("Eigentlich" / 2011) doch ziemlich vernachlässigt. Leider kein "Ramones" und leider auch kein "Individuell", obwohl meiner Meinung nach der Song eigentlich das gleiche Hitpotential hat wie "Windmühlen".

Bei besagten "Windmühlen" wurde das Gebäude 9 dann zum Epizentrum der LOVE A-Chöre und die sloganhafte Textzeile "Du hast keine Ahnung wofür mein Herz schlägt" erklang aus zahlreichen Kehlen. Verdammt nochmal, der Song ist wirklich ganz weit oben anzusiedeln im höchsten Kulturgut deutschsprachiger Rockmusik. Das Rolling Stone Magazin in den USA(!)  hat gerade das Fehlfarben-Album "Monarchie und Alltag" als bestes deutsches Album gekürt, noch vor Kraftwerk und den üblichen Verdächtigen. Von LOVE A haben die wahrscheinlich noch nichts gehört, aber wer weiß, in 10 Jahren könnte oder besser sollte zumindest ein Album von LOVE A in der Aktualisierung der Liste auftauchen.



Nach dem Konzert, mit zwei kurzen aber feinen Zugaben, erwarb ich natürlich das neue Vinyl (leider nicht mehr in Grün erhältlich) und hatte so die Gelegenheit mir die neuen Lyrics Zuhause auf dem Dreher in Ruhe noch mal anzuhören. Fein, fein!

Was noch gesagt werden muss:
Wo zur Hölle gibt es das Joy Division-T-Shirt mit Depeche Mode Aufdruck??? Erschlug Steve Jobs wirklich die Liebe? Rettet die Raucherkneipe! Man muss nicht alles mögen! Sage einfach NEIN! Was will man mit weißen Tigern im Internet? Ich stehe auch auf Wien und wäre es nicht zeitgemäßer statt Adolf einen Platzhalter einzusetzen, denn ich wüsste so einiges was ich gerne verpisst hätte.  Überhaupt die Sterne hatten schon 2006 recht mit "Fickt das System"!

Gute Nacht.

Ö

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