Labels

Montag, 27. April 2015

SLEAFORD MODS live im Gebäude 9 [26.04.2015, Cologne]

Sehr geehrter Herr Williamson, sehr geehrter Herr Fearn,

dieses Wochenende war ein wirklich sehr anstrengendes für mich. Am Samstag war ich auf einer Kommunion und am Sonntag auf einer Konfirmation zu Gast. Insgesamt saß, stand oder kniete ich mehr als drei Stunden in zwei sehr unterschiedlichen Gotteshäusern, um zum Abschluss des Wochenendes dann von Ihnen die Messe gelesen zu bekommen.

Als ich am Gebäude 9 ankomme, ist mein britischer Arbeitskollege mit einem Landsmann am Bierchen trinken und plaudern. Wie sich herausstellt, sind Sie es Herr Fearn! Ich aber bin vom Holy Weekend schon so derangiert, dass ich Sie nicht erkenne. Shame on me.

Sie machen auf jeden Fall einen sehr sympathischen Eindruck und ich hoffe, ich habe Sie mit meinem leicht angetrunken Auftritt - zu fürstlichen Speisen wurde ca. vier Stunden lang getafelt - nicht zu sehr verstört. Aber ich bin mir sicher, wenn Sie heute schon von einem Priester, der aussieht als wäre er der Herr der Ringe-Saga entsprungen, mit Wollfäden eingewickelt worden wären wie ich, wären sie auch etwas konfus. Irgendwann machen Sie sich dann von dannen und weil der Regen alles andere als gesegnet ist, betreten wir das wunderbar heruntergekommene dunkle ehemalige Fabrikgebäude auf der schäl Sick.

Im Konzertsaal lärmt bereits eine Kölner Punkband namens SCHWULE NUTTENBULLEN. Der Sound und die Songs sind Allerweltspunk, die Band hat Freude daran, aber für die Erweiterung des musikalischen Horizonts können die in schrillen ALDI-Steppwesten gekleideten Kölner keinen Beitrag leisten. Für die Augen ist Bassistin und Sängerin Paula aber durchaus eine Freude ;-).

Dann geht sie los, die letzte Messe dieses Wochenendes. Sie, Herr Fearn, sind so ehrlich und stellen sich während des ganzen Konzerts mit einer Bierflasche und in einem Rambo-T-Shirt gewandet zwei Meter hinter Ihr Laptop, aus welchem die archaischen Beats ballern. Hier wird nichts vorgegaukelt, hier gibt es keine Scheinheiligkeit (s. Bericht vom Chinese Man-Konzert im Gloria), hier riecht Scheiße nach Scheiße.



Respekt an Pastor Williamson wie wunderbar ehrlich und wütend Sie dem geneigten Publikum im ausverkauften Gebäude 9 die Predigt halten. Irgendwo habe ich mal über Sie gelesen, Sie seien hässlich, hätten schreckliche Frisuren, können nicht singen und hätten schlechte Laune. Das ist natürlich Quatsch und rührt daher, dass, wie ich an diesem Wochenende mehrfach erleben durfte, es verdammt viele Menschen gibt, die sich einen Ponyhof vorgaukeln. Die SLEAFORD MODS, Ihre auf unendlich vielen Exkrementen geborene Band, ist der bierbespritzte Stiefel, der die Zäune des Ponyhofes einreißt und den Insassen desselbigen mit Wucht in den Allerwertesten - sie würden Arsch sagen - tritt. Wie ich von meinem englischen Kollegen erfahren habe, dürfen Sie demnächst mehr als 70.000 Menschen als Support für The Who in den Arsch treten. Ich hoffe dabei erwischen Sie einige der besungenen Manager, Jobseeker und Tweet-Zombies, die Chancen stehen ziemlich gut bei den Ticket-Preisen.



Da bei Ihrer Messe kein Klingelbeutel umging, hätte ich Sie sehr gerne mit dem Kauf einiger schwarzer Scheiben unterstützt, aber leider stand ich zu lange mit meinem Bier im Regen, so dass bis auf das neueste Werk "Divide and Exit", welches ich natürlich schon besitze, am Altar nichts mehr zu bekommen war. Zutiefst betrübt ließ sich leider nichts mehr für mich auftreiben, aber ich danke Ihnen Herr Williamson für den Versuch, und ich danke für das leider heute Morgen nicht mehr lesbare Kugelschreiber-Tattoo auf meinem Arm und dass ich auf ein Bier mit Ihnen anstoßen konnte.

Lassen Sie mich noch einmal daraufhinweisen, wie sehr ich Ihren atemlosen speichelversprühenden Rap in diesem seltsamen britischen Slang und die archaischen Beats an diesem Abend genossen habe. Livebale Shit! For fuck's sake! Amen.

Ö

Donnerstag, 23. April 2015

BLUR / The Magic Whip

12 Jahre! 12 Jahre ist es her, dass mich das letzte Blur-Album "Think Tank" begeisterte. Seit 2003 habe ich dieses Album unzählige Male gehört und Songs wie "Out of Time" oder "Sweet Song" haben sich im meiner Lieblingsliederliste ganz weit nach vorne gearbeitet.

Ganze 16 Jahre ist es her, dass BLUR in Originalbesetzung ein Album veröffentlichten. 16 Jahre! Da kann man eine Familie gründen, ein Haus bauen, einen Baum pflanzen, sich scheiden lassen und in manchen Gegenden (Sauerland, Saarland) sogar schon Großvater werden. Wird das neue Album der Flop oder das Comeback des Jahres?

Also was kann "The Magic Whip"? Kann die magische Peitsche in Zeiten von Shades of Grey (Gähn) noch richtig aufwecken? Knüpft das neue BLUR-Album an dem an, was Damon Albarn mit seinem formidablen Solo-Album vorgelegt hat. Hört man Einflüsse von den Gorillaz oder von The Good, the Bad & the Queen heraus? Oder sind es die alten Blur, die natürlich ebenfalls gigantische Fußstapfen hinterlassen haben? Wie wirkt es sich aus, dass Gitarrist Graham Coxon wieder dabei ist?

Bevor ich den einzelnen Songs des Albums auf den Zahn fühle, noch ein paar Fakten zu "The Magic Whip":

Produziert hat die Platte Stephen Street ein alter Bekannter, der ja bereits mit Blur zusammenarbeitete und Legendenstatus durch seine Arbeiten mit The Smiths erworben hat. Laut Albarn sind die neuen Songs in Hongkong entstanden, um die Zeit zwischen den Konzerten bei einer Asien-Tour zu überbrücken. Ähh ja, verdammter kreativer Bastard, machst du eigentlich nie Pause?

Let's do it:

01. "Lonesome Street": Der Opener groovt, lässt die Spiegelkugel in der Indie-Disco rotieren und brilliert mit Tempi-Wechseln, die es nicht einfach machen werden, dazu den Tanzboden zu beackern. Aber es ist ein echter Blur-Song und es ist geradezu Pflicht dazu mit dem Arsch zu wackeln und sei es nur, um mit dem Hinterteil den Gallagher-Schwestern zu zeigen, dass hier die echten BritPop-Könige aufspielen. Aber nicht vergessen, bei Albarn lohnt es sich auch immer auf die Texte zu hören, so natürlich auch bei diesem konsumkritischen Song.


02. "New World Towers": Langsame mit vielen feinen Spielereien versehene Nummer mit dezenten Afrobeat-Klängen. Klingt wie eine Melange aus Gorillaz und The Good, the Bad & the Queen. Pass the Dutchie ;-)

03. "Go Out": Coxon is back und er lässt seine "Waffe" ordentlich randalieren, während Damon den coolen Gegenpart gibt und zum schluffigen Beat so lakonisch klingt als verachte er die "störende" Gitarrenarbeit. Brillant!



04. "Ice Cream Man": Hier muss sich Graham etwas zurücknehmen und Damon die Zügel überlassen und der lenkt das gemächliche trabende Pferdchen in Richtung Soloplatte des Vorjahres.

05. "Thought I Was a Spaceman": Blur die ersten 2:50 Minuten auf den Pfaden von Talk Talk. Mehr Kunst als Pop. Dann schält sich eine ArtPop-Nummer hervor, die den Hörer mit einer atmosphärischen Soundglocke überzieht wie Zuckerguss einen wehrlosen Kuchen. Fucking fantastic!

06. "I Broadcast": Kurze Nummer, die gemächlich an Fahrt aufnimmt und in Gesangsstil & Refrain etwas an "Girls & Boys" erinnert. Trotzdem erfrischend, vor allem dank Coxons Gitarrenarbeit. Riff! My Favourit!



07. "My Terracotta Heart": Die Hälfte der Platte liegt hinter mir und noch immer keinerlei Anzeichen von Schwäche. Auch die mit einer Art Handclaps geführte Ballade "My Terracotta Heart" hält mühelos das Niveau. Kleine elektronische Gimmicks und virtuoses gefühlvolles Gitarrenspiel bemalen das Herz aus Terracotta in wunderschönen gedeckten Farben.

08. "There Are Too Many of Us": Marschtrommeln und Streicher wie bei einem Monumentalfilm münden in eine Art SpaceRock-Nummer mit der gleichen melancholischen Tiefe wie "Space Oddity".

09. "Ghost Ship": Relaxter Song mit einer hohen Dosis Sommer- und Hängematten-Feeling. Falls Bacardi mal wieder mit einem Song in die Charts will, um das Feeling zu beleben, bietet sich dieses Stück mit dem sanft brummenden Bass dringlich an.

10. "Pyongyang": Düstere Sciene Fiction-Atmosphäre, Gorillaz-Beats und Lyrics, die von den Erfahrungen Damons bei einem Besuch in der nordkoreanische Hauptstadt berichten. Kann man sich gut vorstellen als musikalische Untermalung für eine Apokalypse - was man sich im Bezug auf das Regime in Nordkorea ja auch gut vorstellen/wünschen kann/darf.

11. "Ong Ong": Blur goes Gaga. Albernes Liedchen mit viel Lautmalerei zum Mitsingen. Erinnert vom Gestus her stark an die Quatschnummer "Lot 105" vom Album "Park Life". Muss ich nicht jeden Tag haben, aber beim geselligen Zusammensein mit Weizensaft sicher erquickend.



12. "Mirrorball":Countryeske Ballade mit asiatischem Flair. Croxon trägt staubige Westernstiefel und trifft sich bei Sonnenaufgang mit Albarn, der seinen Stetson tief in die Stirn gezogen hat, am Rande der Wüstenstadt.

Fazit: Blur wissen noch immer wie man die Peitsche knallen lässt, aber sie tun es deutlich kontrollierter als auf ihren frühen Werken. Blur schafft es die eigene Identität aus glorreichen BritPop-Zeiten zu behalten und sich trotzdem weiter auszudifferenzieren, will sagen, alle Songs des neuen Album sind charakteristische Blur-Songs konnten aber keinesfalls in einer früheren Phase entstehen. Blur ist also noch immer in Bewegung, im Hier und Jetzt, und mutmaßlich auch in Zukunft.

Die Wiedervereinigung Coxons und Albarns ist gelungen. Der smarte Melancholiker und virtuose Singer/Songwriter Albarn profitiert vom Herrn der Riffs und Licks und umgekehrt. So wie es war, so ist es und eben doch nicht. Blur is magic!

... ich bin stolz auf mich, ich habe in keiner Silbe eine Wiedervereinigung der Schmidts erwähnt!

Donnerstag, 16. April 2015

NEW SONGS Vol. 91: THE FEVER ... THE MOUNTAIN GOATS ... WAXAHATCHEE ... VINNIE WHO / Harmony [LP]


THE FEVER / Dirty Hot [EP] ... THE MOUNTAIN GOATS / Beat the Champ [LP] ... WAXAHATCHEE / Ivy Trip [LP] ... VINNIE WHO / Harmony [LP]

---------------------------------

THE FEVER / Dirty Hot [EP]


Neues Futter für gegen den Strich gebürstete Ohren von Coco und Teur meinen allerliebsten Nippelabklebern. Sechs krawallige neue Songs zwischen BluesRock und ElectroPunk, die mir schon wieder jede Menge Spaß bereiten und noch abwechslungsreicher sind als auf der "Cheap Tattoo" EP (Review). Nach dem fünften Durchhören kann ich mich noch immer nicht entscheiden, welcher Song mein Favorit ist.

Vielleicht "Sinkin"?  Schön schmutzig, feine Riffs, geradlinge Hookline. Idealer urbaner BluesRock, um Flaschenbier an den Hals zu setzen und lässig den Kopf zu wippen. Oder "Queen"? Ein Duell zwischen Stimme und Gitarre, bei dem sich beide nichts schenken und aus dem lässigen Kopfnicken schnell ein Schütteltrauma durch massives Headbangen werden kann. "Princess Pi" eher nicht, würde Coco zwar gerne wie eine Prinzessin behandeln, aber der Song nutzt sich bei mir doch relativ schnell ab, obwohl das Drum versus Voice Intermezzo ab 2:30 durchaus seinen Reiz hat.

"Love me away"? Der tief brummende Industrial-Synthi am Anfang ist klasse und wie sich der Song dramaturgisch aufbaut ebenfalls, aber die Hook ist natürlich die Krönung. Und "Down the Highway" mit seinem brachialen Riff und den Keys, die eine Art Kindermelodie flöten, ist auch nicht zu verachten. Ebenfalls ein heißer Kandidat "On the Warpath", das klingt als wäre Gary Numan (die Stimmen von Teur und Gary ähneln sich wirklich!) und seine Army wiederauferstanden.

Wenn ich mich entscheiden MUSS, dann ist "Queen" mein Liebling oder doch "On the Warpath?"

ABER, zwei Dinge muss THE FEVER, das Duo, welches zwischen L. A. und Berlin pendelt, jetzt mal endlich auf die Reihe bekommen. Erstens ein Konzert in Köln (das Gebäude 9 ist wahrscheinlich noch was groß, aber wie wäre es mit King Georg, Blue Shell oder MTC? Zweitens muss ein Longplayer auf Vinyl her, denn da gehört der Sound von The Fever hin!


---------------------------------

THE MOUNTAIN GOATS / Beat the Champ

Konzeptalben finde ich  immer sehr erfrischend in einer Zeit, in der einzelne Songs über eine Bandkarriere entscheiden und Alben ohne Hit leider sehr schnell in Vergessenheit geraten. Seit mehr als 20 Jahren scheren sich THE MOUNTAIN GOATS, die 1991 von Singer- Songwriter John Darnielle in Kalifornien gegründet wurden, einen feuchten Kehrricht um Hits und ihre Schnelllebigkeit.

Für das 20te (!) Album, "Beat the Champ", hat John Darnielle sich nun überlegt, den Wrestling-Helden seiner Jugend ein Denkmal zu setzen. Herausgekommen ist dabei ein sehr abwechslungsreiches LoFi-CountryPop-Album, dessen Intention Darnielle wie folgt erläutert:

"'Beat the Champ' is about professional wrestling, which was an avenue of escape for me when I was a kid. Wrestling was low-budget working class entertainment back then, strictly UHF material. It was cheap theater. You had to bring your imagination to the proceedings and you got paid back double. I wrote these songs to re-immerse myself in the blood and fire of the visions that spoke to me as a child, and to see what more there might be in them now that I'm grown." 

Anspieltipps:
"Southwestern Territory": Warme sehnsuchtsvolle Ballade mit Kammermusik-Instrumentierung.


"Foreign Object": Luftig swingender Song, bei dem das Saxophon den Rhythmus vorgibt.


"Heel Turn 2": Kraftvolle Midtempo-Nummer mit Klavier und Slice-Gitarre, die sanft fließend in einer reinen Klavierballade mündet.


"Fire Editorial"
: Jazzy! Klingt wie Steely Dan in Hochform!

"Luna":
Klavier, Oboe, Cello und ein eigentlich viel zu schneller Rhythmus harmonieren prächtig bei dieser Ballade.

"Unmasked!
": Wärmender Lagerfeuer-Song mit (fast) nackter akustischer Gitarre.

Fazit: Sehr abwechslungsreiches Album, bei dem mir aber vor allem die ruhigeren Songs im Gehörgang kleben bleiben.




---------------------------------

WAXAHATCHEE / Ivy Trip [LP]

Anfang des Monats erschien das dritte Album der amerikanischen Singer/Songwriterin Katie Cruchfield, die sich nach einem Ort in Alabama WAXAHATCHEE nennt. Ziemlich gute Idee, um Orte nach denen kein Hahn kräht, bekannt zu machen. Aus der Popgeschichte lässt sich in Deutschland auf La Düsseldorf verweisen ;-).

Das 2013 veröffentlichte Werk "Cerulean Salt" fand ich sehr kraftvoll und interessant, mit dem neuen Album tue ich mich allerdings etwas schwerer. Wieder zeigt sich, dass Katie eine gute Songwriterin ist, aber im Gegensatz zum Vorgänger fehlt mir die Geschlossenheit des Albums, was wohl daran liegt, dass die Sängerin ihr musikalisches Spektrum erweitert, aber die Platte dadurch an erkennbarer Eigenständigkeit verliert. Irgendwie fehlt der Kick, die Idee um ihre Musik unverkennbar mit ihrer deutlich eigenständigeren Lyric zu verbinden.

Anspieltipps: "Under a Rock" auch wenn der Song verdammt nach Alanis Morisette klingt, "La Loose", auch wenn man sich an das Hochzeitsfeier-Alleinunterhalter-Keyboard erst gewöhnen muss, "Less than" an dem ich vom ersten Hören an nichts auszusetzen hatte und das bedrohlich, düsterne und melancholische "Bonfire".


Waxahatchee - Under A Rock on MUZU.TV.
---------------------------------

VINNIE WHO / Harmony [LP]

Verzeihung für das naheliegende Wortspiel, aber Who ist VINNIE WHO?

Hinter dem recht originellen Künstlername verbirgt sich der Däne Niels Bagge Hansen. 2011 wurde er bei den dänischen Music Awards mit seinem Debütalbum "Then I Met You" gleich in drei Kategorien ("best Male Danish Artist", "Best Newcomer" and "Best Danish Album of the Year") nominiert.

Der 1987 geborene Skandinavier hat ein androgynes Aussehen, welches an den jungen Brett Anderson erinnert und überrascht mit einer hohen sehr femininen Singstimme. Seine ersten beiden Alben sind mir noch unbekannt, den Sound seiner gerade veröffentlichten dritten LP "Harmony" würde ich als LoFi-Disco mit schwülstigem Sixtess-Feeling bezeichnen.

Man kann es sich vielleicht noch besser vorstellen, wenn man seine Musik wie folgt beschreibt: Rado und France von Foxygen schmeißen Lana Del Rey bei der Produktion ihrer neuen LP aus dem Studio, behalten die Songstrukturen und übernehmen Gesangsspur und Mischpult, dann schneit Ariel Pink herein und dreht auch noch liebevoll an den Knöpfchen. So, wer jetzt noch nicht interessiert ist, wie die Musik des Dänen klingt, hat schlichtweg keine Ahnung von selbiger.

Für mich ist "Harmony" mit den Smash Hits "Much Much More" mit der schönsten weinenden Gitarre seit langer langer Zeit, der heimlichen Raucherhymne "Seven", und der HandClap-Summer-Disco-Swing-Nummer "Only Dreaming" schon jetzt das ideale Sommeralbum für ein Gläschen Weißwein und einer Sonnenbrille auf der Nase.




---------------------------------




Freitag, 10. April 2015

CHINESE MAN live im Gloria [Cologne, 08.04.2015]

Eigentlich lautet meine Devise für diesen Blog "Energie sparen für positive Berichte und Mieses einfach unter den Tisch fallen lassen", aber manchmal muss man sich auch so richtig auskotzen dürfen, oder?

Der Reihe nach. Eigentlich war geplant, am besagten Tag ins Underground zu TEAM AMATEUR zu pilgern, aber dann wies mein treuer Konzertbegleiter C. darauf hin, dass das von uns hochgeschätzte französische HipHop-Kollektiv CHINESE MAN im Gloria ein Konzert gibt.

Da wir für das Underground noch keine Tickets hatten und es für das Gloria noch welche gab, switchten wir um und liesen Tickets für die Franzmänner aus dem Drucker. Nach langer Zeit mal wieder ein HipHop-Konzert - die Vorfreude war groß.

Am Gloria empfing uns eine lange Schlange mit vorwiegend jüngerem und weiblichem Publikum, was mich schon etwas nachdenklich stimmte. Kurz nach 20 Uhr eröffnete MOONLIGHT BREAKFAST den Konzertabend.

Die Band um Sängerin Christie stammt aus Bukarest und spielt einen fröhlichen höchst tanzbaren Stil-Mix aus Soul, NuJazz und Swing. Stellenweise erinnern die Songs an die legendäre Amy Winehouse, aber die sympathische, aber etwas zu schüchtern auftretende Sängerin verfügt bei weitem nicht über das Stimmvolumen und die Bühnenpräsenz der zu früh Verstorbenen. Der Auftritt war zwar sehr radiokonform und nicht wirklich bedeutsam, aber auf jeden Fall sehr unterhaltsam, auch wegen der netten Filmchen, die im Hintergrund zur Musik liefen.

Nach kurzer Pause betraten dann drei Mann von CHINESE MAN die Bühne, die leider keinerlei Instrumente mehr aufwies, sondern nur noch mit einem DJ-Deck und vier Apple-Laptops bestückt war. Nach zwei Stücken war klar, dass dies hier kein Konzert, sondern ein DJ-Set werden würde. Für 20 Euro Eintritt hatte nicht nur ich da deutlich mehr erwartet, aber auch ein DJ-Set kann ja gut sein - ich erinnere mich da sehr gerne an ein Set von Kurtis Blow aus der Steinzeit des HipHop.

Die Betonung liegt auf KANN, den je länger der Abend dauerte, desto mehr fühlte ich mich verarscht von den Marionetten auf der Bühne, die dümmlich herumalberten und so taten als würden sie Knöpfchen drehen und scratchen (wenn einer wirklich live etwas zum Set beitrug, dann der haarlose Herr rechts). Sorry Jungs, aber da habe ich schon DJ-Sets gesehen, die wirklich rockten und nicht nur so taten als würden sie das Haus niederbrennen.



Noch schlimmer und peinlicher wurde es, wenn zwei Rapper zur Dosenmusik die HipHop-Animateure gaben und mit ausgelutschten "Hands up", "Move Ya"- und GaGa-Texten, dem, ich gebe es zu, frenetischem Publikum, einheizten. Mir wurde dabei allerdings höchstens so warm wie bei einer Bierdusche in der Arktis. Bin ich zu alt für solche Kinderkacke oder habe ich schon zu viel gesehen und gehört?



Irgendwann hatte ich, und meine beiden Konzertbegleiter Gott sei Dank auch, genug vom Kasperletheater und wir verliesen den Ort des Grauens vorzeitig. Verdammt lang her, dass ich vorzeitig ein Konzert Event verlassen habe. Vom hippsten HipHop-Label aus Frankreich war viel viel mehr zu erwarten - sollten sich vielleicht mal ein Konzert der Fantas anschauen, die sind zwar nicht mehr auf ihrem Zenit, aber live wissen die immer noch, wie man ein Publikum restlos begeistert.

Ö

Donnerstag, 9. April 2015

NEW SONGS Vol. 90: FFS (Franz Ferdinand + Sparks) ... JEANNE ADDED ... KOPECKY ... ELSTOW

FFS / Piss off... JEANNE ADDED / A War is coming ... KOPECKY / Quaterback ... ELSTOW / Evil Dreams

---------------------------------

FFS / Piss off


Ein fröhliches Lied mit expliziter Botschaft haben die Mannen von FRANZ FERDINAND und den legendären SPARKS veröffentlicht. Das Erstaunliche ist, dass das Lied genauso klingt, als hätte ein helles Köpfchen ein MashUp aus einem Sparks- und einem Franz Ferdinand-Song gebaut. Druckvoll und very british wie von den Schotten und extravagant und überbordend wie von den Brüdern Mael gewohnt, klingt "Piss off".

Anscheinend verstehen sich die beiden Bands so gut, dass man es nicht nur bei einem Song beließ, sondern dem Kind einen Namen gab (FFS), sich für 15 Tage in ein Aufnahmestudio einmietete und am 5. Juni das Resultat dieser Kollaboration in Form eines Albums der Welt zu Gehör bringt.

Dass beide Teile dieser neu formierten Allianz Spaß bei der Arbeit hatten, bezeugt nicht nur die humorige Singleauskopplung "Piss off", sondern auch die bereits veröffentlichte Tracklist des zukünftigen Albums mit dem FFS tatsächlich auch von Juni bis September auf Europatour gehen.

01 “Johnny Delusional
02 “Call Girl
03 “Dictator’s Son
04 “Little Guy From The Suburbs
05 “Police Encounters
06 “Save Me From Myself
07 “So Desu Ne
08 “The Man Without A Tan
09 “Things I Won’t Get
10 “The Power Couple
11 “Collaborations Don’t Work
12 “Piss Off


FFS - Piss Off (Official Audio) von domino




---------------------------------

JEANNE ADDED / A War is coming

Dan Levy von The Dø produziert die erste EP und das kommende Debütalbum der französischen Sängerin und Multiinstrumentalistin JEANNE ADDED. Die bereits veröffentlichte EP "Jeanne Added" beinhaltet drei Songs, darunter das düstere kleine Meisterwerk "A War is coming", bei dem die in klassischem Gesang und am Cello ausgebildete Künstlerin eindrucksvoll ihre kräftige Stimme mit düsteren minimalistischen elektronischen Klängen und einem gefährlich brummenden Bass verbindet.

Bevor sich die Französin der "dunklen Seite" zuwand, war sie vor allem im Klassik- und Jazzbereich mit Marielle Chatain umtriebig. The Dø-Kennern dürfte diese Dame als Mitmusikerin (Saxophon, Perkussions) von Dan Levy und Olivia Merilahti bekannt sein. Dass Jeanne Added über ausreichend musikalisches Rüstzeug verfügt, steht fest, und dass man ihr für 2015 angekündigtes Debütalbum auf dem Radar haben sollte, definitiv auch.


Jeanne Added - A war is coming (video) von naiverecords


---------------------------------

KOPECKY / Quaterback

Die sechsköpfige Band KOPECKY kommt aus Nashville und war früher als Kopecky Family Band unterwegs. Für das zweite Album "Drug for the Modern Age" kürzte man den Namen der 2007 gegründeten Band und konzentrierte sich vor allem auf das Songwriting.

Dass diese Fokusierung Früchte trug, zeigt die erste catchy Single "Quaterback", eine nicht ganz dreiminütige RockPop-Nummer mit feinem Riff und euphorischen Chorgesängen. Im Song geht es um einen Außenseiter, der allerhand anstellt, um die Aufmerksamkeit eines Mädchens zu erregen. Inhaltlich also nicht unbedingt revolutionär, aber es passt zum fluffigen Sound und "Teenage Dirtbag" ist ja schon etwas abgenuddelt ;-).



---------------------------------

ELSTOW / Evil Dreams

Die Wertschätzung des psychedelischen FolkPop der sechziger Jahre strömt aus allen Poren wenn man die Musik dieses Duos aus Australien (Sydney) hört. Im Clip ebenso, und auch beim Cover-Design.

Für Jared Shaw (Vocals, Gitarre) und Chel Browne (Vocals, Bass) liegt die Zukunft in der Vergangenheit. Hört man ihre schwermütige, aber irgendwie verträumte Musik erinnert man sich an in Vergessenheit geratene Bands und Künstler wie Jefferson Airplane, Jimmie Spheeris oder an die (natürlich nicht vergessenen) ganz frühen Pink Floyd.

Aber am Allermeisten erinnert mich die Musik und die weibliche Gesangsstimme von ELSTOW an Mazzy Star und die göttliche Hope Sandoval. Dream on!


---------------------------------


Montag, 6. April 2015

LOVE A live im Gebäude 9 in Köln - Alkoholbedingtes Zucken am Gründonnerstag [Cologne, 02.04.2015]

Wie kann man die Osterferien besser einleiten als in Kölns bester Konzert-Location und mit der derzeit besten deutschen Indie-Punk-Rock-Band LOVE A? Richtig, natürlich gar nicht.

Der Laden ist ziemlich prall gefühlt, aber nicht ausverkauft, und um das verehrte Publikum in Stimmung zu bringen, entert die Kölner Punkband ILLEGALE FARBEN als Support die Bühne. Schöner Bandname und im Prinzip auch die passende Musik zum Haup-Act, aber leider kommt es halt doch auf mehr an, als nur im gleichen Genre Zuhause zu sein. Kurz, mit den Kölnern wurde ich nicht wirklich warm, das war mir alles zu einfallslos und eintönig gestrickt und besonders, wenn die Band gemeinsam, also im Chor, irgendwelche Zeilen schmetterte, rollten sich mir die Fußnägel vor Grauen auf. Böse Zungen sprachen vom Tote Hosen-Effekt! Nach drei Stücken waren Frau H., der treue Konzertbegleiter C. und meine Wenigkeit so weit zum Tresen gehuscht, um lieber dem vorzüglichen Becks als den Illegalen Farben zu frönen. Dämlich war nur, dass die meisten Konzertbesucher durchgehalten hatten und es deswegen verdammt schwierig war, sich im vollen Konzertraum ein anständiges Plätzchen zurückzuerobern.

Drei wirklich gute Alben haben die Trierer bisher vorgelegt, wobei mir vom neuen Album "Jagd und Hund" bisher nur zwei neue Stücke (Trümmer" und "1000 Stühle leer") bekannt waren und ich deshalb nicht optimal vorbereitet war, zumal die Texte bei LOVE A eine nicht zu unterschätzende Komponente darstellen, denn in musikalischer Hinsicht gibt es natürlich Bands mit einem deutlich größerem Spektrum, was aber nicht zuletzt natürlich auch dem Gerne geschuldet ist.

Wie Recht ich damit hatte, zeigte das Konzert, denn es fiel mir schwer, mich gleichzeitig auf Text und Show zu konzentrieren und so kam ich ziemlich schwer in das Konzert, obwohl Sänger Jörkk Mechenbier und seine Kumpane alles abriefen, was man für ein gutes Konzert benötigt. Es wurde fleißig mit dem Publikum kommuniziert und auf das seit 18 Uhr verhängte Tanzverbot hingewiesen, welches man aber mit der richtigem Umschreibung ziemlich gut aushebeln könnte: "Das ist kein Tanzen, das sind alkoholbedingte Zuckungen".



Trotz dieser expliziten Aufforderung tat sich das Kölner Publikum schwer, den Saal zum Brodeln zu bringen - wenn man da auf YouTube-Mitschnitte anderer Konzerte sieht, geht die Post da doch deutlich stärker ab. Aber je mehr bekannte Songs (großartig: "Der tausendste Affe") die Band spielte, umso mehr kam ich, und ich denke auch das restliche Publikum, in die richtige Stimmung.



Allerdings wurde das erste Bandalbum ("Eigentlich" / 2011) doch ziemlich vernachlässigt. Leider kein "Ramones" und leider auch kein "Individuell", obwohl meiner Meinung nach der Song eigentlich das gleiche Hitpotential hat wie "Windmühlen".

Bei besagten "Windmühlen" wurde das Gebäude 9 dann zum Epizentrum der LOVE A-Chöre und die sloganhafte Textzeile "Du hast keine Ahnung wofür mein Herz schlägt" erklang aus zahlreichen Kehlen. Verdammt nochmal, der Song ist wirklich ganz weit oben anzusiedeln im höchsten Kulturgut deutschsprachiger Rockmusik. Das Rolling Stone Magazin in den USA(!)  hat gerade das Fehlfarben-Album "Monarchie und Alltag" als bestes deutsches Album gekürt, noch vor Kraftwerk und den üblichen Verdächtigen. Von LOVE A haben die wahrscheinlich noch nichts gehört, aber wer weiß, in 10 Jahren könnte oder besser sollte zumindest ein Album von LOVE A in der Aktualisierung der Liste auftauchen.



Nach dem Konzert, mit zwei kurzen aber feinen Zugaben, erwarb ich natürlich das neue Vinyl (leider nicht mehr in Grün erhältlich) und hatte so die Gelegenheit mir die neuen Lyrics Zuhause auf dem Dreher in Ruhe noch mal anzuhören. Fein, fein!

Was noch gesagt werden muss:
Wo zur Hölle gibt es das Joy Division-T-Shirt mit Depeche Mode Aufdruck??? Erschlug Steve Jobs wirklich die Liebe? Rettet die Raucherkneipe! Man muss nicht alles mögen! Sage einfach NEIN! Was will man mit weißen Tigern im Internet? Ich stehe auch auf Wien und wäre es nicht zeitgemäßer statt Adolf einen Platzhalter einzusetzen, denn ich wüsste so einiges was ich gerne verpisst hätte.  Überhaupt die Sterne hatten schon 2006 recht mit "Fickt das System"!

Gute Nacht.

Ö

Mittwoch, 1. April 2015

NEW SONGS Vol. 89: THE PRODIGY ... DAN DEACON ... CHICK QUEST... SCOTT MATTHEW

THE PRODIGY / The Day Is My Enemy (LP) ... DAN DEACON / When I Was Done Dying ... CHICK QUEST / Vs. Galore (LP) ... SCOTT MATTHEW / This Here Defeat (LP)

---------------------------------

THE PRODIGY / The Day Is My Enemy (LP)

Fat!Fat!Fat! Boom!Boom!Boom! Clash!Clash!Clash! Riot!Riot!Riot! Crash!Crash!Crash! Jump!Jump!Jump! Pump!Pump!Pump!

Damit ist eigentlich alles gesagt über das neue PRODIGY-Album "The Day is my Enemie". Prodigy bleiben sich treu, keine großen Experimente, lediglich der Song "Medicine" mit orientalischen Untertönen und die Kooperation "Ibiza" mit der Pöbelkönigin Sleaford Mods zeugen von dezenter Weiterentwicklung.

Und wie sagte mein Kollege so schön: "Wenn man die Bude putzen muss, ist die neue Scheibe der optimale Soundtrack, um in Rekordzeit zum Ziel zu kommen." Wo er Recht hat, hat er recht.





---------------------------------

DAN DEACON / When I Was Done Dying 
Der amerikanische Komponist und Elektroniktüfftler DAN DEACON stammt aus New York, lebt aber seit 2004 in Baltimore. Er hat bereits acht, zum Teil wahnwitzige Alben veröffentlicht, auf denen er elektronische Sounds mit orchestralen Klängen verknüpft.

Waren die ersten Alben noch eher unter der Rubrik "Kunst" einzuordnen, schält sich seit dem 2012 erschienenem Album "America" immer mehr, wenn auch nur zögerlich, der Pop-Appeal hervor. Die erste Veröffentlichung "When I was done dying" vom soeben erschienenen Album "Gliss Riffer" scheint diese Tendenz weiterhin zu bestätigen.



---------------------------------

CHICK QUEST / Vs. Galore (LP)

Schon wieder Wien! Aber jetzt mal gaaanz anders als die üblichen Verdächtigen.

Die Band CHICK QUEST selbst beschreibt ihre Musik als Violent Femmes meets Talking Heads versus Spaghetti Western Soundtrack, kurz Spaghetti-Western-PostPunk. Was sich schon in Worten gut anhört, kann sich auch in Tönen hören lassen.

Die Band besteht aus Ryan White (Gitarre, Gesang), Iris Rauh (Schlagzeug), Magdalena Kraev (Bass) und wechselnder Besetzung an der Trompete und war nie als solche geplant. Eigentlich ging es nur um ein Projekt, bei dem Soundtracks von alten italienischen Westernfilmen der Sechziger Jahre mit tanzbarem Post-Punk gekreuzt werden sollten. Der in Wien lebende Amerikaner Ryan White startete das Projekt Anfang 2014 zusammen mit der Österreicherin Iris Rauh, um eine Live-Dance-Party für Freunde in kleinen Clubs zu veranstalten. Die anfängliche Idee wuchs über sich hinaus, es kam zu "richtigen" größeren Konzerten, und nachdem das Line-Up sich mit Magdalena Kraev zu einer echten Band ausgewachsen hatte, blieb es folgerichtig unvermeidlich, eine Debütplatte herauszubringen.

"Vs. Galore" erscheint nun am 20. April, vorerst leider nur als digitaler Download, denn eigentlich gehört solche Musik natürlich auf Vinyl! Aber wenn dem Album, was ich sehr hoffe, Erfolg beschienen ist, würde die Band selbstverständlich gerne auch in schwarzes Gold investieren - und ich auch.

Beste Tracks: "Sounds like Bruce!", "I'm tired of pretty Girls", "You have a Future in Television",  "Girl on Fire".


---------------------------------

SCOTT MATTHEW / This Here Defeat (LP)

Huch, was musste ich da im Pressetext lesen:

"Ich bin sehr, sehr stolz auf das neue Album“, sagt Scott, „und ich bin es umso mehr, als dass ich gar nicht daran geglaubt habe, dass es entstehen würde. Noch wenige Monate, bevor wir es aufgenommen haben, hatte ich gedacht, dass ich wohl nie eine neue Platte machen würde. Es gab eine Zeit in meinem Leben, und die ist nicht lange her, als ich nicht mehr der traurige Kerl sein wollte. Mein Herz war mir mal wieder gebrochen worden, und ich sann darüber nach: Will ich wirklich weiter der Typ sein, der Musik stets zur Verarbeitung seiner Liebesenttäuschungen nutzen wird? In dieser Zeit bin ich auf Tour gegangen und habe währenddessen buchstäblich meine Stimme verloren – ich konnte auf einmal nicht mehr singen."

Natürlich war ich erschrocken, denn SCOTT MATTHEW ist, obwohl er der ultimative Herz-Schmerz-Zu-Tode-betrübt-Musiker auf diesem Planeten ist, wie man bei seinen Konzerten immer wieder erleben kann, ein charmanter Plauderer und alles andere als ein Trauerklos. Und eigentlich kann auch nur so jemand dauerhaft Liebeskummer in Musik verwandeln, ohne sich früher oder später von einer Klippe zu stürzen oder eben damit aufzuhören. Letzters ist nun also nicht geschehen und bevor Ersteres zutrifft, würde ich Scott zweiteres verzeihen.

Bis dahin freue ich mich über "This Here Defeat" in Lissabon - der Stadt des Fado - aufgenommen. Genieße sein Leiden zu Cello, Klavier, Ukulele und Gitarre und bin begeistert über das mutige Titelstück des Albums, das man wohl und nicht übel als zauberhafte Pop-Ballade bezeichnen muss.

Anspieltipps: "Effigy", "Skyline", "Ruined Heart" und "This here Defeat".


---------------------------------