Labels

Dienstag, 4. Februar 2014

JA, PANIK / Libertatia - Romantik, Liebe, Angst und Tanzen am Abgrund!

"One World, One Love, LIBERTATIA!"

Auch wenn Ja, Panik mit zahlreichen Statements auf ihrer Homepage die Romantik relativieren, "LIBERTATIA" ist die romantischste deutschsprachige Platte seit Blumfelds "Verbotene Früchte" aus dem Jahre 2006.

Und natürlich ist "LIBERTATIA" auch wieder ein Album geworden, das über Geld redet, das Fragen aufwirft und bei dem Text und Musik ohne einander nur schwer existieren können. Und natürlich mischt Spechtl weiterhin Deutsch und Englisch in seinen Texten. Und natürlich ist es etwas Besonderes.

Und natürlich  herrscht ein frischer Wind auf "LIBERTATIA"!

Die Molltöne sind weggepackt. Angriff mit guter Laune statt Rückzug heißt die Parole. Roxy Music  und Style Council statt Nirvana, mehr Computer und Groove und weniger Gitarren. Geht Spechtl etwa den Weg, den bereits Paul Weller (erst lärmen mit The Jam, dann grooven mit Style Council und dann eine Solokarriere als Singer/Songwriter) ging?

Verschreckt? Das wäre den Herren Spechtl, Pabst und Janata sicherlich nicht unrecht, schließlich ist und bleibt eines der primären Ziel einer Ja, Panik-Platte die Provokation und das Anwerfen der hauseigenen Denkmaschine.

Kenner der jetzt schon seit fünf Jahren in Berlin lebenden österreichischen Band wird aufgefallen sein, dass bei dieser Namensaufzählung zwei Namen fehlen, das liegt daran, dass nach dem Ausstieg von Christian Treppo (Klavier, Gesang) und Thomas Schleicher (Gitarre) Ja, Panik zum Trio geschrumpft ist. Die Theorie mit der Entwicklung des Herrn Spechtl zum Solokünstler also doch nicht so aus der Luft gegriffen?

In aktuellen Interviews, die mit dem Erscheinen der neuen Platte in jedem wichtigen Musikfachblatt zu finden sind, wird eine Solokarriere allerdings (noch) nicht in Betracht bezogen - laut Spechtl liebt er das "Rockband-Ding" noch viel zu sehr. Und weil das Rockding immer noch funktioniert, gibt es nach drei schrecklichen Jahren des Wartens ENDLICH das wunderbar groovende und schwebende "LIBERTATIA"!

1. "LIBERTATIA": Wurde bereits in den News 32 ausgiebig gefeiert. Dort findet man auch Infos, warum das Album diesen seltsamen Namen trägt.

2. "Dance the ECB": "Vergiss die Drugs und ihre Kicks und bewege deinen Arsch". Ziemlich klare Botschaft, oder? Die Krise ist nicht vorbei, aber wir tanzen drauf! Könnte ich mir auch sehr schön in einer Version von den Türen vorstellen!

3. "Au Revoir": War am Anfang ziemlich verschreckt, weil "Au Revoir" schon fast wie ein Schlager klingt, speziell im Refrain, aber langsam komme ich rein und der Text ist ... na eben ein Ja, Panik-Text!

4. "Post Shakey Time Sadness": Erinnert in seiner melancholischen Note etwas an "The Evening Sun" von DMD KIU LIDT und ist einer der wenigen Songs, der auch auf eben jenes Album gepasst hätte. Schööööön.

5. "ACAB":  Im österreichischen Online Magazin thegap lässt Spechtl verlauten: "Wenn wir »All Cats Are Beautiful« singen, bedeutet es trotzdem auch „All Cops Are Bastards“, oder anders gesagt, wenn man etwas Bekanntes verändert, bleibt doch das Alte auch im Neuen erhalten. Ja, Panik bleibt also auch im Liebeslied politisch ;-)



6. "Chain Gang": Angst im Gute-Laune-Gewitter. Inbetween Falco und Style Council. Großartig!

7. "Alles leer": War 2010 noch "Alles hin, hin, hin" ist nun "Alles leer" - Das Bett, die Wohnung, die Stadt. Aber wie immer ist auch die Leere bei Ja, Panik irgendwie betörend schön.

... und spuckt mich nun die alte Welt in die neue, oder umgekehrt ;-).

8. "Eigentlich wissen es alle": In musikalischer Hinischt die gelungene Rückkehr des Saxofons in die zeitgenössische deutschprachige Popmusik. In textlicher Hinsicht nicht mehr als eine perfekte Lebensbeschreibung. Im Ganzen der schlicht beste Song des Albums. Ever, ever, ever!

9. "Radio Libertatia": Zweiter auf Anhieb sehr gewöhnungsbedürftiger Song. Wenn man verdrängt, dass er etwas nach Fury in the Slaughterhouse [kommen aus Hannover eigentlich nur schlimme Bands ;-)] stinkt, gewöhnt man sich aber langsam daran und da man auf Vinyl nicht so einfach skippen kann, habe ich mittlerweile auch an diesem Song Gefallen gefunden.

10. "Antananarivo": Antananarivo ist die Hauptstadt von Madagaskar, dient aber nur als Platzhalter, denn Daheim und Zuhause ist unabhängig von Raum, aber abhängig von Zeit. Entdecke die Welt ohne Grenzen, bestenfalls mit Ja, Panik!
--------------------------------------

"LIBERTATIA ist das Bewusstsein davon, dass eine andere Welt eben nicht möglich ist. Das Wiederzusichkommen nach der großen Independenthalluzination." [Ja, Panik]


Panische Evolution:









Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen