Published: 03.10.2017
Label: Swœr, distributed by Spinnup
Genre: PostRock, ExperimentalRock
Country: Meiningen, Deutschland
Members:
Erik Swiatloch
Diese Erklärung, die wohl jeder, der schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, auch auf sich projezieren kann, gab Erik Swiatloch alias Swœr, zu seinem Debütalbum "Unfinished thoughts of an innocent dead child". Nicht jeder ist allerdings in der Lage, so wie Erik, diesen retrospektiven Gefühlszustand in Musik zu verwandeln.
In 12 atmosphärisch unglaublich dichten Songs lässt Erik Bilder im Kopf entstehen, die bei jedem Hörer sicher anders sein werden und sich wahrscheinlich auch bei jedem mit anderen Emotionen verknüpfen. Mich persönlich überschwemmen beim Hören seines Erstlings Zustände von innerer Ruhe, Schwermut, Melancholie, Sehnsucht, aber auch Euphorie und dieses seltsame Wohlbehagen, welches mich manchmal erfasst, wenn ich meinen Körper über seine Maßen beansprucht habe, deswegen ausgelaugt, aber irgendwo auch glückseelig bin.
Siwatloch macht laut eigenen Angaben Musik seit er 7 Jahre alt ist. Er hat mehrere Musikinstrumente autoditaktisch erlernt und hat auf seinem Debütalbum zu Hause, am liebsten mit einem Glas Wein in Reichweite, alle Instrumente selbst eingespielt. Ausserdem bin ich mir sicher, dass er Zuhause ein paar Alben von Mogwai und vielleicht sogar Thurston Moore im Regal stehen hat. Das alles macht ihn mir sehr sympathisch und bestätigt mich in der Annahme, dass Swœr und "Unfinished thoughts of an innocent dead child" echte Herzensangelegenheiten sind.
Gesagt werden muss noch, dass es nicht verwunderlich ist, dass der gebürtige Thüringer, der nomalerweise u. a. Musik für Bilder macht (http://erikswiatloch.de/), es auch beherrscht, Musik zu machen, die Bilder im Kopf generieren. Verwundert bin ich allerdings darüber, das Erik erst 24 Jahre ist und schon dachte, dass der musikalische Freigeist seiner frühen Jugend bereits in Alltagskosmos versandet sei - aber mit "Unfinished thoughts of an innocent dead child" hat er diese selbstgestellte These ja eindrucksvoll widerlegt. Und als etwas älterer Kreativer kann ich ihm sagen, dass sich natürlich Abnutzungserscheinungen auftun, dass man Normen im Kopf entwickelt, dass es aber auch immer wieder kreative Eruptionen gibt ;-).
Anspieltipps: Eigentlich keine, denn obwohl das Album aus Fragmenten entstanden ist, hat es einen wunderschönen Fluss - einen langen ruhigen. Aber wer es mal schnuppern möchte, sollte sich zum Appettitholen erst "Voices ring out and fall silent ", dann "I want to save our souls" und schließlich "Cause it soaks you up in your own" anhören. Wer dann noch keine Begierde in sich spürt, mehr von Swœr zu hören, leidet womöglich unter Gefühlslegasthenie.
Tracklist:
01 The lovely memories in the ground
02 Voices ring out and fall silent
03 Try to run backwards
04 But melt like cold water
05 In a sweet breeze
06 I want to save our souls
07 To keep them in my hallway
08 And the time has collapsed
09 It settled down into you
10 No need to breathe
11 Cause it soaks you up in your own
12 Until the silent mutes it all
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