Das ich eine Schwäche für Frauen in der Rockmusik habe, ist kein Geheimnis. Bilde ich mir deswegen vielleicht nur ein, dass das weibliche Geschlecht in diesem Jahr ganz besonders mit formidablen Alben um sich wirft? Big Thief ! Angel Olsen ! Field Mouse ! Friends of Gas ! Margarete Glapsy ! Hinds ! Gurr ! Überall Frauen an der Front!
Das Damen-Duo HONEYBLOOD aus Glasgow reiht sich ebenfalls in diese exquisite Aufzählung.
2014 nach dem Ausstieg von Schlagzeugerin Shona McVicar stand Sängerin Stina Marie Claire Tweeddale vor der Frage, wie es weitergehe. Ersatz fand sie schließlich in Cat Myers, mit der es ihr nun gelungen ist, mit "Babes Never Die" Honeyblood auf das nächste Level zu heben.
Die neuen Honeyblood sind lauter, druckvoller, raffinierter und noch melodiöser als auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum von 2014. Nach einem kurzen Intro werfen die Schottinnen bei Song Nummer 2 "Babes Never Die" gleich alles in den Ring, was Honeyblood-Reloaded ausmacht. Was für eine Hookline! Klingt ein wenig nach dem Debütalbum von The Primitives aus dem Jahr 1988, hat aber mehr Dampf und Sängerin Stina Marie Claire hat im Vergleich zu Keiron McDermott neben all dem Wohlklang auch eine gewisse Aggressivität in ihrer Stimme. Trotzdem verströmt der Sound von Honeyblood aber immer irgendwie gute Laune und schürt den Drang, die Tanzschuhe zu schnüren.
Ein schicker kleiner, im Highspeed-Tempo vorgetragener Bastard aus Punk- u. IndieRock ist "Ready For The Magic ". Man kann förmlich vor Augen sehen, wie die neue Schlagzeugerin Cat Myers ihre Drumsticks galoppieren lässt!
Fuß vom Gaspedal - aber nur marginal. "Sea Hearts" schwankt zwischen GarageRock, Grunge und Anleihen von DreamPop. Fett, fett, fett, die fuzzy Gitarren wollen ja gar nicht aufhören zu klingen und die Breaks geben der Attacke sogar noch mehr Luft. "Hey, hey is this a little heartbreak?" It is!!!
Mit Keys und dezenten Hand-Claps schlägt "Love Is A Disesase" etwas sanftere Töne an, aber im Refrain brechen die Gitarren dann doch wieder durch und die Handschrift von Songwriterin Tweeddale ist unverkennbar. Es gibt nur wenige Bands, die es bereits mit dem 2ten Album schaffen - und das nach diesem radikalen Bandumbruch - ihr Profil so zu schärfen, dass man eine eigene Handschrift erkennt.
"Walking At Midnight " ist die poppigste Nummer des Albums. Die Gitarren halten sich für die Hook und den Refrain im Hintergrund und gegen Ende kommt sogar ein kleines akustisches Intermezzo. Kann man wahrscheinlich sogar, wenn die Sonne erloschen ist, im Mainstream-Radio hören. "Justine, Misery Queen" ist eine melodiös verpackte Abrechnung mit einer Freundin: "Do you wish you hadn't been such a bitch, or do you try hard not to think about it?". Überhaupt teilt Tweeddale auf ihrem Zweitwerk ordentlich aus und tut ihre Meinung explizit kund, während sie beim Erstling in ihren Texten eher als Beobachterin auftrat.
"Sister Wolf" ist mehr auf Rhythmus als auf Melodie ausgerichtet und Tweeddale klingt rauer und zeigt ihr ganzes stimmliches Spektrum. Wie wichtig das Schlagzeugspiel von Cat Myers für den runderneuerten Sound ist verdeutlicht einmal mehr "Hey, Stellar". Da hat wohl mal wirklich etwas zusammengefunden, was zusammen gehört!
Und wieder abbremsen! Im Stile von Mazzy Star - die Stimmverwandtschaft zur göttlichen Hope Sandoval wird hier überdeutlich - zelebrieren Honeyblood "Cruel". Alles schwelgerisch, verschleppt und rauschschwadenverhangen bei dieser lupenreinen IndiePop-Ballade.
Bei "Gangs" berichtet Tweeddale von ihrer frühen Jugend in der nicht gerade malerischen Region Oxgangs, südwestlich von Edingburgh. Deswegen das traurige und verletzte, aber doch auch zornig wirkende Mädchen auf dem Cover? Befreit sich hier jemand von Altlasten und wächst über sich hinaus? Bitte so weiter wachsen!
Tracklist:
01 Intro
02 Babes Never Die
03 Ready For The Magic
04 Sea Hearts
05 Love Is A Disesase
06 Walking At Midnight
07 Justine, Misery Queen
08 Sister Wolf
09 Hey, Stellar
10 Cruel
11 Gangs
12 Outro
Sounds cool!
AntwortenLöschenDank für die gemeinsame Nutzung.