Mit Partnersuche ist es ja keine einfache Sache. Das gilt im Privaten und ganz sicher auch für eine musikalische Zusammenarbeit.
Das kann ins Auge gehen, wie das mich nur wenig überzeugende kürzlich erschienene überambitionierte Werk "Epic Jammers and Fortunate Little Ditties" zwischen Bonnie 'Prince' Billy und den Bitchin Bajas beweist. Es kann aber auch zu einem wunderschönen Kind führen, was wiederum die Zusammenarbeit zwischen SAM BEAM (Iron & Wine) und einer Dame namens JESCA HOOP belegt.
Das Kind nennt sich "Love Letter for Fire" und hatte seinen Geburtstag am 15.04.2016 auf SubPop. Die eingetragene liebevollen Eltern sind der amerikanische Singer/Songwriter Sam Beam geboren in South Carolina und Jessica "Jesca" Ada Hoop aus Kalifornien, die mittlerweile in Manchester/England lebt. Während der Vater musikalisch interessierten Menschen durch seine Arbeiten mit Iron & Wine hinreichend bekannt sein dürfte, ist die Mutter ein relativ unbeschriebenes Blatt.
Allerdings nur auf den ersten Blick, denn ihre Diskographie umfasst bereits vier Alben, zwei EPs und zahlreiche Kollaborationen mit Künstlern wie Peter Gabriel, Steward Copeland oder Guy Garvey. Als Support war sie bereits mit Elbow, Placebo, Shuggie Otis, Andrew Bird, Shearwater, Eels und den Punch Brothers unterwegs. Diese Who-is-Who der Folk- und Popszene dürfte ausreichen, um sie zu legitimieren, mit Sam Beam ein Kleinod auf die Welt zu bringen, welches Beiträge von Wilco's Glenn Kotche, Rob Burger, Eyvind Kang, Sebastian Steinberg und Edward Rankin-Parker enthält.
Wie die Pressemitteilung zum Album erfahren lässt, ging Sam Beam schon lange mit der Idee schwanger, ein Duett-Album zu machen, aber es mangelte an der richtigen Partnerin. Die lange Suche hat sich zweifelsohne gelohnt, denn so zärtlich, wie sich diese beiden Stimmen ineinanderschmiegen und mit welchem Feingefühl für Komposition die beiden Songwriter dreizehn samtweiche Songs zur Welt verhalfen, ist schlicht umwerfend.
Natürlich ist diese Songsammlung, wie der Albumtitel unschwer erkennen lässt, ein Kind der Liebe. Schon die erste Auskopplung "Valley Clouds" öffnete die Türe sperrangelweit für zärtliche Gefühle. Romantiker und Freunde von handgemachter Musik werden sich kaum der Magie entziehen können, welche die beiden Künstler entfachen und selbst emotionale Grobglötze sollten Angst davor haben, dass die harte Schale durch diese geballte Emotionalität Risse bekommt. Als wäre es eine Warnung, heißt der erste Song des Albums ja auch noch "Welcome to the Feeling".
"Love Letter for Fire" ist ein märchenhaftes Gesamtwerk mit luftigen Streichern, zärtlichen Percussions und sanften Klavierklängen, das während knapp 40 Minuten für akute Herzerwärmung sorgt. Obwohl nicht selten ein trauriges Moll durchschimmert, ist es eine hoffungsvolle Platte, wie ein erfrischender Windhauch in der Schwüle des Sommers.
Ich mag mich nicht festlegen, welcher Song am traurigsten, welcher am schönsten, welcher am geschmeidigsten oder elegantesten ist, denn mir gefällt wirklich alles an diesem Kind und ich bin mir ganz sicher, dass dies auch der Fall bleiben wird, wenn das Kind groß und altgeworden ist.
Tracklist:
01 Welcome to Feeling
02 One Way to Pray
03 The Lamb You Lost
04 We Two Are a Moon
05 Midas Tongue
06 Know the Wild that Wants You
07 Every Songbird Says
08 Bright Lights and Goodbyes
09 Kiss Me Quick
10 Chalk It Up to Chi
11 Valley Clouds
12 Soft Place to Land
13 Sailor to Siren
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