Location: Studio 672 (Stadtgarten)
Date: 14.05.2016
Im Gegensatz zu meinem treuen Konzertbegleiter C. bin ich nicht der absolute Country-Fan, aber das wirklich hervorragende zweite von Dan Auerbach produzierte Album "All or Nothing" der Countrymusikerin war ein unschlagbares Argument, dass sogar meiner schwer zu beeindruckenden Frau gefiel, weswegen wir uns in Viermannstärke, natürlich mit der unverwüstlichen V., gegen 19 Uhr am Stadtgarten trafen.
Da der unsägliche ESC im TV lief, und die omnipräsente Adele die Lanxess-Arena beschallte, mutmaßten wir, dass es Nikki schwer haben würde den Laden zu füllen und so sah es gegen 19:30 bei Einlass noch sehr übersichtlich im schnuckeligen Studio aus.
Aber die Befürchtungen bewahrheiteten sich zum Glück nicht wirklich, denn als gegen 21 Uhr auf der Bühne zum ersten Mal Musik erklingt, ist das Studio 672 zwar nicht ausverkauft, aber doch ganz ordentlich gefüllt.
Unerwarteter, aber erfreulicherweise Weise, gab es einen Support, dachten wir, bis der Mann mit dem schütternen Haar und der Gitarre die ersten Töne aus seiner Kehle erklingen lies. Kommentar von C.: "Neil Young darf schief singen, er nicht!" Aber Surprise, Surprise, wir taten dem Herrn aus Bremen, der ohne seine Band Someday Jacob, aber mit einem verhinderten Abstieg im Studio antrat, unrecht, denn schon ab Lied Nummer zwei hatte der Mann seine nicht perfekte Stimme besser im Griff und begeisterte mit Liedern mit ausgezeichnetem Songwriting und Botschaft. Also Mea Culpa für das erste voreilige Urteil.
Wie der spärliche Bühnenaufbau im Studio 672 bereits erahnen lies, kam Nikki für ihre erste Europa-Tour als Headliner leider nicht mit kompletter Band nach Köln, also kein Schlagzeug und keine Pedal-Steel-Gitarre :-(.
Nikki betritt nach einem etwas hektischen Soundcheck, der aber wohl dem nervigen Pfingstverkehr und einer deswegen verspäteten Ankunft geschuldet war, mit einem Gitarristen zu ihrer Rechten und einer Dame mit Rassel und Tambourine zu ihrer Linken die Bühne. Beim ersten Lied stimmt soundmäßig leider noch nicht alles, aber Nikki erweist sich als wahrlich oberfleißige Livemusikerin, sehr souverän darin, mit kleinen Zeichen für den Mann am Ton den Sound in den Griff zu bekommen.
Trotz der vielen absolvierten Liveauftritte merkt man Miss Lane an, dass sie noch immer ausreichend über Spielfreude verfügt, denn keine Sekunde hat man den Eindruck, dass hier jemand sein bewährtes Programm abspult, sondern ganz im Gegenteil, die Funken sprühen von der ersten Sekunde an. Speziell mein treuer Konzertbegleiter C. steht schon nach wenigen Minuten in Flammen ;-)
In bin mit dem Repertoire von Nikki leider nicht so vertraut, dass ich hier eine vollständige Setlist liefern könnte, so kenne ich so gut wie keinen Song aus ihrem Debütalbum "Walk of Shame" von 2011, aber sie spielt auch einige Songs von ihrem letzten Album, so dass auch ich schnell mit ihrem Auftritt warm werde.
Der erste besonders auffällige Songs an diesem Abend ist "Man Up", eine explizite weibliche Ansage an Herren, die es sich auf ihrem Arsch zu gemütlich machen. Die unverwüstliche V. outet das Stück dementsprechend auch gleich als ihren Lieblingssong ;-).
Das Set der Amerikanerin ist sehr geschmeidig und charmant. Immer wieder sucht sie Kontakt zum Publikum, fragt nach Songwünschen, was nicht immer sofort verstanden wird, erzählt von ihren Tourerlebnissen und flachst mit ihren Bühnenpartnern. Besonders die Damen scheinen zusammen ziemlich viel Spaß auf dieser Europa-Tour zu haben, während der als Spanier vorgestellte Gitarrist eher introvertiert wirkt und es so scheint, als ob auch er nicht alles versteht, wenn die Dame aus South Carolina und die Lady aus New York ihre Späßchen auf der Bühne treiben.
Zu Gehör gebracht werden neben zahlreichen Songs die ich nicht kenne, das zauberhafte "You can't talk to me like that", das angeforderte "Love's on Fire" und das mir unbekannte, aber tolle "700 000 Rednecks".
Nach einer kurzen Pause folgt eine Zugabe, wo ich dann auch noch meinen Lieblingssong "Sleep with a Stranger" serviert bekomme und ein Stück, bei dem der vom Support bekannte begabte Bremer in die Saiten greifen darf. Very fein!
Ein tolles Konzert mit einer ausgesprochen sympathischen Künstlerin, das für mich zwar einige wenige Längen hatte - weil halt doch Schlagzeug und Pedal Steel fehlten - aber Nikki versprach Köln irgendwann auch mit einer kompletten Band zu besuchen und klar ist, dass wir Vier dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder zu ihrem Publikum gehören.
Der sympathische Eindruck, den Nikki während des Konzertes hinterlies, verfestigte sich, als sie kurz nach dem Konzert gut gelaunt am Merchandise-Stand auftauchte, Selfies mit sich machen lies, fleißig signierte und dem treuen Konzertbegleiter C. vollends das Herz brach. Und dann noch dieses neckische Tattoo, eine Colaflasche, deren Hals man kurz über dem Gürtelbund sieht, das von der Kehrseite grüßt!
Während C. und ich uns mit Vinyl eindecken, muss die unverwüstliche V. ohne ein Andenken an diesen Abend bleiben, denn die heißen Panties, wahrscheinlich von der ausgebildeten Mode-Designerin Nikki selbst entworfen, für die sie sich interessiert, waren mit 25 Euronen doch etwas teuer - vor allem wenn man bedenkt, dass das Vinyl schon für 20 zu haben war! Wer trotzdem so ein heißes Teil haben möchte, kann auch online zu schlagen, allerdings für satte 30 Euro.
Und meine holde Gattin darf jetzt auch gerne öfter mit auf ein Konzert, denn der schreckliche Chinese Man-Fluch scheint gebrochen!
Interview mit Special Greeting to C from Ö:
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