2010 war "Spanish Sahara" von den FOALS mein absoluter Lieblingssong, das ging soweit, dass ich mir auch noch sämtliche Remixe (und davon gibt es einige) zulegte und eine Playlist nur mit eben diesem Lied in Heavy Rotation lief. Live hatte ich die Band aus Oxford noch nie gesehen, weswegen das Ticket für die Live Music Hall in Köln also schon sehr frühzeitig gebucht wurde - Gott sei Dank, war dann nämlich ziemlich schnell ausverkauft das Konzert.
Die Foals sind für mich eine Band, bei der immer einzelne Songs aus einem Album ganz besonders hervorstechen. Beim Debüt-Album "Antidotes" von 2008 ganz klar "Two Steps, Twice", auf "Total Life Forever" besagtes "Spanish Sahara" und auf dem neuesten Werk "Holy Fire" gleich zwei Stücke, nämlich "Numbers" und "Inhaler" Die Alben in Gänze können dann meiner Ansicht nach diesem hohen Anspruch nie ganz gerecht werden. Sie sind zwar musikalisch immer höchst virtuos, aber viele Stücke klingen ähnlich und es fehlt eben das gewisse Etwas, was die Perlen der Alben ausmacht. Also mal sehen, ob mich die Foals live vollends überzeugen können?
Um Punkt 20 Uhr zeigen aber erst einmal drei junge schlaksige Herren aus Australien mit dem leicht memorierbaren Namen JAGWAR MA, dass wohl schon in ihrem Kinderzimmer Screamadelica (Primal Scream) und sonstiger BritRave anno 1991 zu hören war. Die Beats aus dem im Zentrum wie ein Heiligtum erhöht aufgebahrten Laptop sind fett, die synthetischen Klänge höchst psychedelisch und die Gitarren dürfen nur selten die Dominanz brechen. Vor dem Konzert hatte ich mir bereits vier Stücke der Band angehört und mehr war im großen Netz auch nicht zu finden. Wie Zuhause fallen auch beim Konzert vor allem "The Throw" und "Come save me" besonders positiv auf. Wer in seinem Plattenschrank Primal Scream, Stone Roses, Happy Mondays und Konsorten stehen hat, der dürfte sicher einige Male Parallelen gezogen haben.
Knapp 30 Minuten durften Jagwar Ma Madchester auferstehen lassen. Durchaus geglückt! Sehr hypnotische und drogenverhangene Sounds, ein Bass, der mir in 20 Meter Entfernung zur Bühne noch die Jacke vibrieren lies und eine Band, die tänzerisch ordentlich was auf der Bühne bot. Rave, Baby, rave! Ohne Madchester hätte es schließlich Bands wie Bloc Party oder die Foals nie gegeben.
Nach kurzem Intro starten die Foals mit "Total Life Forever" ihre Show. Der Sound ist für die Live Music Hall wirklich erstaunlich gut und Sänger Yannis Philippakis direkt präsent. Mittlerweile ist die Halle auch proppenvoll - beim Support-Act war es noch seltsam leer - und das Publikum ist überwiegend bemerkenswert jung. Es nimmt die Animation "Zum Mitmachen" der Band freudig entgegen. Ich bin ja nicht sooo der große Mitklatscher und Hände-in-die-Höhe-Strecker, aber bitte jeder nach seinem Gusto.
Das fiebrige "Olympic airways" lässt die Stimmung weiter steigen, gleiches gilt für "Ballons" ebenfalls vom Debüt-Album "Antidotes". Ungewöhnlich, dass eine Band mit drei alten Nummern ein Konzert eröffnet, oder? Dann aber kommt neuer Stoff. "My Number" ist hochgradig funky und besteht eigentlich nur aus einem Mitsing-Refrain. Mach ich natürlich auch und ich bin sicher nicht der einzige. Eigentlich die optimale Nummer für eines dieser leidigen Singel-Portale im Netz ... Neeee bitte nicht, war Spaß!
Es folgen zwei weitere Nummern von "Holy Fire", das hymnische "Bad Habit" und "Milk & black spiders" das mir zu sehr auf den eigenen Back-Katalog der Band zurückgreift. Mit dem eher besinnlichen beginnenden "Blue Blood" wird die Stimmung etwas heruntergekocht ehe der sich im Song steigernde Rhythmus dann wieder Bewegung in die Zuschauermenge bringt.
Nach zwei weiteren Nummern ("Late Night" und mächtig rockend "Providence") kommt dann endlich MEIN Song. "Spanish Sahara" ist schlicht ein Meisterwerk und am Jubel im Publikum merkt man, dass ich nicht der Einzige bin, dem dieser Song so am Herzen liegt. Beim Konzert fehlte mir irgendwie das prägende Sonar, aber beim Nachhören Zuhause musste ich feststellen, dass sich da ein Remix in meinem Gedächntis breitgemacht hat.
Bei "Red Sox Pugie" ist in den vorderen Reihen natürlich Hüpfen und Schupsen angesagt und ab und an wird sogar ein menschliches Wesen auf Händen über den Köpfen transportiert. Ach, die Jugend ;-)
Nach "Electric Bloom" verlässt die Band die Bühne, um kurz danach den Zugabenblock mit drei Stücken zu spielen. Seltsamerweise eröffnen sie diesen mit der Ballade "Moon", feine Nummer, aber live doch eher für intimere Konzertsäle geeignet. Jegliche Besinnlichkeit wird anschließend fulminant mit "Inhaler" beiseite gewischt. Den Song liebe ich vor allem, wenn die Gitarren sich zur Wand auftürmen und Yannis Philippaki klingt wie Robert Smith zu besten "Seventeen Seconds"-Zeiten.
Wie ich mir von meinem, bereits Foals live erprobtem, Kollegen im Voraus sagen ließ, kommt als Abschlussnummer immer "Two steps, twice", also natürlich auch an diesem Abend. Yes! Das Publikum gibt ein letztes Mal alles, alle? Nein, nicht alle, zwei kaum der Pubertät entsprungene Damen fühlen sich doch wirklich in unerträglicherweise davon gestört, dass man neben ihnen nicht nur andächtig lauscht, sondern das alte Tanzbein schwingt. Tzzz, die Jugend!
P. S. Danke an den charmanten Hasen für die Fotos ;-)
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