Das Ö hasst Montage! Wenn also ein Album direkt an zweiter Stelle mit einem Song namens "Happy Mondays" aufwartet, ist es nicht unbedingt die einfachste Sache der Welt, mich für dieses Album zu begeistern.
Aber da meine Lieblingsfranzosenband The Dø mittel Facebook auf die Musik dieser Landsmänner hingewiesen haben, war ich geradezu verpflichtet, mal wieder ein Ohr auf die Musik aus meinem liebsten Urlaubsland zu werfen.
Concrete Knives stammen aus Caen, einer Stadt mit etwas mehr als 100.000 Einwohnern in der Normandie und geben unter Infos auf ihrer Facebook-Fanpage nur so viel Auskunft: Weitere Künstler, die wir gut finden Iron Maiden. Ah, ja.
Nach ausgiebiger Recherche im großen Netz erfahre ich noch, dass die Band ein Quintett ist, "Be your own King" ist das Longplayer-Debüt der Band und erschienen auf dem Label Bella Union. Sängerin Morgan Coles stieß erst später zur Band, die sich bereits durch die vier männlichen Mitgliedern (Nicolas Delahye, Adrien Lepretre, Augustin Hauville, Guillaume Aubertin), die bereits zu Schulzeiten miteinander musizierten, gegründet wurde. Für das Songwriting ist hauptsächlich Nicolas Delahye zuständig.
So nun aber genug der harten Fakten. Was machen die Franzosen denn nun für Mucke? Kann sich noch jemand an die Nürnberger-Band Throw that Beat in the Garbagecan! erinnern? Concrete Knives klingen, wie die Band aus Nürnberg zwanzig Jahre später klingen könnte, wenn sie unter Einfluss des ersten (noch guten) The Ting Tings-Albums im Studio begleitet von einer afrikanischen Rhythmusgruppe beim Debüt von The Dø produziert werden würden. Verstanden? In kurz: Gute Laune Gitarren-Pop für Sonnenschein und zum Zappeln.
Mit "Bornholmer" und speziell "Greyhound Racing" sollte es jedem Indie-DJ spielend gelingen, die Tanzfläche zu füllen. "Bornholmer"
ist die ultimative Aufforderung zum ausgelassenen Pogo, bei dem auch
Mädchen ihren Spass haben, weil Agressionen völlig außen vorbleiben.
Und wer beim dritten Mal hören nicht lauthals mitgrölt, ist taub oder
tot.
"Greyhound Racing" ist etwas rockiger, der
den Beat schneidende Girarrenriff ist feist, die Orgel schräg und die
Na-Na-Na-Chorgesänge ungemein aufputschend. Der ideale Song, um eine
dahinvegetierende Party aus der Lethargie zu reißen. "Wild Gun Man" funktioniert nach dem gleichen Prinzip, allerdings gibt es hier statt Na-Na-Na ein Oh-Oh-Oh. Gefällt mir aber trotzdem sehr gut.
Auch das mit karbischem Flair versehene "Brand New Start"
setzt wie das ganze Album auf eingängige rhythmusbetonte Melodien und
eine hohe Frequenz an unartikulierten Freudenlauten - Uh-Uh-Uh - schön,
wie die Percussions klingeln. "Wallpaper" ist viel verhaltener
und deswegen sehr irritierend, wenn man diesen Song, der als Single
ausgekoppelt wurde, als erstes Stück von der Band hört. Die Anlage und
die Rhythmik des Songs lässt mich an die schnodrige Lykke Li denken.
"Africanize"
verrät ja schon im Titel, aus welchem Teil der Welt hier Klänge
entliehen wurden. Erneut sehr rhythmisch und mit einem schön
integrierten Part, der bei den Chemical Brothers ("Push the button") äääh entliehen wurde. Fast ganz ohne Vocals (ein paar Ohhs) kommt "Roller Boogie" aus. Das Keybord quietscht und ermuntert fröhlich zum Mitpfeifen. Irgendwie trashig, aber auch sehr eingängig.
"Truth"
ist wahrhaft schön. Eine virtuose Komposition mit vielen kreativen
Ideen, gelungenen Breaks und Tempowechseln, tatsächlich auf Augenhöhe
mit den verschachtelten kleinen Meisterwerken von The Dø. Hoffe inständig, dass das Stück nicht dem Remixer von "I follow Rivers" in die Hände fällt!
Den Abschluss des fantastischen Albums bildet "Blessed",
eine Shoegaze meets Pop-Nummer, schrammelig und in Dauerschleife
abspielbar. Und was ist nun mit "Happy Mondays"? Ich werde jetzt versuchen IMMER den verfluchten Wochentag mit diesem Song zu begehen, damit ich vielleicht auch ab und an sagen kann: "Fröhlicher Montag".
Fazit: Bisher gab es aus Frankreich hauptsächlich The Dø und Phoenix, jetzt haben sich die Concrete Knives dazugesellt. Danke für
diese üppige wohlschmeckende musikalische Mahlzeit - Haute cuisine!
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