Date: 19.07.2016
Lediglich zwei Konzerte in Deutschland standen auf dem Tour-Programm des Mannes, der mit seinem Debüt-Album "Time’s all Gone" 2012 den Rhythm’n’Blues der Sixties neues Leben einhauchte: Gestern Berlin und heute die rheinische Hauptstadt ;-) .
Im Konzertsaal herrschen nicht sommerliche, sondern tropische Temperaturen. Ausnahmsweise wünsche ich mir, dass es nicht so voll wird, damit mir erspart bleibt, nass an nass mit fremden Menschen zu saunieren. Meine unheiligen Wünsche werden erhört, denn der Stadtgarten ist, als es wenige Minuten nach 21 Uhr los geht, zwar gut gefüllt, aber nicht ausverkauft und so bleibt mir das Sardinenbüchsen-Feeling erspart.
Neben Nick finden sich auf der Bühne ein Saxophonist, ein Keyboarder, ein Bassist und ein Schlagzeuger ein. Für die im Saal herrschenden Temperaturen ist das Bühnenoutfit der Band deutlich mit zu viel Stoff gesegnet. Der Schlagzeuger erfasst die Situation als erster und zieht direkt, bevor er sich an seine Schießbude setzt, das Jacket aus.
Die Band groovt gut, aber am Anfang ist die Musik viel zu leise und so kommt man sich eher wie auf einer Jazz-Martinee am Sonntagmorgen vor, als auf einem Konzert mit Rock-Appela. Nach zwei Nummern tippt mir zufällig der Sound-Techniker von hinten auf den Rücken und fragt, ob die Stimme laut genug sei. Ich antworte: "Könnte alles etwas lauter sein" und wenige Sekunden später merkt man tatsächlich, dass die Mastervolume nach oben korrigiert wurde. Besser, aber hätte ruhig noch was lauter sein dürfen.
Ich weiß nicht, ob es nur an der Lautstärke lag, aber die in Berlin angeblich stattgefundene Rock'n'Roll-Ekstase tritt in Köln nur bei einigen wenigen Songs zu Tage. Die Band und auch Nick geben schon alles, was man am schweißdurchtränkten Kurzarmhemd des Fontmanns von Minute zu Minute mehr ablesen kann, aber eigentlich müsste man mit Songmaterial wie "Time's all gone", "Some Place", "This is a Game" oder "Is that Clear" den Saal doch zum Kochen bringen? Erst recht bei diesen Temperaturen!
Meine Wunschvorstellung von einem Beatabend, wie man es aus den nostalgischen schwarz-weiß Filmchen kennt, wo Mädels in Petticoats und Herren in Anzügen in Ekstase ob des Sounds verfallen, findet jedenfalls so nicht statt:
Natürlich gibt es Highlights! Und zwar immer dann, wenn Waterhouse und seine Band die Contenance etwas verlieren und die halbgaren Posen vergessen. Dann jamen sie eher und spielen mit Druck, der in solchen Momenten dann auch das Publikum erreicht und nicht nur zum Tanzkränzchen aufruft. Am stärksten gelingt dies bei "This is a Game" dem letzten Song, bevor nach knapp 60 Minuten (!) Spielzeit sich die Band zum ersten Mal verabschiedet.
Die Band lässt sich aber nicht lange bitten und erfreut das Publikum mit weiteren 15 Minuten, die mich aber auch nicht mehr von diesem eher mäßigen Konzert-Fazit umstimmen können - vielleicht auch weil ich vergeblich auf das wunderbare Young-Holt Unlimited-Cover "Ain't There Something That Money Can't Buy" vom Album "Holly" warte.
Das nächste Mal bitte mit mehr Bläsern, längerer Spielzeit und mehr Druck. Wer irgendwann mal in seinem Leben ein Konzert mit Maceo Parker erlebt hat, weiß voraussichtlich, was ich meine.
Positiv nehmen ich mit, dass Nick entgegen seinem eher biederen Äußeren über eine herrlich schmachtende, leicht dreckige, Stimme verfügt, die auch live absolut bestehen kann. Weiterhin, dass ich jetzt, wo ich beim Schreiben dieser Zeilen seine Musik höre, mir unbedingt das Vinyl von "Time's all Gone" doch noch zulegen muss.
Außerdem spielte Waterhouse auch einige Songs vom am 30. September erscheinenden neuen Album "Never Twice" und es sei so viel verraten, dass die Tendenz eher wieder Richtung Debüt-Album geht.
Die erste Hörprobe, die man hier nehmen kann, swingt ziemlich lateinamerikanisch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen