SAN FERMIN / Jackrabbit [LP] ... PEACE / Gen Strange ... THE CHEMICAL BROTHERS / Go feat Q-TIP ... DJANGO DJANGO / Born under Saturn [LP]
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SAN FERMIN / Jackrabbit [LP]
Hinter dem ästhetisch sehr gelungenem Albumcover mit dem "geschälten" Hasen steckt die aus Brooklyn stammende Band SAN FERMIN um Bandleader Ellis Ludwig-Leone, der Komposition an der renommierten Yale University studierte.
Die Band entwickelte sich 2012 ungeplant aus einem einzigen Konzert, welches eigentlich nur als Projekt vorgesehen war, aber dazu führte, dass man bei einem Plattenlabel unterschrieb und 2013 ein Debütalbum veröffentlichte. Die Kritiker waren begeistert und es folgten Touren mit Schwergewichten wie The National, St. Vincent und den Arctic Monkeys. Gibt es bessere Referenzen?
Am 21. April erschien nun das zweite Album "Jackrabbit" auf dem Ludwig-Leone seine Songwriter-Qualitäten weiter beweisen kann. Nimmt man die erste Single "Emily" als Maßstab, dann wächst und gedeiht hier eine äußerst smarte und elegante Variante von Folk- und Kammerpop.
Weitere unbedingte Anspieltipps auf "Jackrabbit" sind die im Bezug auf die Komposition an Sufjan Stevens Meisterwerk "The Age of Adz" erinnernden Stücke "The Woods", "Philosopher" und das magische "Woman in Red". Und kann man mehr neugierig auf eine Band machen, als wenn man erwähnt, dass Lead-Singer Allen Tate klingt wie Matt Berninger von The National? Hörprobe: "Reckoning"!
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PEACE / Gen Strange
Als ich im vorletzten Jahr auf den Erstling von PEACE stieß, dachte ich zuerst, ich hätte eine verschollene Perle aus den Hochzeiten des BritRave ala Madchester (Stones Roses, Happy Mondays, Primal Scream, etc.) geborgen, ehe ich erstaunt feststellte, dass es sich um funkelnagelneues Werk handelte. "In Love" wäre Anfang der Neunziger sicher nicht so in der Masse der Veröffentlichungen verloren gegangen!
Der zweite Streich der Band aus Worchester "Happy People" erschien nun im Februar diesen Jahres in England und es hat immerhin drei Monate gedauert, bis ich auf die Neuveröffentlichung aufmerksam wurde, will sagen, auf der Insel ist die Band schon ziemlich dick im Geschäft, aber in Good Old Germany kräht (zu unrecht) noch kein Hahn nach ihnen. Stilistisch bleibt alles beim Alten: Worchester goes Madchester - but I like it!
Vielleicht lässt sich aber die Aufmerksamkeitsmaschine ja mit dem Video zu "Gen Strange", in welchen Fußballer und Ex-britischer Nationalheld Peter Crouch sein Unwesen treibt, auf Touren bringen - obwohl mit britischen Fußballern haben es die Deutschen ja nicht wirklich, Ausnahme Männermodell Beckham ;-)
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THE CHEMICAL BROTHERS / Go feat Q-TIP
Die Pioniere des BigBeat lassen den zweiten Track aus ihrem im Juli erscheinenden Album "Born in the Echoes" vom Stapel. Wie bereits 2005 bei "Galvanize", ist Rapper Q-Tip am Mic dabei und wie damals passt der Flow des ehemaligen A Tribe called Quest-Mitglieds vorzüglich zu den Beats von Tom Rowlands und Ed Simons aka CHEMICAL BROTHERS.
"Go" geht gut nach vorne, allerdings nicht auf neuen Wegen, sondern auf ziemlich ausgetretenen BigBeats-Pfaden. Darf's ein bisschen mehr Kreativität sein? Ja, also abwarten, ob das Album wenigstens einige neue Ansätze bei den Briten hervorbringt.
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DJANGO DJANGO / Born under Saturn [LP]
2012 kürte der Musikexpress das Debütalbum "Django Django'" der Studienfreunde aus London zum Album des Jahres. Absolut zu Recht, denn mit "Default" befand sich auf dem Werk ein höchst tanzbarer Monsterhit und auch die anderen 12 Songs waren voller Raffiness. Folgedessen wurde der Band in nicht wenigen Gazetten der Band das Etikett ArtPop verpasst.
Für das berühmte schwierige zweite Album setzen die Bandmitglieder David Maclean (Schlagzeug, Produzent), Vincent Neff (Gesang, Gitarre), Jimmy Dixon (Bass) und Tommy Grace (Synthesizer) weiterhin auf ungewöhnliche Klänge, aber die Wucht mit der ihr Erstling den Hörer traf ist nur noch in wenigen Songs ("First Light", "4000 Years") vorhanden.
Auf "Born under Saturn" ist alles diffiziler und doch federleicht:
"Giant" spielt mit Beach Boys-artigen Gesangsharmonien, die federnd einen eleganten elektronischen Beat begleiten. "Shake and tremble" beginnt wie ein futuristischer "Mission Impossible"-Soundtrack, wird dann aber von einem Blues Stomp und einer Melodie Marke BritPop eingefangen. "Found" mit den fast schon sakralen Orgelklängen ist seltsam verhalten, wächst aber mit jedem Hören. "Pause Repeat" schmeckt mit seinem übersprudelnden Pianoakkords wie ein MashUp aus Pet Shop Boys und Hot Chip. Ein Italo-House-Beat transportiert "Reflections" und bei "Vibrations" erklingen erst düstere elektronische Beats und ein tiefer Bass, ehe sich die gutgelaunten Harmoniegesänge und die Perkussionabteilung in den Vordergrund spielen.
"Shot Down" setzt zu sehr auf den zugegeben gelungenen Refrain, aber für DJANGO DJANGO-Verhältnis passiert zu wenig Ungehörtes. Ähnlich geht es mir mit "High Moon", nettes Popstück, aber eben nicht mehr. Mit "Beginning to Fade" geht die Kurve aber wieder deutlich nach oben: Klingt wie ein verschollener Beatles-Song aus der Feder von John Lennon! Bedächtiger aber exquisiter Song.
Das dominierende Instrument bei "Break the Glass" ist die Twang-Gitarre, der Song nimmt gut Fahrt auf, aber die Stärke der Engländer, eine fette Hookline, vermisst man hier schmerzlich. Mein Lieblingssong des Albums kommt mit "Life we know" kommt zum Schluss. Muss unbedingt mal wieder in alte XTC-Alben reinhören ;-).
Insgesamt schwächelt das Album in der Mitte und kann deswegen nicht mit dem Debütalbum mithalten, aber trotzdem kein schlechtes Album - dazu ist das Songwriting der Briten einfach zu gut.
Django Django - First Light (Official Video) on MUZU.TV.
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