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Samstag, 21. September 2013

PORTUGAL.THE MAN live im Stollwerck in Cologne


18.09.2013. Wenn Helden in die Stadt kommen, muss man schon mal in den sauren Apfel beißen. Zwar sind meine Königsblauen durchaus auch (manchmal) in der Lage wie Helden zu agieren, aber für Portugal. The Man verzichtete ich dann doch "gerne" auf einen Champions League-Abend und mache mich frühzeitig auf den Weg in den Kölner Süden ins Bürgerzentrum Stollwerck.

Um kurz vor neun betritt die Band Okta Logue aus Frankfurt / Darmstadt die Bühne. Von den Hessen hatte ich bisher nichts gehört und mich erst kurz vor dem Konzert im Netz informiert. Die Clips zu "Let Go", "Transit", "Judith" und "Bright Lights" auf der Homepage machten durchaus Lust auf mehr.

Allerdings zeigte sich Live on Stage dann, dass die Band doch deutlich mehr in der glorreichen Vergangenheit des Rock weilt, als es die Musikvideos erahnen liesen. Wer auf Krautrock à la Grobschnitt oder auf Pink Floyd anno '70 steht, kam voll auf seine Kosten. Ausufernde Instrumentalparts mit jeder Menge Gitarrensoli und auch visuell sah die Band aus, als hätte sie sich klamottentechnisch aus einem seit mehr als vierzig Jahre verschollenen Kleiderschrank bedient.



Fazit: Die Jungs können ihr Handwerk und es hat auch gut gerockt, aber zumindest meinereiner hätte auch gerne mal etwas Überraschendes, und das war bei Okta Logue nur selten der Fall. Am 4.12. sind die Hessen übrigens erneut in der Domstadt. Wer also mal gerne eine kleine Zeitreise unternehmen möchte, oder zu besagter Zeit noch nicht musikalisch auf der Höhe war, der sollte an diesem Tag im Luxor vorbeischauen ;-).

Da sind die Jungs aus Alaska, John Gourley (Gitarre, Gesang) und Zach Carothers (Bass, Gesang), von einem ganz anderen Kaliber, denn kaum eine andere Band versteht es, Mitsing-Refrains und wunderbare Hooks so zu verpacken, dass es so frisch und ungehört klingt wie bei  Portugal. The Man.

Kurz vor Zehn, nachdem das Publikum mit der hochschmalzigen Kultnummer "Unchained Melodie" in Stimmung gebracht wurde, betritt die Band die Bühne und beginnt den Abend mit "Purple Yellow Red and Blue" vom hervorragenden von Danger Mouse produzierten Album "Evil Friends".

Schon beim ersten Takt wippt die Menge und beim Chorus "All I wanna do is live in ectascy" singt so gut wie jeder im Saal mit. Wie ich schon bei vergangenen Konzerten der Band erfahren durfte, fährt die Band live eine etwas härtere Gangart. Ich war gespannt, ob die Band auch live dem Schliff von Danger Mouse Tribute zollen und etwas poppiger klingen würde, aber alle derartigen Gedankenspiele werden mit dem ersten Song hinfortgespült.

Die Bühne ist spärlich beleuchtet, nur durch wenige Spots und eine Videoprojektion mit fließenden Strukturen innerhalb dreieckiger Berge, fällt Licht auf die Band - die Musik steht ganz klar im Fokus.

Natürlich liegt an diesem Abend der Schwerpunkt auf den viel umjubelten Songs des neuen Albums, aber auch einige ältere Songs wie "All your Lights" oder "So American" spielt die Band in einem Set, welches nur ganz wenige Unterbrechungen aufweist. Sänger John Gourley gibt wie immer den Schweigsamen und überlässt Zach die Kommunikation mit dem Publikum. So zollt Zach dem deutschen Publikum Tribut und bedankt sich dafür, dass die Band als erstes in Deutschland Erfolge aufweisen konnte, noch bevor die Amerikaner endlich einsahen, welch genialen Köpfe da am Rande ihrer vereinigten Staaten Hits schreiben, die man wegen ihrer eingenwilligen Songführung erst spät als solche erkennt.

Und Hits gibt es an diesem Abend wirklich zu Hauffe! Der Song "Evil Friends" ist schon jetzt ein Klassiker und die Band wird nicht umhin kommen, das Ding auf zukünftigen Touren immer als Zugabe im Gepäck zu haben - obwohl, wenn sich eine Band nicht darum schert, was andere erwarten, dann Portugal. The Man, also abwarten.

Nach dem druckvollen "Evil Friends" folgen weitere großartige Nummern wie "Atomic Man", "Modern Jesus" und "Hip Hop Kids". Bei "Modern Jesus" fällt mir auf, dass das auf Platte ziemlich clean klingende Schlagzeug live mehr Schmackes hat und bei den "Hip Hop Kids" staune ich immer wieder, wie großartig die Band den Nirvana-Sound mit beatlesquen Harmonien kombiniert. Dass das ausverkaufte Stollwerck aus dem Häuschen ist, brauche ich glaube ich eigentlich nicht extra zu erwähnen, oder?

Bei "Creep in a T-Shirt" gegen Ende des ersten Blocks bin ich nur noch erstaunt, wie viele Hits diese Band mittlerweile im Programm hat und wie viele Refrains diese wunderbar verschrobenen Jungs aus Alaska mir schon ins Hirn gepflanzt haben. Der Gewinner des nächsten Morgens ist übrigens "Sea of Air", welches ich posttraumatisch den ganzen Tag vor mich hersinge "We've got the whole world hanging there in our little sea of air, We've got the whole world hanging ther in our little sea of air ..."


Portugal. The Man - Purple Yellow Red and Blue [Official Music Video] from Portugal The Man on Vimeo.

Den knapp 75 minütigen Hauptblock beendet Portugal. The Man mit dem gleichen Song, mit dem sie das Konzert eröffneten, allerdings spielen sie dieses Mal "Purple Yellow Red and Blue" etwas rockiger, schließlich ist das Publikum jetzt ja auch warm getanzt. Als Nachschlag gibt es für die schon längst zufriedene Hörerschaft noch drei weitere Songs, darunter eine feine psychedelisch vernuschelte Version von "Helter Skelter" von den Beatles. Großartig!

Ich bin mit dem Verlauf des Abends jedenfalls absolut zufrieden, ein großartiges Konzert, die Königsblauen haben 3:0 gewonnen und die Zecken in Neapel eine bittere Niederlage erfahren müssen. Jetzt nur noch mein Auto in Europas mutmaßlich längstem Parkhaus wiederfinden und dann vier Stündchen pennen, bevor der Alltag wieder erbarmunglos zuschlägt.

@Yps: Gepfiffen wird bei "Smile", aber wie gesagt, um Songs in denen live gepfiffen werden soll, macht jede Band gerne einen Bogen.

@ Alle mit Zeit und Lust: Komplettes Set (46 Min) in guter Soundqualität:




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