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Samstag, 11. Mai 2013

MAC DeMARCO und SEAN NICOLAS SAVAGE im King Georg in Köln - Freaky Friday!

Der Begriff "Freaky-Friday" wird ja mittlerweile sehr inflationär benutzt, selbst die unleidlichen After-Work-Events betiteln sich damit, aber der Konzertabend am 10.05.2013 im Kölner Club King Georg umschreibt dieses Live-Ereignis so gut, dass ich nicht umhin komme, diesen Begriff zu benutzen. Let's talk about the Freaks!

Mac deMarco lebt in Montreal (Kanada) und macht Slacker-Rock, der mehr nach Pop als Rock klingt und gerne auch psychedelische Elemente in seine Songs einfließen lässt. 2012 startet er seine Solokarriere, nachdem er vorher als Musiker, Videokünstler und medizinisches Versuchskaninchen sein Geld verdiente. Noch im ersten Jahr veröffentlicht er die EP "Rock and Roll Night Club " und den ersten Longplayer, den er schlicht "2" betitelt.

Als Vorbilder nennt Mac deMarco unter anderem Shuggie Otis und Steely Dan. Letztes ist seiner Musik nicht unbedingt anzuhören, aber Parallelen zum verkannten Genie Shuggie Otis bestehen auf jeden Fall. Beide sind Multi-Instrumentalisten, deMarco spielt Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboards, beide sind Singer/Songwriter, die viel Wert auf Groove in ihren Stücken legen und beide brechen (jeder in seiner Zeit) mit den gängigen Hörgewohnheiten.

So viel zum Hauptfreak und nun zum Support-Freak. Auch Sean Nicholas Savage lebt in Montreal, im Gegensatz zum zugezogenen deMarco allerdings schon immer. Sein musikalisches Zuhause hat er beim ortsansässigen Arbutus Records-Label, welches in letzter Zeit speziell mit den Acts Grimes und Blue Hawaii Furore machte.

Um kurz nach Halbneun verirrt sich der Kanadier auf die Bühne. Sean Nicholas trägt wie im Videoclip zu "You changed me" - ein Song, den ich sehr gerne mag - das zu große Sakko, welches in den 80ern sicher modern war. Er wirkt sehr verhuscht und andersartig. An seiner Seite ein Keyboarder, der mit pomadigen langen dunklen Haaren und gutgebräunt ausschaut, wie aus einem italienischem Softporno entsprungen. Das Jeanshemd ist weit geöffnet und eine überdimensionerte Goldkette vervollständigt den obskuren Anblick.

Sehr schnell wird klar, dass er seinen Musikstil stark geändert hat. Klang er 2011 auf seinem Album "Flamingo" noch ganz ähnlich wie Mac DeMarco, so klingt er nun wie ein Schlagerstar auf dem Disco-Trip. In etwas so, als wäre in einem Frankensteinlabor eine Fusion zwischen Engelbert Humperdinck und den Bee Gees geglückt.



Das neue Konzept ist natürlich sehr witzig und ich lache ziemlich viel über seine inbrünstige Darbietung und die Keys, die nach sauerländischem Alleinunterhalter müffeln. Jetzt wird auch klar, warum das neue Werk, was demnächst erscheinen soll, den Titel "Other Life" trägt!

Auf Dauer verpufft allerdings der Effekt etwas und Jean Nicoals gelingt es nicht mehr, das Publikum durch seinen schrägen Auftritt in den Bann zu ziehen. Der Lautstärkepegel steigt so stark, dass er sogar, sichtlich ungehalten, "What are you talking about!" ein paar stetig Quasselnden an den Kopf wirft.

Insgesamt auf jeden Fall ein sehr schräger und amüsanter Auftritt, der mich sehr gespannt macht auf die neue Platte, weil ich mich frage, ob er dort mehr fette Discobeats unterfüttert oder ebenso auf billige Keys setzt. Stimmlich wird das sicher auch besser, denn ohne Studiohilfe zeigte sich die sehr hohe Stimme Savages beim Liveauftritt als limitiert. Die unperfekte Stimme hatte auf "Flamingo" Charme versprüht, passt aber nicht so recht zum Disco-Schlager-Kitsch im neuen Leben des Sean Nicolas Savage.

Während der kurzen Zigarrettenpause im Freien - God damned the 1st may! - höre ich schon die ersten Takte von Mac deMarco und Band. Juhu, endlich wieder Gitarren. Mac ist mit kompletter Band angereist, d. h. auf der winzigen Bühne im King Georg tummeln sich ein Schlagzeuger Mac und ein weiterer Gitarrist sowie ein Bassist. Visuell fällt als erstes auf, dass die Band sich wohl stark dem Nachbarn USA verbunden fühlt. Mac trägt auf seinem Jeanshemd das Sternenbanner, der Bassist eine Mütze mit "Jurassic Park" und der Gitarrist ein T-Shirt mit Michael Air Jordan auf der Brust.

Der Sound ist gut, die Gitarren kommen knackig, nur die Vocals sind viel zu leise, so dass man bei einigen Songs deMarco kaum hört. Der Mann von der Tontechnik scheint aber andere Ohren zu haben, denn er lässt die Gitarren noch mal nach oben pegeln??? Egal, mir ist bei einem Liveauftritt am wichtigsten, dass man merkt, dass die Band Spaß hat und alles gibt. In diesem Punkt erfüllt DeMarco an diesem Abend alle Erwartungen, da spielt es auch keine Rolle, dass deMarcos Stimme live leider etwas zu wenig Volumen hat! Der schlimmste spaßfreiste Auftritt, den ich jemals sehen musste, war übrigens von Here we go Magic beim letztjährigen Rolling Stone Weekender-Festival.



Mac de Marco spielt ein Set aus seinen beiden eingangs erwähnten Platten. Herausragend natürlich das düstere "Rock and Roll Night Club" von der ersten EP und "Annie" und "Ode to Viceroy" vom neuen Album. Sehr schön auch das mich immer zum Mitsingen anregende "Still Togehter" und ein kurzes, nicht ganz ernst gemeintes, Rammstein-Cover, welches der Bassist zusammen mit Mac eindrucksvoll anstimmte ;-)!

Wir sind in 8-mann-starker Besetzung zum Konzert erschienen und ich möchte behaupten, es hat allen gefallen, auch wenn vorher einige doch skeptisch waren, wie dieser freaky Friday verlaufen würde. Die unverwüstliche V. verglich deMarco sogar mit Pete Doherty, was man aus ihrem Munde wohl durchaus als Adelung werten kann.



Um 22 Uhr war dann leider schon Schluss und das ausverkaufte King Georg leerte sich ziemlich zügig. Im Gewusel fanden wir leider nirgends einen Merchandise-Stand, wo doch die Unverwüstliche unbedingt die neue CD von DeMarco kaufen wollte. Aber, das ist das Schöne an so intimen Konzerten, Mac und Band trafen wir später noch beim Jack Daniels schlürfen an der Bar und ohne zu zögern machte sich Mac daran, uns das Ersehnte zu besorgen. Thanks a lot, especially for the dedication with dirty words! Hope we see you soon again !

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